Eine neue Hoffnung...es muss mal alles raus...

  • Hallo Liebe Forenmitglieder,
    habe hier schon so einiges gelesen und es beschaffte mir schon Beruhigung das es vielen anderen auch ähnlich geht. Was mir sehr aufgefallen ist das hier Menschen aus den verschiedensten Gründen Trinken was mich dazu bringt mehr darüber nachzudenken woran es bei mir liegt, ich glaube ich weiss das auch schon teilweise aber jeder Gedanke wird erstmal verdrängt...bin 35 Jahre und erzähle einfach mal ein wenig über mich:


    Ich habe mich im August 2014 dazu entschieden etwas zu unternehmen da ich nach einem Vollsuff Wochenende Montags morgens mit krassen Zittern und brutalsten Schweißausbrüchen aufgewacht bin und Fix und alle auf die Arbeit fuhr. Es wurde immer hefitger in den nächsten Minuten auf der Fahrt, ich hatte starke Atemnot, Angst & Herzrasen und sprach mit mir selbst, total in Panik, was ich den machen soll und dachte das ich gleich zusammenbreche, das wars nun, das überlebst du nicht irgend was muss doch gleich aufhören zu funktionieren.
    Habe es auf die Arbeit geschafft, doch ich konnte nicht einmal normal reden, mein ganzer Körper und Stimme zitterte, ich bin dann direkt zu meinem Hausarzt gefahren. Bis ich endlich da war sind 2,5 Stunden vergangen, es war die Hölle. Als ich ins Wartezimmer kam frage mich die Assistentin ob wir noch mal eben schnell Blutdruck messen weil ich so Lange nicht da war, ich hatte über 220 Bluthochdruck die hat mich direkt in ein Zimmer gebracht und was zum beruhigen gegeben, da wurde es mir ganz komisch.....und mir war klar ich werde heute mit Jemand darüber sprechen.

    Mir ging es schon lange morgens nicht mehr gut, konnte mich nicht mehr erinnern wann ich das letzte mal einen Tag nichts getrunken habe, 2 Jahre ? 3? 4? ...Keine Ahnung. Ich habe als Jugendlicher immer mal Bier getrunken zu Partys oder auch mal ein Paar Vodka, und auch mal richtig einen gekippt, aber nur bei Partys und niemals allein oder ohne Grund. Als ich 18 wurde habe ich nichts mehr getrunken, selbst ein Glas Sekt zu Silvester habe ich abgelehnt. So im Nachhinein kann das gut sein das ich das wegen meinem Alkoholkranken Meisters dem Zeug aus dem Weg ging, ich durfte 3 Jahre lang täglich mitverfolgen wie sich das im Endstadium verhält, bis hin zur Scheidung, Firmenverlust, Krankheit und Zwangseinweisung samt völligem Gesichtsverlust. Dafür habe ich dann einige Jahre viel Grass geraucht und hier und da mal nen Paar Partydrogen genommen, aber das auch wie später beim Alkohol nicht bei, oder vor der Arbeit. Bis ich eines Tages angehalten wurde und mein Führerschein deswegen ein paar Monate abgeben musste, da hört ich auch damit sofort auf, verbrannte alles was ich noch hatte, Schluss jetzt!, hatte mich gefreut endlich den scheiß ausm Hals zu lassen und mein Kopf mal wieder aus dem Nebel zu holen, ging mir super dabei.

    Es muss anscheint irgend wie immer erst was schlimmes passieren damit ich mich besinne, genau wie ich dann eine Zeitlang später beim Notarzt saß wegen Sehstörungen und er das auf mein Beruflichen Stress, Rauchen und Ernährung schob, und er hatte recht. Ich hörte an dem Tag mit dem Rauchen auf, das waren zwar echt einige nervige Tage aber voll ok und mir ging es gut, kein Vergleich zu dem was noch kommen sollte. Das muss alles so gegen 2006 gewesen sein. Hatte mich bis dahin Selbständig gemacht und vorher 2 Lehren erfolgreich abgeschlossen.

