Hallo alle zusammen,
ich weiß nicht genau, ob ich hier nun in der richtigen Ecke des Forums gelandet bin, und ich weiß auch nicht, ob man diesen Beitrag über Google finden kann. Aber ich möchte dennoch meine Gedanken mal schildern:
Ich befinde mich gerade in einer sehr verzwickten Lage. Mein Freund, der wegen mir nach Kassel gezogen ist, ist auch Alkoholiker. Er lebt seit jetzt 3 Jahren abstinent und hat eine stationäre Entwöhnungsbehandlung gemacht, anschließend war er noch in der Tagesklinik.
Er leidet unter Depressionen und ist deswegen auch medikamentös eingestellt. Als er nach Kassel zog, kannte er natürlich niemanden und er war recht betroffen darüber, dass er sich räumlich so reduzieren musste.
Aufgrund der Tatsache, dass ihn eine bestimmte Nebenwirkung seiner Medikamente störte, hatte er diese abgesetzt (ausgeschlichen) und es brach nun ein sehr heftiger Depressionsschub über ihm zusammen. Er war auch auf der Suche nach einem Therapeuten, weil er eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, unter der er selbst sehr leidet. Allerdings wollte ihn kein Psychoanalytiker nehmen (und das ist eben auch seine bevorzugte Therapieform), weil er deren Meinung nach noch zu nahe am Alkohol stehen würde und eine Analyse die Gefahr eines Rückfalls mit sich bringt.
Nun war es dann so, dass dieser Schub von Depressionen ihm so dermaßen heftig zusetzte, dass er auch wieder Selbstmordgedanken hatte, die er sonst eigentlich nur im Suff kannte. So habe ich dann einen Therapeuten angerufen, den ich um Hilfe bat. Bei diesem Therapeuten handelt es sich um meinen damaligen Suchttherapeuten, bei dem ich von 2003 bius 2004 in Gruppenthera war. Er hat auch eine Praxis für Privatpatienten, die außerhalb der Beratungsstelle liegt.
Dieser Therapeut war damit einverstanden, ihn aufzunehmen. Die Sache hat nur einen großen Haken:
Zum Einen ist es so eine Sache, weil dieser Therapeut mich kennt. Dann kommt dazu, dass ich in zwei verschiedenen Positionen selbst in der Beratungsstelle gearbeitet habe, nachdem meine Therapie dort über 3 Jahre her war. Ich war dort im Büro als 1 Euro Jobberin beschäftigt, und war auch gleichzeitig ehrenamtlich dort als Suchthelferin. Somit wurde aus meinem einstigen Therapeuten mein Arbeitskollege. Das alleine ist eigentlich schon ein No-Go.
Nun war es so, dass dieser Therapeut mitbekam, dass ich recht gute Fähigkeiten bei gewissen Arbeiten habe. Ich schreibe zum Beispiel relativ schnell am PC und kenne mich ohnehin im Userbereich ganz gut aus, wenn es um Office Anwendungen geht. So bat er mich dann auch privat, ein paar Dinge für ihn zu schreiben, ich habe auch ein paar mal bei ihm im Haus ausgeholfen, wenn es bei ihm mal irgendwie knapp wurde. Irgendwann lud seine Frau meinen damaligen Mann (ich bin geschieden) ein. Ich war also dann auf einer privaten Feier bei ihm, das kam ab und zu mal vor. Ein noch heftigeres No-Go.
Noch ein Knaller war, dass ich während meiner Suchttherapie leider dem Phänomen der Übertragungsliebe völlig erlegen war und wir auch sehr offen in der Gruppe darüber gesprochen haben. Leider hatte er es zum Ende meiner Behandlung versäumt, dieses Bündnis zu lösen, so dass ich über 10 Jahre mit diesen intensiven Gefühlen rumgelaufen bin und nichts dagegen machen konnte.
Alles, was ich oben geschrieben habe, habe ich in einer Art Atemstocken erlebt, denn immer, wenn er den Raum betrat, war ich erstarrt, nur wegen dieser extremen Übertragungsliebe, die wir nie klären konnten. Ich hatte dann auch nie mehr den Mut, ihm das mal zu sagen. Ich habe das mit mir selbst und mit meiner Therapeutin ausgemacht. Diesen privaten Kontakt habe ich dann irgendwann abgebrochen, weil ich einfach diese Grenze ziehen musste, zu der er offensichtlich nicht fähig war.
Nun rief ich also vor einem Jahr bei ihm an, um meinem Freund aus der Depression zu helfen. Ich wusste genau, dass das ganz sicher für mich schwer werden wird, meine Therapeutin war auch alles andere, als begeistert. Aber ich wusste damals einfach nicht mehr, was ich noch machen sollte. Mein Freund stand vor mir und sagte mir, dass er sich in der Nacht ein -VORSICHT HEFTIG!- Messer in den Hals stecken wollte.
