EKA= Mutter Alkoholikerin, mein Freund trinkt gern mehr, Problem für mich

  • Hallo, ich bin neu in diesem Forum und suche bitte Rat von Co-Abhängigen bzw. EKAs.

    Vorab zu mir:
    Ich bin 34 Jahre alt, weiblich und meine Mutter hat ein Alkoholproblem seit meiner Kindheit. Sie war als ich klein war oft betrunken, ich bekam teilweise kein Essen bis mein Vater abends kam und sie ist betrunken mit mir mit dem Auto zum einkaufen gefahren und im Graben gelandet (zum Glück ist nichts weiter passiert außer einem Blechschaden).
    Heute trinkt sie unregelmäßig, sie ist wohl Sorgen/Quartalstrinkerin, ist also nicht ständig oder regelmäßig betrunken. Aber ich sehe sie auch nicht mehr wirklich oft… aber so kommt es dem Zustand wohl am nächsten.

    Es geht mir jetzt aber nicht um meine Mutter, sondern um meinen Freund.
    Ich bin nun seit 5 Jahren mit ihm zusammen und habe ihn damals als bodenständigen, im Leben stehenden Mann kennengelernt der auch sehr gesellig ist und gern feiert und dabei auch recht viel trank.

    Die ersten Monate waren wir oft und viel unterwegs, eigentlich jedes Wochenende. Irgendwo gab es immer einen geselligen Anlaß Freunde zu treffen.
    Getrunken wurde viel, ohne das es bei meinem Freund zu negativen Themen kam (Keine Agression, keine peinlichen Auftritte, keine Alkoholfahrten o.ä.), außer dass er wenn er betrunken war auch verbal eher mal unter die Gürtellinie ging, anfangs kam ich damit auch noch ganz gut klar. Ich dachte, das sind die Anfangszeiten, das wird sich schon einpendeln. Das tat es aber von alleine nicht.

    Es dauerte Monate und brauchte viele Gespräche und mehrere Sonntage an denen ich heulend am Küchentisch saß und ihm schilderte was es in mir anrichtete wenn ich ihn betrunken erleben musste.
    Natürlich sprachen wir auch über meine Vergangenheit und die Problematik mit meiner Mutter.
    Er verstand mich auch einigermaßen und schränkte seinen Konsum in den letzten 4 Jahren immer mehr ein, trinkt jetzt viel weniger als früher wenn wir weggehen. Im Grunde weil er es selber so wollte, wie er sagt, und teils sicher auch weil ich ihm sagte dass es so nicht weitergehen könne, ich würde dabei kaputt gehen.

    Auch bin ich damals etwa 10-15x zur Suchtberatungs-Stelle der Diakonie gegangen und habe dort über das ganze gesprochen. Es hat auch ein bißchen geholfen alles besser zu verstehen und nicht bloß zu reagieren wenn es für mich wieder einmal soweit war. Einmal war mein Freund auf meinen Wunsch hin auch dabei. Am Ende hat es aber auch „nicht viel gebracht“.

    Heute sind wir nur noch alle paar Wochen mal aus. Des öfteren sitzen wir mit unseren Nachbarn zusammen, wo eigentlich auch immer ein paar „Drinks“ auf den Tisch gehören. Er trinkt wie gesagt sehr viel weniger als früher, aber für mich leider ab und zu immer noch zu viel als dass ich mich dabei gut und wohl fühlen kann.
    Ich beschreibe es mal so, dass wenn ich ihm den Glimmer anmerke, dann ist für mich der Punkt das ich nervös werde, mich nicht mehr wohl fühle. Da schwallen dann die negativen Gefühle in mir hoch. Gar keine bestimmten, sondern einfach allgemein Wut, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Scham.

    Dieser Zustand war früher natürlich erst nach diversen Drinks aufgetreten, heute passiert das logischerweise nach viel weniger Getränken weil er auch weniger Gewöhnung hat.

    Es gab einige Feiern/Dorffeste an denen ich an diesem Punkt so ungehalten wurde dass wir in Streit gerieten. Auch vor seinen Freunden, ich konnte damit einfach nicht umgehen. Wie gesagt, es gab nie die typischen negativen Verhaltensweisen bei Alkoholkonsum, keine Prügeleien oder sonst etwas.

    Nun gibt es auch verschiedene Anlässe, zu denen er der Fahrer ist. Da trinkt er dann Alsterwasser und ist damit auch völlig zufrieden. Gelegentlich trinkt er dann sogar garkeinen Alkohol. Es geht mir also hier nicht darum ob er ein Alkoholproblem hat, sondern wie ich mir selber helfen kann damit besser klar zu kommen, wenn er denn alle paar Monate oder 1-2x/Jahr doch mehr trinkt wie sonst.

    Er ist ein "Geselligkeits-Trinker". Wenn die Stimmung gut ist, nette Leute um ihn sind, die Atmosphäre passt - dann trinkt er eben gerne mehr. Und da möchte er sich nicht dauernd Gedanken machen ob ich mich ihm nun beim nächsten Getränk aufregen könnte, oder erst beim nächsten.

