Suche Beistand und Hilfe

  • Hallo zusammen,

    mein Name ist Paul und ich bin 19 Jahre alt und stehe kurz vor meinem Traumstudium. Mein Leben könnte im Moment nicht glücklicher sein, wenn da nicht diese „doofe“ Alkohol Sache mit meiner Mutter wäre.
    Mein Vater hat mich seit einem halben Jahr darauf aufmerksam gemacht, weil ich mich jetzt in einem Alter sieht, wo ich belastbar bin und mit der Situation umzugehen weiß. Ich bin super stolz auf meinen Dad, dass er mich die ganze Kindheit über außen vor gelassen hat. Ich habe die Jahre über nichts mitbekommen und habe von beiden Elternteilen sehr viele liebe abbekommen. Für meine Mutter bin ich als Einzelkind logischerweise das „Ein und alles“.
    Nun aber zu meinem Anliegen
    Meine Mutter trinkt seid mehreren Jahren ab circa 20 Uhr mehrere Flaschen Bier und schläft fast täglich auf dem Sofa ein und kommt gegen 1 bis 2 Uhr rauf ins Schlafzimmer. Als Kind habe ich immer gedacht : Ach ja, Mutti schläft halt auf dem Sofa ein. Das passt schon. So einfach ist das aber nicht. Und das haben mein Vater und ich so lange verstehen müssen, dass wir versucht haben mit ihr ganz normal drüber zu sprechen. Im Gespräch selber wird sie sentimental, aber schaltet auch manchmal auf Durchzug. Sie weiß, dass sie zu viel trinkt. Ihre Gründe dafür existieren aber eigentlich nicht. Alles passt also zu einem Verhalten eines Alkoholikers.
    Suchberatung weist sie leider gekonnt ab, da sie sich nicht von „komischen Psychologen“ helfen lassen will. Auch die bitten, dass sie abends vielleicht mal ein oder zwei Bier weglassen soll, haben zu nichts geführt. Da ich mich aber in den letzten Tagen ausschließlich mit der KRANKHEIT beschäftigt habe, habe ich schnell verstanden, dass sie es nicht extra macht und auch durch ihre Sucht nicht mehr selber steuern kann. Mein nächster Plan wäre die Tage ein sehr offenes Mutter Sohn Gespräch, wo ich versuchen werde ihr auf eine ganz neutrale Art zu sagen, dass sie krank ist und ich das akzeptiere und das an unserer Beziehung niemals etwas ändern wird.
    Ich habe auch nun mal Angst, dass sich meine Eltern aufgrund dieser doofen Krankheit trennen. Dieses Gespräch gab es schon das ein oder andere mal. Aber meine Mutter betont immer, dass sie mir ein schönes zu Hause bieten will, wenn ich übers Wochenende nach Hause kommen will. Mein Vater hat sich im letzten Jahr für sie sehr stark verändert und es gibt im Moment tatsächlich keinen Grund mehr, dass sie ihre Probleme im Alkohol ertränken muss. Ich sage meinem dad seid einem halben Jahr, dass wir das schaffen werden, aber ich habe nun auch verstanden, dass unsere Herangehensweise wohlmöglich nicht die beste war. Ich darf weder Drohungen noch bitten oder Wünsche äußern. Ich muss diese Krankheit einfach akzeptieren und es soweit schaffen, dass sie versteht wie stark sie von dieser Krankheit betroffen ist und ihr eigener Kopf sagt: ja ich bin alkoholiker und ich möchte das aus Liebe zu meinem Sohn und meinem Mann ändern.
    Wie seht ihr das ? Ich hoffe, dass mir Leute mit Erfahrungen aus solchen Situation helfen können ! So langsam rückt das Studium nun mal näher und ich weiß nicht, ob mein Vater das dann alleine schaffen wird. Ich liebe meine Eltern sehr und hoffe einfach, dass wir gemeinsam diese Krankheit überstehen können.
    Gruß Paul

  • Hallo Paul
    Erst einmal willkommen hier.
    Also du weißt ja schon einiges, lese mal hier bei den Angehörigen, da wirst du einiges erfahren.
    Aber wichtiger für dich und deinem Vater wäre, wenn ihr deiner Mutter helfen wollt, geht ihr doch mal zu einer Suchtberatung, dort erfahrt ihr dann auch, ohne das deine Mutter Lust hat dort hinzugehen, wie ihr helfen könnt, ohne dass sie das will. Das Gleiche gilt für eine Selbsthilfegruppe, dort erfährt man wie man sich verhält als Angehöriger. Betroffen seit ihr beide als Angehörige, die Belastung ist da, die Frage ist nur, wie damit umgehen.
    Es ist zwar nicht ganz einfach zu verstehen, aber nicht Hilfe ist die beste Hilfe.
    Das fängt schon damit an den Stoff zu kaufen.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo Paul,

    ich bin sehr berührt davon, was und wie du schreibst.

    Du schreibst, dass du dich über die Jahre von deinen Eltern geliebt und geschützt gefühlt hast. Das hat dir bestimmt eine gute innere Basis gegeben, so dass du jetzt den Schritt hinaus aus deinem Elternhaus in dein eigenes Leben machen kannst. Wie schön auch, dass du von einem Traumstudium sprichst. Das klingt richtig toll, und das ist jetzt für dich dran.

    Dein Vater wird sich um sich selber kümmern. Das ist seine Aufgabe. Es gibt für Angehörige Hilfen, Daun schrieb ja schon von Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen. Darum kann sich dein Vater für sich selber kümmern, das ist nicht deine Aufgabe.
    Wenn du in deiner Studienstadt das Bedürfnis hast, dir auch Unterstützung für deine emotionale Situation zu holen, gibt es dort auch für dich entsprechende Anlaufstellen.

    Auf mich wirkt es so, als habe dein Vater Angst, „alleine“ zu bleiben mit dem Problem (dem Trinken deiner Mutter bzw. seiner eigenen Hilflosigkeit). Aber er wird - nach dem, wie du deine Eltern beschrieben hast - nicht wollen, dass du deinen nächsten Schritt nicht gehst aus falsch verstandenem Verantwortungsgefühl für deine Eltern. Und wenn doch (Eltern machen Fehler, ich weiß das, bin selber Mutter), dann ist das nicht ok.

    Kein Angehöriger kann dem Alkoholiker zu der nötigen Einsicht verhelfen. Das ist unheimlich schwer zu verstehen und zu akzeptieren.

    Deine Mutter muss ihren eigenen Weg finden, genauso wie dein Vater. Das hat nichts damit zu tun, dass du beide liebst und ihnen vielleicht etwas „zurückgeben“ möchtest an Liebe und Zuwendung. Aber deine Verantwortung ist für dich selber. Dass du in dein eigenes gesundes Erwachsenenleben startest, das ist die beste „Belohnung“ für deine Eltern.

    Ich wünsch dir alles Gute!
    Und hier vielleicht noch weiteren hilfreichen Austausch.

    Herzliche Grüße
    Camina, 52, trocken seit 2013

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