    Und dann kam DER erste Schluck und damit der Startschuss.....ich hatte zu der Zeit Schwierigkeiten mit meiner Freundin Schluss zu machen weil mir sowas nie leicht viel, immerhin 6 Jahre zusammen gewesen und sind im guten auseinander. Als ich den Absprung schaffte ging es mir richtig gut, ich war Single, Rauchte, Kiffte und Soff nichts. Erinnere mich sehr gut an diesen ganzen Glücksgefühle die ich mittlerweile lange Jahre nicht mehr verspüre außer mit Alkohol.
    Ich habe mir zu der Zeit einfach aus scheiß alleine eine Flasche Bacardi geholt und Trank diese zur Hälfte an einem Abend, mir gings wunderbar. Muss sagen das ich direkt mit den heftigen Drinks einstig, kein Bier oder Wein, das kam später. Jägermeister war so mein Ding, das zeug habe ich warm aus der 1L Flasche gesoffen, des zeug wirkte damals innerhalb von Sekunden, allerdings waren die Mengen auch anfangs recht überschaubar, mit solch einer Flasche habe ich 3 Tage Lange lustige Abende gehabt, bis es mehr wurde, und mehr und mehr...

    Mich hat der Alk damals regelrecht beschleunigt, ich habe 20 Kg abgenommen mit Fitness und täglichem Schwimmen und guter Ernährung, war immer unterwegs, Top Fit, gut drauf und mit der Firma ging es Berg auf und mit ner neuen Freundin sah es auch schon wieder gut aus. Bin oft Stundenlang abends nach der Arbeit mit ein Paar Flaschen wein durch die Gegend gefahren und Musik gehört und mich einfach nur vollgesoffen mitgesungen und gut gefühlt, weiß teilweise nicht mehr wie ich nach hause kam, bin aber immer im Bett aufgewacht. Aber irgend wann kamen dann diese Übeln fiesen erwachen nach so Abenden...Morgens ging es mir dann schon nicht mehr soo gut aber nur etwas abwarten heute Abend geht es ja weiter und dann ist das schlechte Gefühl auch schon wieder Erstmal weg.

    Ich habe mich schon immer für sehr belastbar gehalten, merkte aber wie ich langsam anfälliger gegen Stress wurde, fing an zu zittern, komischer weise wenns ganz schlimm hatte ich im Nacken ein zittern der sich ganz übel anfühlte und dabei mein ganzer Kopf mit zitterte und ich dann schon fast ein Ohnmachtsanfall verspürte. Nach und nach stressten mich Sachen wie Familie, Freunde und die Arbeit, alles Sachen die eigentlich mein Leben sind waren mir zu viel geworden, zumindest ohne Alkohol, mit Alkohol war ich wieder der Alte, für alles und jeden da. An manchen Tagen schloss mich ach mal zuhause ein wenn es zu schlimm wurde und machte die Rollos runter wartete bis Abends zum weiter trinken und schiss auf alles und jeden, Stresst mich nur nicht! Ich machte das aber nicht weil ich sie nicht mehr mochte sondern weil ich einfach nicht mehr konnte und nicht wollte das mich in dem Zustand jemand sieht da ich meine Freunde und Familie sehr liebe.

