Beiträge von Nana

    Sorry, aber das war absolut ernst gemeint - sowohl von meinem Therapeuten als auch von mir. Und dieser "Spruch" gilt auch heute - mehr denn je, wenn ich mir nicht wieder mehr aufbürden will, als ich leisten kann und dann daran zerbreche und letztendlich wieder zur Flasche greife, um vermeintliche Erleichterung zu finden.

    Also nix mit Humor - jedenfalls nicht meinerseits ...

    Sorry, so erklärt ist das natürlich eine absolut ernste Aussage. Ich habe es so verstanden, dass du mir humorvoll davon abrätst, so viel Krankheiten an mich zu reißen. Zu der Annahme kam ich, da du geschrieben hast "Spaß beiseite".

    Das war dann tatsächlich ein Missverständnis.

    Ich wollte mich nicht darüber lustig machen, das möchte ich klar stellen. So erklärt stimme ich deiner Aussage absolut zu, da ich auch zu den Menschen gehöre, denen Nein sagen manchmal schwer fällt. Aber ich übe mich fleißig darin, meine Grenzen in verschiedenen Situationen besser zu erkennen und auch zu verteidigen. Und du hast recht, sich selbst zu überfordern, weil man so hohe Ansprüche an sich selbst hat und es allen Menschen recht machen will, kann die Gefahr für einen Rückfall groß machen. Und letztendlich gelingt die Nüchternheit nur, wenn man auch zum Alkohol immer wieder Nein sagt. In diesem Zusammenhang also ein wichtiger und richtiger Spruch.

    Viele Grüße

    Nana

    Hallo Zusammen,

    "Man muss lernen, auch mal NEIN sagen zu können und nicht alles an sich zu reissen!" Das hat mein Therapeut damals zu mir gesagt. ;)

    ^^ Da war noch ein bisschen Sch... drin im Clo, da habe ich noch mal ein bisschen tiefer reingegriffen 8o

    Scherz beiseite Greenfox, du triffst absolut meinen Humor und etwas Galgenhumor hilft mir durchaus, mit der Sache umzugehen.

    So schlimm das ist, aber endlich gibt’s eine Erklärung für Symptome, für die es vorher keine gab. Und Fibromyalgie gehört ja leider auch zu den Erkrankungen, die man von außen nicht sehen kann.

    So ist es AmSee. Ich habe mich in der letzten Zeit ziemlich in die Thematik reingefuchst, vieles ist schon in der Umsetzung und ab Januar 2024 kann ich mit einem Termin für eine Reha in einem Schmerztherapiezentrum rechnen. Die Zusage für die Kostenübernahme habe ich schon. Ich denke auch, wir ticken in einigen Dingen ziemlich ähnlich und ich wünsche dir alles Gute für den weiteren Umgang mit deiner Erkrankung. MS ist noch mal heftiger wenn die Symptome auch teilweise ähnlich sind.

    Noch ein Update zur Nüchternheit:

    In 4 Tagen habe ich Sober Birthday :) Es ist tatsächlich 1 Jahr nüchtern vergangen.

    Ich bin meinen Weg recht konfrontativ weiter gegangen und habe inzwischen alle Situationen eines Jahreskreises neu erlebt und neu nüchtern besetzt und verknüpft. Wochenend-Campen, Urlaub mit Camper, Hochzeitsfeiern, Geburtstage, Biergärten, Weihnachtsmärkte, Weihnachten und Silvester und so viele Situationen im Alltag. Podcasts zum Thema Alkohol sind weiterhin fast täglich meine Begleiter und ich habe noch ein paar Bücher dazu gelesen.

    Die gut befahrbaren Autobahnen des Trinkens wachsen langsam zu und die Wege der Nüchternheit sind von kleinen dornigen Trampelpfaden zu breiten Wegen geworden.

    Ich habe neulich gehört, dass die Gehirne von trockenen Alkoholikern aufgrund der vielen neu gebildeten Verknüpfungen richtige Supergehirne sein müssen. Der Gedanke hat mir echt gut gefallen ;)

    Ich fühle mich gut gerüstet für den weiteren nüchternen Weg, wiege mich aber nicht in falscher Sicherheit.

    Alkoholfreie Getränke sind ja umstritten, mir haben sie allerdings geholfen, nüchtern zu werden und zu bleiben. Alkoholfreies Bier und alkoholfreier Sekt triggern mich null. Vor kurzem hatte ich jedoch ein krasses Erlebnis mit alkoholfreiem Hugo. Ich hatte mal einen in einem Cafe getrunken und der war lecker - Holundersirup und Süße dominant. Den Geschmack hatte ich auch bei einem gekauften aus der Flasche erwartet, aber der schmeckte total nach Weißweinschorle, da er zu über 50 % aus alkoholfreiem Wein bestand. Weißweinschorle war mein Rauschgetränk. Ich habe die komplette Flasche direkt weggeschüttet und weiss jetzt, dass ich die Finger definitiv von alkoholfreiem Wein lasse :!:

    Ich hatte danach zum Glück kein krasses Craving, aber es hat auf jeden Fall was mit mir gemacht. Ich sehe in der Erfahrung etwas Positives, da sie mir dabei hilft, immer achtsam zu bleiben.

