Beiträge von Rekonvaleszent

    Ich glaube mal, Du wirst keinem Alkoholiker ein Bier pro Tag sowie 2 alkfreie Tage/Woche UND dann auch noch ein paar Wochen abstinent als KT verkaufen können. Zumal das auch die als ungefährlich geltende Trinkmenge für Männer ist ... Also: wo ist da KT?

    Hallo Greenfox!

    Ich sprach von Alkoholgefährdeten, d.h. solchen Personen, die zu viel getrunken haben, jedoch noch nicht süchtig sind. Das KT ist m.E. für Alkoholiker -die haben das Stadium des "Gefährdeten" schon hinter sich- ungeeignet.

    Ich weiß, das ist eher ein theoretischer Ansatz, da die wenigsten gefährdeten Vieltrinker der Meinung sind, sie bechern zu viel und müssten dauerhaft kürzer treten.

    Aber ich bin abgeschweift. Eröffnet habe ich den thread mit einer Badewanne voll Alkohol.

    Gruß
    Rekonvaleszent

    Hallo Michael!

    Deine Schilderung der Verarmung der Rentnergeneration trifft allenfalls eine Minderheit. Keiner Rentnergeneration geht es im Durchschnitt gesehen so gut wie heute, wohlgemerkt im Durchschnitt.

    Viel interessanter finde ich deinen Ansatz in deinem vorletzten Beitrag:


    "Wann entsteht aus Gewohnheit die Sucht. Und wo liegen mögliche Ursachen. Wie lässt sich die Gewohnheit unterbrechen durch inne halten. Welche Überlegungen kann man anstrengen durch eine selbstverordnete Abstinenz, und welche Rückschlüsse lassen sich auf den eigenen gesteigerten Konsum der letzten Zeit ziehen. Genau in der Phase in der man den eigenen Konsum noch als vernünftig ansieht."

    Das war bei mir rückblickend der Knackpunkt. Ich habe einfach mehr und mehr -ein schleichender Prozess- gesoffen. Meine jeweils mehrwöchigen Saufpausen haben mich in falscher Sicherheit gewogen. Erst in den letzten 2-3 Jahren ging es mir wie dem Zauberlehrling: "Her die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los."

    Insgesamt halte ich den Ansatz des KT für alkoholgefährdete und nicht süchtige Personen für interessant: Bei Männern z.B. 4 max. 5 Flaschen Bier à 0,5l die Woche. Wer das kann, ohne dass er permanent ans Saufen denkt und wann er endlich wieder bechern darf und dazu noch ein paar Wochen vollständige Abstinenz, ist m.E. auf der sicheren Seite.

    Bedauerlicherweise sind wenig Menschen in diesem Punkt so reflektiert wie Du. Ich war es seinerzeit nicht.

    Es grüß der
    Rekonvaleszent


    Die Gretchenfrage ist nun: wie trickse ich das Suchtgedächtnis aus? Wie manipuliere ich mich selbst, dass ich die Finger davon lasse?

    Hallo!

    Das Suchtgedächtnis ist in etwas zu vergleichen mit einer Software auf einem PC, die sich nicht deinstallieren, sondern nur überschreiben lässt.

    Ich rate hierzu mal Fachliteratur aus Therapeutensicht zu Rate zu ziehen.

    Wie gesagt, hockt diese Software in einem Teil des Gehirns, in dem die Automatismen abgespeichert sind.

    Hast Du regelmäßig bei bestimmten Situationen getrunken, musst Du auf dem Schirm haben, das es sich sogleich meldet, wenn sich die Situationen wiederholen. Das Hirn bemerkt die Situation und schon fängt das Suchtgedächtnis an zu triggern. Diesen Situationen gilt es dann zu trotzen und zwar nicht durch Verharren wie das Kaninchen vor der Schlange, sondern durch Gegenarbeit, indem Du dann Dinge machst, die dich beschäftigen und ablenken. Du gerätst also in eine bekannte und späterem Alkoholkonsum verbundene Situation und sogleich fängst Du an, gegenzusteuern durch aktive Tätigkeiten. Z.B. Radfahren, Joggen, Spazieren, Telefonieren, im Netz surfen, im Forum lesen...

    Irgendwann ist die Reizsituation auch in deinem Hirn nicht mehr an den Konsum von Alk geknüpft, sondern durch eine andere dir Freude machende Tätigkeit.

