BACLAD-Studie: Charité legt Ergebnisse vor

  • Endlich ist sie fertig, die Baclofen-Doppelblindstudie der Charité.

    Wie erwartet, zeigte sich bei ausreichend hoher Dosierung eine Abstinenzrate von 65% gegenüber 20% in der Placebogruppe, auch die Abstinenzdauer und die Wirksamkeit bei Rückfällen waren hochsignifikant überlegen. Die Verträglichkeit war gut.

    Die weitaus größeren Studien BACLOVILLE und ALPADIR befinden sich noch in der Auswertung, jedoch sind nach zahlreichen Anwendungsbeobachtungen ähnliche Ergebnisse zu erwarten.

    Mit einer Abstinenzrate von 65% über 12 Wochen ist Baclofen Substanzen wie Naltrexon (Adepend) und Acamprosat (Campral) hochgradig überlegen.
    Ich freue mich auf die hochoffizielle Bestätigung meiner Erfahrungen aus 4 Jahren Baclofen-Behandlung.

    Für Juni 2015 hat die Firma "Ethypharm" den Launch des Baclofen-Präparates "Xylka" für die Indikation "Alkoholismus" angekündigt.

    LG

    Praxx

  • Ich selbst nehme Baclofen zwar nicht in hohen Dosen , bestätige aber gerne, dass es mir geholfen hat und mir immer noch hilft.
    Zum einen ist da nicht nur die latente Saufdruckreduzierung, sondern ich habe das Medikament als stark antidepressiv erlebt (zB.hat es in den Anfängen der Abstinenz Stimmungsschwankungen glattgebügelt, die ich in vormaligen Trinkpausen immer hatte), zum anderen wirkt es bei mir angstlösend.
    Da ich als Notfallmedi gegen Angst-und Panikattacken auch Lorazepam zur Verfügung habe , kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass (bei mir) Baclofen einen nahezu gleich starken Effekt hat, wie das weitaus gefährlichere Benzodiazepin.
    Als Antidepressiva hatte ich stets Opipramol , zwar von Natur aus eher ein leichtes AD, dennoch...Baclofen liegt auch hier (bei mir) um Längen vorn.
    Opipramol habe ich nach Rücksprache mit meinem Facharzt daraufhin abgesetzt.
    Seit der Einnahme von Baclofen habe ich auch keine Lorazepam mehr benötigt.

    Fazit :
    Die Studie verwundert mich nicht und ist für mich persönlich nachvollziehbar.

    Ich kann jedem Betroffenen Baclofen nur empfehlen.

    Aber, und das gilt natürlich nur für mich :
    Die (u.a. von Dr. Ameisen) in Aussicht gestellte Möglichkeit einer Heilung in dem Sinne, man könnte irgendwann mal wieder kontrolliert trinken (oder einfacher gesagt : Das zweite Glas ohne Verzichtsgedanken und/oder Saufdruck stehen lassen), lehne ich ab.
    Auch ist Baclofen kein Selbstläufer.
    Es wäre eine irrige Annahme zu glauben , eine Pille rein und alles wird gut.
    Ohne eigenen Willen , ohne eigene Überzeugung, und auch ohne Veränderungen und Einstellungen im und am eigenen Leben, wird das Medi alleine niemals ausreichen.

    Freeway

  • Der wesentliche Effekt von Baclofen ist ja die Beseitigung des Cravings, der permanenten Beschäftigung mit Gedanken, Bildern und Vorstellungen, die sich ums Trinken drehen.
    Dadurch wird es möglich, all die wertvollen Techniken aus den "Skill-Groups" tatsächlich erfolgreich umzusetzen, sinnvoll Psychotherapie zu betreiben, weil sich nicht immer der Alkohol in den Vordergrund drängt.
    Baclofen schlägt niemand die Flasche aus der Hand, der trinken WILL - der Baclofen-Effekt ist "nicht mehr trinken MÜSSEN"
    Ameisen hat übrigens niemals propagiert, dass Baclofen kontrolliertes Trinken ermöglicht - er hat nur FÜR SICH beweisen wollen - und können! - dass unter dem Einfluss von Baclofen in ausreichend hoher Dosis Alkoholzufuhr BEI IHM keinen Rückfall mehr auslösen konnte.
    Jedenfalls sind die Zahlen überzeugend genug, Baclofen gegen Alkoholismus ohne Bedenken einsetzen zu können.
    Die Abstinenzquote von 68,7%, das ist fast das dreifache des Placeboarms, ist Stoffen wie Naltrexon (Adepend), Acamprosat(Campral) oder Topiramat (Topamax) weit überlegen, das gibt eine tatsächliche Revolution der Behandlung von Suchtkrankheiten - nicht nur Alkohol, sondern auch Cocain, Amphetamin und der neuen Seuche Methamphetamin (Crystal).