    Wie schon in dem Thema zur Forumschließung geschrieben, war das Forum für mich ein wichtiger Bestandteil auf meinem Weg in die Nüchternheit und ich möchte mich bei allen hier noch mal dafür bedanken.

    Viele Grüße

    Nana

    Hallo Zusammen,

    ich möchte mich kurz melden und ein Mini-Update geben.

    Greenfox : Du hast völlig recht, das Leben geht auch weiter, wenn man nüchtern ist. Und dazu gehört es halt, dass es gewisse Aufgaben für uns bereit hält, die wir bewältigen müssen.
    @ Am See: Ich habe ja nicht aufgehört zu trinken, um mich jetzt von einer Krankheit ummähen zu lassen ;)

    Ich habe nun zumindest mal eine Diagnose, die ziemlich viel erklärt. Ich habe Fibromyalgie. Und eventuell noch Rheuma On Top, da muss noch eine weitere Blutuntersuchung abgewartet werden, die ewig dauert. Ein Rheumawert war da nicht in Ordnung. Die ersten Symptome der Fibromyalgie haben sich schon vor 20 Jahren in Form von Rückenschmerzen gezeigt. Die Erkrankung ist hoch komplex, nicht heilbar und die Ursache ist bisher nicht geklärt. Eine Theorie ist, dass sie auch immunologische Ursachen haben kann, sie zählt aber nicht direkt zu den Rheumatischen Erkrankungen.
    Da man Fibromyalgie bei bildgebenden Verfahren nicht feststellen kann und auch bei Blutuntersuchungen nicht, dauert es oft sehr lange bis zur Diagnose. Die Symptome sind vielfältig. Bei mir stehen tiefe Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen im Vordergrund. Die Muskeln versteifen sich und drücken dann auf Sehnen und Bänder. Die Schmerzen sind chronisch und gehen nicht mehr komplett weg. Man kann sie nur versuchen zu lindern und da bin ich fleißig dabei. Paradoxerweies hilft moderater Sport. Und ich bin recht dizipliniert bei der Ernährung und vermiede Entzündungstreiber (Zucker, Produkte aus Weißmehl und weitgehend tierische Produkte).

    Was jetzt in Sachen Rheuma noch raus kommt, warte ich mal ab. Und ich habe erste Schritte in Richtung Reha-Antrag unternommen, da warte ich noch auf ausgeüllte Unterlagen von meiner Ärztin.

    Die Diagnose hat mich in der Nüchternheit noch mal sehr gefestigt, da auch hochsensible Nerven eine Rolle bei Fibromyalgie spielen. Es wäre für mich nun absolut und völlig absurd, auch noch ein Nervengift auf diese eh schon überforderten Neven zu schütten. Inzwischen sind es 7,5 Monate ohne Alkohol 44.

    Ich höre weiterhin so gut wie jeden Morgen meine Podcasts und habe wieder ein neues Buch angefangen. Die deutschsprachigen Podcasts gehen eventuell bald aus, entweder ich höre dann alle noch mal von vorne oder ich traue mich an die englischsprachigen heran ;) Zur Zeit höre ich SodaKlub mit Mia und Mika. Ein paar Folgen habe ich zum Glück noch vor mir :D

    Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende und melde mich bald wieder :sun:

    Liebe Grüße

    Nana

    Hallo Thomson, vielen Dank :)

    Auch ein Hallo an alle anderen wikende091

    Ich wollte mich unbedingt mal wieder melden und ein ganz kleines Update geben. Ich bin inzwischen nun 5 Montate nüchtern und beschäftige mich in Form von Podcasts und Büchern etc. weiterhin jeden Tag mit dem Thema Alkohol. Achtsamkeit hat weiterhin ganz hohe Priorität. Es gab noch ein paar Situationen, denen ich mich nicht gut gewachsen fühlte, da bin ich schnurstracks den Rückzug angetreten. In anderen Fällen war die Konfrontation gut, um Situationen neu zu verknüpfen. Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, wann ich es gut schaffe und wann Rückzug besser ist.

    Seelische Aufräumarbeit läuft auch immer noch aber da sind nun auch schon ein paar Baustellen wesentlich kleiner geworden, einiges hat sich sortiert. Im Moment habe ich so wenig Gelegenheit, hier zu stöbern und mich zu beteiligen und hatte schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen deswegen.

    Ich habe gerade gesundheitlich ein paar Dinge abzuklären und warte noch auf eine konkrete Diagnose. Das bindet zeitlich und mental gerade recht viel Kapazität. Möglicherweise habe ich noch eine weitere Autoimmunerkrankung aber da ticke ich auch so, dass ich glaube, man kann immer etwas unternehmen, damit es einem besser geht. Mich zum Opfer einer Erkankung machen ist nicht (mehr) mein Ding. Da hilft mir die Nüchternheit auch - insofern ich den Gedanken ja auch auf die Alkoholabhängigkeit anwende und auf andere Erkrankungen wunderbar übertragen kann. Denn man hat tatsächlich ja mehrere Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann. Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität finden oder sich da als Opfer reinfallen lassen. Möglichkeit 2 ist keine Option für mich ;)

    Auch wenn ich gerade nicht so viel hier unterwegs bin, allein dass ich weiss, dass ich mich hier melden kann, hilft schon sooo viel. Vielen Dank noch mal dafür. Ich werde mich wieder melden, wenn ich meine Diagnose habe.

