Darkys Leben danach

  • Hi Greenfox,

    Nicht die Fremddiagnose ist wichtig - in unserem Fall ist es die Eigendiagnose (ich nenne es jetzt mal so, man kann es auch Einsicht, Erkenntnis, Erleuchtung ... nennen).

    Da hast du etwas Wichtiges geschrieben :)
    Erkannt zu haben, dass ich ein Problem mit dem Alkohol habe und darüber gesprochen zu haben, das war für mich der Anfang, damit umzugehen.

    Praxx: Bist du Therapeut?
    Dann müsstest du doch eigentlich wissen, dass "Borderline" nicht gleich "Borderline" ist und man erst eine geeignete Therapieform empfehlen kann, wenn man umfangreich über die Ausprägung der Störung aufgeklärt ist.
    Ich kenne mich von beiden Seiten her mit Borderline aus: Ich bin Betroffene, habe aber in einer stabilen Phase eine ausbildung zur Ergotherapeutin gemacht (leider abgebrochen) und im Fachpraktikum teilweise auch mit Borderlinern gearbeitet.

    Borderliner sind sehr unterschiedlich. Für die Diagnosestellung muss man von 9 verschiedenen Kriterien fünf erfüllen - das heißt, es kann sein, dass ich jemanden kennen lerne, der die selbe Diagnose hat, aber völlig andere Symptome zeigt.

    Letztes Jahr war ich in einer Spezialklinik, die übrigens einen sehr guten Ruf genießt. Nachdem ich zehn Wochen dort war, habe ich meine Essstörung so weit in den Griff bekommen, dass ich mein Gewicht nun seit über einem Jahr halte.

    Seit einiger Zeit mache ich nun eine ambulante Therapie.
    Weßt du, nach mehr als 10 Klinikaufenthalten sollten stationäre Aufenthalte nur noch erfolgen, wenn entweder eine Krisenintervention notwendig ist oder wenn die "Baustellen" zu viele oder zu groß sind für eine ambulante Therapie.
    - die Gefahr der Hospitalisierung, also der so starken Gewöhnung an das "Klinikumfeld", dass man im Alltag gar nicht mehr lebensfähig ist, ist zu groß.
    - Außerdem habe ich lange Zeit in einer therapeutischen Einrichtung, also in einem Heim, gewohnt.

    Deshalb mache ich jetzt eine ambulante Therapie bei einem Therapeuten in der PIA. Ich kenne ihn aus meinen vorigen Aufenthalten schon drei Jahre lang. Damals hatte er "nur" die Ausbildung zum Suchttherapeuten. Mittlerweile hat er aber eine Fortbildung zum DBT-Fachtherapeuten absolviert. Die ambulante DBT schlägt bei mir sehr gut an.

    Übrigens, ist bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung die gängigste Therapieform die DBT, Dialektische Verhaltenstherapie. Diese wurde von einer Betroffenen enwicket.
    Ich finde deshalb den Ansatz, den wir in der ambulanten Therapie verfolgen, sehr gut:
    Wenn ich trocken bin und die Alkoholkontrolle das bestätigt, beginnen wir mit der DBT. Anderenfalls, bei einem Rückfall, muss ich mich innerhalb 24 Stunden in die Entgiftung begeben. Diese ist medizinisch dringend notwendig, da ich bereits ein Delirium erlitten habe!

    Außerdem gibt es viele Kliniken und Einrichtungen zur Entwöhnung, in denen die Borderlinestörung durchaus berücksichtigt wird oder im Vordergrund steht. Ich denke mal, dass du so etwas meintest? Dass ich für die Langzeittherapie eine Klinik wählen sollte, die vor allem den Schwerpunkt der Borderline-Therapie hat?
    All diese Dinge, die ich vielleicht bisher nicht erwähnt habe, habe ich so auch mit meinem Therapeuten und der Suchtberatungsstelle besprochen. Es steht explizit im antrag drin, dass die Hauptdiagnose Borderline ist und die Alkoholabhängigkeit sich erst durch die Störung entwickelt hat.

    Und zum Thema streitsüchtiges Verhalten & Co.:

    Borderlinern wird ja immer nachgesagt, sie seien beziehungs-unfähig.
    Komisch, dass ich dann mit meinem Exfreund vier Jahre zusammen war und mit meinem Verlobten nun auch schon über zwei Jahre zusammen bin? nixweiss0

    In diesem Bereich bin ich durch die Therapie schon sehr weit gekommen. Auch was das selbstbild angeht. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich mir meine konkrete Zukunft vorstelle (da meine Träume sehr weit abweichen von dem, was realistisch möglich ist - und ich kann das durchaus einschätzen und reflektieren), aber was ich weiß, ist wer ich bin, wohin ich gehöre bzw. mich zugehörig fühle, was ich mag und was nicht und welche Eigenschaften mich als Persönlichkeit ausmachen.

    Ich bin ja nun schon seit fünf Jahren in Therapie. Aber ich habe bis anfang des Jahres den Alkohol verschwiegen. Ich habe nur erwähnt, dass es gelegentlich zu Alkoholexzessen kommt; dass diese aber immer häufiger und extremer wurden, habe ich erst zu Anfang diesen Jahres gesagt.
    Wahrscheinlich mache ich deshalb jetzt erst die entscheidenden Fortschritte.

    Liebe Grüße
    Darky

    Einmal editiert, zuletzt von Darksoulsunited (28. September 2014 um 15:09)

  • Hallo Darky,

    entschuldige bitte, was ist denn dialektische Verhaltenstherapie, wer hat sie entwickelt?

    Habe bislang nur von kognitiver Verhaltenstherapie gehört.

    Gruß
    Carmen

  • Hallo Carmen,

    der korrekte Ausdruck für diese verhaltenstherapie lautet: dialektisch-behavoriale Therapie.

    Diese wurde von Marsha Linehan entwickelt, die selbst an einer Borderlinestörung leidet.

    Es ist eine Therapieform, die speziell für Menschen mit Borderline und anderen Persönlichkeitsstörungen entwickelt wurde.

    Ziel der Therapie ist es, das Schwarz-Weiß-Denken aufzulösen und die Graustufen und mögliche Kompromisse zu erkennen. Die Therapie ist aufgeteilt in verschiedene Module, in denen man lernt, Skills ( = Fertigkeiten zum Umgang mit Gefühlen oder der Anspannung) anzuwenden, um das Denken, erleben und Verhalten in eine positive Richtung zu lenken.
    die Module sind unter anderem:
    - Stresstoleranz: Wie gehe ich damit um, wenn es mir sehr schlecht geht oder die Gefühle sehr stark sind?
    - Umgang mit Gefühlen: wie kann ich meine Gefühle abschwächen, wenn sie zu stark oder der Situation nicht angemessen sind? Wie kann ich handeln, wenn meine Gefühle berechtigt sind?
    - Achtsamkeit: Hierbei lernen Betroffene, Dinge an sich selbst oder in ihrer Umgebung wahrzunehmen, ohne diese gleich negativ oder positiv zu bewerten. Das wahrnehmen und denken konzentriert sich dabei auf den Moment.

    Liebe Grüße
    Darky

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