    Viele Viele üble Abende und Sachen sind passiert, weiß noch wie ich eines Abend nur wegen eines Fotos einer Freundin auf Facebook völlig in tränen ausgebrochen bin und wie ein kleines Kind total übertrieben weinte, oder ich wache morgens auf und mein Fahrrad liegt in der Küche statt draußen im Schuppen oder es sieht aus als wäre jemand eingebrochen und und und jeden Tag eine -Überraschung vor der Tür, und dann diese Leergutberge, jeden Tag....ach Gott darf gar nicht drüber nachdenken wie schlecht es mir an so mordenden ging, das Gefühl das man hat, wenn freunde einem erzählen was man wieder alles so angestellt hat, oder am besten noch ein Mädel, mit der man unterwegs war. Zum Glück ist bisher noch nie was richtig schlimmes passiert aber zum schämen und schlecht fühlen ist das mehr als genug für mich, denn auch das Verzerrte Bild von mir dadurch bei den Menschen die ich Liebe.
    Ich habe seit einem Jahr immer wieder mal Blackouts wenn es Hartalk gab und teilweise sah ich mich auf Video (komischerweise immer von mir selbst gedreht auf dem Heimweg oder so) schaute immer in mein Handy morgens um zu schauen wen ich wieder mal anschrieb oder anrufte im vollsuff und erkannte mich selbst nicht wieder auf diesen aufnahmen, total aggressiv und am herumschreien wie ein Irrer, grauenhaft, sich selbst so zu sehen grade direkt am morgen mit zitternden Händen, da will und kann man ja schon einfach nur noch weiter saufen damit man den Tag so schnell wie möglich rumgekommt und es einem wieder gut geht.

    Ich habe immer mal versucht nichts zu trinken, fand es nicht sehr schwer und trotzdem schafften es die Billigsten Argumente mich zu überzeugen etwas zu trinken, ich hatte nach einer Nacht keine Entzugserscheinungen oder Physische Beschwerden außer das ich mich total einsam fühle und alles so Sinnlos erscheint und ich mich auf nichts freuen kann und dann trinke ich wieder. Das alles pendelte sich dann über die Jahre auf 2 Liter Wein pro Abend plus dies und jenes am Wochenende ein und Trank die letzten 2-3 Jahre dann täglich, bis zu diesem Arztbesuch am besagten Montag im August dieses Jahr.

    ....uff sorry! ich hab mich da etwas rein gesteigert, tut aber total gut das mal los zu werden, dabei bin ich ja nicht mal da wo ich anfangen wollte...Nach dem Arztbesuch seh ich mein Leben und das Trinken etwas anders, das hat jetzt nichts mit dem Arztbesuch direkt zu tun sondern einfach mit diesem Schlimmen Tag denke ich und wie ich das danach versuchte anzugehen mich davon zu befreien.

    Besteht da Interesse das ich es bis heute erzähle und alle Tage mal ein Stand schreibe ? Glaub das würde mir schon helfen und gerne auch offen über alles schreiben, habe auch sehr viele fragen an euch.

    Danke Erstmal fürs zuhören.

    Mfg
    Doug

  • Hallo Doug,

    puhhh....ist ja ein schöner langer Text geworden. ;) :)

    Aber ich glaube zu wissen, dass es dir jetzt besser, leichter geht...mhmm.

    Zumindest war es bei mir so, als ich das 1.Mal offen drüber gesprochen habe....obwohl ich sowas niiiieeee wollte....geht ja keinen was an! Schon garnicht, wie Sch*** man sich davor, dabei,danach oder überhaupt fühlt...will ja auch eh keiner wissen...die anderen haben ja damit schließlich kein Problem oder andere Probleme.....

    .....na, erwischt? :D

    Ja, es hilft wenn man denn dann endlich an diesem Punkt ist. Ob jetzt mit solchem Anlaß oder wie auch immer. Es ist irgendwie schön und fühlt sich gut an, wenn man mit jemandem drüber reden kann und dann noch, wenn derjenige weiß wovon die Rede ist oder wie es läuft.

    Nutze ruhig die Möglichkeit hier und auch wenn du vlt. nicht oder nicht gleich ein Feedback bekommst....es hilft DIR und das ist wichtig.
    Auch die Beantwortung deiner Fragen ist ein wichtiger Prozess, um mit der Situation zurechtzukommen. Vieles wird identisch sein, aber es wird auch immer wieder Antworten, Meinungen, Ansichten geben die gleich sind.

