Trigger

  • Also
    von einer Betroffenen kenne ich das mit dem triggern - das war schon sehr unheimlich.
    Der Anblick eines Typen mit ner Bierflasche in der Hand hat sie z.B. umgehend in die Kneipe abbiegen lassen.
    Auch ein Video was ich ihr mal empfohlen habe konnte sie nicht anschauen weil es getriggert hat. Dabei ging es um einen alkoholkranken Mann dessen Geschichte sehr berührend ist. Ich bin gar nicht drauf gekommen, dass das einen Wunsch auslösen könnte, weil es so eine traurige Geschichte ist. Aber dennoch...
    Man kann sich ja kaum schützen, da Alkohol so gegenwärtig ist.Ich lese z.B. gerade ein Buch, das die erste Frau von Hemingway geschrieben hat. Da fließt das Zeug in Strömen - zum Glück macht mir das nichts aus.
    Zeit ist sicher ein antitrigger-Faktor - Daneben muss es aber doch auch in Therapien erlernbare Strategien geben, oder?


  • Man kann sich ja kaum schützen, da Alkohol so gegenwärtig ist.

    Für mich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist sich -abgesehen von den ersten Wochen des Ausstiegs- zu schützen, indem man alles meidet, was Suchtdruck auslösen könnte oder ob es möglicherweise förderlicher ist, solche Suchtdruckmomente schlicht und einfach als das zu nehmen, was sie sind: Vorübergehende Erinnerungen an etwas, das man entschieden hat nicht mehr zu tun, weil man erkannte, dass es sowohl objektiv als auch subjektiv schlecht ist und nur aus dem Blickwinkel eines Süchtigen attraktiv wirkt.
    Sobald man die innere Position zum Suchtmittel wechselt -und das ist möglich- wird aus dem Druck ein Moment der Erleichterung und möglicherweise sogar des Triumphs, der innerhalb von Sekunden mit dem Suchtdruck aufräumt.

    Katro

  • Hallo,

    wie schon gesagt kann ich bei diesem Thema nicht mitreden, weil ich von Trigger, Suchtdruck etc zum Glück nicht betroffen bin.

    Mein Problem ist aber ein anderes: soll man hier im Forum etwas schreiben dürfen, was andere triggern oder irgendwie aus der Bahn werfen könnte?

    Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter der Meinungsfreiheit, und ich bin immer dafür, Klartext zu reden/zu schreiben. Trotzdem habe ich nun für mich selbst entschieden, hier nichts zu schreiben, was andere triggern könnte. Die Gesundheit und die Zukunft der anderen ist mir in diesem Fall wichtiger als die Meinungsfreiheit. Mit dem, was man hier schreibt, trägt man auch eine gewisse Verantwortung.

    Aber natürlich muss das jeder für sich selbst entscheiden; in diesem Forum darf man sich frei äußern, und das finde ich auch richtig so.

    LG
    Walker

  • Walker
    Sehr ehrenwert ist diese deine Absicht - ich frage mich nur womit man da beginnen und aufhören soll.
    Triggert vielleicht jemanden schon der Begriff "alkoholfreier Cocktail?" Darf ich noch "Weinberg" schreiben? Oder dass ich eine cocnacfarbene Lederjacke habe?

    Was sicher zu vermeiden ist, ist natürlich die verbale Verherrlichung von Alkohol und damit verbundenen Zuständen.

    .

  • Hallo Ennasu,


    Was sicher zu vermeiden ist, ist natürlich die verbale Verherrlichung von Alkohol und damit verbundenen Zuständen.

    ja, das meine ich. Wen jedes Wort triggert, das im Zusammenhang mit Alkohol steht, der sollte eh besser nicht in diesem Forum lesen ;)

    LG
    Walker

  • Also Ennasu, den alkoholfreien Cocktail kannst du ja in Hahnenschwanzgetränk ohne Umdrehungen umbenennen, für Weinberg gibt es die Umschreibung Flennerhebung und die cognacfarbene Lederjacke ist eine farblich aus einem berühmten französischen Landstrich hergeleitete Lederjacke.

    Ist doch alles ganz einfach.

