Beiträge von Honk

    Was macht das nun mit mir, wenn ich nun wieder in einen gedankenintensiven Austausch gehe, wie ich ihn vor etwa acht Jahren zuletzt hatte? Könnte es vielleicht auch ein gedanklicher Schritt (damit meine ich ausschließlich mich selbst) zurück sein? Ich werde dem nachspüren…

    Über diesen Gedanken hab ich auch schon öfters nachgesonnen. Aber ich denke nicht, dass es ein Schritt zurück sein wird. Ich kann nur von mir sprechen, wenn ich nach langer (längerer) Zeit wieder ein Thema aufgreife, was ich eigentlich meinte abgeschlossen zu haben, wird mir langweilig, das Thema bleibt uninteressant und ich belasse es dann dabei. Das ist dann auch eine Art von Abschluss.

    Auf der anderen Seite kann man sich wiederum in der Sichtweise des "Weisen" wieder finden, da mit mit einer Zeitraum Abstand eine neue, weitere Sichtweise entwickelt hat. Man sieht Dinge globaler, weiter, nicht so eng.

    Ich denke man fühlt das, ob sich das Schreiben gerade richtig anfühlt oder nicht. Manchmal beginnt man Sätze und entweder ergibt sich daraus ein Flow oder man stellt fest: Nonsense, mein Beitrag macht gerade, ggf für mich, keinen Sinn.
    Und es zwingt Dich auch niemand, das ist doch eigentlich das Schöne. Gib Deinen - gerne gelesenen - Senf dazu oder halt nicht :)

    VG!

    Moin!

    ich kann ziemlich gut nachfühlen, was Du erlebt hast, das ging mir sehr sehr ähnlich. Ich bin von Anfang an mit meiner Abstinenz auch sehr anders umgegangen und habe bin diese als ein sehr positive Änderung meiner Lebensweise angegangen. Ähnlich wie bei Dir, wir sind auch im Alter sehr nahe, ich bin 46, liegt mein Fokus auf meine individuelle, neu aufgestellte Entwicklung meinerseits mit sehr viel Sport und auch beruflich verändert sich vieles. Auch mein privates Leben hat sich verändert; ich meide zwar aktiv keine Feste und Partys, aber sie interessieren mich immer weniger bis gar nicht. Aber ansonsten bin ich auch nicht dogmatisch, wobei mein Haushalt mittlerweile komplett Alkoholfrei ist. Aber wenn hier jemand was trinken möchte, was er / sie sich selber mitbringt - so what.

    Ich war lange lange am überlegen wie ich mit der Art der von mir empfunden "Destruktivität" umgehen soll, ich bin mehrfach, trotz des Wunsches des Austausches hart angeeckt, und man hat mich ziemlich harsch behandelt, weil ich der Konformität nicht folgen wollte oder konnte. Ich kann mich ja nicht gegen mich selber verbiegen.

    Auf der anderen Seite, wenn ich mich nicht verbiegen kann, darf ich auch nicht die Erwartungshaltung haben, dass sich andere für mich verbiegen.

    Na ja, mittlerweile habe ich hier mein virtuelles zu Hause gefunden und bin dazu noch mehr als nur ein "User", an der Stelle danke noch einmal für das Vertrauen.

    Ich bin mittlerweile der Ansicht, es gibt nicht DEN Weg, es gibt nur den EIGENEN Weg. Und jeder muss ihn für sich finden als auch beschreiten. Dazu sind viele Meinungen und Ansichten hilfreich, aus denen man sich die Tipps heraus sucht, die für einen wertvoll sind.

    In meinem Faden haben wir gerade den Austausch darüber, wie unterschiedlich die eigene Ansicht darüber ist, sich selber stetig bewusst zu machen, dass man ein Problem / Sucht / Gefährung mit Alkohol hat und wie man sicherstellt, nicht wieder in die alkoholische Falle zu tappen.
    Und dabei ist es legitim, dass jeder andere Ansätze hat. Solange jemand einen Ansatz hat. Dabei spielt es doch keine Rolle, ob man die aufgehende Sonne mit seiner Abstinenz verbindet, ich für mich das Gefühl der Freiheit und dem Spaß am Sport, und andere sich wiederum aktiv selber sagen, das sie heute nichts trinken werden.

    Diese Aktivität des sich stetig bewusst machens, ist mir ehrlich gesagt neu. Ich persönlich habe auch aufgehört zu rauchen, vor über 10 Jahren und das Rauchen ist, obwohl ich hart an der Kippe war, überhaupt und gar nicht mehr präsent in meinem Geist. Das Rauchen ist non-existent in meinem Kopf, das selbe erhoffe ich mir vom Alkohol auch. Allerdings, es schadet defintiv niemals, sich pro Tag 2 Sekunden des Bewusstseins zu nehmen und kurz innezuhalten und dankbar für die Abstinenz /Nichtrauchens / Whatever zu sein. Aber da muss jeder für sich seinen individuellen Weg finden.

    Zudem, was ich denke was berücksichtigenswert ist, jeder Mensch, der in die Suchtfalle Alkohol getappt ist, hat unterschiedliche Erfahrungen im Missbrauch mit dem Stoff gemacht. Und alleine, wenn ich manche Geschichten lese, wie tiefst unten machen Leute gewesen sind...da kann ich absolut nachvollziehen, dass eine strikte Null Prozent Toleranz Politik gefahren wird, um bloss nicht in den Abgrund zurückzufallen.

