Hallo zusammen,
zu mir: bin 32, m, berufstätig, habe eine Partnerin (Fernbeziehung) und komme gebürtig aus NRW.
in meiner Vorstellung hier im Forum möchte nicht auf Gründe, Lebensereignisse etc. eingehen, sondern möglichst schonungslos meine Alkoholkrankheit und deren Folgen schildern.
aktuelle Situation: seit fünf Tagen nüchtern (das sollte man nicht überbewerten. Doch dazu später mehr.)
letzte Woche hatte ich frei und trank am Montag 0,7l Schnaps. Am Folgetag ebenfalls. Am dritten Tag zwei Flaschen Rum a 0,7l.
Dann machte ich zuhause den Entzug. Diesmal dauerte es 3Tage.
Mittlerweile bin ich nach zwei Tagen durchtrinken ( auch nach 1-2Wochen Pause zuvor) sofort körperlich& stark psychisch (Angst, Panik, Depression) entzügig.
Die mehrtägigen Saufexzesse kommen in unterschiedlichen Abständen. (wöchentlich, alle 2-4 Wochen,..). Seit 14 Monaten geht das so.
Beenden kann ich sie nur noch mit größter Mühe. Auch durch Druck von Außen. Beruf, Partnerschaft etc.
Jedesmal mit Entzug verbunden.
In den Trinkpausen kann ich in der Öffentlichkeit ganz normal trinken. Oft dann Abstinent bleiben. oder trinke 1-2 Bier beim Grillfest, 1Glas Sekt auf einer Hochzeit. Kann dann aufhören.
Die Räusche mit Kontrollverlust gibt es nur noch im stillen Kämmerlein. Regelrecht ferngesteuert. Dann beginnt ein Doppelleben.
Und nach dem Exzess sage ich mir, "nie wieder machst du das!"....
dann müssen die "Scherben" weggeräumt werden. Verpasste Termine, Anrufe, Erledigungen. Haus von Müll und Dreck befreien. Unter starkem psychischem Entzug. (Unruhe, Nervosität, Angst, uvm.).
Danach erhole ich mich und kann in den Trinkpausen wieder am "bürgerlichen" Leben teilnehmen. Irgendwann kommen die Suchtgedanken: diese Gedanken kennen nur das schöne, die ersten zwei, drei Stunden nach dem trinken. Das Befreiende. Das Schreckliche danach, der Entzug, der Schaden wird ausgeblendet.
meine Alkoholismus chronologisch:
ich vermute mein erhöhter, mißbräuchlicher Alkoholkonsum wurde ca. 2010 zur Sucht.
2010 bin ich nach einer Trennung zum täglichen Biertrinker geworden. Die soziale Kontrolle war weg. Jeden Abend nach Feierabend 3-5 Halbe, zuhause oder in der Eckkneipe. Hin und wieder ein peinlicher Vollrausch. Das ging bis 2015. Ich war bereits stark psychisch abhängig. Das Leben schränkte sich ein. Keine Energie mehr. Die Psyche knickte langsam ein. Vermehrt Ängste, Depressionen. Wichtig war das Bier. Alles andere danach, wenn überhaupt.
2016 dann ein KKH Aufenthalt wegen Angstzuständen & Depressionen. Die Ärzte haben von meinem Trinken erfahren und mich vorgewarnt. Ich sah mich immer noch nicht als Alkoholiker. Nach der Entlassung war ich vier Monate nüchtern.
2017 dann ein Umzug in eine andere Stadt. Neues Umfeld. Aus logistischen Gründen Umstieg auf Hochprozentiges. Der Rausch war wichtiger, als sich an einem Bier festhalten zu können. Rasch entwickelte ich erstmals in meinem Leben körperliche Entzugserscheinungen.
Ich musste einen Pegel halten, sonst begann ich zu zittern. Morgendliches trinken setzte ein. Ich trank ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit anderen. Mir wurde meine Lage bewusst.
Es folgte ein fürchterlicher Entzug zuhause. Mit Prädelir, Stimmen hören. Bluthochdruck, schwitzen uvm.
Im Anschluss besuchte ich regelmäßig eine SHG und absolvierte parallel eine ambulante Therapie.
Dies bescherte mir eine 11 Monatige Abstinenz.
Diese Abstinenz beendete ich direkt mit einem Vollrausch. Seither habe ich maximale Trinkpausen von 6 Wochen.
In diesem Forum haben sich schon so viele Betroffene vorgestellt. Wie viele es wohl geschafft haben? Ich kenne diese Euphorie, nach ein paar Wochen der Abstinenz. Man denkt, wie konnte ich nur damals? Ich trinke nie wieder. Nasse Trinker sind plötzlich ganz weit weg. Innerlich etwas überlegen.. und dann schafft man es doch nicht.
Ich ziehe den Hut vor Menschen, die diese Krankheit dauerhaft stoppen konnten!
mache mir jetzt nicht zu viele Pläne auf einmal. Gehe nächste Woche wieder zur SHG um meine Situation zu besprechen...und lese hier gerne mit und tausche mich aus.