Oh, vielen vielen Dank an Euch Fünfe für Eure Posts! Ich habe die erst mal gar nicht gefunden, wusste einfach nicht, wie und wo! Ich Doofie habe immerzu in die Emails geschaut und gedacht: Naja, wenn niemand antwortet, habe ich halt Pech gehabt. Das war ein bisschen frustig.
Also, heute bin ich erst auf die Idee gekommen, mich hier einzuloggen. Ihr macht mir Mut. Deshalb- oder macht man das nicht? - schreibe ich doch noch ein bisschen ausführlicher über mich. Was mich an diesem Forum und am meisten beeindruckt, ist für mich der Begriff "Selbstfürsorge". Und natürlich, was Ihr für Euch selbst erreicht habt und dass Ihr Eure Erfahrungen weitergebt. Jedenfalls habe ich erfahren, dass es bei Nichtbetroffenen eigentlich keine Hilfe und kein Verständnis gibt. Das wisst Ihr. Dies und dann natürlich die Chance, von Euch Unterstützung zu erhalten bei dem, was mir bevorsteht, macht mir Hoffnung. In eine Therapie will ich nicht, auch nicht in eine AA Gruppe. Die Hausarztpraxis hier im Ort ist keine Option, dort arbeiten Leute aus unserem Kleinstädtchen. Hier kennt jeder jeden, das geht gar nicht.
Die gesundheitliche Gefahr durch den Alkohol ist mir erst vor einiger Zeit durch das Lesen im Internet bewusst geworden. Und ich glaube, ganz alleine und ohne Kommunikation mit anderen Betroffenen schaffe ich es sowieso nicht.
Ich stelle mich noch mal vor: Ich bin also alt, Mitte 70. Und ich trinke seit ich denken kann, Wein. Es war mir zwar bewusst, dass tägliches Trinken von Alkohol nicht gesund sein kann, aber ich habe es nie wirklich in Frage gestellt. In meiner Herkunftsfamilie gab es Alkoholismus, es war auch keine gute Kindheit und Jugend. Obwohl ich meinen betrunkenen Vater verabscheut habe, fing ich als Erwachsene an, mein eigenes Trinken in alle Richtungen zu verteidigen. "In Ländern, wo Wein angebaut wird, ist doch das kein Problem. Das gehört zu kultiviertem Essen, die Leute trinken dort maßvoll" undsoweiter. Gründe konnte ich immer nennen. Alles, um mich zu rechtfertigen und mir zu sagen, dass ich doch kein Alkoholproblem habe! Das ging Jahrzehnte lang so. Ein Narkosearzt schrieb ins Protokoll meines OP-Vorgesprächs "Alkoholabusus", ich war entsetzt und empört. Das war vor gut 20 Jahren.
Vor Ewigkeiten schon begannen wir, für den Alltag Wein in 5 Liter-Schläuchen zu kaufen statt in Flaschen. Es war so einfach, sich da schnell ein (Wasser-) Glas zu füllen. Und man musste nicht ständig mit klirrendem Leergut zum Altglascontainer. Oder beim normalen Einkauf die Weinflaschen unter den gesunden Lebensmitteln verstecken. Die paar Wochen Alkoholfasten jährlich habe ich nur unter dem Gesichtspunkt der Gewichtsabnahme nach Weihnachten gesehen. Es war ja dann auch irgendwann wieder vorbei, Gottseidank. Und alle tranken Wein oder Bier, alle! Ich habe auch jahrelang Liköre angesetzt und auch in schönen Flaschen verschenkt. Ob die Beschenkten sich gefreut haben oder gedacht haben, die trinkt?
Jetzt aber muss etwas passieren, das Problem ist da, die Krise. Ich lebe seit 4 Monaten alleine, nachdem der wichtigste Mensch in meinem Leben gestorben ist. Und ich reagiere immer gereizter auf gut gemeinte Ratschläge von Freunden, wie ich dieses Leben bewältigen soll. Aber ich muss ja nach diesem furchtbaren Verlust irgendwie zurechtkommen. Die Trinkerei hindert mich an allem.
Und was Du schreibst, scrat, das wirkt gerade bei mir so: Ich kaufe das Buch, dann kann ich bis zur letzten Seite noch ein bisschen Wein trinken. Ich schäme mich schon wieder, weil ich gleich die Seitenzahl nachgeschaut habe: 304 Seiten!
Jedenfalls danke ich Euch für Eure Kommentare und bin froh, dass ich kapiert habe, wie ich überhaupt in das Forum reinkomme.
Liebe Grüße
CeBe