    Gleichzeitig gibt es auch Menschen, dazu zähle ich mich z.B. die kurz vor dem kompletten Absturz noch die Handbremse ziehen konnten und mit einem blauen Auge davongekommen sind. Oder auch Menschen, die einfach gar nichts wirklich schlimmes erlebt haben, aber dennoch nicht mehr trinken wollen, es ihnen aber schwerfällt. Und denen muss man auch gerecht werden, die können ihre Abstinenz "lockerer" leben, diese fallen aber (vorerst) nicht so tief. Aber auch denen muss man offen zuhören. Das das Ziel haben wir alle gleich: Pfoten weg von dem Scheisszeug!

    Guten Austausch Dir!

    Grüße!

    Ich wollte nicht als hochtrachtabend wirken oder angeben, sondern meiner Streben zu gewinnen, der mich antreibt beschreiben.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass genau Dir dieses Streben im Weg steht.

    Vorhin habe ich noch ein bisschen nachgedacht, was ich Dir aufgrund deiner Vorstellung / Eigendarstellung sagen könnte. Und ja, mir kam so aus dem Bauch raus: Wenn Dir die Abstinenz wirklich wichtig ist, Du aber nicht den Hebel für Dich alleine findest: Pack Deine Koffer, suche Dir eine Klinik und mach einen Entzug. Das ist auch eine Art von Eigeninitative, nur aus der Ebene, dass man dieses Mal Hilfe annimmt und sucht. Ich meine, den ersten Schritt hast Du ja gemacht, Du bist ja hier.

    Ich denke, ein alkoholfreies Leben zu führen hat nichts mit einem Wettbewerb zu tun sondern ist klipp und klar eine langfristige Lebenseinstellung. Und vielleicht ist genau der Ansatzpunkt für Dich, aus dem Wettbewerb, dem Sieg, dem Streben nach Zielen herauszukommen. Jedenfalls aus den kurzfristigen Zielen.

    Das Ziel Abstinenz ist ein Langzeitprojekt bis zum Ende deiner Tage, mit dem Weg als Ziel. Und zwar durch Höhen und durch Tiefen. Und auf der Grundlage überlege Dir, was dich motivieren könnte. Kurzfristig, um heute den Wein stehen zu lassen, mittelfristig, um Abstand zum Alkohol aufzubauen und die Grundlage für Langfristigkeit zu legen.

    Im Grunde, wenn man so gestrickt ist, kann man daraus auch ein Projekt entwickeln.

    ChatGPT ist dein Freund. Fütter die KI, dann weißt Du alles über die biochemischen Prozesse.

    Ich würde aber aus dem Bauch raus sagen, Dein Streben nach bedingungslosem Erfolg steht Deiner Abstinenz im Weg.

    Ich kann nur von mir berichten, erst die Abstinenz hat mir die Ruhe gegeben mich um andere Endorphine, auch die kleinen zu bemühen und diese zu schätzen. Und das Alter, immerhin auch 46 mittlerweile, die Gelassenheit, meine Ziele langfristig zu sehen. Und ich habe die Weisheit, immer einen Plan B zu haben auf den ich ausweichen kann.

    Meine Motivation dabei ist meine Familie und der Anspruch, lange für diese da sein zu wollen.

    Dein langfristiges Ziel musst Du definieren. Ich würde aber sagen, die „Hatz nach Erfolg“ wird dabei nicht hilfreich sein. Ich würde Orakeln, dein Ziel sollte sein, Gelassenheit zu erreichen. Genau das Gegenteil was Du bislang gemacht hast.

    Ob meine Vermutung stimmt, keine Ahnung. Das ist dein Projekt.

    348 Tage, 4176 Euro, 592575 Kcal

    Das Jahr rückt in die Nähe :) Und, ohne das Forum würde sich meine Gedanken kaum bis gar nicht mehr um den Alkohol drehen, die Abstinenz ist weiter Normalität und unbewusste Lebenseinstellung geworden. Und das ist schön.

    Außer gestern hat es mich zwei Mal beschäftigt: Einmal war ich ein wenig sprachlos, ein paar Kollegen sind ab Montag bis Mitte der Woche aus Haus unterwegs und "tagen quasi" mehr oder weniger in der Nähe meines Wohnortes. Und ich hatte den Gedanken geäußert, dort abends einmal anzubremsen und Hallo zu sagen. Die Kollegen mag ich ganz gerne.

    Aber da kam der Satz eines Kollegen der meinte: "....xyz freu sich schon darauf wenn Du vorbeikommst. Sie meinte, wenn Du da bist, können wir Dir ja ein bisschen Alkohol unterjubeln, damit Du mal was mittrinkst..."

