Mit meinem Latein am Ende

  • Tja, was soll man dazu noch sagen nixweiss0

    Ich kann mich nur meinen Vorschreibern anschließen ... so besch...eiden das auch ist.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke euch für eure Worte.

    Ich kann einfach nur noch den Kopf schütteln. Für jemanden, der nicht trinken muss, um mit seinem Leben klar zu kommen, ist das alles so unverständlich!!

    Man(n) oh man(n)...

  • Für jemanden, der nicht trinken muss, um mit seinem Leben klar zu kommen, ist das alles so unverständlich!!

    Und deshalb sind für uns Betroffene, wenn wir denn aussteigen wollen, Selbsthilfegruppen so wichtig - weil nur ein Betroffener "diesen Unsinn" verstehen kann.
    Oder besser: "nachvollziehen" ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Nicole,

    ich kann das von Greenfox nur bestätigen, wer nicht abhängig ist, wird es nicht verstehen. Und wer in dem ganzen Kreisel nicht einmal drin war, kann es nicht nachvollziehen...

    Aber man kann sich helfen lassen...

    LG
    Matthias

  • Und deshalb sind für uns Betroffene, wenn wir denn aussteigen wollen, Selbsthilfegruppen so wichtig - weil nur ein Betroffener "diesen Unsinn" verstehen kann.
    Oder besser: "nachvollziehen" ;)

    Ich muss hinzufügen: "... wenn wir denn aussteigen wollen und über unsere Probleme reden wollen ..." - denn es gibt hier ja auch Einige, die es alleine geschafft haben und nichts/wenig von SHG halten (was ich akzeptiere/n muss).

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich muss hinzufügen: "... wenn wir denn aussteigen wollen und über unsere Probleme reden wollen ..." - denn es gibt hier ja auch Einige, die es alleine geschafft haben und nichts/wenig von SHG halten (was ich akzeptiere/n muss).

    Na ja, ich denke, der Weg ist egal, Hauptsache raus aus der Sch***...das ist das Wichtigste...

  • Hallo Nicole,

    und tut sich was bei Euch? Habe zwar bisher nur passiv mitgelesen, da ich nichts sehr hoffnungsvermittelndes beitragen kann - bei mir haben 5 Jahre durchhalten nichts gebracht - aber es würde mich schon interessieren, wie es bei Euch läuft - gerade jetzt so kurz vor Weihnachten.

  • Hallo ihr Lieben,
    hallo Saskia,

    naja was soll ich sagen...ich könnte ausrasten.

    Am Donnerstag vor Heilig Abend ist es wieder eskaliert. Er hat soviel gesoffen, dass er sich übergeben musste. Am morgen ist er dann nicht aufgestanden, obwohl wir noch Sachen für Weihnachten zu erledigen hatten. Ich musste noch den Rest einkaufen. Er hielt es nicht für nötig aufzustehen und sich um unser Kind zu kümmern. Ich bin dann richtig ausgeflippt, hab ihn angeschrien was er für ein Assi ist. Es kam noch dazu, dass er sich schon 2 Wochen krank schreiben lassen hat, weil er keine Lust hatte Arbeiten zu gehen. Schlussendlich habe ich meine Tochter mitgenommen zum Einkaufen und der Herr lag bis 11 Uhr im Bett und hat sich um nichts gekümmert. Ich musste sogar den Nachbarn bitten, dass er mir den Hänger vom Auto entfernt, weil ich es nicht hinbekommen habe. Wie peinlich.

    An dem Freitag Mittag dann wollte er wieder die Schuld auf mich abwälzen, und er hätte nicht gekotzt vom Alkohol sondern vom Essen. Er hatte da das letzte Mal am Mittag was gegessen, das gleiche wie ich und dann nix mehr. Ich habe ihn gefragt oder mehr angeschrien, ob er mich für blöd verkaufen will, ich hab ja das gleiche gegessen. Ich muss sagen, ich bin wirklich ausgeflippt, ich habe ihm echt schlimme Worte an den Kopf geworfen und dass ich mich trennen werde. Ich war so am Ende.
    Er meinte dann nur, dass unsere Tochter dann aber bei ihm bleibt. Damit versucht er mich immer zu reizen. Ich habe ihm dann deutlich aufgezeigt, dass ein Kind niemals einem Alkoholiker zugesprochen werden wird, der sich auch sonst nicht um sein Kind kümmert.

