Ist mein Partner schon ein Alkoholiker?

  • Guten Abend miteinander,
    so langsam bin ich mit meinem Verstand und den Nerven am Ende.
    Es geht um meinen Freund, mit dem ich mittlerweile seit über vier Jahren zusammen bin. Anfang Oktober erwarten wir sogar unser erstes gemeinsames Kind. Doch der Alkohol scheint alles kaputt zu machen. Das Problem in seinem Konsum, liegt daran, das er nur in Gesellschaft trinkt. Er ist Hobbyfußballer, das heißt zwei Mal die Woche Training und am Wochenende ein Spiel. Jedesmal wird anschließend getrunken. Dabei bleibt es aber nicht bei ein zwei Bier, sondern bis in den Vollsuff. Dies gilt auch bei seinen wöchentlichen Partygängen. Im Vorfeld sichert er mir immer zu, rechtzeitig zu Hause zu sein und nur ein zwei Bier zu trinken ( so wie heute, aber bisher ist er immernoch unterwegs ).
    In meiner Verzweiflung, habe ich ihn schon vor die Wahl gestellt:
    Der Alkohol oder wir.
    Im betrunkenen Zustand verspricht er jedesmal sich zu ändern. Im nüchternen sagt er ich bin halt so dann geh und such dir nen besseren, wenn es dir nicht passt.

    Ich weiß einfach nichtmehr weiter.
    Und währe daher für Vor und Ratschläge sehr dankbar
    LG Julia

  • Hallo, Julia!

    Ich finde es nicht schön, dass Du Dich hier angemeldet hast. Vielmehr den Grund dafür finde ich natürlich nicht schön ...

    Kurz zu mir: Ich bin selbst Betroffener und seit nunmehr 8 Jahren trocken.
    Und aus meiner Sicht kannst Du Deine Eingangsfrage, ob Dein Partner schon Alkoholiker ist, mit JA beantworten.

    Denn wer eine solche Frage zugunsten des Alkohols beantwortet ...


    In meiner Verzweiflung, habe ich ihn schon vor die Wahl gestellt:
    Der Alkohol oder wir.
    ... Im nüchternen sagt er ich bin halt so dann geh und such dir nen besseren, wenn es dir nicht passt.

    Die Frage an sich hat ihn anscheinend noch nicht "ernüchtert".
    Also: Zieh es (zumindest zunächst einmal) durch und für eine Weile zu Deinen Eltern/'ner Freundin/jedenfalls aus! Vielleicht - aber auch nur vielleicht - bringt es ihn zur Vernunft und er lässt sich helfen.
    Wenn nicht, ziehst Du aber zumindest Dich und das Kind aus der "Schußlinie", dem Stress, der dann noch kommen könnte ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Julia,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich bin Alkoholiker, Mitte 40, drei Jahre trocken.

    Auf die Frage, ob Dein Freund Alkoholiker ist oder nicht kann ich Dir keine 100%ige Antwort geben. Es scheint aber zumindest so.

    Aber ist das nicht eigentlich egal? Es ist doch so, dass Du Dich in der aktuellen Situation mehr als unwohl fühlst. Dass Du für Dich und Dein Kind eigentlich etwas ganz anderes wünscht und dass Du so keine gemeinsame Zukunft gestalten möchtest. Ist es nicht so?

    Also, was tun? Selbstverständlich mit dem Partner reden! Hast Du gemacht. Die Antwort war:

    Zitat

    Im nüchternen sagt er ich bin halt so dann geh und such dir nen besseren, wenn es dir nicht passt.

    Also, was soll man denn dann dazu noch sagen? Das sagt er nüchtern? Wenn er betrunken dabei wäre, ok auch mies, aber nüchtern? Das bedeutet ja nix anderes als friss oder stirb. Er deutet ja nicht mal ansatzweise an, dass er bei sich irgendwas ändern könnte. Da kann ich mich den Empfehlungen von Greenfox nur anschließen. Sicher ist das bestimmt nicht einfach für Dich. Bestimmt sind ja auch starke Gefühle im Spiel und von außen redet man sich immer sehr leicht. Aber von außen hat man halt auch einen neutraleren, sachlichen Blick.

    Egal ob Dein Mann jetzt schon Alkoholiker ist oder sich im Moment noch in der Vorstufe befindet: Wenn er sein Trinkverhalten nicht ändert wird es nicht besser werden. Es wird immer schlimmer werden, für ihn und damit aber auch für Dich und Dein Kind. Ich sage Dir das aus eigener Erfahrung. Es scheint bei Dir noch relativ früh zu sein. Mach' nicht den Fehler und gehe diesen verhängnisvollen Weg über Jahre oder Jahrzehnte mit. Achte auf Dich und Dein Kind und auf Euer leben und sei konsequent bei Deinen Entscheidungen.

    Wenn Deinem Mann etwas an Euch liegt, wird er ins Nachdenken kommen, wenn Ihr z. B. ausgezogen seid. Und wird sich herausstellen, ob er etwas gegen seine Krankheit unternehmen will oder nicht, ob er etwas an seiner Situation verändern will oder nicht. Wenn er das will, dann kannst Du ihn sicher gut unterstützen. Wenn nicht, dann ist es gut, wenn Du Dein eigenes Leben lebst, denn Du bist für sein Leben nicht verantwortlich.

    Lies Dich hier auch mal im Angehörigen-Bereich ein. Da wirst Du sicher einige Parallelen zu Dir finden. Und bestimmt auch den ein oder anderen sinnvollen Hinweis bekommen.

    Alles Gute wünsche ich Dir (Euch) und einen guten Austausch hier.

    LG
    gerchla

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