Hallo!
Richtung.? Die wird gezeigt: Das erste Glas stehen zu lassen und Abstand zum Alkohol wahren.
Werkzeug? Ist mir zu handwerklich. Suchtbewältigung ist kein Handwerk wie Fliesen lagen, Mauern hochziehen u.ä. Im Übrigen wurde in meiner ambulanten Therapie schon klar gemacht, sich vernünftige Tätigkeiten und Hobbies zu suchen, die einen ausfüllen und Freude bereiten. Ferner Abstand zu Saufkumpanen, Kneipen und alkohollastigen Veranstaltungen zu halten. Das ist doch schon mal eine Menge an Rüstzeug. Man muss halt nur mal sein eigenes Oberstübchen einschalten und ein wenig nachdenken. Das Nachdenken kann einem der Therapeut nicht abnehmen.
Das Rauchen ist in der Tat ein Sonderproblem, es knallt einem aber nicht das Hirn weg wie der Alkohol. Ich habe auch ein paar Jahre vor Beginn meiner Abstinenz die Quarzerei aufgegeben. Es war mir ein Leichtes. Warum? Ich hatte es einfach so was von satt. Ich hustete morgens, dass ich mich fragte, ob bald noch Brikett rausfliegen. Dazu der fortdauernde Gestank.
Damals sagte ich mir, wenn das mit dem Rauchen so einfach ist, dann klappt das eines Tages auch mit dem Saufen. Pustekuchen. Letzteres war schon eine harte Nummer, die mich komplett forderte.
Ich bin auch verwundert, dass so mancher Therapeut raucht und während Veranstaltungen Raucherpausen einlegen muss. Warum wird eigentlich den übrigen Teilnehmern zugemutet, sich zu gedulden bis die Fraktion der Qualmer ihrer Sucht gefrönt hat? Das ging mir in meiner ambulanten Therapie und auch später in der von mir zeitweilig besuchten SHG auf die Nerven. Aber ich bin damals still geblieben. Der Therapeut meinte, erst müsse man den Alkohol angehen und später das Nikotin, damit der Proband nicht überfordert werde. Stimmt das oder ist das nicht eher eine billige Ausrede, um die eigene Sucht zu kaschieren.
Andererseits darf man sich selbst auch nicht überschätzen. Der Hinweis, wir Trinker wissen es eh besser als der Therapeut, den ich so manches mal gehört und gelesen habe, geht fehl. Die Erfahrungswerte der Aussteiger aus dem aktiven Part der Sucht sind nur die eine Hälfte, die Erfahrungen und das theoretische Wissen der Therapeuten sind für mich die zweite Seite der Medaille und runden das Bild erst ab.
Gruß
Rekonvaleszent