Beiträge von -Paul-

    Ich steige da auch nicht durch.

    Hast du einen Arbeitsvertrag unterschrieben, und dort bei "Sind sie schwerbehindert oder gleichgestellt?" 'nein' angekreuzt?

    Meine 'Behinderung' ist angeboren, trotzdem habe ich in Arbeitsverhältnissen noch nie das Vorhandensein eines GdBs angegeben.

    Es ist nicht immer leicht, aber wirklich 'gebraucht' habe ich ihn bisher noch nie. Da hatte ich immer Glück mit den Arbeitsstellen.

    Ich habe letztes Jahr erst den Arbeitgeber gewechselt, und dort auch wieder 'nein' angekreuzt - ganz einfach, weil ich es auch vorher immer ohne Nachteilsausgleich geschafft habe.

    Ich war glücklicherweise noch nie arbeitslos. Die Frage hat sich mir daher tatsächlich noch nie gestellt, aber sie tut es auch jetzt nicht, denn selbst wenn ich einmal arbeitslos werden sollte, denke ich nicht, daß mir da irgendwer etwas 'kann', denn ich hätte mit Bekanntheit des GdB ja genauso meine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung bezahlt wie ohne.

    Und wenn der Antrag noch nichtmal durch ist, kannst du ja auch gar nicht 'ja' ankreuzen, denn du wußtest ja vorher gar nicht, wie der Sachbearbeiter beim Versorgungsamt da entscheiden würde. Daher hattest du den Ausweis ja auch noch gar nicht, hättest also auch keine Kopie davon bei der Personalabteilung einreichen können - was in dem Fall erforderlich gewesen wäre.

    Das kannst du dem Fallmanager (heißen die wirklich so? Was für ein pathetischer Euphemismus) genau so sagen.

    Von daher verstehe ich deine Panik auch nicht so ganz. Wäre es andersrum (also 'ja' ankreuzen', obwohl du keinen hast) schon eher... denn dann hättest du 'Vorteile erschlichen', die dir nicht zugestanden hätten. Sorum aber macht es überhaupt keinen Sinn. Du hast ja nichts 'erschlichen' - ganz im Gegenteil: Du hättest ja, selbst wenn du es, wie ich, gewußt hättest, quasi dennoch von dir aus auf den Ausgleich 'verzichtet'.

    Du wußtest es aber ja nichtmal. Was soll dir also irgendjemand da Sanktionen 'aufdrücken'? Und vor Allem: Wofür überhaupt???


    Oder hast du Angst, falls die davon erfahren, nicht aus deinem Arbeitsvertrag 'rauszukommen', ohne selbst kündigen zu müssen (was ja eine temporäre Sperre nach sich ziehen würde), um beim Jobcenter Leistungen zu beantragen, bevor es dir schlechter geht, und du das eventuell nicht mehr selbst tun kannst?

    Das würde aber immernoch nicht erklären, warum du davon auszugehen scheinst, daß das Vorhandensein eines GdBs Einfluß darauf hätte, ob du zuviel gezahltes Bürgergeld zurückerstatten mußt.

    Oh, sorry, da bin ich wohl durcheinandergekommen. Besagter Beitrag zum Thema 'Erfolgsquoten' sollte auch hierhin, und nicht in deinen Vorstellungsthread.

    Ja, es vergeht oft viel Zeit, bis man sich nach einem Rückfall wieder 'aufrafft'. Bei mir war es jedenfalls immer so. Ich würde dann wohl trotzdem weiterhin als 'erfolgreich austherapiert' gelten, da es (wenn überhaupt) eine Weile dauern würde, bis man wieder von mir 'hören' würde.

    Oh, das ist schon okay.

    Vielen Dank, daß du dir Gedanken machst.

    Bin da halt 'speziell', das sehe ich ein. Also nicht so ein Aufwand meinetwegen.

    Wollte gar nicht so negativ rüberkommen, sorry.

    Das war keine Kritik per se, sondern hat etwas mit meinen persönlichen Präferenzen zu tun. Veränderungen sind immer extrem nervig für mich, hier aber ja nicht vermeidbar.

    Ich brauche es einfach und überschaubar, und am Besten nicht zu 'bunt', sonst finde ich mich nur schwer zurecht. Da gebe ich dann schnell frustriert auf.

    So wie jetzt geht es aber eben nicht. Ich finde nichts, und das Design erschlägt mich.

    Mich, das muß nicht für Andere gelten.

    Liegt also nicht am Forum, sondern an mir.

    In vielen Foren gibt es eine 'Vanilla-Version', also minimalistisch, alles auf einer Seite, und nur zwei- oder dreifarbig. Diese ist eigentlich immer gleich strukturiert, meist hellblau, und für mich daher gut nutzbar. Überall einheitlich. Das alte Forum war auch so einstellbar. Dafür müssen normalerweise keine Einstellungen am eigentlichen Forum an sich vorgenommen werden, sondern der Benutzer selbst legt quasi einfach seine eigene Oberfläche drüber.

    Ich konnte sämtliche Benachrichtigungen rausnehmen (das ist schonmal gut, und hier gibt es auch drei Oberflächenversionen (beides kann ich auch als Normalmitglied ändern), sie unterscheiden sich aber kaum voneinander. Daher meine Frage, ob es noch mehr Optionen gibt, oder ein externes Plug-In.

    Das wäre dann nur für mich, nicht für alle Anderen.

    Ich schaue sonst aber morgen mal selber nach einem Plug-In, wenn ich Zeit habe. Ich denke schon, daß es sowas auch für diese Software gibt.

    Danke auch von mir. Und Glückwunsch zum gelungenen Umzug.

    Ist es möglich, in den persönlichen Einstellungen das Interface zu ändern in irgendwas 'Einfaches, und weniger... Chaotisches... Erschlagendes? In vielen Foren geht das.

    Diese Strukturierung ist ziemlich unübersichtlich, da finde ich mich nicht zurecht. Auf Dauer ist mir das zu verwirrend.

    Wenn nicht, ist es aber auch egal, bin ja eh nur Gast.

    Mir ist auch schon aufgefallen, daß die Erfolgsquoten immer höher sind, wenn eine Einrichtung oder Organisation von sich selbst 'berichtet'. Teilweise liegt das dann bei über 40% - was ich eindeutig für übertrieben halte. Unabhängige Stellen sprechen über Zahlen zwischen drei und zehn Prozent. Das ist deutlich realistischer. Aber wirklich verläßliche Zahlen gibt es da nicht, das stimmt leider.

    Ich selber habe auch mehrere Anläufe gebraucht, von daher ist die Frage, wie oft ein jeweils Rückfälliger eigentlich gezählt wird, und ob es 'Druck von Außen' gab (gerichtliche Auflagen oder die Familie) durchaus etwas, was man mitbrtrachten sollte.

    Außerdem muß man da auch definieren, wie lange die 'Nicht-Rückfälligen' eigentlich statistisch erfaßt werden. Einen Monat? Ein Jahr? Fünf Jahre? Denn je früher jemand als 'Erfolgsfall' gilt (sein 'Werdegang' also nicht weiter verfolgt wird), desto höher natürlich auch die jeweilige 'Erfolgsquote'.

    Ich denke auch, im Endeffekt kommt es weniger auf die Therapieform an, als auf die Ernsthaftigkeit und innere Einstellung des Betroffenen.

    Sorry, wenn ich hier 'meinen Senf dazugebe', aber das hier ist eine interessante Debatte.
    Ihr habt recht mit der Denke bezüglich Alkoholkonsum und Normalität. Ich stimme auch zu, was das Umdenken bezüglich Zigaretten in der Gesellschaft angeht. Meiner Meinung nach ist das bei Alkohol inzwischen auch angestoßen worden - wenn auch nur langsam, aber es 'kommt'.

    Ich habe ein paar Jahre bei einem Zulieferer der Tabakindustrie gearbeitet. In der Gegend ist das eine sehr bekannte Firma, und eigentlich ein sehr sozialer und 'fairer' Arbeitgeber, daher kamen oft Sponsoringanfragen von Sportvereinen oder Abijahrgängen. Die firmeninterne Marketingabteilung hat diese im Bewußtsein des eigenen Images aber immer abgelehnt. Denn Zigarettenwerbung, wenn auch nur indirekt, hat nichts in Abizeitungen oder auf den Trikots der Jugendfußballmannschaft zu suchen. Ich hatte auch mal eine kurze Zeit einen Nebenjob in der Poststelle eines bekannten Spirituosenherstellers - dort handhabte man es ähnlich.
    Die Menschen wollen von sich aus nicht, daß Dinge mit Suchtpotenzial aktiv gefördert werden, und die Firmen sind sich ihrer gesellschaftlich 'schwierigen' Rolle durchaus bewußt, und üben nach Außen hin eher Zurückhaltung. Das ist genau die Einstellung, die die Gesellschaft braucht - und das Einzige, das tatsächlich wirksam funktioniert. Eine Art Regulierung von Innen heraus, und nicht von Oben herab.
    Es hat leider Jahrzehnte gedauert, bis die Menschen dieses Bewußtsein entwickelt haben, aber es 'wirkt' langsam. Denn die 'Jugend von heute' hat meiner Meinung nach eine deutlich 'gesündere' Einstellung zu solchen Dingen. Viele trinken von sich aus nicht, und haben auch das Selbstbewußtsein, dazu zu stehen. Der 'Gruppenzwang', den es da früher gab, scheint nicht mehr so da zu sein. Man sieht auch viel seltener diese Grüppchen von Jugendlichen irgendwo stehen oder in der Bahn sitzen und Bier trinken. Das war zu meiner Zeit eigentlich 'normal'.
    Klar, ausprobieren tun sie es wahrscheinlich alle immernoch, aber ihnen sind die Gefahren deutlich bewußter, und Nein zu sagen ist, im Gegensatz zu den Erwachsenen, da nichts Ungewöhnliches mehr.

    Es besteht noch sehr viel Änderungsbedarf, doch meiner Meinung nach ist die Entwicklung bei Tabak und Alkohol immernoch unsagbar langsam, aber schon in die richtige Richtung.
    Was Glücksspiel angeht, ist die Entwicklung jedoch genau andersrum. Was früher verpönt war, ist heute trendy. Aus dem schmutzigen Spelunkenimage, dem Tabu am Rande der Gesellschaft, ist ein harmloser Zeitvertreib für die ganze Familie geworden.
    Früher war ich 'Abschaum', ein warnendes Beispiel für Kinder, die ihre Hausaufgaben nicht machen wollen. Heute würden Jugendliche mir auf YouTube zusehen, während die Eltern am Frühstückstisch danebensitzen.