    Dein Grund: tja, du hast -erstmal- einfach dein Glücksgefühl mit Alkohol verstärkt und dich auf Wolke 7 geschossen, dann kam schleichend die Überforderung dazu. Also die "klassischen" Gründe für's Trinken nur in einer anderen Reihenfolge. ;) Bedient hast du zum Schluss alle.

    Wäre schön, wenn du diese Chance nutzt....bevor noch was schlimmeres passiert.

    Viel Glück dabei....und lass von dir hören....fahr jetzt zur SHG....schnattern! ;)

  • Hallo Dougles,

    ja, Hoffnung ist immer gut!
    Sie kann auch in den verzweifeltsten Momenten immer wieder Kraft geben!

    Schön dass du hier her gefunden hast, ich wünsche dir sehr dass du den Austausch und die Anregungen findest die du suchst! Mein persönliches Ausstiegspuzzle bestand aus vielen, vielen einzelnen Puzzleteilen, aber das Schreiben und Reflektieren hier im Forum und der Rückhalt und die lieben Menschenn waren immer ein sehr wichtiges ´Puzzleteil´ für mich und haben mir sehr geholfen.

    Ein herzliches ´Willkommen hier´ :) auch von mir,
    schöne Grüße und die besten Erfolge immer und GUTE Kraft für Deinen neuen Weg!

    Einen schönen Abend dir
    und bis bald!

    Land-in-Sicht


  • Aber ich glaube zu wissen, dass es dir jetzt besser, leichter geht...mhmm.

    Zumindest war es bei mir so, als ich das 1.Mal offen drüber gesprochen habe....obwohl ich sowas niiiieeee wollte....geht ja keinen was an! Schon garnicht, wie Sch*** man sich davor, dabei,danach oder überhaupt fühlt...will ja auch eh keiner wissen...die anderen haben ja damit schließlich kein Problem oder andere Probleme.....

    .....na, erwischt? :D


    Hey Vivi,
    danke erstmal für deine Worte!....ja es ist kompliziert und Erleichterung, da ich wenn ich mit freunden darüber rede (die eigentlich alle Trinken oder sonstiges) eher in eine offene Wunde steche und das Thema zwar angesprochen wird aber auch nicht wirklich offen ernst genommen wird ist da viele meiner Freunde ein mehr als ernstes Problem haben aber nur weil ich nun meine das offen zusprechen sich da garnicht bereit zu fühlen, was ich auch verstehe. Würde das gerne zusammen durchstehen aber das geht halt nicht so einfach wenn man erstmal drinnen hängt, und viele mehr als ich und sind schon in einem ganz anderen Stadium, das ist ganz schlimm für mich meine freunde zu sehen aber selbst auch der zu sein der mit Ihnen trinkt. Ich bin sicherlich nicht mit schuld aber lindere es auch nicht und wenn ich mich nicht mehr mit Ihnen treffe wird es für beide Seiten auch nur schlimmer. Ich hasse es!!


    Dein Grund: tja, du hast -erstmal- einfach dein Glücksgefühl mit Alkohol verstärkt und dich auf Wolke 7 geschossen, dann kam schleichend die Überforderung dazu. Also die "klassischen" Gründe für's Trinken nur in einer anderen Reihenfolge. ;) Bedient hast du zum Schluss alle.


    Ja, du hast es genau getroffen!

    Danke


  • Schön dass du hier her gefunden hast, ich wünsche dir sehr dass du den Austausch und die Anregungen findest die du suchst! Mein persönliches Ausstiegspuzzle bestand aus vielen, vielen einzelnen Puzzle-teilen, aber das Schreiben und Reflektieren hier im Forum und der Rückhalt und die lieben Menschen waren immer ein sehr wichtiges Puzzleteil für mich und haben mir sehr geholfen.
    Land-in-Sicht