    LG

    Praxx


  • Auch ist Baclofen kein Selbstläufer.
    Es wäre eine irrige Annahme zu glauben , eine Pille rein und alles wird gut.
    Ohne eigenen Willen , ohne eigene Überzeugung, und auch ohne Veränderungen und Einstellungen im und am eigenen Leben, wird das Medi alleine niemals ausreichen.

    Auch wenn ich es ohne Pillen und Pülverchen geschafft habe:
    Das kann ich aus voller Überzeugung unterschreiben!
    Wer trinken will, der trinkt auch trotz irgendwelcher Mittel - egal, wie gefährlich das sein kann.

    Aber als Unterstützung für den Ausstieg ist es legitim.
    In meiner SHG hatten wir jemanden, der war ungefähr 1 Jahr bei uns. Und der hat - entgegen unseren Erfahrungen - permanent über ständigen Suchtdruck berichtet (glaubhaft!). Trotzdem hat er es, wie gesagt, ungefähr ein Jahr geschafft trocken zu bleiben - bis der Druck dann zu übermächtig wurde.
    Ich glaube, ihm hätte Baclofen sehr geholfen :-[ nixweiss0
    Hoffe, es geht ihm (wieder) gut ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Für Juni 2015 hat die Firma "Ethypharm" den Launch des Baclofen-Präparates "Xylka" für die Indikation "Alkoholismus" angekündigt.

    Lieber Praxx,

    was bedeutet das? Heißt das, ich kann mir das dann vom Hausarzt oder vom Neurologen verschreiben lassen?

    Danke für eine kurze Rückinfo.

    Viele Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Braxx,

    das würde mich auch sehr interessieren !
    Ich habe Baclofen zuhause und weiß wie es zu dosieren ist.
    Kenne alle Nebenwirkungen und ....
    Bis jetzt geht es ganz gut ohne aber man weiß ja nie und mein Vorrat reicht vielleicht für 2/3 Monate.
    Ich weiß das bis jetzt nur sehr,sehr wenig Ärzte Baclofen verschreiben.
    Wird sich das jetzt ändern ?
    Ist oder wird Baclofen jetzt offiziell zugelassen ?

  • Hallo,

    ich habe einen ganz frischen Link dazu gefunden.

    http://www.msn.com/de-de/gesundhe…d=mailsignoutmd

    Möge sich jede/r selbst eine Meinung bilden.

    Für mich wird es ewig so sein, auch wie Greenfox es anmerkte, :
    Zur Unterstützung der Totalabstinenz - Ja.
    Zum Schüren falscher Hoffnungen irgendwann mal wieder Alkohol in geringen Mengen trinken zu können-Nein.

    Viele Grüsse an Euch alle,

    Freeway

  • Guten Morgen,

    um irgendwann Alkohol in kleinen Mengen trinken zu können ,müsste ich ja den Rest meines Lebens Baclofen nehmen,das ist ja nicht das Ziel einer Behandlung.
    Die Gleichgültigkeit dem Alkohol gegenüber, bekommt man erst ab einer bestimmten Dosis,die ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und kann sehr hoch sein. Baclofen hat in solchen Dosen auch Nebenwirkungen und deshalb muss dann die Dosis langsam wieder reduziert werden.
    Das ist auch wieder von Mensch zu Mensch ganz verschieden.
    Ich glaube niemand nimmt tägl. 200 g Baclofen um abends zwei Biere zu trinken.
    Wenn man eine Baclofen Behandlung macht und schwach wird und zur Flasche greift,hat es einfach nicht die selben Auswirkungen. Was natürlich beim Reduzieren der Dosis wieder anders wird.
    Bei einer Therapie mit Bac. sollte der Arzt von den Willen einer Abstinenz überzeugt sein.
    Die dann das Ziel hat irgendwann ganz ohne Bac. trocken zu bleiben.
    Baclofen kann/soll helfen aber nicht mehr !