    Richtig, das Ganze hat viel mit Lobbyarbeit zu tun. Eine Milliardenindustrie, die schon immer ein Meister der Schlüpfrigkeit war, bekommt jetzt die Möglichkeit, offiziell aufzutreten, und ihre 'Reichweite' auszudehnen. Hatten wir schon öfter, nicht nur einmal. Und es passiert wieder.
    Egal ob Alkohol, Drogen, Glücksspiel oder auch bestimme Medikamente, man wird es nie komplett eindämmen können. Onlinecasinos waren bis vor Kurzem noch verboten, Medikamente mit Suchtpotenzial sind verschreibungspflichtig, Drogen sind eh illegal, und die Prohibition gab es auch schon. Gewirkt hat nichts davon. Und ich bin auch gegen Verbote. Wer trinken will, soll trinken dürfen, und wer spielen will, soll spielen dürfen. Ich bin erwachsen, und es kann keiner kann etwas dafür, daß ich damit nicht umgehen kann. Auf mich aufpassen muß niemand. Das ist (glücklicherweise) auch gar nicht die Aufgabe des Staates. Man sollte sowas aber nicht aktiv fördern.
    Denn es gibt nicht umsonst Werbeverbote. Da fängt die Verantwortung 'von oben' dann an. Der Rest reguliert sich von selbst. Die Gesellschaft weiß inzwischen von sich aus um die Gefahren, und man würde es heutzutage in der Öffentlichkeit auch nicht mehr tolerieren, beispielsweise ein Fußballstadion 'Marlboro-Arena' zu nennen. Die Leute würden sich aktiv dagegen wehren.
    Bei Wettanbietern ist das aber anders. Daran sieht man, wie gut Lobbyarbeit funktioniert.

    Alkohol ist allgegenwärtig, leicht und mit wenig Aufwand zu bekommen, und in der Gesellschaft relativ normal. Den Zugang zu Glücksspielangeboten hat allerdings jeder Mensch jederzeit in seiner Hosentasche - egal, wo er ist. Man muß nichtmal das Haus verlassen, oder auch nur den Raum. Es gibt meist nichtmal sowas wie einen aufmerksamen Kassierer, der einem jungen Menschen den Zugang nur gegen Vorlage eines Ausweises ermöglicht. Nur war das den Wenigsten bisher überhaupt bewußt. Niemand wußte überhaupt davon, und keiner 'brauchte' das.
    Ich habe keinen Fernseher, aber wenn ich heutzutage bei Bekannten diese 'lustigen' Werbespots sehe, wird mir ganz übel. Das darf doch nicht wahr sein, sowas sehen doch auch Kinder.
    Sucht wird es immer geben, aber diese künstlichen Eingriffe in die natürliche Hemmschwelle (und die Definition von 'Normalität') der Menschen sind das, was für die Gesellschaft toxisch daran ist. Es wird eine Nachfrage erzeugt, wo vorher gar keine war.

    Warum muß sich alles wiederholen? Warum lernt man nicht aus den Fehlern, die in der Vergangenheit bei ähnlichen Dingen gemacht wurden?
    Wahrscheinlich, weil Geld im Spiel ist, nicht zuletzt auch Steuereinnahmen, und wegen der Naivität und Ignoranz der Entscheidunsträger und der Anonymität der Betroffenen. Das Ganze ist für Viele halt nicht 'greifbar'. Man riecht es nicht, man sieht es nicht, und ich lande nicht mit Lungenkrebs im Krankenhaus, muß kein Leergut entsorgen, oder falle betrunken oder zugedröhnt irgendwo negativ auf.
    Ich bin auch hier schon gefragt worden, was bitte spannend daran sei, auf drei Zitronen in einer Reihe zu warten. Da mußte ich etwas lächeln, denn einerseits ist es gut, wenn der Großteil der Menschen sich das nicht vorstellen kann, andererseits ist aber eben genau das das Problem, was bei allen Süchten existiert - es ist für Andere nicht vorstellbar, und man selbst merkt es erst, wenn es zu spät ist, 'einfach so' damit aufzuhören.

    Da ist es schon relativ leicht, einem Politiker beim Golfen die Vorzüge nahezulegen. Die Leute tun's außerdem ja sowieso, warum also nicht offiziell versteuern?
    Stimmt. Nur gibt ihnen das eine rechtliche Handhabe, gegen Regulierungen vorzugehen, ihr Image aufzupolieren, und mit Werbung ihre Reichweite zu erweitern.
    Das kommt mir irgendwie bekannt vor, die Argumentation war bei Alkohol und Zigaretten mal genauso, und wie man hier sehr gut nachlesen kann, kämpfen wir als Gesellschaft immernoch mit der Denke, die daraus resultiert.

    Die Definition von Wahnsinn.

    Sorry, aber das mit der Werbung ist ein empfindliches Thema für mich.

    Hallo NieTho,

    für mich selbst habe ich akzeptiert, daß es nunmal so ist. Ich 'hadere' da auch nicht mehr mit mir. Es hat aber recht lange gedauert, das wirklich konstant als gegeben hinzunehmen. Das ist dann eben nichts Rationales, sondern eher eine Art 'Zustand', der sich mit der Zeit selbst einstellen muß. Daher halte ich Abstand gerade in der Anfangszeit für sehr wichtig.
    Zumindest anonym kann ich heute darüber schreiben, in 3D könnte ich das aber ehrlich gesagt nach wie vor nicht, nichtmal ansatzweise. Glücklicherweise kommen solche Situationen, in denen ich etwas ablehnen muß, in meinem Fall aber eher selten vor. Und wenn doch, sage ich einfach "Nein" - ohne Begründung. Ich bin dafür bekannt, manchmal etwas 'kurzangebunden' oder stur zu sein, das wundert also niemanden. Meine bessere Hälfte hatte vor ein paar Monaten an einem Samstagmittag die spontane Idee, mal in die Spielbank zu gehen, um etwas 'auszuprobieren' (offenbar animiert durch irgendwelche YouTube-Videos). Ich habe meinem Nein nach der zweiten Nachfrage ausnahmsweise noch eine Rechnung und Erklärung hinzugefügt, warum das mathematisch gesehen Quatsch ist. Die Antwort war, darum ginge es ja gar nicht. Es ginge ums 'Flair'. Ernsthaft? Au weia. Danke, nein. Das 'Flair' brauche ich nicht.
    Alkohol muß man im Alltag aber deutlich öfter mal ablehnen, und es gibt auch Leute, die da sehr 'aufdringlich' werden können. Das kenne sogar ich, obwohl ich eigentlich eher selten trinke, und die Leute das ja auch wissen. Sollte man meinen.
    Spätestens beim dritten Mal sage ich aber immer "Welchen Teil von Nein verstehst du nicht?", egal, worum es geht. Manche sind dann etwas angepißt - auf die Idee, ich könnte ein Problem damit haben, ist aber bisher noch nie jemand gekommen. Darum verstehe ich auch nicht, warum so viele Leute sich da Gedanken machen.
    Du solltest mal Diskussionen lesen, wenn es darum geht "Oh Gott. Wie sage ich meinen Arbeitskollegen, daß ich dieses Jahr nicht am firmeninternen WM-Tippspiel teilnehmen will?"
    Kopfkino. Könnte sich ja jemand wundern.
    Unsinn. Interessiert normalerweise niemanden. Schlimmstenfalls biste eine Weile lang eine Spaßbremse. Das war's aber auch schon.

    Ja, viele Spieler sind 'polytox' - meistens tatsächlich in Verbindung mit Alkohol. Die 'enthemmende' Wirkung ist da wohl der Hauptgrund. Bei mir ist das aber zum Glück nicht so, da habe ich wiederum rechtzeitig mit aufgehört. Beides auf einmal stelle ich mir dann auch nochmal eine Spur schwieriger vor.

    Ich halte die Null-Toleranz-Haltung nicht für falsch - im Gegenteil. Ich sehe es zumindest in Bezug auf einige Punkte aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen genauso - und sage das dann auch so. Was mich bei Manchen aber oft stört ist eben dieses 'Engstirnig-Aggressive' oder 'Predigerhafte', mit dem es 'rübergebracht' wird. Solche Typen, wie von Susanne beschrieben, sind genau das, was ich meinte. Da gibt es Leute, die klingen, als würden sie eine fanatische Predigt halten, oder aus einem 50 Jahre alten Lehrbuch abschreiben. Das wirkt halt oft echt abschreckend. Sicher schuldet niemand irgendwem eine sanfte Verpackung, und gegen eine Anregung oder gar Kritik ist nichts einzuwenden, aber manchmal wird das schon recht 'diktatorisch'.
    Wenn man länger mit ihnen zu tun hat, weiß man, daß ironischerweise jeder dieser 'Hardliner' irgendwo eine eigene 'Ausnahme' macht, die Ausnahmen Anderer aber als völlig inakzeptabel anprangert.
    Ganz schlimm wird es, wenn sie sich untereinander in die Haare kriegen, was 'Prinzipien und Richtlinien' angeht. Das kann dann richtig häßlich werden, und ist für Außenstehende oft sogar noch befremdlicher, als direkt selbst einen Rüffel zu bekommen.
    Es geht mir bei meiner Kritik daran daher eher um die Art und Weise, als um den eigentlichen Inhalt. Ich kann sehr gut verstehen, wenn das jemanden abschreckt.
    Aber, wie gesagt, die Leute richten das halt immer auch an sich selbst. Und an dem, was du schreibst, ist auch etwas 'dran' - dadurch klingt es nach 'lebenslangem Verzicht und Einschränkungen'. Als ob sie selbst noch immer 'die Zähne zusammenbeißen' müßten.
    Doch genau das sollte man, objektiv betrachtet, nach 15 Jahren eben nicht mehr tun müssen. Diesen Eindruck zu vermitteln ist dann wirklich etwas entmutigend

    Ich mußte gerade etwas schmunzeln. Genau das mit dem Mau-Mau oder Skat ist da tatsächlich oft eines dieser Streitthemen; eben auch so eine Null-Toleranz-Frage. Wahrscheinlich ähnlich wie das alkoholfreie Bier.
    Auch Angehörige fragen manchmal: "Kann / darf mein Mann mit der Familie Uno spielen?"
    Meine Antwort wäre: Laßt es besser erstmal.
    Sicher, jeder muß lernen, damit zu leben, aber es dauert eben eine Weile, bis man seine persönlichen Grenzen besser kennt, und damit umgehen gelernt hat.
    Es gibt die, die auch nach 15 Jahren Abstinenz nicht mit ihrem Sohn Schach spielen können - er hat es mehrmals versucht, es ging nicht. Ein Anderer wiederum spielt ab und an mit seinen Kumpels Skat um Centbeträge (würde ich nicht tun, da wäre bei mir die Grenze erreicht), würde auf der anderen Seite aber nie eine Kneipe, Imbißbude oder ähnliches betreten, in der ein Automat steht.