    Danke, ja genau das beginne ich auch zu lernen in den letzten Monaten, das das alles nicht auf eine Sache oder tat zurück führt die man mal so eben mit sich bereinigt, das ging über Jahre wenn nicht die Vorgeschichte von vielleicht meinem ganzen Leben.
    Auch wenn ich noch trinke bin ich mir jeden Tag bewusster was ich da tue, über was ich nachdenken sollte und was passieren muss wenn ich das schaffen will, wie Naiv und Hilflos ich war/bin begreife ich erst nach dem scheitern, aber das brauche ich auch. Aber man beschäftigt sich im kopf zu sehr damit was übermorgen ist statt einfach heute nichts zu trinken und morgen einfach auf sich zukommen lässt, immerhin habe ich die schlimmsten Abstürze hinter mir lassen können. Für mich schon mal ein Erfolg, aber ich rede mir das schon wider schön denke ich manchmal, aber von heute auf morgen habe ich schon probiert, und ob man ne Flasche Wiskey oder 6 Bier am vorabend getrunken hat ist schon ein unterschied wenn mann am nächsten Tag versucht nichts zu trinken oder mal wieder sagt jetzt reichts... Wenn ich hier manche sachen lese, nur krass wie schlimm es manchen geht und meinen Respekt das Sie es sogar noch geschafft haben oder grade dabei sind, ich hoff es muss nicht erst so weit kommen (garnicht abwertend gemeint) und das durch machen muss was hier so einige schon hintersich gelassen haben! Treibt mir grade die wirklich tränen in die Augen wenn ich mir vorstelle das es vielen noch schlechter gehen kann als es mir in diesem Jahr und den Jahren davor erging, und ich war echt nervlich am Ende. Ertrage das nicht mehr, in ein Paar Jahren wird es ganz sicherlich die ersten Krankheitsfälle in meinem Freundeskreis geben, wenn nicht sogar ich wenn ich wieder richtig Gas gebe...auch wenn ich mich nach all den Beiträgen die es hier gibt fühle wie ein Frischling ist meine Situation denke ich die gleiche, und habe genau so Angst und möchte das Beenden.

  • ...Ich hätte da ein Paar fragen die mir sehr wichtig wären und die ich nicht ganz klar auch den Beiträgen hier rauslesen konnte, wahrscheinlich weil sie auch bei jeden anders zu beantworten sind:

    - Wann kommen die normalen Glücksgefühle wieder ? Kann die Serotonin Ausschüttung wieder so werden wie früher ? ..so das man sich wieder einfach auf was freut...

    - Ich habe keine Angst mich als Alkoholiker zu bezeichnen wenn es letztlich so ist, doch weiss ich das ich schon immer dazu neigte mir mit irgend was den Kopf zu befreien, es muss doch noch auch andre urteile geben als sich stumpf einfach Alkoholiker zu Bezeichnen, denn ich denke das ich Alkohol jeder zeit gegen was anderes eintauschen könnte, nur ist es die am einfachsten zu bekommenste und trotz allem die einfachste Droge ohne zu harte Nebenwirkung und Entzugserscheinungen, man betrachte nur mal Kokain und dergleichen. Wenn ich nur überlegen wie einfach es war mit Rauchen oder Kiffen aufzuhören, das war ein Kinderspiel dagegen.

    - Nehme seit ein Paar Monaten an den Trinkfreien tagen 5-HTP zu mir, schon jemand da Erfahrungen mit ? Konnte mein Alkoholkonsum in Tagen auf 50% reduzieren bisher, weiss aber nicht inwiefern das 5-HTP dazu beitragen konnte da ich es direkt nahm als ich anfing mein Konsum zu reduzieren, ich konnte zumindest schlafen muss ich sagen, ein grund warum es mir voher immer noch schwerer viel nicht zu trinken, denn jeder abend ohne Alk war eine vorprogrammierte schlaflose Nacht in der mein Kopf nur ratterte..

    Mfg
    Doug

    Einmal editiert, zuletzt von Dougles (10. November 2014 um 21:43)

  • Hallo Doug,

    schön, dass du dich wieder gemeldest hast. 44.