    Ich habe zu Beginn meiner Abstinenz einige Fachliteratur studiert und anschließend analysiert, wann ich wo getrunken habe. Ich habe die Situationen herausgefiltert und dann mein eigenes Gegenprogramm zum Suff entwickelt und gestartet.

    Das ist jetzt etwas kurz und oberflächlich geschildert. Aber so sah in etwas ein Teil meiner Strategie aus.

    Das Ganze sollte noch abgefedert werden durch den regelmäßigen Besuch einer SHG und ganz wichtig durch einen alkoholfreien Haushalt. Wenn der Druck kommt und Du hast Stoff im Haus, ist der Griff zur Pulle recht kurz. Du bist nicht geschützt bei aufkommenden Saufdruck zur nächsten Tanke oder Supermarkt zu laufen, aber auf dem Weg dahin, kannst Du noch mal umdenken.

    Gruß
    Carl Friedrich


    Ich kenne die aktuellen Statistiken nicht, aber irgendwo hab ich mal gelesen, dass 90% nach einer Therapie Rückfälle haben.

    Das wird häufig behauptet, aber wer hat denn wirklich belastbare Zahlen erhoben und nachvollziehbar ausgewertet? Aber auch ich gehe von einer recht hohen Rückfallquote aus.

    Im Übrigen schlägt nicht jede Therapie sofort an, manche brachen halt mehrere Anläufe und Rückfälle, bis sie den hoffentlich endgültigen Absprung schaffen. Andere packen es dagegen nie. Aber auch das kann ich nicht ändern oder mich damit belasten, weil es mich in meiner Situation nicht weiter bringt.

    Andererseits ist bislang jeder Rückfall Dritter, den ich mitbekomme, Warnung und Ansporn genug, bloß nicht leichtsinnig zu werden und den Alkohol zu nahe an mich heran zu lassen.

    Bassmann : Warum man doch wieder trinken will? Gute Frage. Vielleicht hat sich der Betreffende niemals innerlich wirklich von der Vorstellung gelöst, irgendwann doch wieder was trinken zu können. Dann bedarf es nur weniger Schlüsselreize und das Suchtgedächtnis, das lediglich tief im Inneren schlummert, ist wieder voll aktiv.

    Leider ist dieses Suchtgedächtnis in einem Teil des Hirns abgespeichert ist, das die Automatismen wie Gehen, Laufen, Schwimmen ... regelt. Es ist daher vom Willen kaum zu beherrschen. Das funktioniert allenfalls kurzzeitig.

    Gruß
    Rekonvaleszent

    Hallo Katanka!

    Wen man alles einweiht, ist jedem selbst überlassen. Es gibt Herrschaften, die mit ihrer Krankheit völlig offen umgehen.

    Ich halte es so, wie es mir mein ehemaliger Therapeut geraten hat: Die Leute, die ich einweihe, suche ich mir selbst aus. Der Kreis ist sehr überschaubar.

    Fragt jemand, den meine Krankengeschichte nichts angeht, so bekommt er die wahrheitsgemäße Antwort: "Der Alkohol bekommt mir nicht mehr." Weiter gehe ich darauf nicht ein. Damit ist dann das Thema für mich erledigt.

    Mit dieser Vorgehensweise bin ich die vergangenen mehr als 2 Jahre gut gefahren. Daher sehe ich keinen Änderungsbedarf.

    Gruß
    Rekonvaleszent.

    Hallo Burzl!

    Keppler hat sich dankenswerter Weise schon gemeldet und den möglichen Weg aufgezeigt; einen anderen sehe ich auch nicht.

    Falls Du wieder zurück in die Abstinenz finden möchtest, wovon ich aufgrund deiner Meldung ausgehe, wäre noch mit dem Arzt zu klären, ob und ggf. wie Du entgiftest.

    Ich drücke die Daumen. Der Rückfall gehört für Viele zum Geschäft dazu. Einige benötigen halt mehrere Anläufe. Du bist weder der Erste, noch wirst Du der Letzte sein.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent


    Rekonv.../Blaum...:
    (Blaum... schloss Alkoholkonsum vor einem Harley Treffen nichts aus)
    Rekonv... hat sich schon die Hände gerieben, (Prost geschrieben, du wirst schwach werden...)
    Also, ich finde das unglaublich! Dann war er fast enttäuscht, dass es nicht passierte. Selbst so ein ängstlicher, übervorsichtiger und gleichzeitig auch austeilender Mensch (er machte sich schon Tag vorher Sorgen um irgendein kleines Fest).