Als mein Freund dann die Therapie bei ihm begonnen hatte, habe ich auch mal einen Termin mit ihm ausgemacht. Ich wollte die Sache mit der Übertragungsliebe irgendwie mal aussprechen. Ich wollte einfach, dass er weiß, dass das nie aufgelöst war und ich einfach nicht mehr damit herumlaufen möchte. Er meinte dazu nur, dass es schade sei, dass ich ihm das nicht früher gesagt habe, und dass es deswegen meine Schuld sei, dass ich damit herumgelaufen bin. Mir ging es gar nicht um eine Schuldzuweisung, die bringt mir nix. Ich wollte einfach nur aufräumen. Und so habe ich schnell gemerkt, dass ein Gespräch mit ihm darüber nicht möglich ist, und ich habe es so stehen lassen. Habe ihm aber auch gesagt, dass dieses Gespräch der Schlusspunkt sein soll von diesem WirrWarr in meinem Kopf.
Nun begann die Situation immer schwieriger zu werden, also auch für mich. Dieser Therapeut sagte Dinge zu meinem Freund, die ich einfach für schädlich hielt. Zum Beispiel: "Wie jetzt? Sie möchten Mitgefühl für Ihre Umwelt bekommen und Ihr soziales Verhalten (als Narzisst) verbessern? Was wollen Sie denn mit so einem Quatsch?!" E. begann immer mehr damit, meinen Freund zu einem Menschen zu "erziehen", der er weder ist, noch sein will. Und auch zu einem Menschen, den ich so nicht will. Irgendwann begann sich dann seine Therapie ganz gezielt gegen mich zu richten. Bis dahin hatte ich nicht viel dazu gesagt, denn es war für mich immer das Allerheiligste, wenn jemand eine Therapeutische Behandlung macht.
Mein Freund leidet sehr unter der drillartigen Erziehung, die er bei seinen Eltern hatte, und leider begann E. diese problematischen Werte noch zu untermauern. Im letzten Jahr war es dann so, dass ich ständig unter extremer Müdigkeit litt. E. sorgte dafür, dass mein Freund den massiven Druck auf mich noch erhöhte, und am besten kein Verständnis für mich zeigt. Alle meine Erklärungen dazu, dass ich einfach nicht schlafen KANN, wurden völlig ignoriert. Ich bin unter diesem Druck fast zusammengebrochen. Das ging so weit, bis dann mal sowas kam wie: "Ich erteile Dir doch keinen Freibrief zum Ausschlafen!". Nach Meinung von E. ging es darum, dass ich ja eh keinen Bock hätte, an meiner Situation etwas zu verändern und mein Freund sollte mal überdenken, welchen Sinn unsere Partnerschaft überhaupt hätte... Eine Untersuchung mittels mobilem Schlaflabor ergab dann, dass ich in der Nacht nicht schlafe, auch wenn ich denke, ich täte es. Meine Hirnströme laufen auf 100% meiner üblichen Tagesmenge. Eine wache Nacht, in der ich ganz normal in der Wohnung rumgewuselt habe, brachte den direkten Vergleich: Es gab keinen Unterschied. Ich werde nun medikamentös behandelt...
Die Lage hat sich hier immer weiter zugespitzt, die Äußerungen von E. werden immer krasser, er beeinflusst meinen Freund in einer Weise, die einfach nur noch Gift versprüht. Das Blöde daran ist, dass ich mich ohnehin relativ schwer durchsetzen kann und ich mir nicht mal zugetraut habe, eine eigene Entscheidung zu treffen. Bis ich es dann tat. Der Undank und der Vorwurf wird mir wohl ewig nachschleichen. Ich beginne gerade, mich in so weit durchzusetzen, dass ich meine Bedürfnisse, die eher bescheiden sind, äußere und auch umsetze. Dabei versuche ich nach wie vor alles so zu gestalten, dass es für uns beide gut ist. Aber als nun auch noch letzte Woche und heute wieder kam: "Sie stehen in der Partnerschaft zu Tsekyi in der Rangfolge hinter einer Katze. Die hat Sie aber ziemlich unter ihrer Fuchtel. Behaupten Sie sich, lassen Sie sich das nicht gefallen!", ist bei mir nun der Point of no return erreicht. Mein gesamtes Umfeld sagt es schon seit Monaten: "Dein Freund muss von diesem Therapeuten weg. Der scheint auf Eure Beziehung neidisch zu sein, oder weiß der Teufel, was den Spinner reitet!"
Ich habe heute zu meinem Freund gesagt, dass er diese Behandlung dort beenden soll, und wenn er nicht einverstanden ist, kann und will und werde ich mit ihm nicht mehr zusammenleben. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich das durchziehe und ich damit auch den sofortigen Abbruch meine. Also keine einzige Sitzung mehr bei E.! Ich bin immer noch geschockt darüber, dass ich das gebracht habe. Aber ich sehe absolut keinen Ausweg mehr. Das Einzige, was an dieser ganzen Situation gut finde ist, dass ich diese verdammte Übertragungsliebe nun endlich los bin.