Beiträge von Zilpzalp

    Liebe Forengemeinde,
    vor etwas über einem Jahr hatte ich mich bei euch vorgestellt. Seitdem war ich regelmäßiger "stiller Mitleser".
    Davon habe ich immer wieder profitiert.

    Deshalb danke an die langjährigen, aktiven Teilnehmer, wie Greenfox, Gerchla , u.a.
    Ihr macht einen tollen Job hier.

    Es kamen wöchentlich um Rat suchende hinzu. Teilweise sehr motiviert. Aktiv im Forum dabei.
    Nach ein paar Wochen verschwanden sie
    wieder.
    Was wurde aus diesen Menschen?
    Auch deshalb meine kurze Nachricht.
    Ich selbst bin weit davon entfernt, neuen Mitgliedern Ratschläge zu geben.

    Nach über einem halben Jahr, bin ich im Sommer'20 für einige Tage abgestürzt.

    Trotz Scham und Angst habe ich wieder den Weg zu meiner SHG gefunden.
    Dort tausche ich mich aus. Das ist so wichtig für mich.

    Hier bleibe ich dankbarer Mitleser.

    Danke,
    Zilpzalp

    Übrigens: Glaub an Dich! Wenn nicht Du - wer dann?

    Mein Oppa hätte gesagt: "Also, Junge: Ran an den Feind und mitgeweint!"

    Greenfox, Danke für die motivierenden Worte.

    Mittlerweile habe ich wieder acht abstinente Tage auf dem Konto. Körper&Psyche haben sich erholt.

    Um mir immer wieder bewusst zu machen, wie gefährlich Alkoholsucht ist, habe ich begonnen darüber zu lesen.
    Ich hoffe, dass mir dies bei zukünftigem "Saufdruck" hilft.

    Heute las ich einen über 40 Jahre alten Artikel aus der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Artikel ist aus dem Jahre 1976. Der Text macht nochmal deutlich, dass wir eine potentiell tödliche Krankheit haben. Das vergisst man ja gerne mal. (Falls es jemanden interessiert, hier der Link: https://www.zeit.de/1976/37/die-le…s-alkohohlikers)

    jetzt möchte ich noch Greenfox antworten, dazu kam ich gestern nicht mehr


    Und schon mal über eine stationäre Langzeittherapie nachgedacht? Einfach mal für ca. 3 Monate raus aus dem Alltag in eine "Käseglocke", sich nur um Dich kümmern, Dich mit dem Thema und Dir selbst befassen und Dir das Rüstzeug für ein abstinentes Leben holen?

    ja das habe ich schon. Mein Betreff "5 vor 12" bezieht sich darauf, dass die Gefahr besteht, dass ich eines Tages doch nicht stoppen kann.
    Wenn ich trinke, ist es nicht mehr sozial verträglich. Dann bin ich innerhalb kürzester Zeit stark betrunken. Würde also nicht mehr "funktionieren" im Alltag. Nach mehr als 4 Tagen durchtrinken müsste ich in einer Klinik entziehen, weil es zuhause dann viel zu gefährlich wäre.
    Habe das einmal aus Unwissenheit gemacht. Ist nicht zu empfehlen.
    Bereits jetzt habe ich Entzugserscheinungen nach 2-3Tagen Konsum. Herzrasen, Bluthochdruck, schwitzen, leichtes zittern.

    Insofern wäre eine LZT auch eine Option.

    Greenfox, hast du dich schon mal mit einem langjährig abstinenten Quartalstrinker ausgetauscht?
    Es gibt wohl nicht sehr viele?

    und noch zu Emilie


    Tavor ist keine Lösung, aber es beruhigt zu wissen, dass ich welches im Apothekenschränkchen habe ;)

    Du weisst, dass Benzodiazepine abhängig machen? Also nimmst du die wirklich nur für den Notfall? da musst du echt aufpassen.


    viele Grüße
    Zilpzalp

    Guten Abend,

    danke für eure Antworten.
    Ich hatte heute einen ganz guten Tag. War heute Abend nach der Arbeit noch Tischtennis spielen und habe anschließend lecker gegessen.
    Nun möchte ich euch antworten


