Hallo AmSee und Greenfox,
sodele, jetzt nochmal...mit einem in Word geschriebenen Text
So, wie du das hier schilderst, klingt das anders und es trifft meines Erachtens das, was Greenfox in jener Wahrheit angedeutet hat. Du wirst den Weg nicht gänzlich allein gehen, wenn du dir einen Mentor/ Mentoren suchst. Ob das jemand in einer realen SHG vor Ort ist oder jemand in einem Forum wie diesem, hängt meines Erachtens von den jeweiligen persönlichen Bedürfnissen ab. Meine „Mentoren“ hab ich in diesem und in einem anderen Forum „gefunden“.
Das trifft es ziemlich gut und ich denke tatsächlich, dass ich meine Mentoren - zumindest für den Moment – hier im Forum finden kann. Ich ticke grundsätzlich so, dass ich mir Dinge gerne erst mal selbst erschließe und erarbeite und mir dann, wenn ich nicht weiter komme, Rat und Hilfe von außen hole. Wenn man den Begriff „Mentor“ betrachtet, ist das natürlich in erster Linie eine reale Person, die einen berät und unterstützt und mit der man Fragen sofort klären kann. Allerdings habe ich solche brennenden Fragen im Moment nicht und für mich ist es okay, wenn mir Fragen nicht sofort beantwortet werden. Im übertragenen Sinne sind die Erfahrungsberichte von zufriedenen abstinenten Personen in Büchern, Podcasts usw. für mich auch eine Art von Werkzeug, die „Mentoren“ mir an die Hand geben.
Ich habe für meinen Weg der Abstinenz sozusagen einen großen Werkzeugkasten und muss jetzt für mich ausprobieren, welche Werkzeuge mir am besten in der Hand liegen. Allerdings schließe ich nicht aus, dass ich mir irgendwann vielleicht einen realen Mentor – z.B. in einer SHG – suche. Ich finde, SHGs sind ein ganz wichtiger und tragender Pfeiler der Suchthilfe und ohne Menschen, die sich in dem Bereich engagieren, hätten wir eine riesige Lücke. Für jetzt reicht mir, der Input den ich bekomme und ich empfinde das so ähnlich, als würde ich erst mal nur zuhören und Wissen und Erfahrungen aufnehmen.
Ich schreibe bewusst so oft „im Moment“ und „für jetzt“ da es sich für jetzt mit den Werkzeugen, die ich benutze, gut anfühlt, wie es ist.
Ich hatte dich allerdings so verstanden, dass du generell den Weg der Konfrontation gehen willst. Und ich habe diesbezüglich eher noch weiter gedacht, wie z.B. gesellschaftliche Runden, in denen Alkohol konsumiert wird, oder daran, dass sich noch Alkohol in deiner Wohnung/ deinem Haus befindet, usw.
Das stimmt so. Nach der ersten intuitiven Entscheidung habe ich mich bewusst dafür entschieden. Vielleicht waren die Intuition und die bewusste Entscheidung auch ein Stück weit parallel. Ob ich das jetzt vor, während oder nach dem Urlaub dazu gelesen habe, weiss ich gar nicht mehr genau. Jedenfalls kam ich dann darauf, als ich Input zum Umgang mit Cravings gesucht habe. Und ich denke, dass mein Weg – je nach Situation – eine Mischform aus Ablenkung und Suchtdruck bewusst aushalten sein wird. Zu Beginn aber auch die Vermeidung der wirklich ganz krassen Trigger. Also Konfrontation in Schritten. Der psychologische Ansatz zur Konfrontation ist grob hier beschrieben:
„Den Suchtdruck aushalten
Nicht alle Ansätze, die sich mit der Behandlung des krankhaften Konsums von Medikamenten, Drogen und Alkohol beschäftigen, zielen auf Ablenkung und Gespräche ab. Immer mehr neue Methoden beschäftigen sich stattdessen mit dem Gedanken, dass das Aushalten des Verlangens auf lange Sicht bessere Erfolge verspricht. Ein Beispiel hierfür sind Achtsamkeitstrainings, bei denen es vorrangig darum geht, die körperliche Wahrnehmung zu verbessern. Wer intensiv spürt, was er fühlt, kann innerhalb kürzester Zeit auf Signale angemessen reagieren. Oftmals macht sich der Suchtdruck schließlich nicht nur mit psychischen Symptomen bemerkbar, sondern auch durch körperliche Signale, wie etwa Magenschmerzen, Schwitzen oder Zittern. Wer in der Therapie lernt, diese Signale richtig zu deuten, kann die passenden Maßnahmen ergreifen und so gezielt die Gefahr eines Rückfalls verringern.
Darüber hinaus wird das starke Suchtverlangen im Rahmen des Achtsamkeitstrainings ganz neu betrachtet. Anstatt sich abzulenken und dem Problem aus dem Weg zu gehen, konzentrieren sich die Patienten voll und ganz auf das Verlangen. Sie spüren, wie der Druck in ihrem Inneren ansteigt, sich wie eine hohe Welle auftürmt, dann aber allmählich wieder abebbt. Wenn Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit oder einer anderen Sucht im Rahmen von Therapie und Behandlung lernen, dass das Verlangen nach dem Suchtmittel nicht konstant hoch bleibt, sondern mit der Zeit sicher abflaut, können sie die Erfahrung eines neuen Reiz-Reaktionsmusters machen. In Situationen, in denen sie normalerweise den Konsum von Medikamenten, Drogen oder Alkohol zur Problemlösung genutzt haben, können sie nun anders reagieren und ihr Leben entsprechend nicht mehr von den Substanzen steuern lassen.“ Quelle: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/craving/
Das ist für mich absolut schlüssig und logisch und ich denke, dass ich ja sowieso immer wieder in Situationen komme, in denen ich mit Suchtdruck konfrontiert werde. Und es wird auch welche geben, die ich nicht vermeiden kann. Deshalb möchte ich diesen Weg wählen. Mit ganz viel Achtsamkeit und Respekt davor.
Es ist auch tatsächlich so, dass mein Mann „normal“ Alkohol trinken kann und Bier in unserem Keller ist. Das triggert mich allerdings überhaupt nicht. Das ist nicht meins im zweideutigen Sinn: Zum einen „gehört es mir nicht“. Also ist es tabu. Zum anderen war es nicht das Getränk meiner Wahl, um mir einen Rausch anzutrinken. Ich war auch schon auf einem Straßenfest, bei dem überall Wein getrunken wurde. Das war okay, das auszuhalten. Ich würde jetzt aber noch nicht in die Kneipe gehen, in der ich oft abgestürzt bin. Die ganz krassen Situationen möchte auch ich jetzt also noch vermeiden.
Vielleicht konnte ich jetzt ein bisschen verständlicher machen, wie ich ticke. nixweiss0
Die Beiträge von euch kommen mir übrigens auch überhaupt nicht überheblich vor. Ich freue mich, dass ihr mich an euren Erfahrungen teilhaben lasst und ich berichte gerne weiter über meinen Weg.
Viele Grüße
Nana