Was soll ich tun ?

  • Guten Abend,
    ich selber bin nicht Alkoholabhängig aber eine Angehörige.
    Es geht darum, mein Vater hatte in der Vergangenheit viele Schicksalsschläge einzustecken und hat leider zu Alkohol gegriffen ( auch zu Harten) und, obwohl sich die Lage sehr verbessert hat, greift er Täglich zu Bier weil er meint er könne dadurch besser schlafen.
    Wenn ich ihn anspreche wegen Aufhören meint er, er weiß selber das es falsch ist und er möchte selbst bald aufhören was ich ihm aber kein Stück abkaufe.

    Sein Trinkverhalten:
    Trinkt nur am Abend nach der Arbeit, meist zwischen 3-5 Bier (keinen anderen Alkohol). Kippt meist das letzte weg da er keine Lust mehr hat oder weil es ihm nicht schmeckt. Geht auch öfters in eine Kneipe und trinkt dort mit seinen Freunden aber trinkt nie mehr als 5 Bier. Ist nicht aggressiv aber reagiert wütend wenn man ihn darauf anspricht das er aufhören soll. Er trinkt nie so viel das er betrunken ist oder die Kontrolle verliert. Versteckt seinen Alkohol nicht oder verheimlicht nicht das er oft trinkt. Wenn ich ihm sage ob er mal einen Abend nichts trinken würde meint er er möchte das nicht.

    Mein Problem ist einfach das ich Angst habe das er Alkoholiker ist oder die Kontrolle verliert über seinen täglichen Konsum (Das er mehr trinkt oder Härteres)

    Deshalb wollte ich euch fragen was ihr dazu meint! nixweiss0
    Für Fragen bin ich offen! :)

  • Guten Morgen M_r_e,

    herzlich Willkommen hier im Forum. Schön, dass Du hierher gefunden hast.

    Kurz zu mir, damit Du weißt mit wem Du es zu tun hast: Ich bin Alkoholiker, über 2 Jahre trocken, war nie Co-Abhängig.

    Zu dem was Du geschrieben hast fällt mir spontan folgendes ein:

    Es liest sich teilweise so, als ob Du Dir selbst sagen würdest "so schlimm ist es ja eigentlich (noch) gar nicht". Also, er trinkt ja "nur" Bier, nie mehr als 5, das letzte schüttet er weg, ist nie aggressiv, usw.
    Aber natürlich hast Du Angst, völlig berechtigt, dass sich das ändern könnte. Von mir selbst kann ich Dir sagen, dass ich jahrelang "nur" 2-3 Bier abends getrunken habe, anfangs auch nicht täglich sondern "nur" 3 - 4 mal die Woche. Heute weiß ich, dass ich damals schon süchtig war! Am Schluss war ich dann bei 10 Bier + ne Flasche Wein und habe bereits morgens angefangen zu trinken. Aggressiv war ich nie, zu keiner Zeit. Im Gegenteil, ich konnte trotz ständig steigender Mengen mein Verhalten noch ganz gut auf einem "normalen" Level halten. Immer erst ganz am Ende des Tages, also bevor ich dann ins Bett gefallen bin, habe ich mir noch schnell so die Kante gegeben, dass ich dann schlafen konnte.... Im Allgemeinen nennt man sowas dann einen "funktionierenden Alkoholiker", d. h. ein Außenstehender würde erst mal gar nicht merken, dass derjenige ein massives Problem hat.

    Ich kann Dir aber auch sagen: Hätte ich nicht die Notbremse gezogen, wäre es sicher immer noch schlimmer geworden. Ich war kurz davor, dass es komplett bergab geht. Leider ist es bei der Alkoholsucht so, dass man sagen kann: Schlimmer geht immer!

    Ich schreibe Dir das nicht um Dir Angst zu machen, sondern damit Du die Situation Deines Vaters einschätzen kannst. Diese Alkoholkrankheit ist zwar bei allen Betroffenen irgendwie immer gleich, aber trotzdem höchst individuell. Es kann also sein, dass Dein Vater noch "ewig" so weiter trinken kann oder wird und nix weiter passiert, sollte er (noch) kein Alkoholiker sein, könnte es auch sein, dass er irgendwann einfach wieder aufhört, es kann aber leider auch sein (und das am häufigsten der Fall), dass sich sein Trinkverhalten langsam verändert und dass es einfach immer schlimmer wird.

    Zur Deiner Rolle: Du bist dafür nicht verantwortlich! Natürlich kannst Du ihn auf sein Trinkverhalten ansprechen, das hast Du ja auch getan. Das ist auch richtig. Aber Du kannst sein Trinkverhalten nicht ändern. Und wenn er selbst dazu nicht bereit ist, wirst Du nichts machen können. Bei den Mengen, die er jetzt zu sich nimmt, schadet er auf jeden Fall massiv seiner Gesundheit, unabhängig davon ob er nun schon abhängig ist oder "nur" Missbrauch betreibt. Ist ihm das bewusst? Dieses "nur" Bier hat nämlich nichts zu bedeuten. Alkohol ist Alkohol = Zellgift = für diverse Schäden im Körper (und Geist) verantwortlich (allen voran die Leber).