    Wobei mich ein Bier o.ä. wirklich nicht stört. Mich stört nur die Tatsache, dass es nicht auch einfach und selbstverständlich mal ohne geht. Es kommt immer ganz selbstverständlich nen Drink für jeden auf den Tisch (zumindest für die Männer).

    Und selbst bei so kleinen gemütlichen Anlässen wie das wir mit einer Nachbarin im Wohnzimmer sitzen und klönen gab es schon diese „Pegel-Momente“ für mich.

    Wir fanden dann nach vielen Gesprächen den Kompromiß, dass ich ihm bei Feiern sagen solle wann für mich der Punkt sei, dass es mir schlecht geht. Dann könne er sich ja danach richten. Wenn so ein Pegel-Moment dann da ist und ich es ihm sage, dann gibt er mir in den allermeisten Fällen zu verstehen dass ich ja heute wieder übertreiben würde, das sei alles nicht so schlimm.

    Er trinkt dann zwar nicht noch einen, aber die Maßregelung kommt halt nicht gut an.

    Nochmal wieder konkreter zu mir: Ich trinke auch gerne wenn wir ausgehen. Allerdings meines Erachtens nach immer im Genußrahmen, ich höre auf wenn ich den „Glimmer“ merke. Natürlich gibt es auch 1-3 Feiern im Jahr wo es dann doch mal etwas mehr ist und ich mich dann am nächsten Tag mit Kopfschmerzen vergnüge, mich nicht gut fühle und auch erst am Nachmittag aufstehe (ich glaube das ist auch normales Partyverhalten?!).
    Das stört meinen Freund jetzt allerdings; Kürzlich sagte er, er fände es dann blöd wenn ich etwas mache was ich ihm verwehre. Und das ich dann den halben Tag im Bett liege sei auch blöd.
    Klar ist das blöd, aber er hat auch nicht diese Ängste und Sorgen dabei wie ich.
    Und ja, ich habe auch schon 2x in meinem Leben soviel getrunken, dass es eindeutig zu viel war, aber ich denke auch das gehört (leider) dazu. Und beim 1. Mal kannte er mich auch noch nicht. Das 2./letzte Mal ist jetzt 4 Jahre her, seitdem ist es nicht annähernd wieder so arg gewesen und wird es wohl auch nicht wieder. Man wird ja auch älter. :-S


    Soviel erstmal zum Hintergrund. Nun zu dem Rat den ich mir von Euch erhoffe:

    Wie würdet ihr unsere Situation beurteilen, wie kann ich bei ihm ab und zu mal einfach alle Fünfe gerade sein lassen, auch wenn er mal etwas mehr trinkt wie sonst? Wie kann ich lernen damit umzugehen ohne eine Therapie anzufangen und meine Vergangenheit aufzuarbeiten? Das kann Jahre dauern und der Erfolg ist auch offen… und vor allem muss man sich das auch leisten können.

    Auch über eine Therapie haben wir gesprochen, da ja nicht ER der eigentliche Grund/Auslöser meines Problems ist, sondern die Erfahrungen mit meiner Mutter. Das hat einfach viel in mir kaputt gemacht, aber ich möchte meinem Freund gern diese „Freiheit“ geben die er sich von mir wünscht.
    Ich habe mich nun schon bei mehreren Therapeuten in meiner Nähe umgehört, keiner hat in nächster Zeit einen freien Termin. Ich solle mich 1x/Monat wieder melden und wieder anfragen.

    Was gibt es denn sonst noch für Wege für mich, hat jemand einen Rat?

  • Hallo, Dreamy, und "Herzlich Willkommen hier im Forum" :welcome:

    Als Betroffener kann ich Dir nicht unbedingt einen Rat geben. Ausser:

    Erwarte hier nicht das/ein Patentrezept!

    Hier können Dir nur die Betroffenen und Angehörigen von ihren eigenen Erfahrungen berichten und aus diesen heraus Tipps geben.
    Du musst selbst entscheiden, ob und welche Du annehmen willst/kannst. Die Umsetzung ist dann die andere Sache...

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft und hier einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Dreamy

    Ich denke , dass du ohne Therapie da nicht raus kommst.
    Deine Ängste aus der Vergangenheit beeinflussen dein Verhalten heute in einem Maß, das sich nicht gesund anhört..
    Dein Verhalten ist verständlich, aber natürlich belastend für einen Partner, der ja an sich kein Alkoholproblem zu haben scheint.
    Den "Knoten" sollte ein Fachmann/frau mit dir gemeinsam aufdröseln.

  • Danke für Eure Antworten. :)

    Greenfox - Ich erwarte auch garkein Patentrezept sondern möchte mir gerne verschiedene Wege aufzeigen lassen, auf denen ich aus meiner Situation heraus kommen kann. Und bisher habe ich niemanden gefunden, der in einer vergleichbaren Situation war und auf dem ein oder anderen Wege für sich selber besser damit klar kommen konnte.

    Ennasu - Ich gebe Dir Recht, dass eine Therapie wohl nötig sein wird. Leider habe ich bisher nirgends einen Termin bekommen können. Wartelisten gibt es bei keinem (ich habe bei 4 angefragt), ich müsse mich immer mal wieder melden ob etwas frei geworden ist. Das kann also noch dauern..

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