    Viele liebe Grüße
    Nana

    Hallo Zusammen,

    aus aktuellem Anlass hole ich diesen Thread mal hervor.

    Ich wünsche Euch allen schöne, besinnliche und vor allem stressfreie Weihnachtstage :) :snowmanDance:

    Für mich ist es das erste komplett nüchterne Weihnachten und ich freue mich sehr auf die Zeit mit der Familie. Wir fahren eine recht weite Strecke und im Auto werde ich meinen "Notfallkoffer" für Cravings noch mal mental sortieren ;) Denn auch bei all der Freude über die bevorstehende gemeinsame Zeit leuchtet die Trigger-Alarm-Leuchte recht dunkelrot.

    Ich hoffe, Ihr kommt gut und zufrieden duch diese Zeit :)

    Herzliche Grüße

    Nana

    Hallo Zusammen, vielen Dank für eure Antworten, die guten Wünsche und die Motivation! :)


    4.) Sich von dem möglichen Gedanken zu befreien, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Alkohol. Viele Rückfälle beruhen letztlich darauf, dass sich der
    Aussteiger nie wirklich vom Alkohol gelöst hat und stets irgendwo im Hirn der Gedanken herumspukte, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Stoff und
    er/sie könne wie ein Normaltrinker gelegentlich mal was Alk konsumieren.

    5.) Sich regelmäßig mit dem Problem auseinandersetzen und es sich dadurch stets vor Augen zu halten. Das immer noch blendend funktionierende
    Suchtgedächtnis hat seine Tücken und kann einen ganz schön einlullen und wieder an die Flasche führen.

    Von dem Gedanken habe ich mich befreit, als ich den Entschluss gefasst habe, keinen Alkohol mehr zu trinken. Das funktioniert nicht, das ist mir völlig klar. Und obwohl ich ja nicht körperlich abhängig gewesen bin, ist mein Suchtgedächtnis groß und mächtig. Deshalb habe ich auch für Weihnachten mit der Familie schon mal klargestellt, dass auch ich keine Speisen essen werde, die Alkohol enthalten. Zur Sicherheit.

    Was mich da auch total motiviert, das weiter durchzuziehen, ist das Positive daran. Der ganze so wahnsinnig anstrengende Kontrollquatsch, der doch eh nicht funktioniert, fällt weg. Ich freue mich echt oft darüber, dass die wahnsinnig anstrengenden Bemühungen, es zu kontrollieren zu wollen und ins Leben zu integrieren, wegfallen. Dass ich diese Kraft und Energie, die ich da verschwendet habe, nun für gute Dinge nutzen kann. Dass ich die Gelegenheit hatte, aus dem Gedankenkarussel auszusteigen. Dieses ganze "Trinke ich heute was? Wenn ja, wie viel und wie schaffe ich das, normal zu trinken? Warum können andere das und ich nicht, was stimmt denn bitte mit mir nicht?" Da ist eine große Last abgefallen mit dem Wissen, dass ich einfach damit aufhören darf. Und diese Entscheidung nur einmal treffen muss. Nicht mehr ständig entscheiden zu müssen ist ein MegaMotivator für mich 44.

    Sich regelmäßig mit dem Problem auseinander setzen ist absolut der Plan. Ich habe mir schon so viele Podcasts, Bücher YouTube Kanäle und Blogs herausgesucht, dass ich die kleinen Zettel, auf denen ich alles aufschreibe, nun mal zu einer Liste zusammenfassen sollte ;)

    Dafür gibt es einen Begriff: Selbstachtung. Auf sich selbst achten. Auf seine eigene Befindlichkeit achten.

    Und DAS ist das A und O.

    Hätte ich das vor Jahren gemacht, wäre es nicht bei mir zu einem Rückfall gekommen, der dann 4 Jahre andauerte.
    Und seit meiner letzten "Trockenlegung" achte ich auf mich - und so ist mir vor ca. 4 Jahren aufgefallen, dass die Flasche für mich wieder "am Horizont" erschienen ist und habe mich entsprechend um einen Therapeuten gekümmert. Jetzt geht es mir wieder gut (alkoholtechnisch).
    Weil ich auf mich achte.