    Ich selbst habe das tatsächlich lange gemieden, auch jede Art von Gesellschaftsspielen. Inzwischen geht das aber, solange es 'einfach so' ist, und dabei um nichts geht - selbst Skat, obwohl ich das tatsächlich früher gelegentlich um Geld gespielt habe (allerdings nur um sehr kleine Beträge). Geldeinsätze oder andere 'Gewinnaussichten' sind aber weiterhin tabu. Das beinhaltet alles von Losbuden über Lottoscheine, Rubbellose und selbst 'Punktesammeln' an der Supermarktkasse.
    Auch das kann, wie gesagt, in ein solches Streitthema ausarten. Jeder ist verschieden, auch in dem, was ihn triggert. Anfangs sollte man es daher generell meiden, mit der Zeit merkt man schon, was geht und was nicht. Die Grenze liegt aber immer bei Geldeinsätzen oder sonstigen Gewinnmöglichkeiten. Meiner Meinung nach jedenfalls - da stimme ich dem allgemeinen Konsens zu.
    Also ja, Gesellschaftsspiele kann ich inzwischen spielen, aber 'spaßig' ist das trotzdem nicht, weil ich sie eher langweilig finde. Sowas wie Poker hingegen geht auch ohne Einsatz nicht. Das Spielen an sich ist zwar dann eigentlich ebenfalls recht langweilig, da die Leute ganz anders spielen, wenn es nichts zu verlieren gibt, es kann aber aufgrund des... mhhh... 'Settings' trotzdem massiv triggern. Keine schöne Sache, das lasse ich lieber.

    Richtig. Ich bin erwachsen. Auf mich aufpassen muß also so oder so niemand. Diese Verantwortung jemandem aufzubürden wäre schon arg egoistisch. Sollte ich doch mal etwas Dummes machen, wäre das allein mein Verschulden.
    Und 'helfen' könnte mir da sowieso keiner.
    Dennoch wäre es sicher hilfreich, wenn man darüber sprechen kann - auch als weitere 'Hürde', da hast du Recht. Wie gesagt, das ist etwas, das mir immer mal wieder gesagt wird, und ich verstehe auch, warum. Geschafft habe ich es aber bis heute nicht. Aber egal, ich schweife ab.

    Ja, eine Flucht in Bezug auf das Suchtmittel. Wenn es mir schlecht (oder auch zu gut) geht sollte ich das generell meiden.

    Eins würde mich jetzt mal interessieren: Was genau möchtest du mit der Reihenfolge deines Suchtverlaufs definieren? Die 'Ursachen'?

    Wünsche allen eine gute Nacht.

    Hallo NieTho,

    auch bei 'uns' gibt es dieses Dogma "Mein Name ist Paul, und ich bin spielsüchtig." Ja, ich würde den Satz auch nur schwer bis gar nicht rausbringen. Die Tatsache an sich ist aber 'drin' im Kopf, und das muß sie meiner Meinung nach auch sein.
    Willen, wollen... das sehe ich etwas anders... mit der 'geballten Faust in der Tasche' funktioniert das jedenfalls nicht, zumindest nicht sehr lange. Da helfen aber auch keine Dogmen, es ist eher eine innere Einstellung, und die braucht den berühmten 'Klick', den man nicht von Außen 'vermitteln' kann.

    Bei mir war es ähnlich wie bei deinem Schwiegervater, wobei 'einfach so' da eine starke Übertreibung wäre. Einfach war das absolut nicht. Es war die Hölle, und ich würde das wahrscheinlich nicht nochmal schaffen. Darüber bin ich mir absolut im Klaren. Daher lebe ich quasi schon 'automatisch' entsprechend, aber ich spreche auch nicht darüber. Es hat sich manifestiert, ohne noch wirklich eine große Rolle zu spielen, das stimmt. Im Großen und Ganzen jedenfalls.

    In meinem Umfeld ist es auch kein Thema. Das liegt aber auch daran, daß heutzutage niemand mehr davon weiß. Dafür mußte ich mir in Foren schon oft ein paar virtuelle 'Schelte' abholen, habe schon den ein oder anderen 'Einlauf' zum Thema "Absolute Aufrichtigkeit nach Innen und Außen" hinter mir. Und die Frage, ob Schweigen eine Lüge ist, oder ob Angehörige ein Recht darauf haben, zu wissen, auf was für eine potentielle 'Gefahr' sie sich mit mir einlassen, und worauf sie bei mir achten sollten. Diese Fragen sind sicher durchaus berechtigt, aber der Ton, der dabei angeschlagen wird, ist manchmal schon sehr grenzwertig-aggressiv. Das hat dazu geführt, daß ich das meist gar nicht erwähne. Die Diskussion ist immer recht anstrengend, und geht jedes Mal schnell in Richtungen, in denen mir abstruse Absichten unterstellt werden. Interessanterweise wird das Thema immer von Anderen aufgebracht, nie von mir selbst, und ich bekomme dann einen drauf, wenn ich mich versuche, zu rechtfertigen, weil die unterstellten Motivationen einfach 'frech' sind. Deshalb meide ich das Thema von mir aus, und äußere mich generell eher selten dazu.
    Daran sieht man aber, wie 'festgefahren' bestimmte... mhh... 'Grundsätze' bei vielen sind.

    Ich habe ohne professionelle Hilfe aufgehört, und bis zum heutigen Tag mit keinem darüber gesprochen. Beides hat aber eher mit Naivität und Hilflosigkeit zu tun, als damit, daß ich irgendwie dachte, ich wäre 'besser' oder 'anders' als Andere. Zu derartigen Gedanken war mein Hirn damals gar nicht fähig. Ich wußte schlichtweg nicht, in was für einer Lage ich mich befand (bzw. habe ich es verdrängt und heruntergespielt. Mir geht es doch vergleichsweise gut), und daß es dafür überhaupt professionelle Hilfe gibt. Ich wußte nur, daß das ein Ende haben muß, wenn ich weiterleben will. Im wahrsten Sinne des Wortes.

    Für Einige bin ich aber ein unehrlicher Lügner, der nach wie vor seine Sucht 'schützen' will, und damit unterbewußt die Weichen für den nächsten Rückfall stellt.
    Heute, fast 16 Jahre später, weiß ich inzwischen natürlich, wo diese strengen Worte 'herkommen'. Da stellt sich aber dann die Frage, inwiefern ein Outing noch irgendwem hilft.
    Als Alkoholiker, Spieler, Junkie oder generell suchtkranke Person hast du sehr oft einen schlechten Stand. Das ist in den Köpfen der Leute nichtmal bewußt oder gewollt. Aber es impliziert halt immer, daß die Möglichkeit besteht, aus dir könnte sehr schnell eine unberechenbare 'Liability' werden. Auch das sorgt für einen negativen Umgang des Betroffenen mit diesem Umstand. Ja, auch bei mir.
    Vieles Negative kommt daher auch aus dem 'Außen'. Ich sage mir, durch diesen 'Stempel' stünde man immer irgendwie unter Druck und Beobachtung, weil man das Gefühl bekäme, beweisen zu müssen, daß alles in Ordnung ist. Das ist bei Ex-Rauchern auch anders.

    Dieses 'Nie wieder' war auch ein harter Brocken dabei.
    Ja, dein Freund hat recht. Für mich war das lange Zeit etwas Unvorstellbares, Utopisches - die Aussicht, ein Leben lang 'verzichten' zu 'müssen' war in meiner Vorstellung definitiv kein erstrebenswertes Ziel. Vielleicht in ein paar Wochen, einem Jahr, aber nie wieder? Das muß doch anders gehen. Ich dachte, ich könnte nicht ohne etwas leben, das mich in regelmäßigen Abständen durch den Reißwolf gedreht hat.
    Hatte ich kein Geld mehr, konnte ich durchaus eine Weile ohne - das war dann auch nicht sonderlich schwer. Eine Woche noch von Nudeln oder Reis, und wenn auch das kurz vor der Monatsmitte nicht mehr ging, den Rest des Monats von abgelaufenen Lebensmitteln (ich arbeitete unter Anderem in einem Supermarkt, und habe dort regelmäßig den Verderb abgeschrieben und entsorgt) zu leben ist schon eine ziemliche Lektion in puncto Selbstgeißelung und Schamgefühl (so sollte man meinen) - jedes Mal wieder schwor ich mir: "Ich bin so dumm, das mache ich nicht nochmal." Aber ich konnte tun, was ich wollte, mir die besten Vorsätze zurecht legen - sobald ich Geld hatte, war es auch bald wieder weg. Das war ein Automatismus, ich konnte das nicht kontrollieren. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich anfing, meine Arbeitgeber zu beklauen, der Morast wurde immer tiefer. Es kam vor, daß ich wie ferngesteuert unter Tränen in die Spielbank lief, weil ich innerlich genau wußte, was passieren würde, während ich mir sagte, ich gewinne heute bestimmt, gehe dann nach Hause, und alles wird besser. Auch wenn ich innerlich eigentlich wußte, daß es für mich kein 'genug' gibt, und ich nicht Aufhören kann, bis alles weg ist. Dennoch war es jedes Mal wieder eine Erleichterung, es endlich wieder tun zu können, weil der Druck weg war, und in meiner 'Blase' sein konnte. Es ging nur noch darum, was im Kopf passiert.
    Meine 'Spaßphase' war nicht sehr lang. Ich gewann mit meinem ersten Versuch etwa 30DM. Hatte keine Ahnung, was ich dort tat, aber das Gefühl war unbeschreiblich. Da war ich 17 oder 18 Jahre alt. In meinem Bekanntenkreis werden heute noch Witze darüber gemacht, wie ich Kleingeld in den Automaten im Café warf, und ich völlig verwirrt war, was passierte. Niemand von ihnen weiß, was dieser Abend für Konsequenzen für mich hatte. Aber ich wollte das sofort wieder 'erleben'. Ein paar Tage später ging ich in eine Spielhalle, und ab dem Tag an landete eigentlich alles, was ich hatte, in einem Automaten oder am Spieltisch.