    Wie ist denn Deine persönliche Situation mit ihm. Lebt ihr zusammen in einem Haus/Wohnung oder lebt er allein? Kannst Du Dich abgrenzen? Kann Dein Vater sich komplett alleine versorgen oder übernimmst Du das? Wie sehr belastet Dich diese Situation im Alltag?

    Viele Fragen, auf die Du natürlich nicht antworten musst, wenn Du nicht willst.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier.

    LG
    gerchla

  • Guten Abend,
    vielen Dank gerchla für die schnelle und ausführlich Antwort auf meine Fragen.
    Deine Fragen beantworte ich dir gerne.
    Also es ist so nach der Trennung meiner Eltern bin ich hin und her gezogen und habe nach 2 Jahren des hin und her entschlossen ins Heim zu gehen. Jetzt seid 2 Wochen Lebe ich mit meinem Vater zusammen in einer Wohnung wo jeder seinen Platz hat und sich auch zurück ziehen kann.
    Das Problem ist das ich eigentlich nur, ich habe Angst das es rauskommt das er immer noch trinkt und ich wieder zurück in Heim muss was ich auf keinen Fall will. Ich habe mir gestern Abend noch einmal Gedanken gemacht was ich noch vergessen habe zu schreiben und habe es mir aufgeschrieben um es heute noch mal hier zu schreiben.
    Er meint oft er trinkt nur um zu schlafen weil er starke Schlafprobleme hat und dann halt viel nachdenkt und dann ins Grüb fällt was ihn seinen Schlaf kostet. Er hat auch manchmal wenn sein Leben wieder perfekt war mal mehrere Monate nicht getrunken es war auch mal 1 Jahr aber es brauch nur wieder etwas schlimmes passieren und schwups ist er wieder dort wo er selber gar nicht stehen möchte da er sich sehr schämt für den Alkohol. Damals habe ich ihn bewundert das obwohl andere getrunken haben er es nicht tat weil er wusste was passieren wird.

    Ich will ihm helfen aber er will sich nicht von fremden helfen lassen oder gar von der Familie. Er will es selber schaffen aber ich habe Angst das er scheitert.
    Mein Vater ist das letzte was mir noch bleibt und das will ich einfach nicht verlieren, ich will bei meiner Familie wohnen und den Rest meiner Jugend dort verbringen aber ich hasse es wenn er trinkt obwohl er nie betrunken ist und eigentlich sehr normal ist so wie er auch ohne dieses Teufels Zeug ist.

  • Er hat viel durch den Alkohol verloren und sich selber viel dadurch angetan :
    - Führerschein verloren ( ist mit 2,9 Promille Auto gefahren )
    - Wäre fast am Alkohol gestorben ( 3,9 Promille, konnte rechtzeitig geholfen werden)
    - Fahrrad Unfall ( Schlüsselbein zertrümmert, mehrere Rippen gebrochen, Rippe hat sich in die Lunge gebohrt, musste auf Intensivstation) muss dazu auch sagen er hätte eine Lungenentzündung
    - Hat Alkohol und Beruhigungsmittel genommen ( wollte sich umbringen ) ! Ist nicht Suizid gefährdet !

  • Hallo M_r_e,

    vielen Dank für Deine Antworten. Deine Situation sehe ich jetzt etwas klarer. Und es tut mir wirklich Leid, dass Du da als Jugendliche/r so in dieser Geschichte drin hängst. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du noch nicht 18 bist und deshalb Dir deshalb die Heimgeschichte droht. Ist das so oder bin ich da auf dem Holzweg? Wie lange musst Du denn noch "durchalten", bis Du nicht mehr in ein Heim müsstest? Wenn Du 18 bist könntest Du doch ganz normal bei Deinem Papa wohnen bleiben, oder? (Antworten nur wenn Du das willst!)

    Als erstes möchte ich Dir nochmal sagen, dass ich es wirklich super finde, dass Du hier nach Hilfe suchst!

    Wie sieht es denn in Deinem Umfeld aus? Hast Du bei Dir am Ort nicht die Möglichkeit Dich beraten zu lassen? Ohne dass Du gleich Angst haben muss, dass man Dich sofort in ein Heim schickt? Ich hoffe, dass es hier im Forum Menschen gibt, die sich da ein wenig auskennen und Dir hier schreiben. Ich kann Dir da nämlich leider nicht helfen, weil ich mich da nicht auskenne. Und ich will Dir ja auf keinen Fall irgend einen Quatsch erzählen oder nur Halbwissen von mir geben.