    Später irgendwann sagte ich zum ihm: "Schau mir jetzt in die Augen und sag mir, dass du kein Problem mit Alkohol hast". Und er sah mich an und sagte: "Doch ich habe ein Problem und ich hole mir Hilfe, ich rufe am 27.12. bei der Suchtstelle an".

    Also an dem Tag hat es wirklich richtig gekracht und es war mir so egal, ob es dann aus ist. Ich war so wütend und am Ende.

    Naja, jedenfalls hat er dann wieder jeden Abend gesoffen bis Canale Grande, die ganze Weihnachten. Am ersten Feiertag schauten wir Fernsehen wie jedes Jahr (Helene Fischer Show - yeaahh). Mein Vater, meine Tochter und ich. Der Herr stand in der Küche an der Theke und hat sich ein Bier nach dem anderen reingeschüttet. Irgendwann bin ich zu ihm hin und fragte ihn, warum er denn nicht zu uns kommt. Seine Antwort mit glasigem besoffenen Blick: "Weil es dich nicht interessiert"... WHAT??? Ich hab dann nur gefragt, ob er schon wieder zu viel Bier erwischt hat und das letzte schlecht war. Dann hat er noch irgendwas hinter mir her gebrabbelt. So 5 Minuten später kam er dann und motzt mich an "ob ich denn jetzt wieder beleidigt bin". Leute, mein Vater saß da auch auf der Couch. Das war mir so unangenehm. Der hat sich überhaupt nicht mehr im Griff. Also schlussendlich war ich dann wieder Schuld, dass er hacke ist.

    Gestern hatte ich dann Bauchkrämpfe und mir war übel, denke ich habe Magen-Darm erwischt. Ich konnte nix essen. Er sollte dann nach dem Mittagessen auf unsere Tochter aufpassen, damit ich noch bissle schlafen kann. Mir gings echt nicht so gut. Also leg ich mich auf die Couch. Er sagte dann er geht mit ihr rüber zur Oma, die wohnt gleich im Haus nebenan. Heute morgen hat mir dann die Oma erzählt, dass er rüber kam, die Kleine abgesetzt hat und Bier gesoffen hat. LEUTE, es war 14 Uhr oder sowas!!! Er wollte dann noch mehr Bier, die Oma hat aber gesagt, sie hat keins mehr.
    Am Abend sollte er ihr zu Essen geben, wieder bei uns daheim, da ich nicht wusste, ob ich mich gleich übergeben muss. Und wieder stand das Bier auf dem Tisch.

    Und schlussendlich war er auch gestern hacke.

    Ich bekomm echt langsam einen an der Waffel. Warum kapiert dieser Typ das nicht??? Seine Familie steht auf dem Spiel.

    Ach ja kurz vor Weihnachten hat er einen Brief von seinem Arbeitgeber bekommen, dass er mehr als sechs Wochen krank war dieses Jahr und sie ihm eine Wiedereingliederungsmaßnahme anbieten. Er solle ankreuzen, ob er das möchte oder nicht. Wenn er das nicht möchte oder nicht reagiert, kann er sich bei einer krankheitsbedingten Kündigung nicht darauf berufen, dass ihm keine Hilfe angeboten wurde. DAS IST DOCH EIN WARNSCHUSS DER ZUM HIMMEL SCHREIT ODER?
    Er tut das als Lapalie ab. Und geantwortet hat er natürlich überhaupt nicht. Der fliegt doch da raus, so schnell kann er gar nicht gucken.

    Am 13.12.2018 ist dann überraschend auch noch meine Oma gestorben, an dem Tag ging es mir echt nicht gut. Aber er hielt es nicht mal an diesem Tag für nötig, nicht zu saufen und einfach mal für mich da zu sein. Nein, er hat den ganzen Abend gesoffen.

    Heute ist ja der 27.12. Ich bin gespannt ob er da heute anruft, aber ganz ehrlich, wenn ich ehrlich zu mir selber bin, weiß ich, dass es nicht passieren wird.

    Ihr seht, ich hatte also ganz tolle Weihnachten!!

    Und bei euch allen?

