Hallo Liebe Forenmitglieder,
habe hier schon so einiges gelesen und es beschaffte mir schon Beruhigung das es vielen anderen auch ähnlich geht. Was mir sehr aufgefallen ist das hier Menschen aus den verschiedensten Gründen Trinken was mich dazu bringt mehr darüber nachzudenken woran es bei mir liegt, ich glaube ich weiss das auch schon teilweise aber jeder Gedanke wird erstmal verdrängt...bin 35 Jahre und erzähle einfach mal ein wenig über mich:
Ich habe mich im August 2014 dazu entschieden etwas zu unternehmen da ich nach einem Vollsuff Wochenende Montags morgens mit krassen Zittern und brutalsten Schweißausbrüchen aufgewacht bin und Fix und alle auf die Arbeit fuhr. Es wurde immer hefitger in den nächsten Minuten auf der Fahrt, ich hatte starke Atemnot, Angst & Herzrasen und sprach mit mir selbst, total in Panik, was ich den machen soll und dachte das ich gleich zusammenbreche, das wars nun, das überlebst du nicht irgend was muss doch gleich aufhören zu funktionieren.
Habe es auf die Arbeit geschafft, doch ich konnte nicht einmal normal reden, mein ganzer Körper und Stimme zitterte, ich bin dann direkt zu meinem Hausarzt gefahren. Bis ich endlich da war sind 2,5 Stunden vergangen, es war die Hölle. Als ich ins Wartezimmer kam frage mich die Assistentin ob wir noch mal eben schnell Blutdruck messen weil ich so Lange nicht da war, ich hatte über 220 Bluthochdruck die hat mich direkt in ein Zimmer gebracht und was zum beruhigen gegeben, da wurde es mir ganz komisch.....und mir war klar ich werde heute mit Jemand darüber sprechen.
Mir ging es schon lange morgens nicht mehr gut, konnte mich nicht mehr erinnern wann ich das letzte mal einen Tag nichts getrunken habe, 2 Jahre ? 3? 4? ...Keine Ahnung. Ich habe als Jugendlicher immer mal Bier getrunken zu Partys oder auch mal ein Paar Vodka, und auch mal richtig einen gekippt, aber nur bei Partys und niemals allein oder ohne Grund. Als ich 18 wurde habe ich nichts mehr getrunken, selbst ein Glas Sekt zu Silvester habe ich abgelehnt. So im Nachhinein kann das gut sein das ich das wegen meinem Alkoholkranken Meisters dem Zeug aus dem Weg ging, ich durfte 3 Jahre lang täglich mitverfolgen wie sich das im Endstadium verhält, bis hin zur Scheidung, Firmenverlust, Krankheit und Zwangseinweisung samt völligem Gesichtsverlust. Dafür habe ich dann einige Jahre viel Grass geraucht und hier und da mal nen Paar Partydrogen genommen, aber das auch wie später beim Alkohol nicht bei, oder vor der Arbeit. Bis ich eines Tages angehalten wurde und mein Führerschein deswegen ein paar Monate abgeben musste, da hört ich auch damit sofort auf, verbrannte alles was ich noch hatte, Schluss jetzt!, hatte mich gefreut endlich den scheiß ausm Hals zu lassen und mein Kopf mal wieder aus dem Nebel zu holen, ging mir super dabei.
Es muss anscheint irgend wie immer erst was schlimmes passieren damit ich mich besinne, genau wie ich dann eine Zeitlang später beim Notarzt saß wegen Sehstörungen und er das auf mein Beruflichen Stress, Rauchen und Ernährung schob, und er hatte recht. Ich hörte an dem Tag mit dem Rauchen auf, das waren zwar echt einige nervige Tage aber voll ok und mir ging es gut, kein Vergleich zu dem was noch kommen sollte. Das muss alles so gegen 2006 gewesen sein. Hatte mich bis dahin Selbständig gemacht und vorher 2 Lehren erfolgreich abgeschlossen.
Und dann kam DER erste Schluck und damit der Startschuss.....ich hatte zu der Zeit Schwierigkeiten mit meiner Freundin Schluss zu machen weil mir sowas nie leicht viel, immerhin 6 Jahre zusammen gewesen und sind im guten auseinander. Als ich den Absprung schaffte ging es mir richtig gut, ich war Single, Rauchte, Kiffte und Soff nichts. Erinnere mich sehr gut an diesen ganzen Glücksgefühle die ich mittlerweile lange Jahre nicht mehr verspüre außer mit Alkohol.
Ich habe mir zu der Zeit einfach aus scheiß alleine eine Flasche Bacardi geholt und Trank diese zur Hälfte an einem Abend, mir gings wunderbar. Muss sagen das ich direkt mit den heftigen Drinks einstig, kein Bier oder Wein, das kam später. Jägermeister war so mein Ding, das zeug habe ich warm aus der 1L Flasche gesoffen, des zeug wirkte damals innerhalb von Sekunden, allerdings waren die Mengen auch anfangs recht überschaubar, mit solch einer Flasche habe ich 3 Tage Lange lustige Abende gehabt, bis es mehr wurde, und mehr und mehr...
