Beiträge von Rekonvaleszent


    Ja, es war der "Zwang" mitzutrinken

    Jetzt habe ich meinen Magen als Ausrede nicht zu trinken.. und irgendwann müssen die einfach einsehen, dass ich nicht mehr trinken mag. Ohne mich Erklären zu müssen!

    Hallo Sandra!

    Schön, dass dich ein Arzttermin zu einer Saufpause veranlasst hat. Ich schreibe PAUSE, weil deine Vorgehensweise nicht zielführend sein dürfte. Du wärst sicherlich gut beraten, dein Umfeld komplett alkoholfrei zu halten und Kontakte mit trinkenden Situationen komplett zu meiden.

    Dazu gehört ein vollständig alkoholfreier Haushalt und das Meiden von Situationen, in denen getrunken wird, zumindest in den ersten Monaten.

    Übrigens: Nicht DIE müssen etwas einsehen, Du solltest es. Es ist dein Leben, deine Gesundheit, um die solltest Du dich kümmern, das erledigen andere garantiert nicht für dich. Hinzu kommt, dass Nichtalkoholiker einfach das Wesen der Alkoholkrankheit nicht erfassen. Warum auch? Sie denken, dass man nach einer Pause wieder bei Null anfangen kann, als wäre nichts gewesen. Das klappt aber nicht. Das Suchtgedächtnis vergisst nichts. Du kannst die Krankheit nicht heilen, nur stoppen.

    Ich bin seit knapp 2 Jahren abstinent und vermisse nichts an meinem alten Leben, auch nicht die Treffen mit anderen Säufern. Wie ist es mir gelungen? Ich habe mich gründlich mit unserer Krankheit auseinandergesetzt durch Fachliteratur und eine ambulante Therapie. Seitdem gilt bei mir das Prinzip der Risikominimierung als oberste Lebensmaxime: Ich kann nicht mit Alkohol umgehen, also gehe ich ihm aus dem Weg, so gut es eben geht. Ich kann es nicht mit ihm aufnehmen (von vielen etwas als Kapitulation bezeichnet). Ich suche nicht noch seine Nähe.

    Was spricht bei dir denn gegen eine solche konsequente Vorgehensweise? M.E. nichts.

    Ich rate dir, mal Kontakt mit der Suchtberatung aufzunehmen. Auch der Blick in Fachliteratur sei empfohlen.

    Derzeit kommst Du mit deiner Ausrede "Magen" durch, aber wie lange noch?

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Obwohl ich mich gefestigt fühle und das Prinzip der Risikominimierung zum Leitmotiv meines Handels erhoben habe, bin ich vor Überraschungen nicht gefeit. Heute nachmittag habe ich mir mal das Rad geschnappt und bin etwas durch die Gegend gefahren. Da Durst aufkam, bin ich in einen Getränkemarkt. An der Kasse wartete ich mit meinem Wasser und 2 Beutel Gummibärchen -etwas Sünde muss sein- und plötzlich fiel der Blick auf ein seitliches Regal, auf dem eine bestimmte und hierzulande nicht so häufig anzutreffende Ouzomarke angepriesen wurde. Das Zeug habe ich früher mal zum Grillen gebechert. Allein von dem Anblick hatte ich plötzlich den Geschmack der Spirituose im Mund. Unglaublich wie das Suchtgedächtnis funktioniert und mich immer noch steuern bzw. verführen will.

    Keine Sorge, ich war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Mein Blick schwenkte gleich wieder zur Kasse. Derartige Spielchen des Suchtgedächtnisses kenne ich ja schon und kann mit ihnen umgehen. Ich glaube, das kann einem selbst nach 10 Jahren Abstinenz und mehr noch blühen.

    Es grüßt
    der Rekonvaleszent


    Eben - drum!

    Ok Greenfox, ich glaube, wir beide meinen das Gleiche, nämlich dass 0,0 zu einer Reduktion von Alkoholfahrten führt, diese jedoch nicht komplett verhindern kann, da sich immer noch welche finden, die die Finger trotz einiger Atü im Kessel, nicht von der Karre sein lassen können.

    Gruß
    Rekonvaleszent

    Hallo Nick!

    Nach deiner Beschreibung warst Du gerade dabei, den Bogen deines Lebens dermaßen zu überspannen, dass er reißt. Scheinbar standest Du schon mit einem Bein in der Kiste.

    Das sollte Dir eine ausreichende Warnung sein.