    Da war ich doch für eine Sekunde baff und um eine Antwort verlegen. Ich hab dann gesagt ".....hat die was vor? Vor einem Jahr hätte XYZ das wohl nicht gesagt, ich scheine durch das Nichtmehrtrinken wohl hochattraktiv geworden zu sein...." und konnte mich so mit einem Lacher aus der Situation retten.
    Aber so ein bisschen Nachhall hat die Aussage für mich doch. Ich meine, ich gehe mit meiner Abstinenz im Grunde offensiv um, allerdings nicht unter der Aussage des Alkoholismuses / Abhängigkeit / Alkoholiker, sondern im Rahmen des Projektes "making the best of me" - und dort hat Alkohol einfach keinen Platz mehr in meinem Leben.
    Aber so eine Aussage, obwohl ich einfach davon ausgehe, dass sie spaßig gemeint ist, hinterlässt dann doch in mir ein bisschen das Bedürfnis, darauf noch einmal zu reagieren. Ich muss das für mich noch einmal sacken lassen. Vor 347 Tagen hätte ich das Angebot unmöglich ausgeschlagen, XYZ ist eine hochattraktive Frau und sich da ein wenig umgarnen zu lassen ist schon nett.....und ewig lockt das Weib ;)

    Aber ich denke schlussendlich werde ich mir den Besuch klemmen, sicher ist sicher. In allen Belangen.

    Ein anderer kurzer Gedanke war gestern nach einem Bewerbungsgespräch. Ich bin jetzt aktiv ins Handeln gekommen und schaue mich ein wenig auf dem Arbeitsmarkt um ob es möglicherweise berufliche Alternativen gibt und hatte gestern dazu ein Gespräch. Und das Adrenalin während des Gespräches und vor allem der Abfall des Pegels danach, hat mich dann doch deutlich getriggert, mich doch noch nach Beendigung zusätzlich noch durch eine Büchse Getränk zu entspannen. Der Gedanke war präsent.

    Aber ich hab dann meine Frau angerufen um ihr alles zu erzählen und konnte damit den Gedanken vollends wieder dahin schieben, wo er hingehört: In die Tonne.
    Durch die Situation ist dann natürlich auch die Aufgabe entstanden, wie man generell Resilienz entwickelt damit man nicht in irgendwelche alten Muster zurückfällt. Da muss ich noch einmal drauf rumkauen. Bzw. trainieren, das nächste Bewerbungsgespräch kommt bestimmt bald.

    Ach ja, ich hab direkt ein Jobangebot bekommen, aber die Bedingungen sind nicht so attraktiv, dass ich das aufgeben mag, was ich jetzt habe. Auch ein Learning.

    So long!

    Ich habe die obrige Aussage mit Absicht einzeln geschrieben um sie stehen und ggf. auch wirken zu lassen.

    Ich bin selber ein zielorientiert Typ und habe die Eigenschaft, mir immer Projekte auf zu schaffen, die ich gnadenlos bis in das Erbrechen verfolge, durchführe....und dann sind sie langweilig und interessieren mich nicht mehr.

    Das Projekt, was mich am meisten herausfordert, bin ich selber. Ich habe einen langen Anlauf gebraucht, um das zu erkennen. Und zwar nicht dadurch, dass ich mir ein Projekt auf geschafft habe, sondern dadurch, dass ich zur Ruhe gekommen bin und für mich erkannt habe, dass ich es mir Wert bin.

    Na diesen Gedankengang und dieser Erkenntnis, hat es aber noch ein paar Monate gedauert, ich brauchte noch einen echten Tiefpunkt, bin ich dann aufgehört habe und mich zum Projekt gemacht habe.

    Die Nebenwirkung dieses Projektes sind das aktuelle Training für einen Triathlon in der olympischen Disziplin und ich habe noch den Traum einer Mitteldistanz.

    Aber ich mache das nicht, damit ich nicht mehr trinke, sondern ich mache das WEIL ich nicht mehr trinke. Mein Ansporn bin ich selber, mein Fokus auf meine Gesundheit und die Hoffnung doch irgendwie noch die Kurve bekommen zu haben, und ein langes, gesundes Leben zu führen.

    Und, Du scheinst auch irgendwie ein technischer Menschen zu sein, ich lasse Dir mal den Begriff Longevity da, da kannst Du Dich im Rahmen eines Projektes einmal rein arbeiten. Denn dort ist für Alkohol kein oder kaum Platz.

    VG!

    So und damit ich nicht gleich wieder was trinke, gehe ich jetzt zum Tanzen. Zumindest, weiß ich, dass ich die nächsten 3 Stunden schaffen werde nicht zu trinken und da es zumindest dann eher unwahrscheinlich ist, dass ich danach viel trinke (seit den Schlaganfällen schlafe ich um 21 Uhr ein). Das ist auch oft mein Ausweg. Ich bin einfach unterwegs, denn ich trinke fast immer nur zu Hause oder auf dem Hotelzimmer (ich bin ca. 100 Tage im Jahr unterwegs). Bei Essen gehen oder auf Partys eher selten bis gar nicht, ich bin glaube zu sehr abgelenkt, da ich eine Quasseltante bin.

    Wir haben ein paar Parallelen. Zum einem die "Projektorientierung", das ist bei mir genauso, als auch die damals gesuchte oder machmal erwünschte abendliche Ablenkung, um ja nicht in die Trinkmuster reinzugeraten. In meiner Arbeitswelt waren viele überhaupt nicht glücklich wenn es abendliche Veranstaltungen gegeben hatte. Ich schon, den somit war gesichert, ich trinke direkt nach Feierabend nicht und wenn der Abend lange genug ging, war ich über den Punkt hinaus, trinken zu wollen / müssen. Und darüber war ich sehr froh, weil es auch bedeutete, am nächsten Tag bin ich komplett fit.