    Ich frage mich, ob ich diese Diskussion wirklich Ernst nehmen soll.

    Katro

  • Jetzt mal im Ernst: wenn Ihr nicht wollt, dass ich das so stehen lasse, weil es verantwortungslos ist, soll ich dann meinen obigen Beitrag wieder löschen? Wo und mit wem kann ich darüber diskutieren? Mit "Gesunden" nicht, weil ihnen das Verständnis dafür fehlt. Mit Alkoholikern nicht, weil es triggert. Mit Experten nicht, weil es Tabu ist. schwitz.
    Also bleiben meine Fragen offen. Muss ich wohl akzeptieren. Auch wenn es für mich doof ist.

    Nachtrag/Edit: Ich habe es jetzt doch gelöscht, weil ich mir meiner Verantwortung bewusst bin.

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

    Einmal editiert, zuletzt von Pinguin (24. Mai 2014 um 14:47)

  • Ich kann mich den Worten von Katro eigentlich nur anschließen.

    Das ein oder andere löst auch bei mir Suchtdruck aus. Diesen Dingen/Situationen aber grundsätzlich aus dem Weg zu gehen, finde ich für mich persönlich nicht sehr hilfreich. Für mich ist es sogar wichtig, mich mit diesen Dingen wirklich bewusst auseinander zu setzen, damit sie nicht im Unterbewusstsein die "Kontrolle übernehmen" können.

    Trigger kenne ich persönlich nur von der PTBS. Aber auch hier hilft es mir, mir diese Dinge bewusst zu machen. Das heißt nicht, dass es von heute auf morgen weg oder einfach ist. Zumindest aber habe ich die Erfahrung gemacht, dass man so früher oder später die Situationen frühzeitiger erkennt und sich dann entsprechend vorbereiten kann. Es gibt bei mir immer noch Situationen, da verfall ich in blanke Panik. Aber es gibt auch Situationen, die vor ein paar Jahren noch der blanke Horror für mich waren und heute überhaupt keine Probleme mehr bereiten. In diesen Situationen hat der Kopf inzwischen "umgelernt".

    Ich hoffe, das ist an dieser Stelle nicht unangemessen. Falls doch, bitte Bescheid geben, dann nehm ich es wieder raus.

  • Hallo Pinguin,


    Ich glaube, Walker hat es schon an anderer Stelle geschrieben: wenn am Rausch nichts Schönes dran wäre, dann wäre die Abstinenz einfacher.

    nein, das kann ich so nicht geschrieben haben, denn ich selbst habe nie bis zum Rausch getrunken. Ich mag Betrunkene nicht, und ich will auf keinen Fall selbst einer sein ;) Aber selbstverständlich muß Alkohol für jeden, der ihn trinkt, auch etwas subjektiv Positives haben, sonst würde man es ja nicht tun...


    Doch verflixt noch mal, Sucht ist schlimm. Sehr schlimm sogar. Aber ist der Rausch an sich schlimm? Natürlich ist der Rausch "böse", wenn man dabei sich selbst verletzt oder andere, sich selbst erniedrigt, einen Filmriss hat usw.... Aber Rausch an sich? Der Drogensüchtige versetzt sich doch in einen fast embryonalen Zustand zurück, er meint sich eins mit der Welt um ihn herum. Ein Phänomen, was man auch in den klassischen Säuferkneipen beobachten kann. Wie kann und soll ein Süchtiger das denn ausblenden?

    Wie komme ich persönlich von diesen positiv-besetzten Assoziationen los? Ich kann sie nicht ablegen.

    Wenn du sie nicht los wirst, mußt du lernen, sie zu beherrschen. Ob jeder sie loswerden kann, weiß ich nicht. Bei mir ist es so, dass ich nicht mal mehr richtig daran erinnern kann, wie es war, etwas getrunken zu haben.