  • Wisst ihr was noch schlimm ist.
    Er sagt immer wieder und ganz oft, ich liebe dich. Wenn ich nicht antworte, hackt er solang darauf rum, bis ich es auch sage.
    Wenn ich nichts sage, dann fängt er einen Streit an.

    Wie wenn er das brauchen würde für seine Bestätigung, dass alles in Ordnung ist.

    Ich fühle mich da richtig unter Druck gesetzt. Ich habe absolut kein Bedürfnis oder das Verlangen, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe.
    Weil mich diese ganze Situation einfach nur noch anekelt.

  • Liebe Nicole,

    wow, da hast Du Dir ja jetzt mal ordentlich Luft gemacht. Man liest die Wut ja praktisch aus jeder Zeile die Du geschrieben hast.

    Und jetzt?

    Wirst Du ihn verlassen oder belässt Du es bei der Androhung? Ich wiederhole mich wenn ich sage, dass Du und Dein Kind das alles noch viele Jahre lang so weiter machen könnt. Es sieht nicht danach aus, dass er etwas ändern will oder muss. Da kannst Dich aufregen soviel Du willst. Er ist Alkoholiker, krank, süchtig und uneinsichtig. Zugeständnisse sind Taktik um Dich bei der Stange zu halten.

    Wirst ja sehen ob er heute anruft. Ich kann es mir nicht vortellen. Und selbst wenn, damit wäre dann auch noch gar nichts erreicht. Du beschreibst keinen Alkoholiker der ganz unten ist und so verweifelt ist, dass er endlich etwas gegen seine Sucht unternehmen möchte. Du schreibst von einem Alkoholiker, der von seiner Frau und ihren ewigen rumgelabere genervt ist, und zwar so richtig. Du schreibst von einem Alkoholiker, der eigentlich seine Ruhe möchte und nicht ständig sich von seiner Frau anhören will, dass er ein Problem hat. Er hat doch kein Problem mit Alkohol, Du hast es doch. So einen Alkoholiker beschreibst Du hier.

    Tja, wäre interessant wie er reagieren würde, wenn er des morgens mal aufwacht und Du und Dein Kind sind nicht mehr da. Und er muss sich um sein Leben dann selbst kümmern. Das wäre wirklich sehr interessant. Aber es liest sich für mich auch nicht so, dass das in nächster Zeit passieren wird. Also, kann er schon noch ein wenig so weiter machen.

    Ich war ironisch, wie Du sicher bemerkt hast. Aber inhaltlich lese ich Dich so.

    Verstehe mich bitte nicht falsch: Ich finde es wirklich sehr sehr traurig, dass Du und das vor allem auch Euer Kind so ein Weihnachten erleben musste. Aber es war auch vorherzusehen. Und wie es weiter geht, wenn Du nicht Dein Leben und das Deines Kindes in die Hand nimmst, ist leider auch vorherzusehen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und den Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    LG
    gerchla

  • Zitat

    Wisst ihr was noch schlimm ist.
    Er sagt immer wieder und ganz oft, ich liebe dich.


    Dazu noch: ein nasser Alkoholiker hat keine Ahnung was Liebe eigentlich bedeutet. Ich wusste überhaupt nicht was Liebe eigentlich bedeutet, das kann ich heute mit fester Überzeugung sagen.

    Du musst ihm bestätigen das Du ihn "auch" liebst. Damit musst Du sein Gewissen beruhigen weil es ihm ja nicht gut geht, wenn Du es ihm nicht sagst. Soll das Liebe sein? Er kann in seinem Zustand gar nicht lieben, er kann es nicht. Auch wenn er vielleicht glaubt er könnte es.

    Bei mir war nicht mal die Liebe zu meinen Kindern stark genug um mit dem Saufen aufzuhören. Ich bilde mir ein, ich hätte sie wirklich über alles geliebt. Ja ich liebte sie, aber nicht so wie das normalerweise der Fall sein sollte. Denn ich trank und meine Prio 1 war der Alkohol. Es waren nicht meine Kinder und schon gar nicht meine Frau.

    Ich lese bei Dir doch, dass Du die Situation ganz richtig einschätzt. Warum lässt Du das mit Dir machen? Worauf hoffst Du? Hast Du berechtigte Hoffung, dass Dein Leben mit ihm besser wird in nächster Zukunft? Oder auch in ferner Zukunft?