    Mit Verwunderung habe zur Kenntnis genommen, ich würde mich auf einen Rückfall anderer Leute förmlich freuen und sei anschließend fast enttäuscht, wenn es nicht zum Unfall kommt.

    Ob andere verunfallen oder nicht, darauf habe ich weder Einfluss, noch erfüllt es mich mit Begeisterung oder gar Freude. Warum auch?

    Leider ist der Herr jedoch sogleich abgetaucht. Darauf kann sich ein jeder seinen eigenen Reim machen.

    Ach so: Ängstlich bin ich nicht, nur vorsichtig, da ich nicht an den Punkt zurück möchte, an dem ich mal war. Aber das versteht wohl nur, wer selbst in der Spirale der Sucht schon etwas tiefer abgerutscht war.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Danke Mira!

    Auffällig ist der deutliche Anstieg, wenn es auf die Rente zugeht und nach Rentenbeginn.

    Woran liegt das?

    Trinken gegen die Langeweile, da die ordnende Struktur der Arbeit weggefallen ist? Zu viel Freizeit, zu wenig Sinnvolles zu tun?

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Hallo Marc!

    Das ist eine bislang erfolgreiche und erfreuliche Wendung in deinem Leben. Du bestätigst eindrucksvoll, dass bei einem Alkoholiker das KT nicht funktioniert.

    Nur nach ca. 9 Monaten bist Du leider noch nicht vollends auf der sicheren Seite.

    Wiege dich bloß nicht in falscher Sicherheit. Das Suchtgedächtnis schlummert still in deinem Hirnstübchen und steht im Zweifel sofort parat, wenn irgendein Schlüsselreiz empfangen wird. Hab bitte auf dem Schirm, dass es dich noch einige Male triezen kann.

    Ich halte mir dieses Risiko stets vor Augen, das ist dann neben dem Leben nach dem Prinzip der Risikominimierung schon die halbe Miete.

    Der Mediziner, der nach meiner ambulanten Therapie die Abschlussuntersuchung durchführte, ein sehr erfahrener Mann, sagte nur: "Den ersten Schritt in Richtung Rückfall macht man dann, wenn man sich nicht mehr mit seiner Krankheit auseinandersetzt und sie verdrängt."

    Ich drücke die Daumen, dass weiterhin alles gut verläuft.

    Es grüß der
    Rekonvaleszent

    Hallo!

    Glückwunsch zu 5 freien Jahren.

    Der Begriff der Kapitulation gefällt mir auch nicht. Er ist mir zu militärisch und zu sehr mit Unterwerfung unter eine fremde Macht verbunden.

    Gruß
    Rekonvaleszent


    Die Gefahr, dass man sich von Trinkpause zu Trinkpause schleppt und zwischendrin immer wieder mal abstürzt ist enorm hoch. Ich habe das jahrelang praktiziert

    Hallo!

    So was nennt sich dann Quartalssäufer. Entweder trocken oder "sackvoll", nur die Zeiträume variieren von Person zu Person.

    Nach so einem Absturz sollte mal überlegt werden, entweder abzusagen oder aber nur ganz zu Beginn zu erscheinen und kurz darauf, bevor die anderen Gäste stärker dem Stoff zusprechen, wieder zu gehen. Risikominimierung nennt sich so was.

    Nur wundere dich nicht, wenn die Stimmung gut ist, drückt dir womöglich irgendwer schneller ein Glas in die Hand, als Du gucken kannst. Der Weg zum Mund ist dann recht kurz. Das Ganze getragen von dem Gedanken, ach einen kannst Du doch, ist ja schließlich Geburtstag.

    Und selbst wenn Du auf der Feier trocken bleibst, besteht die Gefahr, dass dein Suchtgedächtnis aufgrund der Feier dermaßen angetörnt ist, dass Du daheim schnell 'nen Absacker brauchst.

    Ich habe in meinen ersten beiden Jahren Feiern konsequent gemieden. Meine Abstinenz war mir wichtiger. Sie steht bei mir an allererster Stelle gemeinsam mit meiner Frau und dem Nachwuchs. Dem wird alles untergeordnet. Es hat mir nicht geschadet.