    Mich hat es soeben sehr erschreckt bin zwar erst seit knapp 9 Tagen trocken bin aber auf diese 9 Tage schon so stolz, darum ist es für mich Wahnsinn eine 6 Wöchige Pause immer wieder mal zu schaffen hätte ich das jemals gekonnt hätte ich mich nie als Alkoholiker gesehen ich schaffte trotz Vorsatz und Kater keine 2 Tage

    Hallo Thomas,
    ich finde sehr gut, dass du was ändern möchtest! Bleib dran.
    Ich hatte eine ähnliche Phase wie du, in der ich täglich getrunken habe und überhaupt nicht aufhören konnte. Damals trank ich jeden Abend. Immer Bier. Fünf Jahre ohne Trinkpausen. Aber mit den Jahren hat sich mein Trinkverhalten verändert.
    Mittlerweile bin ich wohl ein Quartalstrinker. Nach längeren Pausen stürze ich über Tage ab, kann dann unter größter Anstrengung wieder aufhören und verspüre dann erstmal kein Verlangen mehr. Trotzdem bin ich Alkoholiker.


    Da ich selber unter Depressionen und Angststörung leide, würde es mich interessieren, ob du diesbezüglich medikamentös eingestellt bist?

    Ich wünsche dir wertvollen Austausch, und dass du auch den heutigen Tag ohne Alkohol durchstehst, und den nächsten...usw...

    Grüße von Emilie

    Hallo Emilie, ja mittlerweile bin ich gut medikamentös eingestellt. Wobei ich nach wie vor Angstattacken habe. Dies aber weniger geworden ist.

    Greenfox hat es ganz richtig geschrieben


    Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:


    Und was Deine Depressionen angeht: Ich habe es an mir selbst beobachtet und auch von vielen anderen Betroffenen in Gesprächen gehört - mit der Abstinenz schwinden sehr oft (nicht immer!) auch die Depressionen. Wenn ich dann nachfragte, ging es ihnen wie mir, dass die Depressionen eigentlich wegen dem Alkohol kamen.
    ICH bekam sie, weil ich trank und einfach nicht aufhören konnte. Und ich trank, weil ich Depressionen hatte. Und dann hatte ich Depressionen, weil ich trank ... Der berühmte Teufelskreis.

    In abstinenten Phasen habe ich meine Depressionen mittlerweile gut im Griff. Wenn ich saufe kriege ich sehr schnell Depressionen und starke Angstzustände, wenn in der Nacht der Rausch nachlässt.

    Wenn man an Depressionen/ Ängsten erkrankt ist, kann man das nur in abstinenten Phasen medikamentös einstellen.

    Wenn man trinkt, werden zusätzlich Depressionen/Ängste durch den Alkoholkonsum erzeugt. Dann hat man das Henne - Ei Problem.


    viele Grüße

    Hallo zusammen,

    zu mir: bin 32, m, berufstätig, habe eine Partnerin (Fernbeziehung) und komme gebürtig aus NRW.

    in meiner Vorstellung hier im Forum möchte nicht auf Gründe, Lebensereignisse etc. eingehen, sondern möglichst schonungslos meine Alkoholkrankheit und deren Folgen schildern.

    aktuelle Situation: seit fünf Tagen nüchtern (das sollte man nicht überbewerten. Doch dazu später mehr.)

    letzte Woche hatte ich frei und trank am Montag 0,7l Schnaps. Am Folgetag ebenfalls. Am dritten Tag zwei Flaschen Rum a 0,7l.
    Dann machte ich zuhause den Entzug. Diesmal dauerte es 3Tage.
    Mittlerweile bin ich nach zwei Tagen durchtrinken ( auch nach 1-2Wochen Pause zuvor) sofort körperlich& stark psychisch (Angst, Panik, Depression) entzügig.

    Die mehrtägigen Saufexzesse kommen in unterschiedlichen Abständen. (wöchentlich, alle 2-4 Wochen,..). Seit 14 Monaten geht das so.

