das Durchbrechen des "Kreises"

  • Hallo,

    mich würde interessieren, wie Ihr das Durchbrechen des "Kreises" geschafft habt.
    Also eigentlich merkt man ja (im besten Falle), dass beim täglichen Konsum von Alkohol ein anderes Problem dahintersteckt, welches ja nicht einfach verschwindet wenn man nichts mehr trinkt. Ich konstruiere mal: komme jeden Abend von der Arbeit, esse, danach Fernsehen mit Alkohol zur Entspannung oder Stress-/Ärgerabbau, Einsamkeit etc. (tausend Gründe könnten hier stehen).
    Wenn ich dann abends bewusst nichts trinke, Problem ist aber trotzdem da - und nu?
    Ablenken mit Sport, Musik, Lesen?
    Ist dann das Problem gelöst oder nur verlagert/verdeckt?

    Wie seid Ihr die ersten Tage ohne Alkohol damit umgegangen? Ist doch bestimmt nicht so einfach, oder?

    Viele Grüße

  • Hallo Conny,

    nein, es sit nicht einfach. Es ist mir die ersten Tage, die es mehrmals gegeben hat, sehr sehr schwer gefallen. Ich musste immerzu dran denken. Icch habe (mesit nach schlimmen Abstürzen) die Tage ohne Alkohol gezählt, bin früh schlafen gegangen und hab auch dann noch dran gedacht und mir immer wieder überlegt, wie viele Tage ich denn schon geschafft habe.

    Wann konnte ich den Kreis durchbrechen? Ich konnte ihn durchbrechen, als ich dachte "jetzt geht es einfach so nicht mehr weiter, sonst gehe ich unter!"

    Mit jedem Tag ohne wurde es leichter. Nach und nach haben sich meine Gewohnheiten dann verändert und jetzt vermisse ich den Alkohol nicht mehr, auch wenn er noch nicht komplett aus meinem Leben verschwunden ist.

    Katniss

  • Hallo Katniss,

    genau das ist bei mir der Punkt, ich kann durchaus abends auf Alkohol verzichten (körperlich), aber die Gedanken schweifen mir zu oft darum. Und das sehe ich durchaus auch schon als Sucht.
    Finde ich persönlich auch echt schlimm, dass ich bis abends überhaupt nicht daran denke und ab 20 Uhr..."och, jetzt wäre so ein Glas doch schon schön". Selbst wenn ich dann bewusst darauf verzichte, sind die Gedanken immer noch da. Hat wahrscheinlich mit Ablenkung am Tag zu tun und wenn ich zur Ruhe komme.....kommen auch die Suchtgedanken.
    Muss mal überlegen, wie ich das in den Griff kriege....einfach wirds bestimmt nicht....

    Viele Grüße

  • Hi Conny,

    jeder muss seinen eigenen Weg finden aber, ich schreibe Dir aus aktuellem Anlass, weil ich gestern Abend so ein ähnliches Erlebnis hatte. Nachdem ich erst so gegen 21.00 Uhr nach einem anstrengendem Arbeitstag endlich daheim war, war ich auch der Meinung, mir etwas Gutes tun zu müssen. Dabei war noch nicht einmal unbedingt der Wunsch nach etwas alkoholischem im Vordergrund gestanden, sondern einfach nur das Bedürfnis, jetzt irgendetwas "Außergewöhnliches" als Belohnung zu essen/trinken. Sicherlich hätte ich mir auch ein Glas Wein eingießen können, aber eigentlich besagt eine meiner selbst aufgestellten Regeln: "unter der Woche keinen Alkohol!" Wie gesagt, das war auch gar nicht das Thema.

    Es ist dann auf ein Glas Milch und eine halbe Tafel Schokolade hinausgelaufen, das gönne ich mir nur äußerst selten, nicht wegen der Milch, die mag ich und die ist ja auch gesund, aber die Schokolade..... Ach was, schei...egal, das musste gestern einfach sein ;)

    Grüße, Lusches.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

  • Liebe Conny,

    gerade am Anfang sind diese Gedanken leider so normal. Es wäre ja ein Wunder, wenn wir beschließen würden, mit einer Sucht/Gewohnheit zu brechen und plötzlich alles abgestellt wäre. Das ist ja gerade das "Schwierige", dass es keinen digitalen On/Off-Schalter gibt, sondern dass es eher ein analoger Regler ist, der ganz langsam runterfährt.