    Allerdings hab ich am nächsten Tag die vorherige Abstinenz dann kompensiert und mich "belohnt"......und mich gleichzeitig gefragt, wenn ich so diesen Tag durch Ablenkung - mehr Arbeit, schaffe trocken zu bleiben, warum dann sonst nicht? Und das hat mich tief frustriert.

    Ich schreib später noch weiter, ich muss jetzt erstmal fertig machen...

    Bis später

    Moin Thorsten,

    herzlich willkommen bei uns. Und vorab, ich denke, es ist keine Frage des Alters, dass man das Bedürfnis hat, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Die Frage ist, wann man erkennt, dass es soweit ist und dann auch in das Handeln kommt.

    Was am See sagt,

    Was die Kraft zum Aufhören betrifft: Wer erstmal in der Mühle drin hängt, bleibt so lange darin, bis er schließlich dagegen aufbegehrt und alles unternimmt, um der Mühle zu entkommen. Dieser Punkt wird in der Regel als persönlicher Tiefpunkt bezeichnet. Vom Prinzip ist es dann die Kraft oder der Mut der Verzweiflung, der aussteigen lässt.
    Ob du diesen Punkt gerade erreicht hast, kannst nur du selbst wissen.

    das stimmt, dem kann ich nur zustimmen und auch aus eigener Erfahrung sagen das es bei mir ebenso gewesen ist. Wie sagte mal jemand zu mir, du musst für dich selber an den Punkt kommen, dass du erkennst, dass dein Leidensdruck zu hoch ist.
    Oder ich sag das anschaulicher: Stell dich jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen vor den Spiegel und schau Dich an. Wenn Dir gefällt, was Du siehst, mach so weiter. Wenn nicht, ändere es.

    Nur weiß ich aber auch der Schwierigkeit der Entschlussfassung und des Durchhaltens, wenn man sich klar ist: Jetzt bleibe ich trocken. Ich habe das zwei Mal durch, vor Jahren mit dem Tabak und vor einem Jahr mit dem Alkohol. Und diese Linie unumkehrbar zu überschreiten ist in dem Augenblick total schwer.
    Rückblickend kann ich Dir aber sagen, es hat sich vollends gelohnt.

    VG!

    Dann herzlich Willkommen zurück und schön dass Du Dich als erfahrener Abstinenzler - oder wie nennst Du Dich? - wieder mit einbringen magst. Ich denke es ist sehr wertvoll für alle, und auch für sich selber, wenn man mit Abstand zur eigenen Entscheidung der Abstinenz, noch einmal darüber nachdenkt, ggf. seinen Kurs reflektiert und auch ein wenig Weisheit spendet.

    Was Du mit dem Tabak beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen, bei mir war es andersherum. Der Entzug vom Tabak, schon vor mittlerweile 16 Jahren, hat mir bei der Alkoholabstinenz sehr geholfen, ich konnte da sehr aus dem damaligen Erfahrungsschatz schöpfen und bin jetzt sehr glücklich "drogenlos".

    Dann wünsche ich Dir eine gute Zeit hier, ich bin sehr gespannt von Dir zu lesen und ein bisschen mehr Frequenz wird ebenfalls dafür sorgen, dass der eine oder andere auch ins Nachdenken kommt und vielleicht, so wie Du, wie ich, die bedeutsamste Entscheidung im Leben treffen wird!

    Bis später!

    Es ist einmal wieder Zeit für ein kleines Update in diesem Fädchen und während ich mir gerade ganz vorbildlich eine TK-Pizza reinschiebe, dachte ich, ich gebe mal ein kurzes Update , u.a. auch von der "Transformations-Front". Bei Interesse poste ich ausführliches in meinem Fitnessthread.

    Und ich habe auch zum Glück nur Erfreuliches zu berichten: Trotz Feiertage, miesem Wetter und sonstiger Dinge, die ausführlichen Sport nicht zulassen, halte ich mein Gewicht quasi auf den Punkt. Mehr sogar noch, ich reduziere konstant Körperfett und baue dabei Muskulatur auf. Aktueller Stand meines Schätzeisens von Waage: 19% KFA. Und da der Trend langfristig zu sehen ist, glaube ich dieser Zahl. Endlich komme ich "ins Laufen" und das meine ich wörtlich, die von mir angepeilten 5 Kilometer Joggen bei mäßiger Herzfrequenz (GA2-Bereich) sind jetzt auch absolviert. Und zwar ohne das mir die Waden platzen oder die Achillessehne muckt. Die HF, die mir sonst durch die Decke ging, habe ich, wie gesagt, auch im Griff. Und das ist eine gute Basis jetzt nach und nach meine Kilometer auszudehen, 10 Kilometer am Stück, ohne danach umzufallen und vor allem ohne sich zu verletzen, sind mein nächstes Ziel. Das ist aber alles auch ein hartes Stück Arbeit, muss ich sagen, und langwierig. Aber Geduld zahlt sich aus, das Alter habe ich jetzt ja auch.

    Und eines Leute, ich habe ein ganz prägendes Foto auf meinem Handy, das ist jetzt fast genau 1 Jahr alt, wenn mir damals, vor 11 Monaten jemand gesagt hätte, wie extrem ich mich verändere, und zwar auf ganzer Linie, körperlich und mental: Ich hätte das nicht für voll genommen oder nur im Ansatz in Betracht gezogen.