Mich hat der Alk damals regelrecht beschleunigt, ich habe 20 Kg abgenommen mit Fitness und täglichem Schwimmen und guter Ernährung, war immer unterwegs, Top Fit, gut drauf und mit der Firma ging es Berg auf und mit ner neuen Freundin sah es auch schon wieder gut aus. Bin oft Stundenlang abends nach der Arbeit mit ein Paar Flaschen wein durch die Gegend gefahren und Musik gehört und mich einfach nur vollgesoffen mitgesungen und gut gefühlt, weiß teilweise nicht mehr wie ich nach hause kam, bin aber immer im Bett aufgewacht. Aber irgend wann kamen dann diese Übeln fiesen erwachen nach so Abenden...Morgens ging es mir dann schon nicht mehr soo gut aber nur etwas abwarten heute Abend geht es ja weiter und dann ist das schlechte Gefühl auch schon wieder Erstmal weg.
Ich habe mich schon immer für sehr belastbar gehalten, merkte aber wie ich langsam anfälliger gegen Stress wurde, fing an zu zittern, komischer weise wenns ganz schlimm hatte ich im Nacken ein zittern der sich ganz übel anfühlte und dabei mein ganzer Kopf mit zitterte und ich dann schon fast ein Ohnmachtsanfall verspürte. Nach und nach stressten mich Sachen wie Familie, Freunde und die Arbeit, alles Sachen die eigentlich mein Leben sind waren mir zu viel geworden, zumindest ohne Alkohol, mit Alkohol war ich wieder der Alte, für alles und jeden da. An manchen Tagen schloss mich ach mal zuhause ein wenn es zu schlimm wurde und machte die Rollos runter wartete bis Abends zum weiter trinken und schiss auf alles und jeden, Stresst mich nur nicht! Ich machte das aber nicht weil ich sie nicht mehr mochte sondern weil ich einfach nicht mehr konnte und nicht wollte das mich in dem Zustand jemand sieht da ich meine Freunde und Familie sehr liebe.
Viele Viele üble Abende und Sachen sind passiert, weiß noch wie ich eines Abend nur wegen eines Fotos einer Freundin auf Facebook völlig in tränen ausgebrochen bin und wie ein kleines Kind total übertrieben weinte, oder ich wache morgens auf und mein Fahrrad liegt in der Küche statt draußen im Schuppen oder es sieht aus als wäre jemand eingebrochen und und und jeden Tag eine -Überraschung vor der Tür, und dann diese Leergutberge, jeden Tag....ach Gott darf gar nicht drüber nachdenken wie schlecht es mir an so mordenden ging, das Gefühl das man hat, wenn freunde einem erzählen was man wieder alles so angestellt hat, oder am besten noch ein Mädel, mit der man unterwegs war. Zum Glück ist bisher noch nie was richtig schlimmes passiert aber zum schämen und schlecht fühlen ist das mehr als genug für mich, denn auch das Verzerrte Bild von mir dadurch bei den Menschen die ich Liebe.
Ich habe seit einem Jahr immer wieder mal Blackouts wenn es Hartalk gab und teilweise sah ich mich auf Video (komischerweise immer von mir selbst gedreht auf dem Heimweg oder so) schaute immer in mein Handy morgens um zu schauen wen ich wieder mal anschrieb oder anrufte im vollsuff und erkannte mich selbst nicht wieder auf diesen aufnahmen, total aggressiv und am herumschreien wie ein Irrer, grauenhaft, sich selbst so zu sehen grade direkt am morgen mit zitternden Händen, da will und kann man ja schon einfach nur noch weiter saufen damit man den Tag so schnell wie möglich rumgekommt und es einem wieder gut geht.
Ich habe immer mal versucht nichts zu trinken, fand es nicht sehr schwer und trotzdem schafften es die Billigsten Argumente mich zu überzeugen etwas zu trinken, ich hatte nach einer Nacht keine Entzugserscheinungen oder Physische Beschwerden außer das ich mich total einsam fühle und alles so Sinnlos erscheint und ich mich auf nichts freuen kann und dann trinke ich wieder. Das alles pendelte sich dann über die Jahre auf 2 Liter Wein pro Abend plus dies und jenes am Wochenende ein und Trank die letzten 2-3 Jahre dann täglich, bis zu diesem Arztbesuch am besagten Montag im August dieses Jahr.
....uff sorry! ich hab mich da etwas rein gesteigert, tut aber total gut das mal los zu werden, dabei bin ich ja nicht mal da wo ich anfangen wollte...Nach dem Arztbesuch seh ich mein Leben und das Trinken etwas anders, das hat jetzt nichts mit dem Arztbesuch direkt zu tun sondern einfach mit diesem Schlimmen Tag denke ich und wie ich das danach versuchte anzugehen mich davon zu befreien.
Besteht da Interesse das ich es bis heute erzähle und alle Tage mal ein Stand schreibe ? Glaub das würde mir schon helfen und gerne auch offen über alles schreiben, habe auch sehr viele fragen an euch.
Danke Erstmal fürs zuhören.
Mfg
Doug