    Sobald ich Geld hatte, stieg der Druck bei mir rapide an. Besonders nach Gehaltseingang (davon hatte ich mehrere kurz hintereinander, da ich mehrere Jobs hatte). Manchmal schaffte ich es wie gesagt wenigstens noch, vorher ein paar Packungen Nudeln zu kaufen, wenn das Geld kam (ist billig, denn jeder Cent, der sonst ausgegeben wurde, war Verschwendung). Geld 'brannte' förmlich in den Händen, in meinen Taschen. Das hielt dann an, bis das Geld weg war, was manchmal nur ein paar Stunden dauerte, wenn überhaupt. Dann setzte Erleichterung ein, es ist vorbei, ich muß nicht mehr... dicht gefolgt von Selbsthaß, Reue und der Angst davor, wie ich den Rest des Monats überleben sollte, mir die Bank und die Gläubiger vom Hals halten sollte, ohne daß jemand 'dahinterkam'. In diesem Phasen hatte ich immer viel Zeit, mir exzessive Gedanken zu machen - nur um diese mit der nächsten Geldspritze sofort wieder zu verwerfen. "Einmal geht ja noch."
    Oder ich saß im Kino, und überlegte fieberhaft, wie ich schnellstmöglich wegkomme (oder besser, was ich tun muß, um gar nicht erst dort hin zu müssen), weil ich ja spielen 'mußte'.
    Ja, im Grunde genommen drehten sich meine Gedanken um Geldbeschaffung, Vertuschung und das 'Jonglieren' mit finanziellen Verbindlichkeiten, denen ich schon lange nicht mehr nachkommen konnte.
    Niemand hätte das je vermutet. Ich wußte, wie man 'funktioniert', aber das hat mich unendlich viel Energie gekostet, und fraß mich zusätzlich innerlich auf.

    Sicher hat es daher eine Funktion erfüllt, aber es war dadurch eben gleichzeitig auch ein Teufelskreis. Ich mußte nicht nachdenken, konnte alles ausblenden, und dieser 'Kick' dahinter ist (in einem Spielsuchtforum würde ich das nicht tun, aber hier kann ich es ja schreiben) durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Damit muß ich leben. Es ist aber ein sehr geringer Preis für den inneren Frieden. Entschleuniging statt Anspannung und Chaos.
    Dennoch, diese 'Lösung', dieser 'Fluchtweg', die Gefühlsachterbahn und das einfache Vergessen ist etwas, an das sich mein Hirn auch heute noch 'erinnert'. Das, was man Suchtdruck nennt, ist schon lange kein heftiges Verlangen mehr, wie man es aus Filmen kennt, sondern eher ein schleichender Prozeß. Nostalgie, gute alte Zeiten. Er tritt nicht mehr in unerwarteten Momenten brachial die Haustür ein, sondern kommt einfach mit einem Salat unterm Arm freundlich durch die offene Gartenpforte zur Grillparty. So ist es auch deutlich schwerer, ihn wieder rauszuwerfen. Er tut ja eigentlich nichts, und unterhält sich doch ganz nett mit Allen über unsere jugendlichen Schandtaten (natürlich nur die Harmlosen, dumm ist er ja nicht). Was ist schon dabei? Wir waren ja schließlich auch mal sowas wie Freunde.
    Das kommt nur noch sehr selten vor, aber es passiert. Da ist Achtsamkeit wichtig. Und eben das Bewußtsein, daß es für mich keine Ausnahme geben darf. Niemals. Daran gegebenenfalls zu erinnern, ist okay. Der Tonfall dabei ist aber eben auch entscheidend. Und die 'Verpackung'. Nicht umsonst sagt man sich "Nur für heute..." - eben weil ein 'Nie wieder" manchmal schwer zu verdauen ist.

    In meiner Jugend hatte ich zwei 'Bekanntenkreise', und habe recht exzessiv getrunken, und auch etliche Drogen probiert. Schon da habe ich gemerkt, daß mir das zu sehr gefällt, und ich das Maß nicht habe (wenn es keiner mitbekommt), obwohl die meisten Menschen, mit denen ich hauptsächlich zu tun hatte, mir das niemals zugetraut hätten - im Gegenteil, ich galt als langweilig vernünftig und übertrieben rational. In meinem 'normalen' Umfeld hingegen trank ich nichtmal Alkohol. Das konnte ich schon immer gut trennen. Glücklicherweise habe ich da noch die Kurve bekommen, und das seingelassen, nachdem ich relativ früh aus dem Elternhaus ausgezogen bin in ein komplett neues Umfeld. Insgesamt eine längere Geschichte, die hier den Rahmen sprengen würde, aber im Nachhinein betrachtet sicher auch mit meinem 'Werdegang' zu tun hat. Jedenfalls bin ich heute vorsichtig mit solchen Dingen. Eine derartige Flucht war noch nie eine gute Lösung - egal, womit.

    Ich wünsche einen netten Sonntagabend.

    Hallo NieTho,

    ich war seit langem mal wieder hier, und habe dann diesen Thread gesehen. Interessantes Thema.
    Mußte dann erstmal wieder mein Passwort 'erraten'.

    Erstmal Glückwunsch zu deiner Entscheidung, abstinent zu leben.

    Ich bin kein Alkoholiker, aber ebenfalls suchtkrank (blödes Wort), und als ich damals hier postete (eigentlich nur, weil mich der 'Werbebeitrag' eines Trolls störte, der mir nach einer Google-Suche zu einem ganz anderen Thema angezeigt wurde), war ich nach etwas Lesen hier doch sehr erstaunt darüber, wie ähnlich sich die Süchte sind. Nicht nur die 'Spirale' dahinter und der Umgang der Betroffenen damit, sondern auch bezogen auf das, was 'Neulingen' geraten oder gar 'verboten' wird. Und eben auch, wie sich selbst Dinge eingeredet werden, und was Unachtsamkeit für Folgen haben kann.

    Die Kopfarbeit ist daher wohl bei allen Süchten schon sehr ähnlich, für mich persönlich gibt es aber einen Unterschied, auch wenn dieser wohl hauptsächlich Kopfsache ist: Rauchen war für mich immer schon die 'harmlosere' Variante. Wirklich als Sucht ansehen tue ich das heute noch nicht, obwohl es definitiv auch eine ist. Aber ich hatte nie den 'Respekt' vor einem Rückfall, den ich anderswo auch heute noch habe. Habe zweimal mit dem Rauchen aufgehört, mir aber immer gleich gesagt, wenn ich wieder anfange, ist es halt so, irgendwann höre ich eben wieder auf. Wahrscheinlich hat es deshalb auch nie länger als zwei Jahre angehalten mit der Rauchfreiheit - weil die Konsequenzen hier nicht so deutlich spürbar waren. Es dauert eben, bis man wirklich Lungenkrebs bekommt.
    Außerdem denke ich, daß der Wille auch nicht wirklich da ist, solange ich noch so denke, und bis dahin brauche ich es gar nicht wieder 'versuchen'.
    Ich brauche wohl auch irgendwie immer eine Art 'Laster' - oder so ähnlich. An der Sache mit der emotionalen Funktion ist daher wohl schon etwas dran.

    Bei einem Rauchstop war der Suchtdruck bei mir auch nie so stark. Das Problem waren da eher Automatismen wie Pausen, auf den Bus warten, nach dem Essen...
    Bei mir war es also ebenfalls andersrum... rein per Definition kennt kennt 'meine' Sucht keinen körperlichen Entzug, aber der von dir beschriebenen psychische war deutlich schwieriger zu handhaben als bei einem Rauchstopp - und dauerte auch um Einiges länger. Ich erinnere mich, wie ich abends oft sprichwörtlich 'die Wände hochging', und mich einmal sogar dabei ertappte, wie ich die Schubladen meiner Mitbewohnerin nach Geld durchsuchte. Schmacht kenne ich auch, hatte ich auch oft. Wirklich rausgegangen, um Zugaretten zu holen, bin ich aber nie. Hätte ich da aber Geld gefunden, wäre ich mit Sicherheit losgezogen.
    Es war also genau andersrum als bei dir, ich habe ziemlich schnell die körperlichen Vorteile des Nicht-Rauchens bemerkt, damit fiel es leichter, längere Zeit nein zu sagen.
    Anderswo bin ich aber erstmal in ein tiefes Loch gefallen "Ist das alles? Wofür das Ganze?"
    Erst vor ein paar Monaten war ich dabei, wieder langsam darauf zuzusteuern, ohne auch nur eine Sekunde tatsächlich daran gedacht zu haben. Achtsamkeit ist für mich daher immer gegeben. Das könnte einem Exraucher wahrscheinlich auch passieren, aber die Konsequenzen wären nicht so schwerwiegend, auch für das Umfeld.
    Aber es ist eben die 'Krux' an der Sache. Was das Vermeiden solcher gedanklichen 'Fallen' angeht hab ich 'Lebenslänglich', auch wenn ich die meiste Zeit gar nicht daran denke. Das ist nicht negativ oder gar 'einschränkend', sondern einfach nur Selbstschutz.
    Ein "Zur Not höre ich halt wieder auf." ist da keine Option, das weiß ich nur zu gut.

    Ich denke auch, daß es so etwas wie 'Suchtaffinität' gibt. Also daß jemand, der ein Suchtproblem hat, egal ob aktiv oder abstinent, generell vorsichtig sein sollte im Umgang mit anderen Dingen, die im Übermaß... ähm... ungesund sind. Auf mich trifft das jedenfalls definitiv zu.