    Da hast du völlig recht, Greenfox, Achtsamkeit ist das A und O. Das Thema ist auch ständig präsent in meinem Leben. Ich habe nur, als ich noch getrunken habe, versucht den Gaul von hinten aufzuzäumen.
    Ich habe das falsch herum gedacht, denn ich dachte: Ich muss nur noch mehr, fester, intensiver und besser Selbstachtsamkeit und Selbstfürsorge machen, dann klappt das auch mit dem kontrollierten trinken. Jetzt ist mir klar, dass es genau anders herum ist. Ich musste erst aufhören zu trinken, damit die Selbstfürsorge richtig funktionieren kann.
    Allerdings ist auch das Arbeit, für die man sich Zeit nehmen muss. Dafür muss man sich wichtig sein. :)


    Für mich funktioniert das Ganze gut, weil ich eine SHG gefunden habe, in der ich mich wohl fühle und wo ich gerne hingehe, einfach wegen der Menschen, die ich ins Herz geschlossen habe.
    Die Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol fällt dabei sozusagen nebenbei ab. Wenn das Thema Alkohol der einzige Grund wäre um zur Gruppe zu gehen wäre das wahrscheinlich längst eingeschlafen.

    Das ist sehr schön und ich finde auch, dass Selbsthilfegruppen ein wirklich sehr wichtiger Grundpfeiler in der Suchthilfe sind. Dass ich die Möglichkeit bisher noch nicht genutzt habe, hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich zu den hochsensiblen Menschen gehöre. Heißt grob beschrieben, dass ich unheimlich viele Reize aufnehme – besonders ausgeprägt ist bei mir die Empathie, also das Mitfühlen mit andren Menschen. Und da bin ich mir nicht sicher, ob mich das vielleicht emotional überfordern würde.

    Die Hochsensibilität hatte ich immer schon, aber dass es einen Begriff dafür gibt, was ständig in meinem Kopf los ist, habe ich auch erst entdeckt, seit dem ich nüchtern bin. So fügt sich ein Puzzleteil zum nächsten und mir wird alles immer klarer.

    Und Wunder oh Wunder habe ich den Alkohol unter Anderem eingesetzt, um einen Schleier über diese ganzen ungefilterten Reize zu legen. Das war eine von mehreren Funktionen, die der Alkohol bei mir hatte. Nun lerne ich gerade, andere Dinge anzuwenden, um mich vor Reizüberflutung zu schützen und das funktioniert tatsächlich schon ganz gut :)

    Um hier zu stöbern und zu schreiben, nutze ich z.B. auch oft sehr gerne die frühen Morgenstunden, da ist noch alles schön ruhig, wenn der größte Teil der Welt noch schläft ;)

    Euch allen einen schönen Tag!

    Viele Grüße
    Nana

    Hallo Zusammen,

    ich möchte mich mal wieder melden und ein kleines Update geben.

    Heute ist Tag 83 meiner Abstinenz und bisher haben die Methoden, die ich für mich gewählt habe, um nüchtern zu bleiben, sehr gut funktioniert. 44.

    Ich hatte einige Herausforderungen. Eine der größten war z.B. ein Campingwochenende in einem Ort, in dem wir seit 9 Jahren regelmäßig Campingwochenenden verbringen. Wir haben dort Lieblings-Lokations, wo wir früher immer etwas alkoholisches getrunken haben. Ich konnte die Orte, die mit Alkohol trinken verknüpft waren, sozusagen erfolgreich entknüpfen, indem ich erlebt habe, dass es mir auch wirklich Spaß macht, dort hin zu gehen, ohne Alkohol zu trinken.
    Die Trigger waren in den meisten Situationen echt gut auszuhalten. Einer Situation war ich dann aber nicht gewachsen, nämlich als jemand in direkter Nähe zu mir mein damaliges Lieblingsgetränk bestellt hat. Da habe ich direkt zu meinem Mann gesagt, dass mir das jetzt zu viel ist und bin den Rückzug angetreten. Das war dann auch okay.

    Auch zuhause hatte ich ab und zu ein Craving. Da bin ich so vorgegangen, dass ich durchgeatmet habe und geschaut habe, was denn jetzt mein eigentliches Bedürfnis ist, das hinter dem Drang zu trinken steht. Und das war ganz oft einfach nur Ruhe. Insgesamt bin ich mitten in der „Aufräumarbeit“, zu der es für mich auch gehört, zu ergründen, für welches eigentliche Bedürfnis ich Alkohol eingesetzt habe. Ich achte mehr auf meine Grenzen und habe das Gefühl, sie auch schon jetzt besser zu spüren. Ich nehme mir ganz bewusst Zeit für mich, die nur dazu da ist, mich mit dem Thema Alkohol zu beschäftigen. Ich starte fast jeden Tag mit 1-2 Podcast-Folgen und habe inzwischen das 4. Buch angefangen.

    Bei einer Selbsthilfegruppe war ich bisher noch nicht. Für jetzt habe ich das Gefühl, dass es mir im Moment Druck machen würde, mir abzuverlangen, dort hin zu gehen. Ich habe so viele Tools in meinem Werkzeugkoffer für den Notfall, dass ich für jetzt sehr gut damit zurecht komme. Allerdings habe ich es auf dem Schirm, dass ich hingehen könnte, wenn ich wollte. Das reicht mir im Moment. Ähnlich verhält es sich mit professioneller Hilfe durch einen Therapeuten oder ein Mentoring-Programm (davon habe ich auch 2 von sehr sympathischen Mentoren gefunden). Das ist sozusagen mein doppelter Boden, auf den ich zurückgreifen könnte, wenn ich es brauche. Und dieses Wissen hilft mir, es nicht zu brauchen. Klingt verwirrend, aber vielleicht versteht ihr, was ich meine. nixweiss0

    Mein Mann unterstützt mich weiterhin und auch mit meiner Schwester bin ich im Austausch. Einigen anderen habe ich gesagt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nichts mehr trinke, da ich an Psoriasis erkrankt bin. Das wird vollkommen so akzeptiert und scheint auch plausibel. Und es ist nicht gelogen, da es auch ein Grund ist, warum ich aufgehört habe.