    Ich schreib das hier nicht um mich selber zu beweihräuchern oder um Lob abzukassieren, nein. Ich will das nur ganz ausdrücklich sagen, ihr Menschen, die das hier ggf. gerade lesen und / oder mit sich hadern, oder (noch) nicht den Alk stehen lassen können oder massiven Suchtdruck habe, whatever.

    Ihr könnt das auch. Das geht. Das ist alles machbar und ihr habt eine echte Chance gerade so im Kreis zu grinsen wie ich das tue. Mit eurem Weg, den ihr geht. Aber ihr müsst ihn gehen und ihn leben.

    Was ist noch passiert im Honkversum: Einhergehend mit dem Selbstbewusstsein, was sich aufgebaut hat, ist auch voll die Midlifecrisis bei mir eingeschlagen. Während sich im Umfeld überall die Paare trennen und die Kinder keine zusammenlebenden Eltern mehr haben, gehe ich einen anderen Weg. Mein Kleiderschrank ist zwar komplett neu ausstaffiert und man könnte meinen, ich wäre jetzt ein Berufsjugendlicher mit brauner (neuer) Lederjacke und Chucks, gehe ich nun auch das Thema Job an: Bewerbungen sind geschrieben und nächste Woche Freitag hab ich das erste Bewerbungsgespräch. Und bei meiner Familie bleibe ich auch und die anscheinend auch bei mir.
    Mal sehen, was die Welt außerhalb des ö.D. zu bieten hat. Ich eliminiere seit meiner Abstinez ja kontinuierlich Faktoren, die mir die Laune verderben, der Job ist als nächstes dran. Oder aber ich kann in meinem Bereich deutlich meine Position verbessern, dann wäre das auch eine Entscheidung. Aber das wird sich zeigen.
    Erst einmal bin ich gespannt wie das Gespräch nächste Woche so läuft.

    Aber eines noch einmal zum nachdenken, vor ein paar Tagen habe ich mit einem ehemaligen Schulkameraden telefoniert, ich sehe den Typen auch sporadisch, der mir sein Leid klagte, er hätte so Probleme beim Abnehmen, aber er müsste es so dringend. Er hätte alles gemacht, sein Vater ist Arzt, sein Bruder ist Arzt, er war bei der Ernährungsberatung die im Pülverchen für den Stoffwechsel gegeben hat und er würde 2x die Woche Boxen gehen. Aber irgendwie purzeln die Kilos nicht.

    Nun weiß ich aber, der Kerl ist aus meiner "Hockeyblase" und natürlich kam das Thema Alkohol von meiner Seite aus zur Sprache. Jetzt gar nicht aus der Suchtproblematik, die ich dort ganz klar sehe, sondern rein aus der Ernährungsperspektive. Und siehe da, nur einmal pi x Daumen nachgerechnet, wieviel Kalorien so ein "Hockeywochenende" mit sich bringt und damit ist klar, warum sämtlich Versuche Gewicht abzubauen, nicht funktionieren können.
    Na ja, aber er will nicht auf das Feiern verzichten, man hat doch sonst nichts. Was soll man da weiter sagen, ich hab das Gespräch dann auch galant beendet und nur die kleine Aufgabe mitgegeben, er möge mal ehrlich so ein Wochenende notieren und nur alleine ganz ehrlich die Kalorien dabei raus rechnen. Als Matheprofi sollte das kein Problem sein......aber Hoffnungen mache ich mir bei dem Kerl nicht, der Alkohol ist zu stark. Und was im Dunkeln liegt an Konsum, ist auch nur zu erraten.

    Tja...egal, so ist.

    In diesem Sinne, munter bleiben!

    Auch in dieser Phase empfand ich persönlich keine Scham. Was ich empfand war eher eine zunehmende und tiefe innere Verzweiflung. Ich wollte das nicht mehr. Wollte da einen Ausweg finden. Aber wie in einem magischen Labyrinth kam ich nur, so sehr ich auch wollte und mich mühte, anstatt am Ausgang immer wieder an der selben üblen Stelle heraus.

    Aber genau das meine ich ja. Vielleicht ist Scham jetzt nicht das passende Wort dafür, aber Du hast das wunderbar umschrieben. Mit welchem Begriff man das nun für sich definiert oder festlegt, das muss jeder für sich herausfinden oder das Wort finden. Mir persönlich kommt an vielen Stellen immer das Wort Scham entgegen, wenn die Leute erzählen, wie wie sich ihrer Sucht entgegen gestellt haben oder mehr oder weniger an die Öffentlichkeit gegangen sind. Also das Eingeständnis zu sich selber.


    Schäme ich mich etwa dafür, wenn ich eine Erkältung habe?

    Ich denke dass das bewusst sein darüber mir auch ein Stück weit dabei geholfen hat, mich da Gedanklich und Gefühlsmäßig in dieser Situation etwas anders auszurichten. Es handelte sich um physische Abläufe, die pathologisch aus der Bahn geraten waren.


    Das ist richtig was Du sagst. Aber normalerweise bist Du ja nicht soweit aufklärt und rational, wenn Du noch mitten im Trinkenden Kreislauf steckst. Da gehen Dir ja andere Dinge im Kopf herum. Und das ist ja genau das Punkt was ich sagen will, sofern hier jemand mitliest der noch nicht für sich entschieden hat oder kann, aufzuhören, das es negativer Gefühle sich selber gegenüber nicht bedarf.