    LG
    gerchla

  • Folgender WhatsApp Verlauf von eben:

    Er: Ich liebe dich

    Ich: Das glaube ich dir nicht mehr!! Alles was du liebst ist Alkohol!!

    Er: Nein! Ich liebe Euch über alles Ich kämpfe dafür Ich verkaufe die scheiß Zapfanlage (Anmerkung: jetzt ist die Zapfanlage schuld, nicht ich. Ist das schon ein Fortschritt? *Ironieaus*)

    Ich: Deine Worte zählen nix mehr für mich. Ich will Taten sehen oder ich suche mir im neuen Jahr eine Wohnung! Bei mir ist das Ende jetzt erreicht.

    Er: ich habe verstanden

    Ich: zum 1865 mal

    Er: ich zeige es dir

  • Lieber Gerchla, ich kann dir diese Frage, auf was ich warte, leider gar nicht beantworten.
    Ich kann sie mir selbst nicht beantworten.

    Es gibt eigentlich keinen Grund, ihn nicht zu verlassen. Wir haben ein Haus zusammen, aber das kann man alles regeln, ich habe ein eigenes gutes Einkommen und bin erfolgreich in meinem Job. Mein Kind ist morgens versorgt, wenn ich arbeite, also es gibt wirklich nichts, was mich daran hindern sollte.

    Vielleicht brauche ich einfach noch etwas Zeit und Mutmachung, um diesen doch einschneidenden Schritt zu wagen. Ich bin mit diesem Mann mehr als mein halbes Leben zusammen, vielleicht ist das auch noch psychologischer Aspekt. Ich weiß es nicht.

  • Liebe Nicole,

    ich wollte Dich nicht kritisieren. Es ist nur so: Da schaut man als (glücklicherwweise) trockener Alkoholiker auf Deine Geschichte, Deine Situation und denkt sich: Warum lässt sie das mit sich machen, warum zieht sie keine Konsequenzen? Es ist doch klar, wie es weiter gehen wird und das sie keine Chance hat.

    Gleichzeitig denke ich aber auch: Partner oder Angehörige die selbst keine Alkoholproblem haben, fragen sich auch "warum hört er nicht einfach auf mit dem Trinken, oder warum trinkt er nicht einfach weniger?".

    Dadurch, dass man als nicht Süchtiger diese Krankheit und wie sie funktioniert i.d. R. nicht verstehen kann, kann man auch nicht so handeln wie es sinnvoll wäre. Aber Du kannst ja hier viel lernen, von anderen die im Grunde fast das Gleiche erleben mussten wie Du. Klar, die Hoffnung das bei Dir alles anders ist bleibt ja immer und es muss leider oft erst ganz viel passieren, bis dann doch mal Konsequenzen gezogen werden.

    Liebe Nicole, ich verstehe alles was Du schreibst. So eine Entscheidung trifft man nicht einfach so. Nur, wenn Du einfach so weiter machst, dann wird sich nichts ändern. Es wird sich nichts ändern außer dass er noch tiefer rein rutscht und es i.d.R. langsam immer noch schlimmer wird. Bis dann vielleicht irgendwann mal ein Punkt erreicht ist, wo Du so am Ende bist, dass Du dann doch bereit bist Konsequenzen zu ziehen. Die Zeit bis dahin kann sehr lange sein und ich empfinde sie als verschwendete Lebenszeit. Und dann ist da ja noch Dein Kind, es wird da nur schwer unbeschadet heraus kommen.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Nicole!

    Leider kann ich mich Gerchla nur vollinhaltlich anschließen ;(

    Versuch doch mal (ich weiß, es ist illusorisch) Deine Texte völlig unvoreingenommen zu lesen und sowohl SEINE Beteuerungen ("Ich höre auf! Am 27.12. rufe ich an." etc) als auch DEINE [An]Drohungen ("Ich werde Dich verlassen und nehme das Kind mit!", "Ich schmeisse Dich raus!") einzuordnen. Es sind bis jetzt BEIDES nur LEERES Gerede!

    Wenn Du wirklich etwas ändern willst - und ich glaube, es wird Zeit -, dann mach Nägel mit Köpfen und zieh Deine Ankündigungen durch! Zum Wohle Deines Kindes als auch zu dem Deinigen - damit Ihr endlich mal zur Ruhe kommt! Geh zum Familiengericht bzw. zu einem Anwalt und setz ihn per Einstweiliger Verfügung vor die Tür (schließlich hast Du für das Kind zu sorgen: also kann ER sehen, wo er unterkommt - das Kindeswohl geht vor!).