    Hier im Forum bin ich eher als stille Leserin unterwegs. Ich habe das Gefühl, dass meine Abstinenzpflanze noch zu klein ist, um mitzureden. ;)

    Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag! :)

    Viele Grüße
    Nana

    Guten Morgen AmSee,

    ich verstehe deine Skepsis, was die Methode der Konfrontation im Alleingang und ohne professionelle Begleitung betrifft. Und ich danke dir auch, dass du mich darauf hinweist. Greenfox Ausssagen zum direkten Austausch und den Stellenwert anderer Betroffener dabei habe ich auch absolut verstanden.

    Bei MIR ist es derzeit so, dass ich in der Konfrontation noch keine Situation hatte, in welcher der Suchtdruck so stark war, dass ich das Gefühl hatte, ich muss nachgeben. Was das intensive Fühlen betrifft, ist es mir bisher gelungen, das alles auf die kognitive Ebene zu holen und dort zu halten. Ich habe mich dann starkt auf das körperliche konzentriet (z.B. Wasser läuft im Mund zusammen - Kaugummi einwerfen) und die Gefühle ins Positive gedreht. Ich habe mir dann z.B. gesagt: "Das ist gerade echt schwierig, aber das geht in 20 bis 30 Minuten vorbei. Du machst das super, schau wie geil du dich dabei fühlst, das nicht tun zu müssen. Du musst dich nicht mit dem Zeug vergiften und das fühlt sich richtig gut an. Der nächste Morgen ohne Scham auch. Dafür lohnt es sich, diese kurze Zeit jetzt auszuhalten." Und dann fühle ich nur noch Erleichterung und Freude. Und dann habe ich das Gefühl, dass jede Situation, die ich so meistern kann, mich stärker und widerstandsfähiger macht.

    Vielleicht habe ich noch keinen richtig heftigen Suchtdruck erlebt, so wie ihn andere empfinden. Und natürlich würde ich mir sehr wünschen, dass das so bleibt und mir vielleicht erspart wird.

    Ich bin mir im Klaren darüber, dass dieser Weg ohne professionelle Begleitung Gefahren birgt und ich trage die volle Verantwortung dafür, wenn er mich in eine Sackgasse führt. Und dann muss ich auch die Konsequenzen dafür tragen. Sollte es dazu kommen, was ich nicht hoffe, wende ich mich an meinen damaligen Seminarleiter, der professionelle Entwöhnung von verschiedenen Süchten durchführt. Zur Zeit fühlt es sich gut und richtig an, wie es läuft.

    Ich behalte eure Denkanstöße und Anregungen auf jeden Fall im Hinterkopf! Und ich werde weiter berichten, wie es mir ergeht :)

    Viele Grüße
    Nana

    Hallo AmSee und Greenfox,

    sodele, jetzt nochmal...mit einem in Word geschriebenen Text ;)


    So, wie du das hier schilderst, klingt das anders und es trifft meines Erachtens das, was Greenfox in jener Wahrheit angedeutet hat. Du wirst den Weg nicht gänzlich allein gehen, wenn du dir einen Mentor/ Mentoren suchst. Ob das jemand in einer realen SHG vor Ort ist oder jemand in einem Forum wie diesem, hängt meines Erachtens von den jeweiligen persönlichen Bedürfnissen ab. Meine „Mentoren“ hab ich in diesem und in einem anderen Forum „gefunden“.

    Das trifft es ziemlich gut und ich denke tatsächlich, dass ich meine Mentoren - zumindest für den Moment – hier im Forum finden kann. Ich ticke grundsätzlich so, dass ich mir Dinge gerne erst mal selbst erschließe und erarbeite und mir dann, wenn ich nicht weiter komme, Rat und Hilfe von außen hole. Wenn man den Begriff „Mentor“ betrachtet, ist das natürlich in erster Linie eine reale Person, die einen berät und unterstützt und mit der man Fragen sofort klären kann. Allerdings habe ich solche brennenden Fragen im Moment nicht und für mich ist es okay, wenn mir Fragen nicht sofort beantwortet werden. Im übertragenen Sinne sind die Erfahrungsberichte von zufriedenen abstinenten Personen in Büchern, Podcasts usw. für mich auch eine Art von Werkzeug, die „Mentoren“ mir an die Hand geben.

    Ich habe für meinen Weg der Abstinenz sozusagen einen großen Werkzeugkasten und muss jetzt für mich ausprobieren, welche Werkzeuge mir am besten in der Hand liegen. Allerdings schließe ich nicht aus, dass ich mir irgendwann vielleicht einen realen Mentor – z.B. in einer SHG – suche. Ich finde, SHGs sind ein ganz wichtiger und tragender Pfeiler der Suchthilfe und ohne Menschen, die sich in dem Bereich engagieren, hätten wir eine riesige Lücke. Für jetzt reicht mir, der Input den ich bekomme und ich empfinde das so ähnlich, als würde ich erst mal nur zuhören und Wissen und Erfahrungen aufnehmen.