    Andererseits haben es nur ganz wenige geschafft, so konsequent, wie Du, wie "rent" und wie einige andere hier, das Steuer des Lebens wieder in die Hand zu nehmen und sich aus den Fängen des Ethanols zu befreien. Irgendwann wird die Zeit kommen, die Gefühle des Schams ziehen zu lassen und zu verabschieden. An sich könnt Ihr alle sowas von Stolz sein, dass Ihr heute da steht, wo Ihr steht.

    Reden wir in 5 Jahren noch einmal, ob alles so fortbesteht ;) Aber das ist ja quasi die Message, die ich tragen / verbreiten möchte. Wenn ich jetzt zurückblicke, ich habe meine Jahresjubiläum noch nicht ganz auf der Uhr. Deswegen kann ich ja noch sehr gut nach vollziehen, wie es mir ging weil es noch relativ frisch ist. Ich habe exakt gewusst, was mein Problem ist, dass die alleinige Lösung für mich einzig und alleine das aufhören des Trinkens ist. Das hat mir sogar eine Therapeutin direkt auf den Kopf zugesagt, als ich zwei Sitzungen in Anspruch genommen habe. Die Dame sagte mir ganz direkt, ich habe ein Suchtproblem und das müsste ich lösen. Und trotz das ich das wußte, bekam ich es nicht in meinem Hirn zementiert, das durchziehen. Weil mir auch die Hilfestellungen, die ich damals suchte, nicht halfen oder mich motivieren konnten mich meiner Sucht zu stellen. Das wie wie so eine Leine an der man hing und nicht loskam. Ganz ekelig.

    Und dann hat mir das Leben ein Exit geschenkt und mir war klar, ich ziehe das "Juhupatriotismus" durch. Auch teilweise sehr unkonventionell, teilweise auch sehr strittig, aber ehrlich gesagt, erlaubt ist, was hilft. Und da sollte auch niemand reinreden oder etwas schlecht reden. Jeder muss für sich selber herausarbeiten, wie der Weg der Nüchternheit / Abstinenz für einen verlaufen soll. Und davon muss man überzeugt sein, dann funktioniert das auch.

    Beim Thema Scham fällt mir vor allem ein Punkt ein: Der Schmerz über ein ungelebtes Leben. Wenn man irgendwann unmittelbar vor seinem Ableben steht und sich dann selbst eingestehen müsste, dass man ein ungelebtes Leben geführt hat, dass man Chancen immer wieder verstreichen ließ, dass man lethargisch vor sich hin lebte, dass man keine Spuren im Diesseits hinterlassen hat - ja dann würde man vor seinem Tod nochmals damit konfrontiert werden, dass man es vergeigt hat und nix mehr tun kann.

    Da wir ja gerade im Leben stehen mein bescheidener Tipp: In Richtung Leben gucken.

    Ich mag es überhaupt nicht, (Lebens-)Zeit zu verschwenden. Es kann ja durchaus sinnvoll bis notwendig sein, sich mit seiner Vergangenheit zu versöhnen oder diese gar schätzen zu lernen, aber es gilt auch hierbei: Jede (unnötige) Minute, die wir in der Vergangenheit schwelgen, behindert uns ein wenig, in Richtung Leben zu gucken.


    Das könnte klappen ;) Und denk immer daran, welcher Film in den letzten Minuten Deines Lebens mal auf Deiner geistigen Leinwand aufgeführt werden soll. Du kannst an Deinem Drehbuch des Lebens durchaus noch kräftig mitschreiben. Viel Spaß dabei!

    Ja, Nein, Jein....das Thema finde ich schwierig. Auf der einen Seite hast Du Recht, auf der anderen Seite KANN das Streben nach dem "erfüllten" Leben auch sehr starken Druck erzeugen. Ich meine, wir sind ja gerade in einer Zeit, maximal befeuert durch die sozialen Medien, wo wir ständig mit den erfüllten Leben anderer Menschen konfrontiert sind. Wenn ich so durch meinen Instagramfeed scrolle, werde ich bombardiert mit "tollen Sachen" anderer Menschen.
    Auf der anderen Seite kenne ich diese Blase ein wenig und weiss auch das viele Creator nicht gerade glücklich sind und das erzeugen schöner Bilder sehr harte Arbeit ist die viele auffrisst.
    Nur hinterlassen diese maximal schönen Bilder sehr viele, tiefe Spuren in Menschen, die nicht differenzieren können zwischen Medien und Realität. Und gerade bei jungen Menschen ist das ein riesiges Problem mittlerweile. So groß, das Florida ein Gesetz erlässt, das Kids unter 16 Jahren der Zugang zu sozialen Medien bei Strafe verboten werden soll.
    Und als Erwachsener, trotz dass ich diese Blase durchschaue, habe ich mich auch, gerade in der süchtigen Zeit oft gefragt, "warum kann ich das nicht?" Die Antwort war, weil ich lieber an der Flasche genuckelt habe. Jetzt nuckel ich nicht mehr an der Flasche, aber ich nehme den Druck raus, ich habe mir verziehen und bin mit mir selber im reinen. Und alleine das ist schon viel um ein erfülltes Leben zu spüren. Der Rest sind Bonuspunkte.

