Ist meine bekannte Alkoholkrank? Hilfe, was kann ich tun?

  • Hallo an Alle,

    in letzter Zeit ist unsere Freundin und Nachbarin etwas seltsam.
    Wir trafen Sie beim einkaufen, kurz vor Ladenschluss. Sie hatte eine Flasche Wein in der einen Hand, in der Anderen etwas zu essen. Soweit ist da nichts verwerfliches dran.
    Komisch wurde es erst, als sie ungefragt erzählte, warum sie die Flasche Wein kaufen will.
    Sie erzählte von einem Besuch ihrer Mutter am nächsten Tag, die sie darum bat, noch eine Flasche Wein zu besorgen.
    Seltsam wurde es, als sie im weiteren Verlauf ihrer Geschichte erzählte, dass ihre Mutter zum frühstücken kommen würde. Sektfrühstück ist mir ein Begriff, aber Weinfrühstück?
    Auch sie bemerkte sichtlich ihren Fehler, sagte aber nichts dazu.
    Noch am selben Abend, bekamen wir eine whatsapp Nachricht von Ihr - sie hätte sich verlesen und ihrer Mutter würde dich erst abends kommen.

    Auch das, kann ja mal passieren.

    Allerdings zittert sie. Mal mehr, mal weniger stark.
    Ihre Hände und ihrer Füße sind dick und rot.
    Dazu sagt sie immer, dass sie unter einer Durchblutungsstörung leide.

    Sie fragt auch gerne mal, nach 20 Uhr abends, ob wir ihr nicht ein Glas Wodka geben könnten, da sie gerade Besuch hat und der Gast das gerne trinken würde, sie aber sowas nicht im Haus hat. Oder aber, sie bräuchte Alkohol, weil sie Früchte einlegen will, oder ein Glas Rotwein bräuchte zum kochen.

    Wir sind vor 2 Wochen in den Urlaub gefahren. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass sie vielleicht ein Alkoholproblem haben könnte, meine Frau allerdings nicht.
    Weil unsere Freundin sich in unserem im Urlaub bereiterklärz hatte unsere Blumen zu gießen, kam sie einen Abend vor dem Abreisetag zu Besuch, um sich zeigen zu lassen, welche Blumen wieviel Wasser benötigen.
    Sie roch nach Alkohol. Nicht so, als wenn man Bier trinkt oder Wein, es roch schon mehr nach Korn, Obstler oder Wodka. Nun ja. Daraufhin km ich auf die Idee, am Morgen der Abreise ein Foto von unserem Schrank, in dem sich unser Alkohol befindet, zu machen. Ich muss sagen, ich habe nicht damit gerechnet, mir aber vorstellen können, dass etwas fehlt.
    Und Siehe da: eine abgebrochene Flasche Wodka fehlt ganz. Eine weitere Flasche Wodka wurde aufgemacht und ca. um 1/5 geleert, wiederum aus einer weiteren Flasche Wodka fehlen ein paar Schlücke!

    Wie gehe ich damit nun um? Ich finde die Anzeichen alarmierend, was ist eure Meinung?

    Ich bin dankbar für jeden Tipp!

  • Hi Nico,

    ein sehr schwieriges Thema. Am besten, Ihr ladet Sie abends einmal ein und bringt das Gespräch - so nebenbei - auf das Thema Alkohol. Sie direkt anzusprechen, halte ich nicht für ratsam. Sie wird abblocken und leugnen, dass sie Alkohol von Euch getrunken hat bzw. ein Problem hat....also behutsam vorgehen. Auf jeden Fall nicht "anprangern".
    P.S. Wieso habt Ihr so viele Flaschen Wodka bei Euch rumstehen?
    St.

  • Hallo Steffi,
    vielen Dank, für deinen Tipp und deine Nachricht.
    Genau darum geht es ja. Spricht man sie direkt darauf an, oder lässt man es bleiben und verliert vielleicht mal nebenbei ein Wort in Richtung Alkohol und Wodka.

    Wir selber trinken keinen, bzw. kaum Wodka. Wir feiern unsere Geburtstage gern groß und mit vielen Leuten. Gerne auch als mitbringselparty. Da kommen schon gerne ein paar Flaschen Rum, Wein, Sekt und auch Wodka zusammen, die am Abend nicht ausgetrunken wurden.

    Allerdings war dich volle Flasche Wodka, die letzte Flasche von unserer Hochzeit, die wir nie angerührt hätten. Vielleicht zur silbernen oder goldenen Hochzeit :-\

  • Hi Nico,
    lebt die Bekannte alleine oder mit Partner? Sie hat ja bestimmt noch andere Kontakte, vielleicht ist es hilfreich sich mit denen mal kurzzuschließen?
    Steffi

  • Hallo, Nico, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum!

    Als Betroffener (bin jetzt seit etwas über 8 Jahren trocken) kann ich Dir nur folgenden Rat geben.