    Ich schreibe bewusst so oft „im Moment“ und „für jetzt“ da es sich für jetzt mit den Werkzeugen, die ich benutze, gut anfühlt, wie es ist.


    Ich hatte dich allerdings so verstanden, dass du generell den Weg der Konfrontation gehen willst. Und ich habe diesbezüglich eher noch weiter gedacht, wie z.B. gesellschaftliche Runden, in denen Alkohol konsumiert wird, oder daran, dass sich noch Alkohol in deiner Wohnung/ deinem Haus befindet, usw.

    Das stimmt so. Nach der ersten intuitiven Entscheidung habe ich mich bewusst dafür entschieden. Vielleicht waren die Intuition und die bewusste Entscheidung auch ein Stück weit parallel. Ob ich das jetzt vor, während oder nach dem Urlaub dazu gelesen habe, weiss ich gar nicht mehr genau. Jedenfalls kam ich dann darauf, als ich Input zum Umgang mit Cravings gesucht habe. Und ich denke, dass mein Weg – je nach Situation – eine Mischform aus Ablenkung und Suchtdruck bewusst aushalten sein wird. Zu Beginn aber auch die Vermeidung der wirklich ganz krassen Trigger. Also Konfrontation in Schritten. Der psychologische Ansatz zur Konfrontation ist grob hier beschrieben:

    „Den Suchtdruck aushalten
    Nicht alle Ansätze, die sich mit der Behandlung des krankhaften Konsums von Medikamenten, Drogen und Alkohol beschäftigen, zielen auf Ablenkung und Gespräche ab. Immer mehr neue Methoden beschäftigen sich stattdessen mit dem Gedanken, dass das Aushalten des Verlangens auf lange Sicht bessere Erfolge verspricht. Ein Beispiel hierfür sind Achtsamkeitstrainings, bei denen es vorrangig darum geht, die körperliche Wahrnehmung zu verbessern. Wer intensiv spürt, was er fühlt, kann innerhalb kürzester Zeit auf Signale angemessen reagieren. Oftmals macht sich der Suchtdruck schließlich nicht nur mit psychischen Symptomen bemerkbar, sondern auch durch körperliche Signale, wie etwa Magenschmerzen, Schwitzen oder Zittern. Wer in der Therapie lernt, diese Signale richtig zu deuten, kann die passenden Maßnahmen ergreifen und so gezielt die Gefahr eines Rückfalls verringern.
    Darüber hinaus wird das starke Suchtverlangen im Rahmen des Achtsamkeitstrainings ganz neu betrachtet. Anstatt sich abzulenken und dem Problem aus dem Weg zu gehen, konzentrieren sich die Patienten voll und ganz auf das Verlangen. Sie spüren, wie der Druck in ihrem Inneren ansteigt, sich wie eine hohe Welle auftürmt, dann aber allmählich wieder abebbt. Wenn Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit oder einer anderen Sucht im Rahmen von Therapie und Behandlung lernen, dass das Verlangen nach dem Suchtmittel nicht konstant hoch bleibt, sondern mit der Zeit sicher abflaut, können sie die Erfahrung eines neuen Reiz-Reaktionsmusters machen. In Situationen, in denen sie normalerweise den Konsum von Medikamenten, Drogen oder Alkohol zur Problemlösung genutzt haben, können sie nun anders reagieren und ihr Leben entsprechend nicht mehr von den Substanzen steuern lassen.“ Quelle: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/craving/

    Das ist für mich absolut schlüssig und logisch und ich denke, dass ich ja sowieso immer wieder in Situationen komme, in denen ich mit Suchtdruck konfrontiert werde. Und es wird auch welche geben, die ich nicht vermeiden kann. Deshalb möchte ich diesen Weg wählen. Mit ganz viel Achtsamkeit und Respekt davor.

    Es ist auch tatsächlich so, dass mein Mann „normal“ Alkohol trinken kann und Bier in unserem Keller ist. Das triggert mich allerdings überhaupt nicht. Das ist nicht meins im zweideutigen Sinn: Zum einen „gehört es mir nicht“. Also ist es tabu. Zum anderen war es nicht das Getränk meiner Wahl, um mir einen Rausch anzutrinken. Ich war auch schon auf einem Straßenfest, bei dem überall Wein getrunken wurde. Das war okay, das auszuhalten. Ich würde jetzt aber noch nicht in die Kneipe gehen, in der ich oft abgestürzt bin. Die ganz krassen Situationen möchte auch ich jetzt also noch vermeiden.