    Vorab möchte ich mal eine kleine "Warnung" zu mir abgeben: manchmal fällt es mir schwer dipomatisch zu sein....will heißen, ich bevorzuge mitunter eine sehr direkte offene Art...das ist nicht Jedermanns Sache und man kann mir dann auch gern bescheid sagen. :) :) ;)

    Also.....

    ...ich hab beim Lesen deines Posts gleich Atemnot bekommen und bei mir sind Alarmglocken angesprungen. :-o

    Doug!.....du kannst nicht Alle retten und kannst nicht zu Allen nett sein!!! Hier und jetzt geht es ausschließlich um dich.
    Das du drüber reden willst (und ja - wie du hier beweist - auch kannst ;) ) ist ein Anfang und ein guter Schritt, aber sich mit noch aktiven Betroffenen darüber unterhalten zu wollen ist m.E. gegen Windmühlen kämpfen.

    Warum?....
    Im Rahmen meine Therapie haben wir uns immer wieder mit der Frage / Gegenüberstellung der Vor- & Nachteile von Abstinenz und Trinken auseinandergesetzt. So und nun überleg dir mal, welche Vorteile du dem Trinken abgewinnst und welche dein Freunde oder noch krasser: welche Vorteile fallen deinen Freunden zur Abstinenz ein. Funktioniert übrigens sehr gut auch andersherum.

    In einem anderen Zusammenhang hab ich einen sehr schönen Text gelesen, der auch mehr oder weniger auf diese Situation zutreffend ist.

    > Wir schwammen beide im Wasser umher.
    Ich war stark, wusste auch wohin ich hin schwimmen wollte und wusste, dass ich mein für mich passendes Ufer erreichen würde.
    Er war kraftlos und unschlüssig wo er hinschwimmen sollte.
    Er drohte unterzugehen.
    Ich wusste, dass ich niemals die Kraft hätte, ihn unversehrt zu meinem Ufer zurückzuholen.

    Da gab es für mich 2 Möglichkeiten.
    Entweder ich lasse ihn los, überlasse ihn dem Schicksal und schwimme alleine an mein Ufer zurück und lebe mein Leben ohne ihn weiter.
    Oder ich bringe den Wille, die Geduld, die Energie auf, ihm den Kopf über Wasser zu halten, ihm eine Atempause zu schenken, in der er wieder Kraft tanken kann.

    Ich habe mich damals für die 2. Möglichkeit entschieden.
    Das war schwierig und anstrengend. Mir war bewusst, dass ich ihn auch nur eine gewisse Zeit über Wasser halten konnte, ohne mich selbst zu gefährden. In meinem Fall hat diese Zeit jedoch gereicht.
    Er kam wieder zu sich.
    Und entschied sich gegen mein Ufer.
    Denn meines war zu weit weg.
    Er erreichte das andere Ufer.
    Und ich kehrte zu meinem zurück.
    Jeder Mensch schwimmt anders. Das heißt nicht, dass der nächste das gleiche Ufer wählt... <

    Ich hoffe du verstehst oder kannst nachvollziehen, was ich damit zum Ausdruck bringen will.

    Ich kann dich verstehen! Du musst wissen, was du willst und was jetzt für dich gut ist.

    Solange dein "schön reden" der Stolz darauf ist was du geschafft hast auf dem Weg aus / ohne Alkohol....mach damit weiter und das aufmerksame Beobachten derer, die einen anderen Weg gehen wird dir helfen immer wieder deine Entscheidung, deinen Weg zu überprüfen.