    Um mal so ein Beispiel zu nennen, um mich herum knallen gerade Beziehungen und Ehen am laufenden Band. Menschen, von denen ich es nicht erwartet habe, alle das selber Muster: Mitte 40, Kinder aus dem Gröbsten raus und rumms trennen sich vorzugsweise die Frauen von ihren Männern. Die Midlifecrisis schlägt voll ein.
    Und ich kann mich glücklich schätzen vielleicht nicht aufregendste Ehe zu habe, wer hat die schon, dafür aber eine sehr harmonisches Familienleben mit zwei tollen Kindern. Und ich freue mich persönlich wie ein Schnitzel der alte Honk, nachdem er die Buddle weggelegt hat, ein ganz ansehnlicher Kerl (wieder) geworden ist.

    Was ich aber konkret mit dem Thema Scham meine, ist gar nicht die Rückschau, sondern das Momentum. Ich meine es geht doch vielen so, die sich mit ihrem Absprung beschäftigen, dass sie sich nicht in die Augen sehen können. Viele, vielleicht sogar alle gefährlich trinkenden Menschen wissen doch eigentlich was sie da tun. Und ich behaupte mal, ab einem gewissen Grad trinkt niemand mehr gerne. Nur der Absprung gelingt nicht. Sind das nicht die Momente des größten Schams?
    Als aber auch die kurze Zeit danach, wenn man aufgehört hat und sich ggf. in der Rechtfertigungsposition befindet oder erstmal für sich aufarbeiten muss, was da die letzten Jahre gelaufen ist. Und da, so mein Gedanke, ist die Einstellung, sich nicht schämen zu müssen weil man in irgendeinerweise (mit) ferngesteuert gewesen zu sein, ein Guter.

    Vielen Dank für Eure Beiträge 👍 Das Thema Scham greife und die Verantwortung greife ich deswegen auch, ich habe mich längerer Zeit gefragt wie ich selber dazu stehe. Und in der ersten Zeit habe ich mir schon ziemliche Vorwürfe gemacht und sah mich auch immer in der Rechtfertigung gegenüber meinem Umfeld, warum ich nun abstinent bin. In meiner Blase bin ich bislang auch weiterhin der einzige, der sein Trinken komplett eingestellt hat. Und da bekommt man schon in Gesprächen öfters mal mehr oder weniger indirekt Häme, Vorwürfe oder Unverständnis ab.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich, wenn ich nicht die Reißleine gezogen hätte, Alkoholiker geworden wäre. Vielleicht wäre es jetzt schon soweit, vielleicht in drei oder vier Jahren. So konnte mein Leben neu gestalten und bin wirklich dankbar, dass ich diese Chance erhalten habe, ohne erst Tiefpunkte erkunden zu müssen. Jetzt könnte ich hier rumtönen und behaupten: Seht her, man kann den tiefen Fall in die Sucht vermeiden, indem man vorher abbiegt. Letztlich war es bei mir eher ein Glücksfall, dass ich die Abbiegung noch vor der Klippe gefunden habe. Da mache ich mir selbst nicht vor. Man ist vielleicht insofern "verantwortlich" für seine Sucht oder gar seine Süchte, als man in seinem bisherigen Leben zu wenig Wert auf ein erfülltes Leben gelegt hat.


    Was Du beschreibst ist so der Punkt der mich umtreibt. Und wenn ich da schonungslos ehrlich bin, muss ich mir eingestehen, für eine längerer Zeit wirklich mehr als grenzwertiges Verhalten gezeigt zu haben. Ich bin mir auch ziemlich sicher, bei meinem Absprung war es 10 nach 12, ich habe wirklich ernsthaft Glück gehabt, keine oder kaum körperliche Reaktionen bekommen zu haben, was bei meinem Konsum nicht verwunderlich gewesen wäre.

    Und da denke ich schon drüber nach, wo begann meine Verantwortung meinem Alkoholkonsum Einhalt zu gebieten und wo habe ich angefangen eine Grenze zu überschreiten. Vor 10 Jahren habe ich einmal einen massiven Schuss vor den Bug bekommen, aber ich war nicht soweit dort mein Handeln mit Alkohol wirklich zu hinterfragen und zu reflektieren. Deswegen, nach einer Trinkpause von 6 Monaten, habe ich wieder angefangen. Deswegen überlege ich die ganze Zeit, konnte ich wirklich mein Handeln steuern und ich hab da Schwierigkeiten eine Antwort zu generieren. Ich glaube, ich wusste es einfach nicht besser, mir war einfach nicht bewusst was ich da tue und auf was ich zusteuere. Ich habs schlicht ignoriert und mich treiben lassen.

    Fatal, eigentlich. Das Bewusstsein wiederum, sich als Ziel ein erfülltes Leben aufzubauen, kam erst jetzt. Oder ich weiß erst jetzt richtig zu schätzen, was ich an mir habe, was für ein Potential in mir schlummert. Das wird im Rausch, vor allem im süchtigen Rausch, mit einer dicken Decke überdeckt.

    Und die Scham, ja, gut, die habe ich mittlerweile komplett abgelegt, zum Glück gibt es nur ganz wenig Dinge, für die ich mich wegen meines Verhaltens wirklich schämen müsste, manches war einfach massiv dumm. Wofür ich mich aber geschämt habe war in den Tiefpunkten keinen Ausgang zu finden und vielleicht nicht aktiv geworden zu sein, um mir Hilfe zu holen. Es ist halt echt schwierig, finde ich, eine alkoholproblematik offen zuzugeben. Das ist eine riesen Hürde, wie ich finde.

