• Hallo allerseits,

    ich fange einmal mit einer kurzen Vorstellung meinerseits an, um dann zu dem eigentlichen Grund zu kommen der mich hierher führt.

    Ich, selbst bekennender trockener Alkoholiker, komme mit meiner Krankheit seit fast 6 1/2 Jahren gut zurecht. Ich genieße meine Trockenheit und habe mittlerweile äußerst selten das Gefühl stark gegen den Konsum kämpfen zu müssen.

    In den ersten Monaten meiner trockenen Phase habe ich meine jetzige Frau kennen und lieben gelernt. Und jetzt komme ich zum eigentlichen Grund meiner Anwesenheit hier....
    Meine Frau ist Alkoholikerin. als wir uns kennen lernten war sie in einer psychisch stark belasteten Situation und hat sich darauf hin in Behandlung begeben. Alkohol war immer immer ihr Begleiter, ihr Trost, Ihre Art mit Problemen umzugehen. So war es auch immer einfach ihr problematisches Trinkverhalten genau in diese Schublade zu stecken, alles auf die anderen Probleme zu schieben und so lange an der eigentlichen Problematik vorbei zu schiffen. .
    Seit ca. 10 Monaten reden wir offen über Ihre Krankheit, was natürlich nicht zu einer Verbesserung führte, eher wurde alles nur schlimmer. Trinken zu allen Tageszeiten und aus an den Haaren herbei gezogenen Gründen....Das komplette Alkoholiker Verhalten wie ich selbst und sicher auch viele hier gut kennen. Sie ist ein anderer Mensch wenn die Flasche erst einmal auf ist.

    Letzte Woche fand das ganze seinen vorläufigen Höhepunkt in einer Alkoholfahrt mit Unfall und Beschlagnahme des Führerscheins (zum 4.x). Seit dem ist hier alles anders...Den Beruf den Sie so gern und so gut ausübte wird sie wohl, Stand jetzt, nicht mehr ausüben können, oder jedenfalls nicht mehr in diesem Umfang...Was für uns als Familie nicht das schlimmste wäre, aber halt für sie. Das Gute gerade ist das sie nicht trinkt. Das sie beim Arzt war und das das große Ziel eine Langzeit Reha ist. Der Antrag liegt hier und es fehlen nur noch Dokumente vom Arzt. Bis dahin müssen wir hier irgendwie klar kommen und die verschriebenen Beruhigungsmittel wirken einigermaßen. Entzugserscheinungen hat sie zumindest keine körperlichen, aber der Kopf geht natürlich nicht aus.

    Ich weiß selbst noch nicht was ich von meinem schreiben hier erwarte, glaube ich wollte erst einmal los schreiben. Ich habe Angst, nicht davor selbst wieder zu trinken sondern vor den Konsequenzen dieser ganzen unglücklichen Entwicklung. Auch davor hier jetzt das falsche zu tun. Im Moment reden wir viel aber es ist auch schwer ihr ihre Angst zu nehmen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen...

    Ich belasse es erst einmal hierbei und denke das ich das Forum nutze um zu lesen. Bin natürlich aber auch für jeden Ratschlag dankbar wie ich mich in dieser Situation am besten verhalte..

    Viele Grüße

  • Hallo und Herzlich Willkommen hier bei uns im Forum :welcome:

    Vorab kurz zu mir: Ich bin 60, m, Alkoholiker, seit knapp 15 Jahren trocken und davon ca. 10 Jahre in der Suchtselbsthilfe unterwegs, lasse es in letzter Zeit allerdings ruhiger angehen.

    Beziehungen zwischen 2 abhängigen Menschen werden nicht zu Unrecht als äußerst problematisch angesehen, zumal, wenn einer von Beiden noch nicht den Absprung geschafft hat. Ich habe leider selbst miterleben müssen, wie Gruppenfreunde von ihren noch trinkenden Partnern in den psychischen Abgrund gerissen/getrieben wurden.

    Deshalb weiß ich nicht, ob ich Dir wirklich gute Ratschläge geben kann. Denn ich denke, Du weisst sehr gut, dass nur sie alleine für ihr Leben verantwortlich ist.

    Genauso, wie nur wir alleine für uns und unsere Gesundheit, unsere Abstinenz verantwortlich sind. Und dafür braucht es eine ordentliche Portion "Gesunden Egoismus":

    Zitat

    Eine gute Portion Egoismus ist wichtig. Für das „Warum?“ habe ich letztens ein gutes Beispiel gelesen:
    Die Meisten von uns sind schon einmal geflogen. Vor dem Flug erklären die Stewardessen die Sicherheitsregeln. Und eine besagt: Bei Druckabfall solle man sich zuerst (!) die aus der Decke fallende Sauerstoffmaske überstülpen und erst dann schauen, ob die Nachbarn Hilfe brauchen.
    Warum egoistisch sein und zuerst an sich denken? Nun, wer am Ersticken ist, hat keine Kraft, anderen zu helfen. Erst wenn es uns gut geht, haben wir die Kraft, für andere da zu sein.

    Also nimm es mir nicht krumm, wenn ich Dir sage: Pass auf DICH auf! Schau, wie es DIR geht und kümmere Dich um DICH!

    Vor ein paar Jahren war ich auf Grund privater Turbulenzen in einem psychischen Tief (Ja, auch trotz Abstinenz gibt es nicht nur eitel Sonnenschein). Und da ich für mich bemerkte, dass die Flasche wieder am Horizont auftauchte, habe ich mir therapeutische Hilfe gesucht - BEVOR sie in greifbare Nähe rückte. Mittlerweile ist zwar nicht alles wieder rosarot, aber die Flasche hinter dem Horizont verschwunden.
    Und sollte sie wieder auftauchen - dann hole ich mir wieder Hilfe.