    Vielleicht konnte ich jetzt ein bisschen verständlicher machen, wie ich ticke. nixweiss0

    Die Beiträge von euch kommen mir übrigens auch überhaupt nicht überheblich vor. Ich freue mich, dass ihr mich an euren Erfahrungen teilhaben lasst und ich berichte gerne weiter über meinen Weg. :)

    Viele Grüße
    Nana

    Hallo AmSee und Greenfox,

    ich habe gerade sehr ausführlich auf eure Beiträge geantwortet, aber irgendwie wurde meine Sitzung automatisch ausgeloggt und alles war weg. Wie schade, ich wollte so ein bisschen besser vermitteln, wie ich ticke. Ich muss den Haken glaube ich auf immer eingeloggt setzen. Ich bin gerade beruflich viel unterwegs und schreibe es noch mal, sobald möglich.

    Viele Grüße
    Nana

    Hallo Greenfox und AmSee,

    vielen Dank für eure Antworten und die herzliche Aufnahme hier im Forum. :)
    Ich habe eure Vorstellungen und einige Beiträge von euch gelesen und entdecke durchaus Parallelen zu mir.

    @ Grennfox: Du hast recht, dass es sehr erleichternd ist, das Thema und Teile der eigenen Auseinandersetzung mit dem Partner gemeinsam anzugehen. Ich habe ihm gegenüber meinen Konsum nie verheimlicht, er war allerdings genauso ratlos wie ich, warum ich darüber so die Kontrolle verliere. Wenn ich ihm die Dinge erkläre, die ich lese, verstehen und auf mich übertragen kann, wird es mir auch noch mal ein Stück klarer und da bin ich sehr dankbar dafür.

    Ich verstehe was du mit dem Weg meinst. Ich empfinde es für mich so, dass ich einen Mentor / Mentoren brauche. Die finde ich im Moment in erfahrenen und zufrieden abstinenten Personen. Im Moment fühle ich mich durch Videos und den Podcast "Ohne Alkohol mit Nathalie" gut abgeholt. Auch wenn keine Interaktion mit diesen Personen stattfindet, beantworten sie quasi (jedenfalls im Moment) meine Fragen, ohne dass ich sie real stellen muss. So könnte ich es erklären. Wenn ich mehr brauche, wende ich mich an den Seminarleiter, mit dem ich vor über 7 Monaten das Rauchen aufgehört hat. Er bietet auch die Entwöhnung von Alkohol an, hat verschiedene therapeutische Ausbildungen und mein Vertrauen ;) Ich hätte also einen Plan B. Zunächst fühlt es sich ganz gut so an, wie es gerade ist.

    Mit Outing habe ich mich intensiv beschäftigt und für mich beschlossen, dass ich das nur bei ausgewählten Personen zu gegebenem Zeitpunkt möchte. Mich völlig öffentlich zu outen macht ein schlechtes Gefühl und das wäre jedenfalls jetzt echt kontraproduktiv.

    @ AmSee:

    Den Weg der Konfrontation habe ich eher intuitiv gewählt. Ich bin zwar allein schon aufgrund meines Berufs ganz gut auf der kognitiven und analytischen Ebene unterwegs, aber der Bauch ist hin und wieder auch ein ganz guter Berater und Kopf und Bauch ein gutes Team. Das hatte den Hintergrund, dass ich ungefähr zwei Wochen bevor wir in den Urlaub gegangen sind, beschlossen habe nichts mehr zu trinken. Und ich wollte auch nicht mit mir rumdiskutieren, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt wäre. Es hätte ja immer einen Grund gegeben, den Zeitpunkt zu verschieben. Also habe ich meinem Mann erklärt, dass mein Leben nicht vorbei sein wird, weil ich nichts mehr trinken WILL. Nicht nichts mehr trinken DARF. Dass ich viel mehr gewinne, als ich verliere.

    Urlaub war normalerweise hier ein Gläschen zum Mittagessen, da eins bevor es zum Strand geht und Abends dann ein paar ganz viele, um den tollen Tag schön ausklingen zu lassen. Wir haben ein Wohnmobil und ich habe vor diesem Urlaub jetzt noch nie nüchtern darin geschlafen. Also eigentlich eine permanent andauernde Trigger-Situation. Es hat erstaunlich gut funktioniert, das auszuhalten. Und das krasseste AHA-Erlebnis: Das schöne warme und zufriedene Gefühl am Strand kommt gar nicht vom Alkohol! Das ist in mir drin und ich kann das hervorholen ohne Alkohol :)

    Es gab keine Alternative für mich. Ich wollte in den Urlaub und ich war total erleichtert, dass ich nicht über das Trinken und die zum Scheitern verurteilten Kontrollversuche nachdenken musste.

    Ich nehme den Rat, mich nicht zu überfordern, gerne auf. Ich gehe sehr achtsam und mit GROßEM Respekt an die Konfrontation heran und weiß, dass Suchtdruck einen aus heiterem Himmel ohne offensichtliche Trigger überfallen kann. Das habe ich recht stark erlebt, als ich aufgehört habe, zu rauchen. Und auch das ist noch nicht vorbei, das Suchtgedächtnis ist immer da und Amygdala ne blöde Hexe. Auch da ist für mich völlig klar, bei mir ist nix mit eine ist keine, dann bin ich sofort wieder dran. Und das weiß ich vom Alkohol auch. Ich will nicht überheblich klingen und weiß auch, dass ich nicht ewig auf der Pink Cloud tanzen werde. Aber ich glaube auch an "Sich selbst erfüllende Prophezeihungen" und mögliche Verhaltensänderungen durch Mentales Training.