    Kein Arzt verschreibt Bac. damit der Patient weiter trinken kann!

  • Es stellt sich halt auch die Frage, wieso man als trockener Alkoholiker oder Entziehender den Wunsch hat, kontrolliert trinken zu wollen. Den haben viele und ich gebe zu, den hatte ich in meiner ersten abstinenten Phase auch (ich war oft neidisch, auf die, die bei Partys angetrunken sein durften). Nur: Was verspricht man sich davon? Prinzipiell tranken wir doch so gut wie nie aus Genuss, sondern um betrunken zu sein. Das erreicht man mit 1 Glas Wein nicht.

    Also, was hat man von diesem kontrollierten Trinken? Den guten Geschmack eines guten Weines oder Cocktails? Es gibt auch andere leckere Getränke. Die Geselligkeit? Man kann auch und sogar noch besser ohne Alkohol fröhlich und gesellig sein. Also geht es ja doch darum, dass der Wunsch nach kontrolliertem Trinken daherrührt, sich konrolliert alle paar Wochen mal abschießen zu "dürfen" - was ein Widerspruch in sich ist.

  • Solange über dem Eingang ins Suchthilfesystem auf einem unsichtbaren Schild steht "Wenn du hier rein willst, darfst du dein ganzes Leben lang keinen Tropfen mehr trinken", wird es weiterhin 14 Jahre dauern, bis ein/e DurchschnittstrinkerIn erstmals eine Beratung aufsucht...
    Die Behandlung muss früher einsetzen, bevor die physische, soziale und wirtschaftliche Existenz völlig ruiniert sind...

    Bei anonymen Befragungen am Beginn einer Entwöhnung gibt immerhin fast jeder zweite moderates Trinken als Ziel an!

    Die Fähigkeit, auch mal(!) ein Glas Wein trinken oder mit Sekt mit anstoßen zu können, ohne in einen Rückfall abzustürzen, gehört ja auch zu den Effekten einer Baclofentherapie. Niemand empfiehlt ernsthaft, unter Baclofen weiter zu trinken, und die meisten Anwender wagen es nicht. Aber es ist möglich, warum dann verschweigen?

    Wenn es nicht geht - die Erfahrung darf jeder selbst machen, Baclofen wird nicht nach einmaligem Gebrauch unwirksam - dann fängt man halt um eine Erfahrung reicher wieder von vorn an...

    Wenn dadurch Menschen zehn Jahre früher in Behandlung kommen, ist auch die Erwähnung dieser Möglichkeit statthaft und richtig.

    Übrigens: Laut Ärzteblatt vom März 2014 ist die Selbstremission bei Suchtkrankheiten häufig, 60% der deutschen Alkoholiker geben - übrigens überwiegend ohne Therapie - ihr süchtiges Trinkverhalten auf, und nur die Hälfte davon lebt abstinent.
    Wenn Baclofen den Anteil an Remissionen erhöhen kann - warum denn nicht auch ein Moderationsziel akzeptieren?

    LG

  • 44. 44. 44.

    Von 13.6 .-21 .6 . die Aktionswoche !" Weniger ist besser" ! :D ( Aktionwoche Alkohohol 2015 )

    Nur wer sich bewegt ,kann etwas bewegen !
    Das macht man auch mit kleinen Schritten !


  • Nur: Was verspricht man sich davon? Prinzipiell tranken wir doch so gut wie nie aus Genuss, sondern um betrunken zu sein. Das erreicht man mit 1 Glas Wein nicht.

    Theoretisch schon, man muss sich nur die Leber so weit kaputt schiessen, dass sie in die Knie geht. *Ironie off*

    Ansonsten bin ich da ganz an Deiner Seite Bienchen.
    Ich lüge mir jedenfalls auch nicht mehr in die eigene Tasche, indem ich mir vorgaukele 1 Glas Wein oder ein kaltes Bier dienten meinem Genuss.

    Alkoholiker=Wirkungstrinker...nicht mehr und nicht weniger.
    Ist nur meine eigene Rechnung.

    Freeway

  • Bis jetzt geht es ganz gut ohne aber man weiß ja nie und mein Vorrat reicht vielleicht für 2/3 Monate.
    Ich weiß das bis jetzt nur sehr,sehr wenig Ärzte Baclofen verschreiben.

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