Mut machen

  • Hallo!
    Für alle die nicht genau wissen, ob sie es schaffen sich von ihrem alkoholkranken Partner zu lösen, möchte ich meine Geschichte erzählen.
    Mein Mann ist seit 12 Jahren abhängig. Nach außen hatten wir ein tolles Leben. 2 gesunde Kinder (Junge und Mädchen), Villa, 2 große Autos, Urlaube und und und. Meine Aufgabe war es dieses Traumgebilde aufrecht zu erhalten. Mein Mann hatte ein gutgehendes Versicherungsbüro. Die Probleme begannen vor 5 Jahren. Durch eine Trunkenheitsfahrt (2,46 Promille) verlor er seinen Führerschein. Zusammen mit seiner Mutter versuchte ich den Außendienst zu organisieren. Er machte auch eine 2wöchige Entgiftung, begann dann aber wieder zu arbeiten. Termine nahm er nicht mehr war, oder vergaß sie. Er wurde entlassen. Den Lebensstandard wollte er nicht einschränken. Es folgten Mahnbescheide und Vollstreckungsandrohungen. Irgendwie schafft er es durch neue Kredite immer wieder Geld zu besorgen. Sein Bedarf an Alkohol stieg auf bis zu 12 Bier am Tag. Im Oktober machte er auf Druck von mir und seiner Mutter eine 3 monatige Therapie. Leider trank er bereits währen der stationären Behandlung wieder und selbstverständlich auch danach. Im Mai 2013 wurde er krank und man stellte die Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs und Leberzirrhose. Er wurde operiert und es wurde ihm eindringlich geraten sofort mit dem Trinken aufzuhören. Während der Reha, trank er wieder. 2 Wochen nach Beendigung verließ ich ihn. Mein Sohn (12 Jahre) und meine Tochter (9 Jahre) haben viel zu viel mitbekommen. Ich stand finanziell vor dem Nichts. Das Haus und das Auto gehörten ihm. Ersparnisse waren keine mehr da. Ich bekam nur Hartz IV, da ich 12 Jahre nicht berufstätig war. Mein Vater half mir mit dem Nötigsten. Mittlerweile haben wir eine wunderschöne Wohnung für uns drei gefunden und seit dem 1. Oktober arbeite ich wieder Teilzeit. Ich ging durch die Hölle und ohne meinen Therapeuten von der Suchtberatung der Caritas hätte ich es nicht geschafft. Mein Hausarzt war heilfroh, dass ich endlich den Schritt gewagt habe. Es gibt immer wieder schlechte Tage für mich, aber die guten überwiegen. Ich habe keine Angst mehr vor dem Morgen, meine Kinder sind ruhiger und ausgeglichener geworden. Wir lachen wieder und unternehmen wieder etwas miteinander. Materielle Werte sind nicht wichtig!!!! Egal wie schwierig die Situation erscheint, es wird immer Menschen geben die einem helfen, aber den ersten Schritt muss man eben alleine machen. So, das war jetzt leider etwas länger als geplant.. Habt noch eine schöne Zeit!

  • Hallo, Gänseblümchen (schöner Name übrigens)!

    Zuerst einmal ein ganz dickes :welcome: hier im Forum!
    Und ein großes "Danke schön!" dafür, dass Du Deine Geschichte hier eingestellt hast!

    Für mich klang diese wie die typische Co-Abhängigkeit/Co-Suchtverhalten: Du warst für das Aufrechterhalten der Fassade, des "Traumgebildes" zuständig. Und auch, wenn Du - wie ich herauslese/herausinterpretiere - schon lange wusstest und zu spüren bekommen hast, hast Du es doch noch länger ausgehalten, bis Du endlich zu diesem Schritt der Trennung bereit warst.
    Und ich finde es sehr gut, dass Du offensichtlich die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch genommen hast!

    Ich habe, nachdem ich meinen zum Glück bisher letzten Schritt aus der Sucht unternommen hatte, meiner Frau auch geraten, eine Selbsthilfegruppe (SHG) zu besuchen. Denn ich konnte mir nur UNGEFÄHR denken, was ich ihr während meiner nassen Zeit (psychisch) angetan habe ...

    Insbesondere für die Angehörigen hier denke ich mal, dass Du eine große Bereicherung sein kannst/wirst!

    Also nochmals: Herzlich Willkommen!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo und danke für die lieben Worte. Ja, ich hab glaub ich schon vor 5 Jahren erkannt, dass ich meinem Mann nicht helfen kann. Und ich war (bzw. bin ich immer noch) eine typische Co-Abhängige. Richtig bewusst ist mir das erst nach der Trennung geworden. Die ganze Energie, die ich für meinen Mann aufgebracht habe, war plötzlich für mich frei. Ich grüble oft noch, was ich hätte anders machen können. Aber ich habe durch meine Therapie (die sehr sehr sehr wichtig ist für mich), erkannt, dass es nicht meine Schuld ist, dass mein Mann alkoholkrank ist! Es wird aber trotzdem noch ein harter Weg werden für mich. Aber er lohnt sich!!! Liebe Grüße an Euch Alle...

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