    Was Du von Deinem Papa so schreibst, ich meine was er durch den Alkohol schon alles verloren hat oder gemacht hat, das hört sich aber nicht nach maximal 5 Bier an. Also scheint es so zu sein, dass er im Moment in einer Phase ist, wo er nicht so viel trinkt, wie er es schon mal gemacht haben muss. Oder er trinkt heimlich. Aber egal, da kannst Du ja erst mal nichts ändern. Wenn es aber so ist, dass er im Moment wirklich weniger trinkt, dann macht er das wahrscheinlich sogar bewusst, um dagegen anzukämpfen. Das habe ich auch öfter gemacht, leider hält man das normal nicht auf Dauer durch. Aber vielleicht ist ja eine Chance ganz mit dem Trinken aufzuhören?

    Wie reagiert Dein Papa denn, wenn Du mit ihm darüber sprichst? Du beschreibst ihn ja als friedlichen Menschen, nicht aggressiv usw. Und Du sagst ja auch, er will davon weg kommen. Aber nicht mit Deiner Hilfe sondern alleine. Hast Du denn den Eindruck, dass er dafür irgendwas tut? War schon mal bei einer Beratung oder in einer Selbsthilfegruppe? Wie steht er zu einer Therapie? Habt Ihr da schon mal darüber gesprochen? Hast Du in Deiner Verwandtschaft jemanden, dem Du vertraust, der Dir zu Seite stehen kann?

    Viele liebe Grüße
    gerchla

  • Guten Tag,
    nochmals vielen herzlichen Dank für dein Mitgefühl.
    Also es ist so das ich erst 15 Jahre alt bin und dieses Jahr erst 16 Jahre werde und somit immer noch zurück ins Heim kommen kann, mit 18 Jahren wäre es so das ich ja dann als junge Erwachsene zähle und somit nicht mehr dort hin muss.
    Ich habe oft versucht mit meinem Vater darüber zu reden aber er blockt ab und meint immer das er es alleine hin bekommt und selber weiß wann es zu viel wird. Ich vertraue ihm den er kann gut für sich alleine klar kommen. Tagsüber ein Familien Vater Abend der Trinker. Was ihm passiert ist, also diese ganzen Geschehnisse, sind entweder Monate wenn nicht einige sogar Jahre. Er geht Arbeiten, Trifft sich mit Freunden und macht halt normale Sachen. Mein Vater ist ein Familienmensch der mit einer Frau und Kindern leben möchte, aber er hat halt keine Freundin und ich denke er trinkt nur weil er einsam ist oder was weiß ich denn als er mit seiner Freundin zusammen war hat er null Alkohol getrunken und wenn es mal eine Krise gab hat er direkt wieder zur Flasche gegriffen.

    An sich wenn sein Leben so läuft wie er es gerne hätte würde er null trinken aber wenn es mal hier und da Probleme gibt trinkt er wieder.

  • Hallo M_r_e,

    ok vielen Dank für Deine offenen Zeilen.

    Also Du vertraust Deinem Papa und soweit ist auch alles "ok", also er ist nicht aggressiv und ihr habt ein gutes Verhältnis. Ich interpretiere das jetzt so. Aber Du hast Angst um ihn, weil Du siehst, dass er eigentlich zu viel trinkt. Ich habe Dir ja schon geschrieben, dass es schwer oder fast nicht möglich ist, jemanden der trinken möchte davon abzubringen. Bestimmt hast Du ihm auch gesagt, dass Du Angst hast wieder ins Heim zu müssen. Er weiß also worum es Dir geht. Ich denke also, dass Du da jetzt nicht mehr viel machen kannst. Da hast mit ihm geredet, er hat Dir seine Sicht der Dinge geschildert. Viel mehr wird da jetzt erst mal nicht möglich sein, denke ich.

    Wichtig fände ich, dass Du weißt, was Du im Notfall machen kannst. Mit Notfall meine ich, wenn Du Dich nicht mehr wohl fühlst zuhause, oder wenn Du auch einfach nur mal jemanden zum Reden brauchst. Hilfe, Beratung usw. Gibt es denn eine Person an die Du Dich wenden kannst? Ich meine nicht wie hier im Forum sondern in echt! Wenn nicht, dann überlege Dir mal, ob es so jemanden gäbe, wer das in Deinem Umfeld sein könnte. Du bist ein junges Mädl, eine junge Frau und es ist toll, dass Du Dich so mit der ganzen Sache außeinander setzt, wenn auch gleichzeitig schade, dass Du das überhaupt musst. Aber ich denke es wäre gut für Dich, wenn Du das alles nicht allein mit Dir ausmachst sondern jemanden hast, an den Du Dich wenden kannst.

    LG
    gerchla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!