    Ich glaube auch nicht, dass Du Dir einen Magen-Darm-Virus/Infekt/Irgendwas eingefangen hast. Höchstwahrscheinlich war es einfach "nur" Stress.

    Oder Du regst Dich ab und sagst Dir: "So schlimm ist das alles nicht - die 20-30 Jahre halte ich auch noch aus!"
    Aber dann jammere nicht weiter rum.
    Sorry - ist vielleicht etwas drastisch ausgedrückt. Aber wie lange willst Du noch warten? nixweiss0

    Hey - und mit Gerchla und mir schreiben Dir welche, die das Ganze live auf der anderen Seite erlebt haben ... wir kennen also die "dunkle Seite der Macht" ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Nicole,

    nachträglich noch meine herzliche Anteilnahme zum Tod Deiner Oma!

    Ich musste Deinen ersten Beitrag heute mehrmals lesen, weil er so gewaltig viel Wut, Ärger, und Frust ausdrückt.
    Es ist – leider – so ein Blitzlicht aus einer Beziehung mit einem uneinsichtigen Alkoholiker, das aufzeigt, wie die Sucht immer mehr eskaliert, und dabei dann der gegenseitig Respekt und die Achtung voreinander, aber auch die Liebe, komplett von der Sucht ausradiert wird.

    Für mich, als trockener Suchtkranker, sind all die Auswüchse, wegen denen Du vor Wut überschäumst, vollkommen erwartbar gewesen:


      [li]Er säuft – und muss sich aufgrund der Alkoholvergiftung übergeben. Das wird jetzt immer häufiger vorkommen.[/li]
      [li]Er kann morgens nicht mehr wie vereinbart aufstehen, weil er vom gestrigen Rausch kaputt ist. Auch das wird jetzt immer häufiger passieren.[/li]
      [li]Er hat auf der Arbeit immer längere, immer kürzer aufeinander folgende Ausfälle durch seine Sauferei. Das wird zunehmen, bis Arbeiten gar nicht mehr möglich ist.[/li]
      [li]Er – und damit leider auch Du und Euer Kind – sondert sich immer mehr ab. Die soziale Verwahrlosung tritt ein. Zu Freunden könnte Ihr wegen seiner Dauerbetrunkenheit nicht mehr, und zu Euch wird aufgrund des durch den Alkohol verursachten Elends niemand mehr zu Besuch kommen.[/li]
      [li]Seinen Verpflichtungen gegenüber Dir und Eurem Kind kann er nicht mehr nachkommen. Du wirst immer mehr davon übernehmen, während er sich immer mehr seiner Sucht widmet.[/li]
      [li]Er wird immer dann, wenn es ihm durch die permanente Vergiftung (nichts anderes ist die Ursache für seine Dauerübelkeit, seinen Dünnpfiff, und seinen überlangen Schlaf) richtig sauschlecht geht, davon reden, dass er sich Hilfe holt. Dieser Vorsatz wird gerade mal bis zur nächsten Flasche halten, dann wird er – wie immer – einfach nur weitersaufen.[/li]
      [li]Du wirst ihm immer öfter, immer eindringlicher drohen ihn zu verlassen. Diese Drohung wird immer stumpfer, weil keine Taten folgen werden.[/li]
      [li]Er wird aufgrund der extrem angespannten feindlichen Situation die Schuld für sein Saufen immer mehr Dir zuschieben.[/li]
      [li]Sein Arbeitgeber wird ihn bestenfalls zwei- oder dreimal abmahnen, dann wird die Kündigung folgen.[/li]
      [li]Das wird Deinen Mann nicht sehr stark beeinflussen, weil er dadurch noch mehr Freiräume erhält, seiner Sucht ungestört und ohne lästige Verpflichtungen nachgehen zu können.[/li]
      [li]Am Ende wird der Schaden für Eure kleine Familie enorm sein. Egal ob sozial, finanziell, wahrscheinlich auch gesundheitlich.[/li]

    Zitat

    Ich bekomm echt langsam einen an der Waffel. Warum kapiert dieser Typ das nicht??? Seine Familie steht auf dem Spiel.