    Ich wollte einmal eine Beobachtung von gestern teilen:

    Der Januar ist ja mittlerweile bekannt als der sogenannte "Dry January", der Monat, in den nach wilden Ausschweifungen an und in den Feiertagen im Dezember im Januar alkohol gefastet wird.Übrigens wird dieser wilde Trend in den sozialen Medien begeistert aufgenommen, wie wichtig diese Zeit doch für den Körper ist und vor allem für die eigene Reflektion um für sich festzustellen, ob man zuviel trinkt oder nicht.

    Ich habe mir diesen Monat ab und zu natürlich diverse Aussagen anhören müssen, vor allem die, "das ich ja wirklich Recht habe"..."ohne Alkohol schläft man echt viel besser und man ist ausgeruhter und man würde sogar abnehmen und sülz und seier...." ja schön, freut mich für dich, wirklich.

    Nun bin ich gestern beim Hockey, ein guter Freund steht dort einsam und alleine, noch nicht einmal ein Getränk in der Hand. Die Betonung liegt natürlich auf den Dry January. Drittelpause, er stiefelt los, hat ausnahmsweise ein VIP Bändchen am Handgelenk um sich eine Cola zu holen. Und womit kommt er wieder? Richtig, natürlich ein Bier. Kommentar "ach, fuck, hat sich der Dry January erledigt, auch egal....". Am Ende des Spiels war er rotzevoll.

    Was mich dabei, nicht überrascht, sondern erinnert hat, war die Schlagzahl, in der der Mann die Getränke in sich reingeschüttet hat, um den Pegel zu erreichen. In der ersten Drittelpause, beim ersten Gang, hat er sich schon verändert, von einem nüchtern Menschen in einen latent lallende Person zu, in der zweiten drittel Pause, mit Gleichgewichtsstörungen, dicker Fahne und ordentlich schwerer Zunge. Da ich die Person kenne, kann ich abschätzen, wieviel der in kürzester Zeit getrunken haben muss, um den Pegel zu erreichen.

    So blöde das klingt, mir sind solche Erlebnisse und Beobachtungen wichtig. Das liegt vielleicht an meiner Konfrontationsabstinenz, dass mir gestern nach langer Zeit wieder vor Augen geführt wurde, wie schnell gute Vorsätze über Bord geworfen werden und wie erschreckend schnell der komplette Kontrollverlust einsetzt. Und, wie Menschen sich unter Alkoholeinfluss verändern. Aus einem Menschen, mit dem ich mich gerne und gut unterhalten habe, ist ein Mensch geworden, der mir unangenehm wurde, in kürzester Zeit. Mir war die Nähe zu der Person aufgrund des veränderten Verhaltens und auch des Geruchs schlichtweg unangenehm bis, sagen wir wie es ist, ekelhaft.

    Und dieses Erlebnis gestern zeigt mir wieder extrem deutlich, wie wichtig mir die Nüchternheit ist als aber auch, wie sehr ich die Nüchternheit mittlerweile liebe und schätze. Wie sehr ich es mag, klar zu sein, mir selber bewusst zu sein, jederzeit handlungsfähig zu sein, fokussiert und rational. Herr über mich selber zu sein und mich nicht fallen lasse in einen Rausch, in eine Verhaltensweise, die mich kontrolliert und steuert.

    Und das hier und jetzt sind so die Momente die ich sehr genieße: Ich schreibe diese Zeilen runter, trinke einen Kaffee, gucke raus und sehe die Sonne aufgehen, freue mich über meinen wachsen Geist und darauf, dass ich mich um 10 Uhr auf mein Fahrrad setze und bis zum Sonnenuntergang eine riesige Radtour bei bestem Wetter machen werde.

    Nüchtern und klar ist wirklich geil! Aber man muss es wohl erst zu schätzen lernen.


    Meine Therapiestunde war gut, da war ich auch ehrlich. Es ermutigt mich ein bisschen, dass wir in nächster Zeit an meinem Hauptthema arbeiten werden und es tat gut, mit diesen unbegreiflichen Traumagefühl verstanden worden zu sein.
    Im Moment würde ich mich am liebsten eingraben, aber stattdessen pack ich zumindest die Aufgaben meines täglichen Lebens an. Das gibt mir etwas Halt, denke ich.

    Ich möchte nur eines anmerken, weil es mir in letzter Zeit vermehrt über den Weg gelaufen ist, dass unabhängige Therapeuten immer wieder betonen, dass eine Therapie während jemand trinkt, nicht funktioniert.

    Das ist von mir jetzt leider keine großartige Motivation, nur eine Aussage.

    Ansonsten, denke ich, es ist jetzt auch ganz viel gesagt und geschrieben worden, Du sagst es ja selber:

    Zitat

    Meine Kapazität (an Aufmerksamkeit, wirklich aufnehmen, in mir nach Worten suchen) ist gerade ganz klein.

    Deswegen würde ich vorschlage, dass alles wirklich in Ruhe einfach einmal sacken zu lassen. Und vor allem, fühle Dich nicht unter Druck gesetzt auf alles eingehen zu müssen. Wenn Dir danach ist, dann schreibe und antworte, wenn nicht, dann lass es.

    Hier zu schreiben und zu lesen soll gut tun.

    VG,

    Honk