    Beenden kann ich sie nur noch mit größter Mühe. Auch durch Druck von Außen. Beruf, Partnerschaft etc.
    Jedesmal mit Entzug verbunden.

    In den Trinkpausen kann ich in der Öffentlichkeit ganz normal trinken. Oft dann Abstinent bleiben. oder trinke 1-2 Bier beim Grillfest, 1Glas Sekt auf einer Hochzeit. Kann dann aufhören.

    Die Räusche mit Kontrollverlust gibt es nur noch im stillen Kämmerlein. Regelrecht ferngesteuert. Dann beginnt ein Doppelleben.

    Und nach dem Exzess sage ich mir, "nie wieder machst du das!"....

    dann müssen die "Scherben" weggeräumt werden. Verpasste Termine, Anrufe, Erledigungen. Haus von Müll und Dreck befreien. Unter starkem psychischem Entzug. (Unruhe, Nervosität, Angst, uvm.).

    Danach erhole ich mich und kann in den Trinkpausen wieder am "bürgerlichen" Leben teilnehmen. Irgendwann kommen die Suchtgedanken: diese Gedanken kennen nur das schöne, die ersten zwei, drei Stunden nach dem trinken. Das Befreiende. Das Schreckliche danach, der Entzug, der Schaden wird ausgeblendet.


    meine Alkoholismus chronologisch:

    ich vermute mein erhöhter, mißbräuchlicher Alkoholkonsum wurde ca. 2010 zur Sucht.

    2010 bin ich nach einer Trennung zum täglichen Biertrinker geworden. Die soziale Kontrolle war weg. Jeden Abend nach Feierabend 3-5 Halbe, zuhause oder in der Eckkneipe. Hin und wieder ein peinlicher Vollrausch. Das ging bis 2015. Ich war bereits stark psychisch abhängig. Das Leben schränkte sich ein. Keine Energie mehr. Die Psyche knickte langsam ein. Vermehrt Ängste, Depressionen. Wichtig war das Bier. Alles andere danach, wenn überhaupt.

    2016 dann ein KKH Aufenthalt wegen Angstzuständen & Depressionen. Die Ärzte haben von meinem Trinken erfahren und mich vorgewarnt. Ich sah mich immer noch nicht als Alkoholiker. Nach der Entlassung war ich vier Monate nüchtern.

    2017 dann ein Umzug in eine andere Stadt. Neues Umfeld. Aus logistischen Gründen Umstieg auf Hochprozentiges. Der Rausch war wichtiger, als sich an einem Bier festhalten zu können. Rasch entwickelte ich erstmals in meinem Leben körperliche Entzugserscheinungen.
    Ich musste einen Pegel halten, sonst begann ich zu zittern. Morgendliches trinken setzte ein. Ich trank ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit anderen. Mir wurde meine Lage bewusst.
    Es folgte ein fürchterlicher Entzug zuhause. Mit Prädelir, Stimmen hören. Bluthochdruck, schwitzen uvm.

    Im Anschluss besuchte ich regelmäßig eine SHG und absolvierte parallel eine ambulante Therapie.
    Dies bescherte mir eine 11 Monatige Abstinenz.
    Diese Abstinenz beendete ich direkt mit einem Vollrausch. Seither habe ich maximale Trinkpausen von 6 Wochen.

    In diesem Forum haben sich schon so viele Betroffene vorgestellt. Wie viele es wohl geschafft haben? Ich kenne diese Euphorie, nach ein paar Wochen der Abstinenz. Man denkt, wie konnte ich nur damals? Ich trinke nie wieder. Nasse Trinker sind plötzlich ganz weit weg. Innerlich etwas überlegen.. und dann schafft man es doch nicht.

    Ich ziehe den Hut vor Menschen, die diese Krankheit dauerhaft stoppen konnten!

    mache mir jetzt nicht zu viele Pläne auf einmal. Gehe nächste Woche wieder zur SHG um meine Situation zu besprechen...und lese hier gerne mit und tausche mich aus.