    Ich weiß, was du mit dieser 'Schwarzmalerei' in puncto Zukunft meinst. Das klingt für Außenstehende (und nicht unbedingt nur für die) wie 'Predigen' oder die Prophezeiung eines Lebens, in dem aufgrund einer 'Krankheit' unter Zwang irgendwie auf etwas verzichtet werden muß. Natürlich ist das falsch. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es im Alltag ganz von allein keine Rolle mehr spielt. Aber genau das ist eben auch das Gefährliche daran: Man darf nicht das Bewußtsein dafür verlieren, daß Kontrolle nicht möglich ist.
    Ich denke daher kommt auch dieses radikale 'Null-Toleranz-Gerede'. Das 'Gebetsmühlenartige' dabei kommt wahrscheinlich von dem zig Widerholungen im Laufe der Zeit. Es geht aber gar nicht um Verbote, sondern 'Reminder' (um es mal in deinem 'Stil' zu sagen), die dadurch nur etwas 'seelenlos' ausgedrückt werden. Man darf dabei nicht vergessen, daß der Sprecher seine Worte auch immer ein Stückweit an sich selbst richtet. Es hat etwas gedauert, bis ich das verstanden habe, aber seitdem sehe ich es nicht mehr als ganz so negativ oder 'abschreckend' an.

    Ja, in gewohnten Umgebungen, bei denen ich die 'Dynamik' bereits kenne, fühle ich mich deutlich sicherer. Ich bin ein extremer Gewohnheitsmensch, und nicht zu wissen, was auf mich zukommt, und wie ich damit umgegen soll, macht mich extrem nervös.

    Nein, du bist damit nicht alleine. :)
    Ich dachte auch immer, ich wäre nicht ganz richtig. Ab und an tue ich das heute noch. Bin ich vermutlich auch tatsächlich nicht, aber es gibt sicher Schlimmeres. Und was ist schon 'richtig'? Die Leute sind eben verschieden. Manchmal frage ich mich schon, ob es wirklich für alles immer einen Namen braucht.

    Hier war es recht voll, deshalb versuche ich auch eigentlich, das samstags zu vermeiden. Ging aber leider nicht anders. Und seit etwa einer Woche horten die Leute anscheinend wieder Klopapier, die Regale waren da immernoch komplett leer.
    Manche Dinge, die andere so machen, verstehe ich eben auch nicht.

    Einen schönen Sonntag allerseits.

    Hallo Peter,

    was dein Alkoholproblem angeht, können die Anderen hier dir sicher bessere Tips dalassen als ich, obwohl sich das Ganze doch erstaunlicherweise sehr ähnelt. Vieles von dem, was die Menschen hier schreiben, kommt mir doch sehr 'bekannt' vor.

    Das, was du beschreibst, kenne ich aber leider nur zu gut, ich weiß, wie das ist, und wie es mich noch heute im Alltag einschränkt. Seit meiner Kindheit war es so, daß ich stets hoffte, niemand würde mich bemerken. In meiner aktiven Zeit habe ich das Ganze dann noch verstärkt. Durch die kurzfristige 'Linderung' wurde es anschließend immer nur noch unerträglicher. Es ist hoffnungslos, mich versteht eh keiner, ich versuch's gar nicht erst. Als ich das Wort 'soziale Ängste' dann irgendwann zum ersten Mal las, wußte ich trotzdem erst nicht, was das sein sollte. Angst wovor? Vor der Gesellschaft? Vor Menschen?
    Nein, beides trifft es nicht komplett. Bei mir ist es wohl offensichtlich die Angst, die Norm nicht zu erfüllen. Oder besser gesagt, die innerliche Angst, daß anderen auffallen könnte, daß ich die Norm nicht erfülle. Wobei ich nichtmal wüßte, wie diese Norm überhaupt aussieht. Ich weiß einfach nicht, 'wie das geht', daher machen mir Menschen Angst, Interaktionen machen mir Angst, irgendwie 'Aufzufallen', egal ob positiv oder negativ, macht mir Angst. Muß ich auf ein Seminar oder ähnliches, komme ich absichtlich ein oder zwei Minuten zu spät, damit ich der Letzte bin, der den Raum betritt, und so vermeiden kann, daß jemand sich neben mich setzt... gegen Smalltalk vor der Tür, falls es doch noch nicht losgeht, helfen Kopfhörer auf den Ohren, selbst wenn die Musik gar nicht an ist.
    Es gibt nichts Schlimmeres, als die peinliche Stille, wenn jemand mit mir ein Gespräch anfängt... die Angst, zu versagen, weil ich nicht weiß, was ich antworten soll. Ich komme mir dumm vor, lächerlich... will einfach nur weglaufen. Ein Raum voller Menschen verursacht bei mir eine kaum erträgliche innere Anspannung. Ich steige nichtmal in den Fahrstuhl ein, wenn schon jemand drin ist.
    Das hat mir im Leben schon viel verbaut. Manchmal scheitern Dinge wie beispielsweise Vorstellungsgespräche schon daran, daß ich es gar nicht erst packe, das Gebäude überhaupt zu betreten.

    Vormittags auf der Arbeit plane ich schon im Kopf, wie ich die Dinge effizient erledige... in welcher Reihenfolge. Das beinhaltet sogar die exakte Dauer eines Waschgangs der Waschmaschine. Ruft dann spontan jemand an, ich solle mal da und da hinkommen, reagiere ich genervt und frustriert, weil es meine sorgfältig getakteten Pläne durchkreuzt. Das streßt mich immens, damit kann ich nur schwer umgehen.

    Ich bin aber kein Perfektionist - ganz im Gegenteil. Ich bin sehr unsicher (auch wenn man das nach außen nicht merkt), und absolut ambitionslos. Worum auch immer es geht, ich traue es mir eh nicht zu. Ich mache Dinge lieber mit mir selbst aus. Steht etwas an, sage ich es niemandem. Wenn es dann nicht klappt, hat es auch niemand mitbekommen. Klingt paradox, aber das nimmt den Druck, den ich mir selbst auferlege. Es führt allerdings auch dazu, daß ich es nicht 'schaffe', mir bei etwas helfen zu lassen. Und wenn das nur jemand wäre, der mir mal sagt "Das kann so doch gar nicht funktionieren, weil..."

    Soziale Ängste und Isolation... das ist ein Teufelskreis. Allein in einem Raum voller Menschen. Pack noch eine Suchterkrankung obendrauf, und du hast eine schier unüberwindbare Mauer. Ich kenne das, mein Leben sah ähnlich aus. Ich mußte also zuallererst lernen, mich selber auszuhalten, damit es mir möglich ist, mich zurückzuziehen, ohne davonzulaufen.
    'Die Angst vor großen Gebäuden', wie meine bessere Hälfte es scherzhaft nennt, ist oftmals eine Einschränkung. Es ist mit der Zeit besser geworden, aber ehrlicherweise nie ganz verschwunden. Ich habe aber gelernt, damit zu leben. Jeder stößt irgendwo an seine Grenzen, meine sind eben 'ungewöhnlich'. Ich kann sie aber weder gewaltsam durchbrechen, noch kann ich sie 'wegmachen' - nur versuchen, sie langsam zu verschieben.
    Das war (und ist) viel Arbeit. Sehr oft fehlt mir da auch tatsächlich die Kraft. Aber Veränderung ist notwendig, wenn ich etwas verbessern möchte - so auch hier.
    Wie sagte einmal jemand zu mir "Well... nothing changes, if nothing changes... mhh?"

    Naja... das war jetzt nicht sehr konstruktiv. Wollte auch nur sagen, daß ich das durchaus nachvollziehen kann.
    Ich muß auch mal einkaufen. Wünsche ein schönes Wochenende.

    Hallo ihr beiden,

    ja, die Diskussion gab es auch schon: Was war schwerer aufzugeben, Rauchen oder Spielen?Gefühlt war das Spielen deutlich schwerer... andererseits rauche ich aber nach wie vor (oder schon wieder, nach zwei Jahren Pause). Fakt ist jedenfalls, beides auf einmal hätte ich sicher nicht hinbekommen. Auf keinen Fall.
    Rauchen ist für mich ja eigentlich nur eine Gewohnheit, ohne jegliche spürbare Auswirkung, das stimmt. Es hat sicher sowas wie eine beruhigende Wirkung, ist aber weit entfernt von jeglichem Betäubungseffekt. Ich warte auf den Bus... oder mache Mittagspause... was mache ich nun? Meist ist es sowas wie ein Zeitfüller. Klar hatte ich, als ich nicht geraucht habe, zwischendurch auch immer mal einen 'Jieper' darauf, es war aber deutlich weniger intensiv - und vor allem kürzer.
    Wer weiß, vielleicht macht es auch bei mir ja mal 'Klick'. Den gesundheitlichen Vorteil habe ich jedenfalls schnell bemerkt. Also wäre das schön. :)

    Hehe... das mit der Sportsucht wird schwierig, auch wenn es ebenfalls gut helfen kann, den Kopf freizubekommen. Ich bin nur leider ein echter Sportmuffel.
    Aber ja, Süchte sind austauschbar. In meiner Jugend habe ich auch exzessiv getrunken und Drogen genommen. Ich flog dann bei meinen Eltern zu Hause raus, wechselte den Stadtteil, das Umfeld, und damit auch die Freunde. Es war von einen auf den anderen Tag vorbei, und ich habe es nichtmal vermißt. So dachte ich zumindest. Kurze Zeit später fing ich dann mit dem Spielen an, obwohl es mir jetzt eigentlich besser ging als jemals zuvor.
    Kein Wunder also, daß mir nichts 'fehlte'... ich war ja einfach nur 'umgestiegen'. Und ich brauche auch keinen 'Grund' dafür - ich bin eben einfach so.
    Glücklicherweise dauerte meine Drogen- und Alkoholzeit nicht lange genug an, um ein dauerhaftes Problem für mich zu werden. Fakt ist aber, daß ich zu derartigem Verhalten neige, wenn ich nicht aufpasse. Egal, womit auch immer... und egal, 'warum'. Wie sagten sie so kurz und treffend in der Radiowerbung? - "Spielbank Hamburg. Es gibt immer einen Grund."
    Da mußte ich lachen. Gutes Marketing. Ja, zur Not suche ich mir eben einen.

    Ich habe mich natürlich trotzdem schon oft gefragt, warum ich so geworden bin, irgendwie brauchte ich immer schon ein Ventil, um mit mir selbst klarzukommen. Ich denke, es lag auch daran, daß Spielen weniger 'auffiel' als andere Sachen. Das kam mir doch sehr gelegen.
    Als ich aufhörte, war tatsächlich erstmal allem gegenüber Null Toleranz angesagt. Drogen sind seitdem kein Thema mehr. Was Alkohol angeht, so habe ich zumindest etwa die ersten zwei Jahre komplett darauf verzichtet, nicht zuletzt auch wegen der damit verbundenen Gefahr, so wieder rückfällig zu werden.
    Heute trinke ich immernoch extrem selten. Denn wenn ich ehrlich zu mir bin - ich mag das Zeug einfach nicht. Wenn ich es tue, dann also nur der Wirkung wegen... etwas, was ich tunlichst vermeiden sollte.

    Zitat

    Wie lange bist Du jetzt schon spielfrei?

    Mhhh... einem Spieler gegenüber (und auch bei Angehörigen) hätte ich auf diese Frage einfach nur geantwortet "Nicht lange genug.", denn ich habe ganz sicher nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen, und Zeit ist nicht entscheidend.
    Es wäre heute noch genauso wie 'damals', und das wird sich auch nie mehr ändern. Insofern macht es keinen Unterschied, und sich darauf auszuruhen wäre ein fataler Fehler. Stolz darauf sein kann ich irgendwie nicht, denn es sollte ja eigentlich normal sein, das nicht zu tun. Ich bin einfach nur unglaublich froh und dankbar, daß ich nicht mehr glaube, es zu 'brauchen'.
    Meine aktive 'Spielerkarriere' war mit etwa sieben Jahren vergleichsweise kurz. An dem Tag, an dem ich zum letzten Mal gespielt habe, war ich 25 Jahre alt - und überzeugt, mein Leben wäre zu Ende. So war es nicht, natürlich nicht, aber das war ein harter Weg, den ich das erste Mal wirklich ernsthaft in Erwägung zog. Alles war besser als das.
    Normal, wenn ich online mal darüber schreibe, halten mich die Leute für jünger, als ich tatsächlich bin, denn ich sage ganz bewußt nie, wie lange das eigentlich genau her ist. Es wäre mir unangenehm, denn ich bin alles, nur kein 'Vorbild'. Oh nein, weiß Gott nicht.

    Ich hätte das auch lange Zeit nichtmal genau sagen können, aber da zu der Zeit viel passiert war, ließ es sich recht einfach nachschauen. Komischerweise wußte ich noch, daß es ein Freitag war, am Monatsanfang, und (glücklicherweise) im Sommer. Also guckte ich irgendwann nur für mich mal in alten Unterlagen nach, weil anscheindend irgendwie so gut jeder weiß, wann er aufgehört hat.
    Es sind also inzwischen etwas über dreizehn Jahre.
    Komplett schuldenfrei bin ich seit Ende 2014. Das ging letztlich dann doch etwas schneller, als ich anfangs dachte, und es war komisch, diese ständige Mahnung plötzlich nicht mehr vor Augen zu haben. So wirklich wohl war mir dabei nicht.

    Alles Sachen, die ich normal nicht erwähne, weil, wie gesagt... ich weit davon entfernt bin, daß alles 'gut' wäre... aber das ist eine andere Geschichte.

    Ich bewundere auch oft die Geduld und Gelassenheit der 'alten Hasen', andererseits schockiert mich manchmal auch ihre Direktheit. "Hör auf zu Jammern, und überlege dir, was du eigentlich willst, was du erwartest - und von wem. Willst du aufhören, zu spielen - oder nur aufhören, zu verlieren?"
    Stimmt, es gibt keinen Aus-Knopf, keine Gebrauchsanweisung, keinen Zaubertrank, keine Universallösung, keinen 'einfachen Weg'... und erst recht keinen Kompromiß.
    Das ist absolut richtig, nur würde ich das niemals mit so direkten Worten sagen. Vorher sollte ich mir erstmal an die eigene Nase fassen.

    Ja, mein wirkliches Ich war lange verschüttet. Irgendwie war ich immer rastlos, auf der Suche, ohne überhaupt zu wissen, wonach. Dabei trat ich auf der Stelle. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich es je finden werde, aber ich bin definitiv näher dran, als ich es je war. Ich denke auch, daß bei mir ein "Ich will, daß es so wird wie früher" Quatsch wäre, denn ich war mein ganzes Leben lang schon so, was also sollte ich mir zurückwünschen? Da hätte kein Zurückspulen geholfen, sondern nur ein kompletter Neuanfang. Das ist aber gar nicht schlimm, denn das Leben ist soviel einfacher und unkomplizierter geworden.
    Manchmal vermisse ich das schon, ja, warum auch immer. Eigentlich macht das keinen Sinn. Aber wie du schon sagtest, es ist einfacher geworden, damit umzugehen. Es geht mir gut, und ich will dorthin nicht zurück - nie wieder!
    Die Suche nach mir selbst ist sehr unangenehm. Zu erkennen, was ich will - und was nicht - und dafür auch einzustehen. Das kriege ich ehrlich gesagt nicht immer hin. Fest steht aber... ich mag mich inzwischen deutlich lieber - und andere sehen das wahrscheinlich ähnlich.

    Ich wünsche jedenfalls allen einen schönen Feierabend.

    Paul

    Hallo ihr,

    manchmal überschlagen sich meine Gedanken leider ein wenig. Ich danke euch für die Antworten, und die Zeit, die ihr euch zum Lesen genommen habt. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

    Ist schon okay. Ich weiß selbst, daß das irrsinnig klingt. Natürlich war es nicht das Ziel, den Rest des Monats heimlich die abgeschriebenen Lebensmittel aus dem Supermarkt zu essen, wenn ich nicht die 'Geistesgegenwart' gehabt hatte, vorher noch Nudeln oder Reis zu kaufen, die dann zumindest bis knapp zur Monatsmitte hielten.
    Denn ich war nicht zufrieden mit dem, was ich hatte, wollte leben wie ein König, und endete wie ein Bettler, weil es für mich kein 'Genug' gibt. Jedes Mal aufs Neue. In meinem Luftschloß war ich aber immer nur einen Millimeter davon entfernt, daß endlich alles 'gut' wäre.

    Es machte mich 'anders'. Ich kann mich gehenlassen, 'sein' wie ich bin, alles wird vermeintlich erträglicher und... weniger kompliziert. Und es ist ein zuverlässiger Aus-Knopf für all das, was ich nicht wahrhaben möchte. Das trifft es sehr gut.
    Es war natürlich schon lange kein 'Spaß' in dem Sinne mehr dabei. Mein Verständnis davon war etwas sonderbar, das hatte irgendwie etwas Selbtszerstörerisches. Hatte ich Geld, brannte es in der Tasche, mußte es weg. Schwer zu beschreiben... sowas wie ein innerer Zwang. Die kribbelnde Vorfreude war immer da, der Anfang warm, beruhigend, vertraut - aber zu sagen, ich hätte das dann jedes Mal bis zum Ende 'genossen', wäre da stark übertrieben. Oft war es sogar das Gegenteil. Abstoßend und widerlich. Es paßte also zu mir. Etwas anderes, 'normales', war für jemanden wie mich nicht vorgesehen.

    Danke für die netten Wünsche.
    Ich bin zwar schon etwas länger spielfrei, das mit dem Rauchen habe ich aber bisher nicht geschafft, zumindest nie dauerhaft. Ehrlich gesagt bin ich auch nicht sicher, ob ich das wirklich will. So ganz ohne 'Laster' zu leben scheint also doch nicht zu gehen, diesen letzten Schritt schiebe ich schon lange vor mir her. Hut ab, daß du da einen kompletten Schlußstrich ziehen konntest.

    Ja, die große Leere. Ein Karton mit Fotos, ein paar Klamotten, eine Matratze auf dem Boden, ein karges WG-Zimmer im Plattenbau. Die letzte Chance. Vermassle ich sie wieder, war's das, das war mir durchaus klar. Alles wäre besser als das, was als nächstes käme. Ein paar Tage 'Kostprobe' waren durchaus förderlich, um zu diese Überzeugung nochmal zu festigen. Das wollte ich nicht, das würde ich nicht lange überstehen... und ganz sicher nicht 'ohne'.

    Anfangs war ich also Feuer und Flamme dafür, von nun an alles besser zu machen. Hey, ich kann das tatsächlich! Das Problem war dann nur... es wurde gefühlt irgendwie nicht besser... und ich hatte noch viele Jahre vor mir, in denen das so bleiben würde. Aufstehen, arbeiten, umziehen, woanders weiterarbeiten, grübeln, schlafen...
    Das frustrierte mich.
    Und dabei wäre es doch so einfach... nur einmal, nur ein bißchen... und dann könnte ich mir auch mal leisten, irgendwohin zu fahren oder so.
    "Haha... Wo willst du denn hin? Nach Timbuktu? Du traust dich doch nichtmal, in einen vollen Zug zu steigen...! Und mit wem? Nachbar's Hamster? Der kann wenigstens nicht weglaufen. Du bist mir ein Scherzkeks. Wem willst du hier was vormachen? Laß es doch einfach, das ist nichts für dich."
    Es wurde mit der Zeit leichter, aber solche Phasen, in denen plötzlich nichts mehr weiter als die fest zugedrückte Faust in der Tasche zwischen mir und einer Dummheit stand, kamen immer mal wieder.
    Ich durfte nicht mehr, nein, auf keinen Fall. Aber warum wollte ich manchmal trotzdem?

    Es läßt sich aber nunmal nichts über's Knie brechen, das sollte ich doch nun langsam mal wissen. Natürlich sollen alle ihr Geld wiederbekommen, aber auf ein Jahr mehr oder weniger kommt es nicht an. Was auch immer ich getan habe, ich mache das nicht mehr, und ich muß es mir nicht 'verdienen', daß es mir gutgehen darf.
    Man sollte nicht so streng zu sich selbst sein, mhh...? Ja, klingt alles ganz logisch... zumindest wenn man es zu Anderen sagt.
    Die eigenen Schuldgefühle begleiteten mich aber schon noch sehr lange, manchmal tun sie es immernoch.
    Ich hatte mir soviel auf einmal vorgenommen, und nun ging es mir nicht schnell genug, natürlich nicht. Das tat es ja noch nie. Klar, was erwartete ich auch nach all dem, was ich getan hatte? Absolution? Eine gute Fee? Trotzdem... was hatte ich nun davon? DAS? Das kann doch nicht alles sein! Ich mußte doch irgendwas bekommen für all die Mühe, für all den Verzicht.
    Aber wer sollte mir das geben? Und was überhaupt? Was erwarte ich von einem zufriedenen Leben?

    Jemand erklärte mir dann später, das nennt sich 'psychische Abhängigkeit', und käme nicht von ungefähr, vielen ginge es so, weit mehr, als man denkt und sieht. Erinnerte mich an früher in der Schule, wenn der Drogenbeauftragte ewige Monologe hielt. Hatte mich damals schon gefragt, was das bitte sein soll. Körperlich? Klar, macht Sinn. Aber psychisch? So'n Quatsch. Da bin ich doch lieber nicht ganz frisch im Kopf. Damit kann ich wenigsten was anfangen.
    Es dauerte noch eine Weile, bis ich mir eingestehen konnte, daß da vielleicht doch was dran ist.

    Dabei bin ich eigentlich ein sehr ausgeglichener Mensch, vielleicht sogar ein bißchen zu sehr... so sagt man zumindest. Ich bin mir aber gar nicht so sicher, ob das auch so stimmt.
    Aber ja, inzwischen kann ich ganz gut damit umgehen. Ich verbringe nach wie vor viel Zeit mit mir selbst, aber es ist heutzutage okay für mich, dabei auch voll anwesend zu sein. Jeder hat mal einen schlechten Tag, und Entschleunigung ist nicht dasselbe wie Langeweile.

    Ich bewundere Menschen, die sich trauen, Sachen einfach auszuprobieren. Sicher, ich mußte so einige Schritte aus meiner flauschigen Komfortzone machen, um die (hausgemachten) Probleme ernsthaft angehen zu können. Was muß, das muß. Aber Experimente? Lieber nicht. Ich bin ein Feigling, da habe ich nicht den Mut für. Ich bin froh, wenn alles läuft, und versuche, meine persönlichen Grenzen zu akzeptieren und zu respektieren.
    Schön überschaubar, damit bin ich zufrieden.

    Ohje... also gut, ich versuch's.

    Nein, Spaziergänger, es ist nicht ignorant. Diese Fragen habe ich mir oft genug selbst gestellt. Ich habe in meiner Jugend auch exzessiven Drogen- und Alkoholkonsum hinter mir, dennoch haben mir am Ende (unter anderem) diese dudelnden Kisten das Genick gebrochen. Damit fing es an. Im Nachhinein betrachtet hatte ich nie eine wirkliche 'Spaßphase'. Ich kann nicht sagen, wann und wo genau es 'kippte', aber es lief recht schnell aus dem Ruder, auch wenn ich das nie wahrhaben wollte.
    An dem Tag, an dem ich den Karren dann endgültig gegen die Wand fuhr, saß ich auf der Straße, meine Freunde hatten sich schon lange abgewandt, meine Familie sprach nicht mehr mit mir. Ich stand vor einem Schuldenberg fast dreimal so hoch wie mein Jahreseinkommen - und ich hatte nichtmal das, was man einen soliden Job nennt. Ein Schuldenberg, von dem niemand auch nur die blasseste Ahnung hatte, denn ich war nach Außen der vernünftigste, sparsamste und rationalste Mensch, den man sich vorstellen kann.
    Wie konnte es also soweit kommen? Gute Frage. Ist nicht einfach zu erklären, ich verstehe mich da selbst nicht so ganz. Und die meisten denken da wie du "Warum schmeißt jemand sein Geld zum Fenster raus? Das ist doch eigentlich unglaublich dumm." Du kannst dir also sicher vorstellen, daß das ziemlich beschämend ist, sich (oder Anderen) einzugestehen, danach 'süchtig' zu sein.

    Zitat

    ...holla bin ich froh, immerhin DAVON nicht abhängig zu sein...

    Ich mußte da grad kurz schmunzeln, denn ich habe auch selber schon häufig gedacht "Ich bin froh, kein Alkoholproblem zu haben. Wenigstens hab ich nie einen Filmriß, keinen Kater am nächsten Tag, richte mich nicht gesundheitlich zugrunde, und werde im Alltag nicht ständig überall damit konfrontiert, wenn ich aufhören will."
    Ich kann mir alles schönreden. Heute mit etwas Abstand betrachtet stimmt das aber nur bedingt.
    Am nächsten Tag aufzuwachen war grauenvoll. Das furchtbare Gefühl im Magen, wenn es dämmert... das war kein Traum... was hab ich nur getan? Mal wieder. Bitte, mach, daß das nicht wahr ist!
    Nach außen funktioniert habe ich bis zum Schluß, trotzdem war ich ein fremdgesteuerter Zombie, ich wog noch knapp unter 50kg bei einer Körpergröße von 1,80m.
    Und was den Alltag angeht... ganz ohne Geld zu leben geht schlecht. Was also tun, um es nicht gleich wieder in den nächsten Automaten zu stecken, oder sich damit am Roulettetisch wiederzufinden?
    Es ist schwer, sich nicht selbst immer wieder auszutricksen. Wenn Betroffene wie weiter oben beschrieben Rechenschaft über ihre Ausgaben ablegen (und dies auch so wollen - was dabei entscheidend ist, sonst ist es eher eine Belastung für den Angehörigen), Karten und Kontozugänge abgeben, und sogar Kassenbons für jeden Kaffee etc. zu Hause abliefern, haben sie zumindest den Kopf frei von dem, was am meisten triggert - Geld. Narrensicher ist das jedoch nicht. Wenn ich spielen will, finde ich einen Weg, das habe ich ja jahrelang getan, genug 'Übung' habe ich also. Aber es würde mir zumindest kostbare Zeit verschaffen, zur Vernunft zu kommen, und gegenzusteuern.

    Den Umgang mit Geld mußte ich mühsam lernen. Zuwenig zu haben triggert dabei genauso wie 'Überschuß'. Bis zum heutigen Tag habe ich nie Bargeld dabei, mein Konto hat ein tägliches Abhebelimit, und ich schaffe am Zahltag alles, was zuviel ist, auf ein separates Sparkonto ohne direkte Abhebemöglichkeit. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach außen hin erscheint das oft merkwürdig oder gar 'bescheuert', aber wirklich wundern tut es keinen mehr.
    Ich nahm Geld immer mit der festen Absicht an mich, es später zurückzugeben. Als Startkapital, um ein bißchen was dazuzugewinnen, damit ich etwas Luft bekomme.
    Keine finanziellen Sorgen mehr zu haben, beruhigt, nicht spontan heranzukommen ebenfalls. Zum Status Quo war es allerdings kein einfacher Weg.

    Auch bei 'uns' ist die Quote derer, die es 'packen' leider sehr gering, und oft mit vielen Rückschlägen verbunden, und das, obwohl ich körperlichen Entzug in dem Sinne glücklicherweise nie erfahren habe. Aufhören war für mich trotzdem unsagbar schwer. Niedergeschlagenheit, Rastlosigkeit, zitternde Hände, gekoppelt mit einer Monsterportion Selbstmitleid. Irgendwas ganz hinten in meinem Kopf war damit offensichtlich nicht so ganz einverstanden. Es lief daher immer darauf hinaus, daß ich eine Weile die Zähne zusammenbiß, und Spielpausen einlegte, bis sich meine Finanzen etwas erholt hatten, oder etwas Gras über die Sache gewachsen war.

    Scham, Schuld, und Versagensgefühle gehörten genauso dazu, wie eine generelle Abwehrhaltung gegen einschneidende Veränderungen. Ich bin ein Gewohnheitsmensch. Es ist eh schon hoffnungslos. Ich bin hoffnungslos. Ich habe doch keine Wahl mehr. Was würde das überhaupt noch bringen?
    So mit das Schwierigste daran war aber, daß der Gedanke an ein Leben komplett 'ohne' irgendwie nicht sonderlich spannend war. Es erschien mir... perspektivlos. Ändern... okay... aber wofür überhaupt? Um anschließend Briefmarken zu sammeln? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Eine zeitlang ja, wenn es denn sein mußte (meist, wenn ich eh pleite war, oder jemand sauer auf mich - oder Beides), aber irgendwann sollte das doch wieder 'drin' sein. Nur ein bißchen...
    In Wirklichkeit wollte ich nicht ohne Rückzugsmöglichkeit leben. Mich nicht all dem stellen müssen, wovor ich immer davongelaufen bin. Da hatte ich eine Heidenangst vor.

    Auch wenn ich es zum ersten Mal tatsächlich wirklich für mich selber wollte, und bereit war, dafür ohne Wenn und Aber bei Null anzufangen, war auch dieser (hoffentlich letzte) 'Anlauf' ehrlicherweise anfangs alles andere als ein Selbstgänger. Ich stand auch schon mehr als einmal vor Kälte zitternd im Winter auf dem Balkon, nachdem ich mich unter die kalte Dusche gestellt hatte, weil der Druck soweit stieg, daß ich wußte, bald würde der Automatikmodus einsetzen, und ich mir einfach nicht mehr anders zu helfen wußte. Das war erniedrigend und niederschmetternd. Hörte das denn niemals auf?

    Also... was macht den Reiz aus? Warum kann ich nicht mehr aufhören, wenn ich erst einmal angefangen habe? Warum kann ich nicht kontrolliert spielen, wie Andere auch?

    Britt hat es schon gut beschrieben... die Art des Spiels ist nicht entscheidend (auch wenn da natürlich jeder seine Präferenzen hat, und sich absolut sicher ist, dabei den 'Dreh rauszuhaben'), und es geht auch nicht ums Geld, bzw. nicht darum, es tatsächlich 'mitzunehmen'. Tief in mir drin wußte ich, daß ich das nicht tun würde, auch wenn ich es mir immer fest vorgenommen habe.
    Das war immer nur eine Ausrede, das Spielen vor mir selbst zu rechtfertigen.

    Es ging mir ausschließlich darum, was dabei im Kopf passiert. Nervenkitzel, Adrenalin... um überhaupt irgendetwas zu spüren. Je länger das andauerte, desto besser. Zu Gewinnen bedeutete im Endeffekt aber nur, daß ich länger in meiner Scheinwelt bleiben konnte. So konnte ich das unweigerliche Ende hinauszögern, das ich gleichzeitig herbeisehnte, weil ich dann nicht mehr weitermachen 'mußte', und vor dem ich mich gleichermaßen fürchtete, weil mich die Realität dann wie ein Frontalcrash einholen würde.
    Ich habe schon Leute Rotz und Wasser heulen sehen, während sie wie in Trance immer wieder nachgelegt haben.
    Hinterher, wenn nichts mehr ging, verspürte ich dann manchmal sogar ein Gefühl der inneren Ruhe. Wie ein Sturm, der endlich vorübergezogen ist. Es ist aus.