    Wenn Du leben willst (es ist deine Entscheidung), dann arbeite an dir und nimm alle Hilfe in Anspruch, die Du bekommen kannst. Nimm schon über die Klinik, sofern möglich, Kontakt zur Suchtberatung/Suchthilfe auf, um eine zeitnahe Anschlussbehandlung zu ermöglichen.

    Hol dir einschlägige Literatur: Mein Vorschlag zu Beginn: "ALK" von Borowiak und "Lieber schlau, als blau" von Lindenmeyer.

    Was sagen denn die behandelnden Ärzte?

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Natürlich würde die 0-Promille-Regelung nicht die Alkohol-Fahrten verhindern - aber unendlich viele Diskussionen beenden, ob man nun 1, 2 oder 3 Bier/Wein trinken darf (Glas? Liter?)

    Hallo!

    Dem stimme ich nur teilweise zu. So manche Alkoholfahrt resultiert gerade daraus, dass die Fahrer zunächst vor hatten, nur 1-2 zu trinken, aber dann das Maß und die Kontrolle verloren. Bei 0,00 hätte so manch einer schon das erste Glas stehen lassen.

    Ansonsten bin auch ich ein Freund der 0,0 Regelung, die jedoch ungenau ist, da der Körper selbst Dinge verdaut, die dazu führen, dass man 0,1 Prom. intus hat (Vergärung). Wir haben das in unserer Therapie getestet.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent


    Wieder ein Beispiel, dass länger Trockene überwiegend noch den Austausch (Foren, SHG usw.) suchen um stabil abstinent zu bleiben, das hat absolut nix mit Schwäche zu tun, eher das Gegenteil. Freue mich über jeden, der viele Jahre trocken seinen Weg geht.

    Hallo!

    Dem kann ich mich nahtlos anschließen. Ein erfahrener Suchtmediziner, der jahrzehntelang eine entsprechende Klinik geleitet hat, äußerte anlässlich meiner Abschlussuntersuchung nach meiner Therapie: "Den ersten Schritt in Richtung Rückfall macht man dann, wenn man anfängt, sich nicht mehr regelmäßig mit ihr (der Krankheit) auseinanderzusetzen."

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Hallo Greenfox!

    Es ist in der Tat müßig zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn ich früher gegengesteuert hätte. Wahrscheinlich musste es so kommen, wie es gekommen ist, um die Krankheit in ihrer Tiefe zu erfassen.

    Dein Gruppenfreund ist im Bilde. Er weiß, dass wir den "point-of-no-return" längst überschritten haben. Es gibt kein zurück in ein früheres Stadium, z.B. in das des gelegentlichen Genusstrinkens. Bernd Thränhardt bezeichnet die Krankheit in seinem sehr sehenswerten Film der "Trocken-Doc" (3-Teiler in der Mediathek des MDR) demzufolge als "Einbahnstraße".

    Das gilt es zu beherzigen, auch wenn es vielen schwer fällt, die noch ganz am Anfang stehen und mit dem Gedanken fremdeln, sie dürfen/können nie mehr was "trinken".

    Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang darauf zu hinzuweisen, dass wir unsere Krankheit -wer hat schon gerne eine?- akzeptieren und respektieren. Wir haben sie uns nicht freiwillig ausgesucht, müssen aber mit ihr klar kommen.

    Ich bin mit ihr ins Reine gekommen. Ich werfe sie mir nicht vor und bin ihr nicht böse. Ich kann einfach nicht mit dem Giftstoff Alkohol umgehen, also halt ich ihn mir tunlichst auf Distanz. Im Übrigen ist unsere Krankheit letztlich moderat zu handhaben: Wir benötigen dagegen keine Medikamente, keine OPs, müssen nicht bestrahlt werden. So gesehen geht es uns doch recht passabel. Für müssen nur etwas unterlassen sprich etwas sein lassen, nämlich den Alkohol an uns heran zu lassen. Ich weiß, letzteres ist schwer genug, aber stete Übung macht den Meister.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Hallo!

    In einem anderen thread habe ich von niederschmetternden Erfahrungen während der Abstinenz gelesen. Solche habe ich bislang nicht gemacht. Im Gegenteil: Alles ist bei mir deutlich besser geworden. Aber das dürfte von der jeweiligen individuellen, gesundheitlichen, psychischen, beruflichen, finanziellen und familiären Situation abhängen.