    Zu deinen Fragen:

    - die Glücksgefühle kommen definitiv wieder! Zum Anfang kann es passieren, dass es dir garnicht so bewußt wird...aber...sie kommen anders wieder. Durch das bewußtere Aufnehmen / Erleben von dir & deiner Umgebung, deines Lebens können andere Wertigkeiten bezgl. von Glücksmomenten auftreten. Sie sind dann aber mitunter umso intensiver. Man kann sich z. Bsp. auch über "Kleinigkeiten" freuen. ;)

    - Das mit dem 'Kopfkino' wird noch ne Weile anhalten, bis du dir im Klaren über deinen momentane Stand bist und ob du dich dann Alkoholiker oder wie auch immer nennst ist erstmal völlig nebensächlich. Ich hab übrigens zum Anfang immer gesagt: ich hab ein Problem mit Alkohl, weil ich alles andere zu krass fand. ;)
    Wichtiger ist, dass du es bei dir nicht entschuldigst oder beschönigen willst...ich glaube dann kommt man zu schnell an den Punkt sich selbst zu überschätzen [ich denke das ich Alkohol jeder zeit gegen was anderes eintauschen könnte]!!! und schon passierts.
    *Lachen*...du und das mit dem 'einfach Aufhören' ist bei Alkohol genauso ein Kinderspiel...wird doch auch 'nur' das Suchtgedächtnis angesprochen...also 'Kopfsache'....na gut, vielleicht....bei mir hat's geklappt :)

    - Bzgl. des Medikamentes (?) kann ich nichts sagen, bin da aber eher skeptisch. Solltest du vlt. lieber mit einem Arzt abklären. Und das die Schlafstörungen Bestandteil des Entzuges sein können muss ich dir ja wohl nicht sagen. Da gibt es aber bestimmt auch noch andere Mittel / Methoden.

    Versuch einen für dich guten Weg zu finden, probiere aus, informiere dich, nimm auch Hilfe in Anspruch....aber tu irgendwas! Du hast ja schon "erkannt" wohin es führen kann.

    Schöne Grüße
    vivi

  • Hallo, Douglas,

    auch von mir ein Herzliches Willkommen hier!

    Auch ich habe festgestellt, dass es einem unheimlich helfen kann und auch sehr erleichternd ist, wenn man über seine Sorgen/Probleme/Nöte reden kann und man jemanden hat, der einem nicht nur zuhört, sondern auch noch versteht. Mit "verstehen" meine ich, die Probleme wirklich zu verstehen, zu kennen.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch, viel Kraft und Erfolg auf Deinem Weg!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Doug,

    willkommen hier bei uns.

    Wie ist denn dein Arztbesuch im August weiter gegangen?

    Hattest du das Thema Alkohol angesprochen?

    Zu deiner Frage, ob die normalen Glücksgefühle wieder kommen?

    Ich denke dazu wirst du dich komplett vom Alkohol trennen müssen. War zumindest bei mir so. Für mich war das reduzierte Trinken schlimmer als bei meinem normalen Level. Da haben sich meine Gedanken dann nur noch um den Alkohol gedreht. Wann darf ich wieder? Wieviel darf ich dann trinken?

    So komplett ohne, geht es mir wieder richtig gut, inklusive jeder Menge Glücksgefühle.

    Es gibt da so einen Spruch: "Man hört damit auf, indem man aufhört."
    Gib dir und deinem Körper die Chance mal komplett frei vom Alkohol zu sein. Solange du weiter trinkst, wenn auch reduziert, dreht sich das Suchtkarussell weiter...

  • Hallo Doug,


    Ich habe keine Angst mich als Alkoholiker zu bezeichnen wenn es letztlich so ist, doch weiss ich das ich schon immer dazu neigte mir mit irgend was den Kopf zu befreien, es muss doch noch auch andre urteile geben als sich stumpf einfach Alkoholiker zu Bezeichnen, denn ich denke das ich Alkohol jeder zeit gegen was anderes eintauschen könnte, nur ist es die am einfachsten zu bekommenste und trotz allem die einfachste Droge ohne zu harte Nebenwirkung und Entzugserscheinungen, man betrachte nur mal Kokain und dergleichen.

    Diesen Passus verstehe ich nicht wirklich, sondern muss mir was zusammenreimen.
    Wenn du Drogen brauchst, um deinen Kopf frei zu bekommen, bist du m.E. ein Süchtiger. Und wenn du von der Droge Alkohol abhängig bist, bist du ein nach Alkohol Süchtiger, also ein Alkoholiker.
    Wo ist das Problem? Die Abhängigkeit ist ein aktuell bestehender Fakt, den du verändern kannst.