    Inkonsequent wäre es jedoch, hinzugehen, abzustürzen und hinterher das Lamentieren zu beginnen. Wer sich in Gefahr begibt, kommt drin um oder anders formuliert: Wer sich dem Alkohol zu sehr nähert, stürzt womöglich ab.

    Ein leicht angetrockneter und nicht durch therapierter Alkoholiker hat m.E. auf einer Feier, auf der getrunken wird, nichts verloren.

    Aber ein jeder ist halt seines eigenen Glückes Schmied.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

    Hallo Brant!

    Bei deinen beeindruckenden Ausführungen hatte ich sogleich ein entsprechendes Bild vor Augen. Du warst in der Spirale der Sucht viel tiefer gesunken als ich, der noch alles hatte, Job, Führerschein, Familie und eine eigenes Heim.

    Bei mir genügte es, dass mir die Familie die Pistole auf die Brust setzte: "Therapie oder Trennung." Sie haben mir die Wahl gelassen und dafür empfinde ich tiefe Dankbarkeit. Über die Entscheidung war ich letztlich froh, endlich mein Problem angehen zu können. Ein Problem, dessen ich mir schon lange bewusst war, und dass ich ohne Unterstützung nicht allein lösen konnte. Die Lösung habe ich mir dann erarbeitet mit viel Fachliteratur, einer ambulanten Therapie und durch Stöbern im Netz. Halt die klassische Hilfe zur Selbsthilfe. Ich habe mal gelesen: "Allein kann man es nicht schaffen, aber man schafft es nur allein." Anders ausgedrückt: Mit Hilfe von außen befreit man sich selbst aus der Sucht.

    Zum Vergleich: Bei mir war es eine gute halbe Stunde vor 12, bei dir kurz davor.

    Das erklärt evt. die etwas unterschiedliche Sichtweisen. Du kamst von selbst auf die Idee, dass der Alkohol und Du absolut nicht zusammen passen und konntest dich selbst befreien. Und dafür empfindest Du Dankbarkeit, dass ausgerechnet Du plötzlich die Kraft hattest, dich vollständig zu befreien.

    Bei mir hat die Familie nachgeholfen und dann ging das mehrschichtige Programm los. Daher der von mir gewählte Begriff des Erarbeitens.

    Aber das hattest Du ja schon erwähnt, Dass Du weißt, was ich meine.

    Ich wollte nur kurz zur Untermalung ein wenig von meinem etwas anderen, aber für mich richtigen und hoffentlich dauerhaft zielführenden Weg berichten.


    Gruß
    Rekonvaleszent

    Mit Leistung habe ich meine Nüchternheit eigentlich nie in Verbindung gebracht.
    Ich sehe Abstinenz immer als Geschenk oder auch als Gnade an. Nichts mehr was
    geschafft werden muss. Eher ein Loslassen können im Augenblick.

    Hallo!

    Für mich ist es eine gewaltige Leistung. Ich musste mir meine Trockenheit und Abstinenz konsequent und hart erarbeiten. Die wurden mir nicht geschenkt oder gar die Gnade erwiesen. Auch weiß ich, dass das Ergebnis nicht selbstverständlich ist, da viele andere scheitern, obwohl auch sie viel investiert, gearbeitet und gehofft haben.

    Du bist 10x länger trocken als ich, daher mag sich mein Blickwinkel mit den Jahren noch verschieben. Das schließe ich nicht aus.

    Wichtig ist halt, niemals die Demut vor der Krankheit zu verlieren. Und das meine ich, liest man dir an.

    Gruß
    Rekonvaleszent


    Ich glaube trinken ist in Deutschland schon ein großes Problem geworden. Oder ich habe es vorher einfach nicht gesehen.

    Hallo!

    Respekt, ich war ja sehr skeptisch.

    Der Alkohol ist halt überall verbreitet und jederzeit für relativ kleines Geld zu haben, dank Tankstellen sogar eine 24/365 Versorgung.

    Das fällt in der Tat erst auf, wenn man selbst mal eine Weile abstinent lebt.

    Schau doch nur mal einen Krimi, wieviel wird dort gebechert. Das wirkt wenig gekünstelt, das ist halt die Realität.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent