Vorstellung

  • Hallo, ich bin sehr froh das ich mich hier angemeldet habe. Ich bin eine Frau und 37 Jahre alt. Ich bin momentan sehr verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Ich habe seit 2010 ein Alkoholproblem und seit 2012 versuche ich damit aufzuhören. Meine längste abstinenteste Phase waren acht Monate und das war letztes Jahr. Ich habe öfters Selbstmordgedanken und denke das vielleicht der Tod das Ganze stoppt, jedoch kann ich das meiner Tochter nicht antun. Ich trinke nicht jeden Tag, sondern zweimal die Woche und dann aber viel zuviel. Ich hoffe daa ich hier auf Menschen treffe mit denen ich darüber sprechen kann.
    Liebe Grüße

  • Hallo Marbejalah -

    zunächst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.
    Auf jeden Fall wirst Du hier auf viele Menschen treffen, mit denen Du Dich austauschen kannst.
    Ich selber bin Betroffener - lebe seit achteinhalb Jahren alkoholabstinent und treibe mich seit einigen Jahren hier im Forum herum ...

    Am Ende meiner Saufzeit hatte ich auch öfters ähnliche Gedanken wie Du. Finanziell, gesundheitlich und psychosozial völlig am Ende, habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wie ich dem Ganzen möglichst schnell ein Ende bereiten könnte. Aus diesen Nüchternheits-Depressionen bin ich nur dann herausgekommen, wenn ich erneut meinen vermeintlichen Wohlfühlpegel erreicht hatte. Auf das Nächstliegende - nämlich mit dem Saufen aufzuhören - bin ich komischerweise nicht wirklich gekommen ... Auch Selbstmordgedanken hatte ich teilweise recht massiv - habe sie aber immer wieder verworfen, weil ich das ANDEREN, mir nahestehenden Menschen, nicht antun wollte. Im Nachhinein sicherlich komisch, weil ich in dieser Zeit nicht darüber nachgedacht habe, was ich MIR antue, sondern was ich ggf. anderen Menschen antue ...
    Ich denke, dass es unabhängig von Deiner Verantwortung Deiner Tochter gegenüber, in aller erster Linie um die Verantwortung Dir selber gegenüber gehen sollte. Sich damit auseinander zu setzen, was mensch sich eigentlich selber mit einem permanenten Alkoholmissbrauch antut, erscheint mir überlegenswert.
    Wie Du schreibst, hast Du letztes Jahr eine mehrmonatige Trinkpause eingelegt - dass das funktioniert, hast Du also erlebt, Aufbauend auf diesen Erfahrungen kannst Du ja vielleicht dieses Mal schauen, wie Du mit Situationen umgehen kannst, die Dich damals zum erneuten Saufen bewogen haben, um eine längere abstinente Zeit oder ggf. auch einen grundsätzlichen Verzicht auf Deine Droge zu erreichen - ein ausgiebiger Austausch hier im Forum und vor allen Dingen auch mit realen Menschen (SHG, Suchthilfe, Therapie etc.)
    ist da sicherlich hilfreich ...
    Wie üblich an dieser Stelle noch der Hinweis, dass ein plötzlicher Verzicht auf gewohnte Trinkmengen problematisch sein kann (das gilt auch für Menschen, die nicht täglich konsumieren) ... Also bitte vor dem Entzug immer um medizinische Unterstützung nachsuchen ...

    Soweit erst einmal -
    herzliche Grüße

    keppler

  • Hallo Marbejalah,

    ich habe zwar nie Selbstmordgedanken wegen meines Trinkens gehabt, aber es ging mir zunehmend schlechter bei dem Gedanken, bis zu meinem Lebensende vom Alkohol abhängig sein zu müssen. Ich trank, weil ich dachte, ohne den Alkohol nicht leben zu können, wobei es mir in der Endphase meiner Abhängigkeit ausschließlich um die betäubende Wirkung ging. So konnte ich vergessen, dass ich mein Leben ziemlich beschissen fand. Wobei es eigentlich richtiger wäre zu sagen, dass ich mich beschissen fand, weil ich mich so dermaßen abhängig gemacht hatte.

    Warum trinkst du?

    Ich hatte das Glück, über den Ausstieg aus einer anderen Sucht die Erfahrung machen zu dürfen, dass sich die Vorstellungen über die positiven Wirkungen eines Suchtmittels in Luft auflösen, wenn der Entzug nicht nur physisch, sondern insbesondere auch psychisch gelungen ist. Aus meiner Sicht ist die folgende Erkenntnis der Dreh- und Angelpunkt für den erfolgreichen Ausstieg: Suchtmittel können das Leben langfristig nicht verbessern, sondern -sobald eine Abhängigkeit entstanden ist- ausschließlich verschlechtern. Es macht deshalb keinen Sinn, sich an den Gedanken zu klammern, nur hin und wieder mal die „Köstlichkeiten“ des Suchtmittels „genießen“ zu wollen. Denn dann bin und bleibe ich psychisch immer ein Süchtiger, und zwar unabhängig davon, wie lang die Trinkpausen zwischen den Rückfällen auch immer sein mögen.

    Es geht nur über einen endgültigen Cut. Und der muss m.E. in erster Linie im Kopf erfolgen.
    Natürlich kann ich meine Abhängigkeit auch mit Selbstmord stoppen. Aber das ist völlig unnötig, weil es auch anders/besser geht. Und dass es anders geht, beweisen zahlreiche Aussteiger u.a. in diesem Forum.

    Herzlich willkommen im Forum, Marbejalah, und lass weiter von dir lesen.

    Bassmann

  • Hey Marbejalah :)

    auch ich möchte ein ganz herzliches Willkommen im Forum an Dich senden.
    Schön dass Du hier bist! Und sehr gut dass Du beschlossen hast nun aktiv zu werden.

    Ich möchte auch bei dem Punkt der Suizidgedanken einsteigen, denn schließlich geht es um ein sehr kostbares und einmaliges Menschenleben!

    Auch ich hatte zum Ende meiner Alkoholsucht hin immer konkreter werdend solche düsteren Gedanken und Empfindungen. Und das obwohl dies völlig gegen mein wirkliches Wesen geht, und gänzlich meiner eigentlichen Natur entgegen steht.
    Das ist ja alles immer sehr individuell. Bei mir zeigte es sich z.B. gänzlich umgekehrt als Keppler es erlebt hat und wie er es von sich aus seinem Leben schreibt. Denn bei mir wiederum war es so, dass ich in den nüchternen Tagen ohne den Alkohol stets Zuversicht, Tatkraft und Mut schöpfte und meine Probleme angehen wollte. Jedoch konnte mir auch der Alkohol keine Betäubung mehr sein und sobald ich doch auch nur eine geringe Menge angefangen hatte zu konsumieren begannen wieder diese erschreckenden und verzweifelten Gedanken. Und sie steigerten sich dann auch mit zunehmender Trinkmenge. Und dennoch, trotz dieses Schreckens von dem ich wusste dass er mich erwartet, ‚musste’ ich immer wieder trinken…

    Für mich war dies dann endlich mein Wachrüttler.
    Und in diesem Punkt treffen sich dann beide Lebensgeschichten wieder total, also die von Keppler und meine. Denn beginnend vom ersten Tag meines aktiven Ausstieges an, konnte ich dies alles nach und nach überwinden und hinter mir lassen. In meinem Thread habe ich neulich erst was von mir darüber geschrieben(>mein Logbuch<) Mein Ausstieg ist nun etwas über zwei Jahre her, und ich lebe, seit einer ganzen Weile schon, wieder ein sehr empfindsames, glückliches und dankbares Leben. Nüchtern, intensiv und sehr reichhaltig.

    Liebe Marbejalah, ich möchte dir daher für Alles von ganzem Herzen Mut und Zuversicht für Deinen Weg zusprechen!
    Glaube fest an Dich! Es gibt nichts was wir nicht schaffen können. Und wir haben nichts zu verlieren, außer unsere Angst.

    Wenn die Suizidgedanken wirklich schlimm sein sollten, dann solltest Du dringend auch ärztliche Hilfe bei einem guten und verantwortungsvollen Arzt annehmen. Das habe ich auch getan, und allein schon das Gespräch darüber war sehr befreiend für mich und auch sehr hilfreich!

    Alles erdenklich Gute immer an Dich, und bis bald wieder!

    Land-in-Sicht

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