    Und wenn du ihn veränderst, verändert sich eine ganze Menge in deinem Leben. U.a. die Sache mit den Glücksgefühlen.
    Ich hatte während meiner Säuferzeit neben den Hochgefühlen immer wieder völlig unbegründete Phasen der Traurigkeit.
    Letztere bin ich jetzt los. Aber die Freude, die ich jetzt wieder empfinden kann, die ist echt.

    Bevor sich das mit den echten Glücksempfindungen wieder einpendelte, habe ich mit Ausdauersport nachgeholfen. Das funktionierte ganz gut.

    Willkommen im Forum!

    Katro

    Einmal editiert, zuletzt von katro (11. November 2014 um 20:11)


  • Mein persönliches Ausstiegspuzzle bestand aus vielen, vielen einzelnen Puzzleteilen, aber das Schreiben und Reflektieren hier im Forum und der Rückhalt und die lieben Menschen waren immer ein sehr wichtiges ´Puzzleteil´ für mich und haben mir sehr geholfen.

    Hallo Dougles,
    mir ist aufgefallen dass mir in meinen Begüßungszeilen an dich ein kleiner ´Formfehler´ unterlaufen ist.
    Und zwar habe ich das alles in der Vergangenheitsform geschrieben ..... das ist tatsächlich unbewusst so passiert und ich nehme das für mich mal als ein positives Zeichen :). Es ist ja auch so dass der stoffliche ausstieg aus der Sucht, also das loslösen vom Alkohol als Lebensstütze bei mir vor nun mittlerweile ca. 8 Monaten doch schneller vonstatten ging als ich es gedacht hatte. Aber der Prozess den ich damit angestoßen habe, dass ich nun wieder Herr meiner Selbst und eigener Gestalter meines wirklichen Lebens bin, dies hält natürlich nach wie vor an und ist immernoch im Gange... Insofern war und IST das Forum und die lieben Menschen hier mir natürlich nach wie vor sehr, sehr wichtig :D

    Übrigens bin ich auch ziemlich genau Mitte30 und habe dazumal ebenso wie du viel, viel Kraft investiert mich neben dem Berufsleben immer und immer tiefer in die Sucht hineinzumanövrieren. Ich will mich jetzt nicht zu weit ausm Fenster lehnen aber für mich kann ich mittlerweile behaupten dass ich einige Dinge gelöst und mittlerweile vielleicht die Hälfte an physischer und psychischer Kraft aufwenden muss für eine Lebensqualität die sich einfach mal in vielen Bereichen nur verbessert hat und auch weiterhin noch verbessert...

    Aus Deinem ersten Posting hatte ich irgendwie nicht so richtig rausgelesen dass du den Ausstieg ansich noch vor dir hast:
    Daher muss ich nachdem was du an Symptomen vor deinem Arztbesuch so beschrieben hast noch erwähnen dass du dich unbedingt Hausärztlich und/oder auch in einer Suchtberatung über einen qualifizierten Entzug, also über einen stationären Alkoholentzug unter ärztlicher Aufsicht beraten lassen solltest! Ein kalter Entzug ist nicht zu unterschätzen, mitunter sogar (lebens-)gefährlich! Es kann bei körperlicher Abhängigkeit zu höchst unangenehmen Entzugserscheinungen kommen welche wiederum mit schlimmen Begleiterscheinungen einherkommen können!!
    Schaust Du z.B. da:
    http://www.alkoholismus-hilfe.de/alkohol-entzug.html


    Du bist auf einem guten Weg - vielleicht wird es einer der wichtigsten Schritte in deinem Leben.....

    Gute Grüße und die beste Kraft an Dich!

    Und bis bald, Land-in-Sicht

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (13. November 2014 um 13:59)

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