    Jedes Ansprechen auf den Alkohol wird als persönlicher Angriff angesehen. Da es aber so nicht weitergehen kann, würde ICH einen Frontalangriff empfehlen:
    Sagt ihr auf den Kopf zu, was ihr
    a) definitiv festgestellt habt (Fakten, z.Bsp. das Foto und dass es sich um eine Flasche von Eurer Hochzeit gehandelt hat, die IHR nie "aus Versehen/nur mal so" geöffnet hättet) und
    b) was ihr davon haltet.
    Gebt ihr keinen Alkohol mehr (weder von Euch aus noch auf ihr Bitten hin). Sagt ihr (wenn es denn so ist), dass ihr ihr helfen werdet, wenn sie sich helfen lässt (in Form von Suchtberatung, Entzug, Therapie etc).

    Wenn Ihr nix sagt, bleibt alles beim Alten und sie trinkt weiter unheimlich heimlich. Wir Ihr sie darauf ansprecht, kann es sein, dass sie den Kontakt zu Euch abbricht, weil das ja ein persönlicher Affront gegen sie ist. Aber das ist normal und NICHT EURE Schuld!

    Meine Güte, was hab ich sauer reagiert, wenn mir jemand einen Spiegel - und meinen Alkoholkonsum - vorgehalten hat! Das waren doch die letzten Penner - andere trinken viel mehr als ich und überhaupt, was bilden die sich ein ... >:(
    Und doch wusste ich in mir drin, dass sie Recht hatten :-[

    Aber FÜR EUCH wird es besser sein, das Thema auf's Tablett zu bringen. Schaut doch mal, was es zum Thema "Co-Abhängigkeit" gibt, was man darunter versteht. Könnt ja auch mal hier schauen - da steht auch schon Einiges.

    Auf jeden Fall wünsche ich Euch ganz viel Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Nico,

    ich stimme Greenfox zu: Es ist zwar die direkte Art, die Deiner Bekannten höchst unangenehm vorkommen wird, aber es ist die ehrlich und einzig hilfreiche Art.
    Dass Sie den Alkohol sozusagen gestibitzt hat, würde ich ihr nicht "vorwerfen". Bringt ja auch nichts.
    Aber halt, dass Du ihr Problem bemerkt hast.

    Wie das dann ausgeht, wie sie es auffasst und reagiert - das kann im Voraus niemand sicher wissen.
    Tatsache ist, dass Du Dich im Fall des Verschweigens oder der Verharmlosung in Richtung Co. entwickelst, was bekanntlich die Leidenszeit eines Alkoholikers nur verlängert.

    Ich selbst habe schon Leute angesprochen, von denen gar nicht so wenige richtig froh waren, dass "endlich" jemand konkret mit ihnen über ihr Problem gesprochen hat.

    Und ich selbst habe das zwar seinerzeit nicht zugegeben, aber tatsächlich war ich erleichtert, dass jemand mein Alkoholproblem angesprochen hat.
    Im Rückblick weiß ich, dass mir es u.a. erst dadurch möglich war, Hilfe zu holen.

    Grüße
    Dietmar


  • Dass Sie den Alkohol sozusagen gestibitzt hat, würde ich ihr nicht "vorwerfen". Bringt ja auch nichts.
    Aber halt, dass Du ihr Problem bemerkt hast.

    Doch, genau das würde ich ansprechen - denn da helfen ihr keine Ausreden, Ausflüchte mehr. Hier hilft kein Schonwaschgang, sondern nur Kernseife ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke, Greenfox!
    Super nett, dass du dir zeit genommen hast und dich unserer fragen angenommen hast!

    Das Problem ist sicherlich, dass man niemanden zu nahe treten will und mit jemanden streiten will. Aber vermutlich ist es das, was man machen muss, wenn man helfen will.

    Ich selber bin/war nur nikotinsüchtig. Das ist schon ein schwerer Gang, auch wenn sich hier die entzugserscheinungen natürlich völlig in Grenzen halten. Es ist auch sehr wahrscheinlich nicht vergleichbar, ich kann nicht einmal erahnen wie schwer es ist, von der alkoholsucht loszukommen.
    Klasse, dass du schon so lange "trocken" bist!

  • Doch, genau das würde ich ansprechen - denn da helfen ihr keine Ausreden, Ausflüchte mehr. Hier hilft kein Schonwaschgang, sondern nur Kernseife ;)


    Ich vermute, wir haben uns da missverstanden.
    Ich würde es schon ansprechen, aber ihr nicht "vorwerfen". Also nicht von wegen "wir haben da festgestellt, dass du bei uns Alkohol geklaut hast ..."

  • Mein Vater ist auch alkoholkrank. Er lebt jetzt nicht mehr. Vor vielen, vielen Jahren war er auch einmal zwei Nächte bei uns zu Besuch. In dieser Zeit war ich mit Alkohol sehr zurückhaltend, weil ich ein Baby hatte und stillte. Auch er bediente sich an unserer Bar. Enttäuscht war ich nur, dass er es heimlich tat. Damals habe ich ihn nicht darauf angesprochen. Aber heute würde ich es tun. Diplomatisch und sanft, weil es mir leid tun würde, dass jemand sich so demütigen muss und ich daher nicht auch noch mit dem Hammer zu kommen brauche, aber auf eine sensible Weise würde ich ihn ansprechen.

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

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