    Ja, ohne Geld funktioniert es nicht. Man kann zum Beispiel online auch um Spielgeld spielen, 'just for fun'. Das einzige, was ich damit erreichen würde, wäre, daß es mich triggert, welches zu setzen, damit es auch 'was bringt'. Besonders, wenn ich mich ärgere, weil ich gewonnen hätte, aber nichts gesetzt habe. Dann geht die Träumerei los, die Nostalgie "Was wäre, wenn... "
    Dasselbe würde passieren, wenn ich zum Beispiel auf YouTube (oder eben auch live) jemandem dabei zusehen würde.
    Wie schon gesagt wurde, das gilt auch für Lotto, WM-Tipps auf der Arbeit oder im Freundeskreis, Rubbellose, Losbuden, Tombolas, Punktesammelaktionen im Supermarkt, und auch bestimmte Computer- und sogar Gesellschaftsspiele.
    Zwei Dinge sind entscheidend.
    Ich spiele nie um irgendeine Art von Einsatz, sei er auch noch so gering.
    Bin ich mir nicht sicher, lasse ich es ganz, und sobald ich merke, daß es etwas doch nicht geht, bin ich weg. Keine Versuche, keine Experimente, keine falsche Zurückhaltung.
    Das hat schon zu kuriosen Situationen geführt, aber ich erkläre mich da nicht. Es ist so. Fertig.

    Wenn ich spiele, bin ich in meiner eigenen Welt, meine kleine Blase, in der mich niemand stört. Keiner redet mir rein, alles ist meilenweit weg. Der totale Shutdown zur Außenwelt. Doch Innen ist es eine Achterbahn, ein ständiges Auf und Ab. Ich bin süchtig nach den intensiven Gefühlen, die das in mir auslöst. Freude... puuh... nochmal gutgegangen... und scheiße... ich bin am Ar***. Sie lassen mich alles Andere vergessen. Das 'funkt' im Hirn, und zwar gewaltig. Da ist kein Platz mehr für andere Dinge. Kosmisches Rauschen, das totale Vergessen. Natürlich muß ich auch da eventuell mal die 'Dosis' erhöhen, um den gewünschten Effekt zu bekommen. Dann muß ich, je nach 'Spielform' die Einsätze erhöhen, oder spiele eben alternativ gleichzeitig an mehreren Automaten (weil die in den Hallen und Gaststätten einen gesetzlich vorgeschriebenen Höchsteinsatz haben).

    Ich spielte, wenn ich traurig war, um mich zu belohnen, um abzuschalten, um runterzukommen, wenn's mir gutging, wenn's mir schlechtging, wenn ich glaubte, es sowieso nicht besser verdient zu haben... oder einfach nur, weil heute gerade Dienstag war.
    Konnte ich das länger nicht bekommen, wurde ich unruhig und rastlos. Jeder Cent wurde dafür 'gespart', ich dachte den ganzen Tag daran, wie ich an Geld komme, was ich zahlen muß - und was oder wer sich noch vertrösten läßt, wem ich welche Geschichte erzählt habe, oder noch erzählen kann, und wie ich die Zeit freischaufel, um ungestört zu sein.

    Der Anfang ging immer recht einfach... wenn ich mal wieder die Nase vollhatte. Verdammt nochmal, ich mach's nie wieder! Doch einfach nur 'Aufzuhören' bedeutete jeden Tag ein 24-stündiges Nichts... plus meine eigene unerträgliche Wenigkeit.
    Leider funktionieren halbe Sachen bei mir nicht, und für ganze Sachen brauchte es mehr als "Ich habe grad keinen Bock mehr darauf."

    Rein chemisch betrachtet ist mein Gehirn auf diese 'Belohnung' trainiert, das Suchtgedächtnis bringt Spielen (und das, was mich daran erinnert) mit der Ausschüttung von Glückshormonen in Verbindung. Dieses jahrelange künstliche Herbeiführen von Gefühlen, die normal nur Ausnahmesituationen vorbehalten sind, sorgt dann dafür, daß ich 'Normalität' erstmal als unsagbar langweilig empfinde. Auch fällt es mir manchmal heute noch schwer, Emotionen auszuhalten, zu deuten und einzuordnen (sowohl eigene, als auch fremde). Gleichzeitig hatte ich plötzlich kein Ventil mehr, die Probleme waren aber immernoch da.
    Gewisse Geräusche, Orte, Bilder, Situationen erinnern mich dann an früher... warme, nostalgische Gefühle, das Elend ist ausgeblendet. Das Verlangen danach ist dann wieder da - ob ich will oder nicht.
    Es hat sehr lange gedauert, bis ich damit umgehen konnte. Trotzdem vermeide ich immernoch Situationen, in denen das passieren kann, sofern das vorher absehbar ist.

    Um da rauszukommen, mußte ich komplett von vorne anfangen. Ein drastischer Schnitt von heute auf morgen. Gewohnheiten ändern, die Umgebung ändern, und Abstand von Leuten nehmen, die diese Entscheidung nicht respektieren konnten - und das waren so gut wie alle meiner damaligen 'Bekannten'.
    Wenn ich trinke, weil mir langweilig ist, oder es mir schlecht geht, mache ich damit letztlich aber nichts anderes, als früher auch - und dann wird auch das irgendwann zum Problem.

    Es stimmt, das begleitet mich ein Leben lang, damit muß ich mich abfinden. Ich kann nicht gegen etwas kämpfen, was ein Teil von mir ist, und mich besser kennt als ich selbst. Also mußte ich mich damit arrangieren lernen. Der größte Fehler, den ich machen kann, ist, eines Tages mal zu glauben, es sei vorbei.

    Oh. Das war jetzt irgendwie etwas lang und chaotisch. Versteht das einer? Wahrscheinlich nicht.

    Wünsche trotzdem einen angenehmen Abend.

    Guten Abend Greenfox,

    sorry, da hätte ich mich präziser ausdrücken sollen.
    Denn ich bin kein Alkoholiker, und auch kein Angehöriger. Ein eigener Thread wäre daher auch wenig sinnvoll, auch wenn ich durchaus so meine Erfahrungen mit Suchtproblematik habe. Eigentlich hatte ich auch etwas anderes gesucht. Deshalb auch die Anmerkung, daß ihr mich wieder löschen könnt, wenn das für euch so nicht okay ist.

    Aber ja, du hast recht. Ich hätte nicht einfach so reinplatzen sollen. Sorry. Also kurz zu mir, weil es sich so gehört, wenn man irgendwo aufschlägt: Ich bin das, was man im Medizinerdeutsch einen 'pathologischen Spieler' nennt. Oder mit anderen Worten... ich bin seit 20 Jahren spielsüchtig (und hatte auch davor schon eine Neigung zu exzessivem Verhalten). Heute kann ich das so über mich sagen, zumindest anonym. Das war aber beileibe nicht immer so. Sehr lange habe ich mich gegen diesen Stempel gewehrt. Nein, ich bin nicht süchtig, dafür bräuchte es jawohl irgendeine Art von 'Substanz'.
    Stimmt nicht, was ich suchte war der Zustand des 'Abschaltens', des totalen 'Wegseins', bis irgendwann der 'Point of no Return' kam, an dem das zu meiner Normalität wurde, es nicht mehr anders ging. Ein schleichender Prozeß. Aber das ist wahrscheinlich bei allen Suchterkrankungen so.

    Naja... das ist jedenfalls keine harmlose Freizeitbeschäftigung, sondern zielt bewußt auf Leute ab, die etwas 'Spaß und Ablenkung' suchen.
    Wie soll ich das formulieren? Mhh... Ich denke, Bran, sofern er das denn ernstmeinte, sollte genausowenig 'zur Entspannung' mit dem Spielen anfangen, wie ich zu diesem Zweck mit dem Trinken. Das Ende vom Lied wären nur neue Probleme. Und täglich grüßt das Murmeltier...

    Davon abgesehen - die Kombination von Alkohol und Glücksspiel ist für mich besonders toxisch. Das Eine führte bei mir immer zum Anderen (bei zwei Rückfällen hatte ich vorher ebenfalls getrunken) - und manchmal, wenn es extrem ausgeartet war, war es auch umgekehrt. Ganz besonders gefährlich ist es also, wenn man ein Problem mit einem davon (oder beidem) hat. Trinke ich zuviel, senkt das meine Hemmschwelle... Ach komm, ein 20er kann ja nicht schaden, oder?
    Hatte ich dann mal wieder Geld, was mir nichtmal gehört, mein gesamtes Essensbudget für den Monat, und / oder meine zurückgebuchte Miete und Nebenkosten irgendwo versenkt, war es praktisch, wenn ich die Schuldgefühle doch noch irgendwie ertränken konnte, um mich nicht aushalten zu müssen.

    Lange Rede, kurzer Sinn... gehört hier ja auch wie gesagt nicht wirklich her.
    Ich wollte nicht stören, der Beitrag ließ bei mir nur ein paar Alarmglocken schrillen, das ist eigentlich alles.

    Hallo branislav,

    ich bin mir nicht sicher, ob deine Frage ernstgemeint war, aber wenn ja... wie soll ich das sagen...?
    Vielleicht wäre es besser, wenn du dir eine andere Aktivität suchst, um etwas gegen die Langeweile zu unternehmen?
    Unter Leute gehen, oder zur Not auch allein raus, einen Spaziergang machen... alles ist besser als DAS, glaub mir.
    Entspannen, Abschalten und 'Runterkommen' zu lernen, ohne wie gewohnt 'künstlich nachhelfen' zu müssen, ist nicht einfach, aber unabdingbar. Denn Trinken oder Spielen... der Effekt ist derselbe. Das Eine mit dem Anderen kompensieren zu wollen schafft nur neue Probleme. Genesung bedeutet, ein Leben ohne 'Ablenkung' zu führen, nicht mehr davonzulaufen vor negativen Empfindungen oder sich selbst, deshalb ist Distanz von schädlichen Dingen sehr wichtig, um wieder eine ruhige Mitte zu finden.
    Tu es also bitte nicht. Auf kurz oder lang hättest du sonst möglicherweise neue (alte) Probleme.
    Same Shit, Different Day.

    Sorry, ich wollte dich nicht belehren oder so. Es kann natürlich jeder immer machen, was er will. Das stach mir nur gerade ins Auge. Habe mich extra registriert, um das zu schreiben.
    Wollte nicht stören, ihr könnt es (und mich) gerne wieder löschen. War mir nur irgendwie ein Anliegen, das nicht so unkommentiert stehenzulassen.

    Gruß
    Paul