    Ich glaube, es kommt darauf an, diese Gedanken und Gefühle zu akzeptieren. Sie nicht überzubewerten, sie aber auch nicht unterzubewerten. Sich selbst okay zu finden mitsamt diesen (un-)heimlichen Sehnsüchten. Das Anstrengende (finde ich persönlich) ist ja eher das innerliche "Verhandeln", das "Hadern", wenn man die Entscheidung an sich in Frage stellt. Dies ist meines Erachtens auch der Grund für die meisten Rückfälle. Vielleicht wäre es für Dich auch abends gut, Dich abzulenken? Oder so wie Lusches schrieb, sich anderweitig zu "belohnen"?

    Als ich vor etwa zwei Jahren angefangen habe, meinen drei-bis-vier-Mal-wöchentlichen Alkoholkonsum herunterzuschrauben bzw. auszusteigen, da habe ich die verschiedensten Strategien genutzt: manchmal bin ich einfach abends noch eine Runde im Ort herumgelaufen. Man muss ja nicht gleich joggen, ein strammer Spaziergang tut es doch auch. Es macht den Kopf frei. Oder ich habe meine Lieblingsmusik aufgelegt und manchmal dazu getanzt. Sehr oft habe ich mir eine kleine Wellness-Oase im Badezimmer geschaffen (was ich heute noch praktiziere) und mich so "ausgeklinkt"....

    Es wird alles leichter, das kann ich Dir garantieren. Das Gehirn gewöhnt sich irgendwann daran, dass DU die Herrin in Deinem eigenen Haus bist! :)

    Alles Liebe
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Liebe Conny,

    kann hundertprozentig unterschreiben, was Pingu schreibt.

    Finde für Dich angenehme Dinge heraus, mit denen Du Dich ablenken lässt. Ich denke, dass es für den Anfang auch richtig ist, sich abzulenken. Sicher gibt es da ganz viele Möglichkeiten und die sind sehr individuell. Probiere Aktivitäten aus, die Du immer schon mal machen wolltest. Oder beschäftige dich mit Dingen, die Dir Spaß machen, Du aber nicht gemacht hast, weil du keine Zeit hattest. Vielleicht hast Du auch dadurch mehr Zeit, wenn Du nicht trinkst (ich hab in der Regel dann nichts anderes gemacht.)

    Deine Gewohnheiten ändern sich und Du denkst weniger an Alkohol.

    Mir fällt es auf, dass ich jetzt das nicht mehr kenne. Ich kenne kaum noch die Aussage: "Ich habe keine Zeit!" Es kommt schon vor, dass es Stressphasen im Job gibt, in denen ich einfach viel zu tun habe, aber ein wenig Zeit für mich habe ich immer, nehme ich mir immer.

    Meine angenehmen Tätigkeiten:
    - Sport (vor allem Tanz-Fitness wie step, zumba. Latino Dance), aber auch Anderes
    - Wellness (Sauna, Baden)mit gut riechenden Kosmetikprodukten
    - lesen
    - Duftkerzen, Duftstäbchen um mich herum, Gemütlichkeit allgemein
    - Tee trinken
    - kochen und backen

    Wenn ich beim Sport oder in der Sauna bin, trinke ich keinen Alkohol. Und danach auch nicht, weil ich weiß, dass ich mir etwas Gutes getan habe, was ich nicht wieder zerstören will.

    Ich denke, jeder von uns, findet seine eigenen "Rezepte" für mehr Wohlbefinden.

    Aber um noch mal zurück zu dem Kreis zu kommen: Ich musste es auch erst mal ganz doll wollen, bzw. keinen andren Ausweg mehr sehen. So lange ich gedacht habe, "ach jetzt hab ich ja zwei Wochen geschafft, ist ja ok, wenn ich mal wieder trinke" bin ich immer wieder und immer wieder zurück in den Kreis der Sucht gefallen.

    Alles Gute
    Katniss

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