    Daher musste ich mich nicht komplett neu erfinden, sondern konnte zum Teil an das anknüpfen, was ich vor meiner Sauferei gerne gemacht habe, z.B. mich viel im Grünen und Freien zu bewegen.

    Es ärgert mich nur, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe, mein Problem zu lösen. Das hätte meiner Familie und mir so manchen Ärger erspart. Da bin ich sicherlich nicht der Erste und Einzige hier im Forum. Sei es drum. Der Blick geht nach vorne. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, dafür meine Gegenwart und Zukunft aktiv und nach Möglichkeit erfreulich zu gestalten, auch wenn es mal (kräftigen) Gegenwind geben sollte.

    Es dankt und grüßt der
    Rekonvaleszent

    Hallo!

    Es mag in Einzelfällen funktionieren. Dennoch bin ich skeptisch. Einerseits mag gegenseitiges Verständnis für die Krankheit positiv sein, andererseits besteht die Gefahr, dass der Eine den Anderen bei einem Rückfall runterzieht bzw. der Rückfall sich gleich auf beide Probanden erstreckt. Da ist meine eigene Denke einfach nicht genügend mathematisch orientiert, wo minus mal minus im Ergebnis plus ergibt.

    Wäre ich auf Partnersuche, würde ich von der Papierform her, einen Suchtkranken als Partner erst mal ausschließen. Aber mit der Liebe ist das so 'ne Sache. Man weiß nie, wo sie gerade hin fällt. Daher ist das Ganze für mich eher ein theoretischer Ansatz.

    Viel interessanter wäre die Fragestellung, ab wann man einen neuen Freund(in)/Partner(in) in die eigene Erkrankung einweiht. Da tendiere ich dazu, ihm/ihr die Krankheit in dem Augenblick einzuräumen, wenn es ernst wird.

    Gruß
    Rekonvaleszent


    2x habe ich etwas Rotwein zum Kochen gebraucht, aber die Sauce extra lange gekocht, dass der Alkohol sich verflüchtigt hat. Auch war ich ein paar mal in der Situation in der ich bei Freunden oder woanders den Alkohol ohne Probleme abgelehnt habe.

    Hallo Calendula!

    Mit dem angeblichen Verkochen wäre ich mir nicht so sicher. Ich meide Wein auch in Soßen. Man kann ihn durch Traubensaft ersetzen. Klappt prima. Warum? Der Geschmack des Weins kann triggern und dein Suchtgedächtnis ankurbeln und plötzlich das Verlangen nach Wein aufkommen lassen.

    Du stehst noch ganz am Beginn deiner Abstinenz. Da würde ich mir Besuche bei Leuten, die während des Besuchs aktiv Alkohol konsumieren gut überlegen. Warum? Siehe oben. Was spricht denn dagegen, dass diese Leute in deinem Beisein keinen Alkohol trinken? Nichts. Du wärst gut beraten, nur an dich und deine Abstinenz und somit an deine Gesundheit denken und nicht daran, dass wie dein Verhalten bei Dritten ankommt. Deine Abstinenz sollte dabei stets an oberster Stelle stehen und keine Kompromisse dulden.

    So gehe ich das seit knapp 2 Jahren und bislang frei von Rückfällen an. Und glaub mir, mir fehlt es an nichts. Im Vordergrund steht bei mir das Prinzip der Risikominimierung. Ich halte mich von riskanten (trinkenden) Situationen fern.

    Ich weiß, aller Anfang ist schwer. Deshalb rate ich auch stets, Fachliteratur zu Rate zu ziehen und zwar solche von Kranken, als auch von Therapeuten, die einen anderen Blickwinkel als wir haben und sozusagen die zweite Seite der Medaille bilden.

    Gruß
    Rekonvaleszent

    Hallo ans Forum!

    Habe mich heute angemeldet. Ich bin seit knapp 2 Jahren abstinent, nachdem ich rund 20 Jahre Raubbau an meiner Gesundheit betrieben habe. Ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen und suche noch eine R-SHG auf. Zusätzlich habe ich mir diverse Fachliteratur reingezogen. Ich bin in den 50ern, habe feste Arbeit und lebe in geordneten familiären Strukturen.

    Fazit: Mir geht es gut. Aber ich bin auf der Hut. Risikominimierung ist mir sehr wichtig. Ich gehe dem Alkohol, so gut es eben geht, aus dem Weg.

    Das wäre es für den Anfang. Man liest sich.

    Gruß
    Rekonvaleszent