    Achso - ich bin übrigens mittlerweile geschieden und die Turbulenzen damit beseitigt. Aber das war MEIN Weg.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo und herzlich Willkommen auch von mir. :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin 50, w, Alkoholikerin und inzwischen seit fast zweieinhalb Jahren trocken. Mit Alkoholmissbrauch aufgrund psychischer Probleme bin ich, sagen wir’s mal so, nicht unvertraut.


    Ich habe Angst, nicht davor selbst wieder zu trinken sondern vor den Konsequenzen dieser ganzen unglücklichen Entwicklung. Auch davor hier jetzt das falsche zu tun. Im Moment reden wir viel aber es ist auch schwer ihr ihre Angst zu nehmen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen..

    Es ist völlig verständlich und nachvollziehbar, dass du deiner Partnerin helfen möchtest, aber Greenfox hat absolut nicht Unrecht, wenn er dich mahnt, auf DICH aufzupassen und die gehörige Portion „Gesunden Egoismus“ nicht aus dem Blick zu verlieren.

    Gerade, weil du Angst hast, möglicherweise das Falsche zu tun, möchte ich dich daran erinnern, dass deine Partnerin als erwachsener, mündiger Mensch für sich selbst verantwortlich ist und ihre eigene Wahl und ihre eigenen Entscheidungen trifft.

    Natürlich kannst du sie dabei begleiten, wenn sie das zulässt und wünscht, aber sei dir dabei bewusst, dass nicht DU die Verantwortung für sie und ihr Leben trägst, sondern SIE ALLEIN und dass SIE selbst ins Handeln kommen muss.


    Du hast bislang für sie getan, was du tun konntest, d.h. offen über ihre Krankheit geredet. Wie du bemerkt hat, hat das bei ihr bislang leider nichts gefruchtet. Was du schilderst, ist ja leider typisch für Alkoholiker, die gar nicht mit dem Trinken aufhören wollen.
    Zu wünschen ist ihr und damit auch dir, dass SIE „den Schuss jetzt endlich gehört hat“ und für sich die entsprechenden Konsequenzen daraus zieht.

    Wenn sie das nicht tut, bist eigentlich nicht du derjenige, der etwas „falsch“ gemacht hat.

    Mit entsprechenden Konsequenzen dieser unglücklichen Entwicklung zu leben ist gewiss nicht leicht, umso bedeutender ist für dich deine eigene Selbstfürsorge.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo IMR,
    aus deiner Vorstellung geht für mich nicht genau hervor, wie vertraut du mit der Problematik bist, dass/ wenn deine Partnerin ihre (psychischen) Probleme mithilfe von Alkohol therapiert.

    Alkohol ist in seiner Wirkung für jemanden mit psychischen Problemen sehr verlockend, er scheint so viel besser und schneller zu wirken/ zu helfen, als Medikamente, die z.B. bei psychischen Erkrankungen verschrieben werden. (Das die, die nicht abhängig machen, langsam und anders wirken, hat seine Gründe.) - Ich weiß natürlich nicht, ob deine Partnerin infolge der Behandlung ihrer psychisch stark belasteten Situation vor ein paar Jahren mit solchen Medikamenten vertraut ist.

    Ich selbst war eine Weile auf diesem Tripp. Ich wusste durchaus, dass das nicht unproblematisch ist, was ich da tue, aber erstens glaubte ich, das im Griff behalten zu können, und zweitens war mir da sozusagen „das Hemd näher als die Hose“.

    Wie problematisch das aber eigentlich war, was ich da gemacht habe, wurde mir erst wirklich klar, als ich mit dem Trinken aufgehört habe. Vorher hab ich das nicht wirklich an mich herangelassen, wollte (konnte?) das nicht wirklich sehen.

    Mein Mann hat mich immer mal wieder auf meinen problematischen Konsum angesprochen, aber das mochte ich gar nicht hören und es kam deswegen öfter zu Auseinandersetzungen. Ich war fest davon überzeugt, dass er keine Ahnung hat und ein Problem wahrnimmt, wo gar keines ist. Dass er letztlich doch richtig lag, bestätigte sich für mich erst, als sich bei mir selbst sozusagen der Schalter umgelegt hatte.

    Warum ich dir das erzähle: Bei deiner Partnerin selbst muss sich sozusagen der Schalter umlegen. Mitunter geschieht das, wenn sozusagen der Tiefpunkt erreicht ist. Von außen ist das nicht zu erzwingen bzw. von außen Erzwungenes ist selten bis nie von längerer Dauer. Deiner Frau muss von sich aus völlig klar sein, dass Alkohol eben kein Trost, kein Problemlöser ist. Ist sie denn überhaupt soweit?
    Wenn sie soweit ist, dann kannst du ihr letztlich nur Hilfe zur Selbsthilfe geben, die Verantwortung für ihr Leben muss sie selbst übernehmen.

    Ein Weg in die richtige Richtung ist auf jeden Fall, dass sie zum Arzt gegangen ist und über eine Langzeit-Reha nachdenkt. Wichtig ist, dass sie das von sich aus will und von sich aus angeht.

    Und ihren Ängsten könnte SIE auch begegnen, indem sie sich selbst informiert oder sich Hilfe sucht. Das kann sie bspw. in einem Forum wie diesem hier (hier bist allerdings jetzt du, das ist zu bedenken) oder bei einer Suchtberatung oder in einer SHG bei euch vor Ort tun. Möglicherweise ist auch ihr Arzt eine hilfreiche Anlaufstelle.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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