    Ich denke auch, der Austausch hier wird interessant und ich kann viel für mich mitnehmen, auch wenn ich erst mal hauptsächlich lese :)

    Viele Grüße
    Nana

    Hallo Zusammen,

    ich bin bei der Recherche zu und der Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholabhängigkeit auf dieses Forum gestoßen. Da mir die Struktur des Forums aber vor allem der Umgang miteinander und der Ton gut gefällt, hoffe ich hier auf eine gute Möglichkeit zum Austausch.

    Ich habe bisher ein wenig hier gelesen und möchte mich euch vorstellen.
    Ich bin 43 Jahre alt, arbeite als Sozialpädagogin im ambulant betreuten Wohnen für Menschen mit geistiger Behinderung, bin glücklich verheiratet und eigentlich läuft alles ziemlich gut in meinem Leben. „Läuft bei mir…“ - trifft in Bezug auf Alkohol voll und ganz im negativen Sinne zu.

    Vor 4 Wochen kam dann die Erkenntnis, dass ich psychisch abhängig bin. Ich kam bei der Recherche zum Thema Alkoholabhängigkeit auf die Seite von Nathalie Stüben, machte den angebotenen Test und der bestätigte den Verdacht. Auch der CAGE-Test war ein Volltreffer, bis auf den Kontra-Alk am nächsten Morgen. Ich machte direkt das kostenlose Seminar und das brachte noch mehr Klarheit.

    Ich habe nie täglich getrunken, seit vielen Jahren unter der Woche gar nicht mehr, tatsächlich „nur“ am Wochenende. Aber dann sehr häufig mit Kontrollverlust über die Menge und ganz oft bis zum Vollrausch. Kontrolle in beruflichem Kontext bei einer Feier oder beim Zusammensein mit der Familie war mir zwar möglich, aber sobald ich zuhause war, musste meistens das „große Finale“ noch kommen. Zur Belohnung, dass ich mich so gut gehalten hatte. So auch, wenn ich mit meinem Mann in der Öffentlichkeit unterwegs war - obwohl ich mich da früher auch oft genug abgeschossen habe - konnte ich mich da oft gut zusammenreißen und mich zuhause dann mit reichlich Nachgießen belohnen. Weinschorle war das Getränk meiner Wahl, 2 Flaschen reiner Wein waren es dann oft.

    Interessanterweise habe ich im Studium Drogenarbeit als Praxisfeld und Sozialpsychiatrie als Schwerpunkte gehabt und jahrelang Menschen mit Suchterkrankung durch Coaching betreut. Da ging es aber weniger um Neurobiologie und Diagnostik sondern vielmehr um die Verbesserung der sozialen Situation und Arbeitssuche etc. Das hat meinen „Blinden Fleck“ für mein eigenes Trinkverhalten nicht tangiert. War oft mal zu viel aber hey, es funktionierte doch alles wunderbar.

    Nachdem ich nun ehrlich war, zuerst zu mir selber und dann zu meinem Partner, konnte ich endlich verstehen, was mit mir los war. Ich habe mich so oft gefragt, was bitte mit mir nicht stimmt. Warum ich nicht „normal“ trinken kann, so wie andere das können. Warum ich nicht zufrieden bin, weil doch alles eigentlich total gut läuft. Jetzt weiß ich es und habe den Entschluss gefasst, abstinent zu leben. Suchtgedächtnis und Trigger sind mir vertraut, da ich eine professionelle Rauchentwöhnung gemacht habe. Da kann ich viel von ableiten. Außerdem lese ich alles, was ich in die Finger kriege zum Thema und arbeite an Achtsamkeit. Für Cravings bin ich dabei, meinen Weg zu finden. Situationen, auf die ich konditioniert bin zu trinken, meide ich nicht. Ich mache mir bewusst, das ist "Bimmel bimmel, sabber sabber", wie bei Pawlows konditioniertem Hündchen und weiß, dass es vorbei geht.

    Ich bin seit 4 Wochen nüchtern und bin - glaube ich - in der „Pink Cloud“ unterwegs. Ich gehöre wahrscheinlich zu den „high functioning alcoholics“ und hatte noch das „Pech“, dass es mir nach einem Totalabschuss nie so schlecht ging, wie ich es eigentlich verdient hatte. Das heisst, ich hatte keine furchtbaren Kater. Die hätte ich bei der Menge haben sollen. Aufstehen, Kopf schütteln, los geht`s was bringt der Tag funktionierte bis vor einiger Zeit wunderbar. So fehlten mir die physischen Konsequenzen als warnende Abschreckung. Aber die psychischen Konsequenzen wurden quälend. Der Blick aufs Handy, Nachrichten im Suff, das Gefühl in Sachen Kontrolle wieder versagt zu haben...Es ist so schön, am Wochenende ohne das aufzuwachen :)

    Ups, das ist viel geworden. Vielen Dank für´s Lesen schon mal :)

    Viele Grüße
    Nana