    Ich möchte Dir ehrlich antworten: Ja, Du hast, wie jede Partnerin, die sich auf das Spiel ihres alkoholkranken Partners einlässt, „einen an der Waffel“. Und die Frage, warum „dieser Typ nicht kapiert“, ist sehr einfach zu beantworten: Weil die Sucht viel, viel stärker ist, wie jede Vernunft, jede Risikoabwägung, und es in der aktiven Sucht, wenn sie so wie bei Deinem Mann eskaliert, keinen vernünftigen, logischen und verstandesmäßigen Zugang zum Süchtigen gibt.

    Die Sucht hat jetzt bei Deinem Mann komplett die Regie übernommen. Daneben ist alles Pillepalle, wenn Du verstehst, was ich meine.
    Familie in Gefahr – scheiß drauf! Trinken wir erstmal noch einen drauf!
    Job in Gefahr – scheiß drauf! Trinken wir erstmal noch einen drauf!
    … und irgendwann … Alles weg, nix mehr da … scheiß drauf! Solange ich genug zum Saufen habe, geht alles …

    Ich bezweifle, dass es im Fall Deines Mannes mit einem Termin bei einer Suchtberatung getan ist. Es liest sich aufgrund meiner Erfahrungen so, dass er im günstigsten Fall irgendwann von alleine in eine Suchtklinik zum Entzug geht, im schlimmsten Fall aber irgendwann noteingewiesen werden muss.
    Dann wird sich zeigen, ob er die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann, wenn er nach Tagen mal ein wenig nüchtern ist.

    Du kannst jetzt das Alles so noch viele Wochen, Monate, vielleicht sogar noch Jahre mitmachen, schimpfen, toben, vor Wut überschäumen, jede Achtung, jeden Respekt gegenüber Deinem einst geliebten Partner verlieren, immer mehr auch Deine Freiheit verlieren - und dabei selbst richtig krank werden. (Psychosomatische Krankheitsbilder aufgrund von Co-Abhängigkeit)
    Oder Du kannst jetzt ganz schnell für Dich Hilfe holen. Sobald es möglich ist, bei einer Suchtberatung für Angehörige vorsprechen und Dir die Optionen aufzeigen lassen, die Du als Angehörige hast.
    Dich konsequent von Deinem weitersaufenden Partner abgrenzen, „Dein Leben leben“, für Dein Kind da sein als verantwortungsbewusste Mutter, und Deinen Partner, solange er weitertrinkt und nichts gegen seine Sucht unternimmt, in Liebe loslassen.
    Oder im schlimmsten Fall mit ihm untergehen.
    Es tut mir leid, dass ich Dir heute nichts Erfreuliches schreiben kann.
    Du hast es jetzt in der Hand für Dich und Dein Kind etwas zum Positiven zu verändern, Dein Partner wird das momentan nicht mehr können …

  • Liebe Nicole,

    ich habe eben Dietmar's Beitrag an Dich gelesen. Bitte nimm Dir das zu Herzen. Seine Aufzählung was alles passieren wird, nach jedem Satz von ihm konnte einfach nur einen Haken dahinter machen. Das ist nicht dramatisiert, das ist leider seiner Erfahrung geschuldet und er wird leider mit fast allem Recht haben. Vielleicht kann es im ein oder anderen Punkt ganz leichte, jedoch unbedeutende Abweichungen geben. Das Ergebnis wird das gleiche bleiben: Du und Deine kleine Familie, Dein Kind, Ihr geht kaputt - er trinkt weiter.

    LG
    gerchla

  • Ich danke euch für eure ehrlichen Worte.

    Die sind echt hart und treiben mir grad die Tränen in die Augen, aber vielleicht ist es gerade das, was ich noch für meinen letzten Schritt brauche.

    Das es tatsächlich, ohne Hilfe für ihn von extern, kein Ankommen gibt. Weder für mich und meine Tochter noch für ihn selber.

    Das muss jetzt erst mal sacken.


  • Dass es tatsächlich, ohne Hilfe für ihn von extern, kein Ankommen gibt. Weder für mich und meine Tochter noch für ihn selber.

    Ich hätte geschrieben: Dass es ohne Hilfe für mich und meine Tochter kein Entrinnen aus der Mitgefangenschaft in seiner Sucht gibt.

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