Hallo und moin moin,
ich bin die Neue und erzähl Euch mal, wie es bei mir mit dem Teufel Alkohol steht.
Wie werde ich von Anderen gesehen? Die gute Seele – die Mutter Theresa – die Frau, die alles anpackt und schafft- im privaten und beruflichen Umfeld. So war das schon immer. Irgendwann fing ich an, meinen Alkoholkonsum zu steigern. Ich habe innerhalb der Woche sonst nie Alkohol getrunken. Am Wochenende dann schon, ausschließlich Bier. Dann habe ich auch schon mal 1 Tag in der Woche getrunken, dann 2..3..4, bis ich fast jeden Tag getrunken habe. Warum? Ich fühlte mich völlig überfordert von all dem, was von mir erwartet wurde. Alkohol half mir, weiterhin phantasievoll, gutgelaunt und voller Tatendrang dem Leistungsdruck gerecht zu werden.
Die Mühle drehte sich und drehte sich und um sie am Laufen zu halten, trank ich immer mehr. Zwischenzeitlich, weils ja schneller geht, auch schon Likör und Stärkeres. Irgendwann lief das Fass dann sprichwörtlich über, als ich beruflich eine Aufgabe übernehmen sollte, der ich nicht gewachsen war.
Ab Anfang Juli gab ich mir völlig die Kante. Ich war ungefähr 1 Woche so sturzbetrunken, dass ich dachte sterben zu müssen. Ich bin selbst nachts aufgestanden und habe nachgekippt. Ich wusste, dass ich die nächsten 2-3 Tage nicht überstehen würde und habe mich dann in eine Klinik einweisen lassen und dort 6 Tage verbracht. Es war eine „normale“, also keine Suchtklinik und dort wurde ich so mit Tabletten vollgepumpt, dass ich nicht mehr denken oder laufen konnte. Die Tabletten habe ich am 3. Tag reduziert und in Absprache mit den Ärzten ab 4. Tag ganz weggelassen. Kalter Entzug unter Aufsicht sozusagen.
Meine Ärztin und eine Sozialpädagogin bei der Suchtberatung haben eine „depressive Erschöpfung“ festgestellt. Hinzu kam dann auch noch eine Schilddrüsenentzündung. Statt dass der Körper fleißig Hormone produziert, wird die Schilddrüse durch meinen eigenen Körper angegriffen. Die Unterfunktion verursacht noch mehr Depressionen, na Klasse.
Ähnliche Alkoholzeiten habe ich schon vor 12 Jahren und vor 4 Jahren erlebt, nur nie so drastisch.
Wird die nächste „gute“ Phase dieses Mal nur 2 Jahre dauern?
Was mache ich nun? Morgen gehe ich zum 1. Mal in eine Motivations-Therapie. Habt Ihr so etwas schon einmal gehört / mitgemacht? Sieben Termine sind angesetzt. Danach werde ich wahrscheinlich eine Therapie über 12 Monate machen. 2 x wöchentlich Gruppentherapie. Hält man das durch? Oder glaubt man nach 3 Monaten „ach, das brauch ich nicht mehr“. Ich werde sehen. Auf jeden Fall freue ich mich, Euch gefunden zu haben. Ich habe mich durch Eure Foren gelesen und sehr oft in Euren Aussagen wiedergefunden.
Machts gut und hoffentlich bis bald
Vita