    LG
    Walker

  • Hallo Pinguin,


    Jetzt mal im Ernst: wenn Ihr nicht wollt, dass ich das so stehen lasse, weil es verantwortungslos ist, soll ich dann meinen obigen Beitrag wieder löschen? Wo und mit wem kann ich darüber diskutieren? Mit "Gesunden" nicht, weil ihnen das Verständnis dafür fehlt. Mit Alkoholikern nicht, weil es triggert. Mit Experten nicht, weil es Tabu ist. schwitz.

    tja, das ist wirklich ein Dilemma...


    Also bleiben meine Fragen offen. Muss ich wohl akzeptieren. Auch wenn es für mich doof ist.

    Das ist auch keine zufriedenstellende Lösung.

    Vielleicht sollte man noch einen weiteren Forumsbereich einrichten, so nach dem Motto "Betreten auf eigene Gefahr"?

    LG
    Walker


  • Walker
    Du hast nie so getrunken, dass du was davon gemerkt hast?

    ich habe immer so getrunken, dass ich etwas davon gemerkt habe. Aber nie so viel, dass ich betrunken war, jedenfalls in den letzten 25 Jahren nicht.


  • Das heißt nicht, dass es von heute auf morgen weg oder einfach ist.

    Genauso sehe ich das auch. Niemand kann davon ausgehen, dass es leicht ist aus einer Sucht auszusteigen. Keiner darf erwarten, dass der Suchtdruck von heute auf morgen einfach wegbleibt.
    Aber jeder darf -das ist zumindest meine Erfahrung- davon ausgehen, dass er stärker wird, wenn er sich seiner Sucht und ihren Auslösern stellt und dass es ihm nach jedem erfolgreichen Standhalten leichter fällt, mit dem Druck umzugehen.
    Und diese Erfahrung erzeugt durchaus positive Emotionen!

    Katro

  • Mein bester Freund trinkt auch so, also täglich 2-3 Bier. Bei mir war anders. Bei mir war mit Filmriss und Kotzen. Weil ich nicht "STOP/GENUG" sagen kann, so bald ich das blöde Zeug im Mund/Magen habe. Aber ich glaube auch dass 2-3 Bier täglich ist auch schlimm genug.

    Und zum Thema "Trigger" - es ist echt krass, ich hatte keine Ahnung aber jetzt wenn ihr das alles erzählt...ja, wahrscheinlich ist so. Mein großes Trigger sind Zigaretten. Früher war nicht so. Früher konnte ich rauchen ohne Probleme. Jetzt gib mir eine Zig.und es wird das schlimmste passieren. Deswegen muss ich von den beiden gleichzeitig entwöhnen. Aber das wird funktionieren. Manchmal wirken genau so manche Songs, Lieder... Aber na ja, wir müssen das schaffen, vor allem das scheisse Zeug ist überall, an der Kasse und vor allem kostet so wenig (ich finde das so lächerlich und so gefährlich !).
    Gute Nacht , Alex

  • Hallo Ihr,

    das Thema hier ist ja auch mit aus einem Beitrag heraus entstanden den ich an anderer Stelle geschrieben hatte. Ich geb zu, dass ich da das ein oder andere Wort etwas unbedacht und unklug gewählt hatte. Ich hoffe sehr dass die Richtigstellung meines persönlichen Standpunktes nun dort richtig verstanden wurde. Aber hier möchte ich auch noch kurz ein par Zeilen dazu da lassen.

    Hier im Thread sind ja nun von Euch schon einige treffende Worte dazu geschrieben worden.
    Neben vielem Anderen was ich hier so gelesen habe möchte ich mich mal an Zitaten bedienen:


    ... Für mich ist es sogar wichtig, mich mit diesen Dingen wirklich bewusst auseinander zu setzen, damit sie nicht im Unterbewusstsein die "Kontrolle übernehmen" können....


    ...Wen jedes Wort triggert, das im Zusammenhang mit Alkohol steht, der sollte eh besser nicht in diesem Forum lesen....


    ...Was sicher zu vermeiden ist, ist natürlich die verbale Verherrlichung von Alkohol und damit verbundenen Zuständen....

    Wenn ich dies so lese, dann fallen mir eigentlich keine passenderen Worte dafür ein.

    Ich denke mittlerweile dass ein ´Trigger´, so wie jeder andere ´Auslöser´ auch, etwas ist was teilweise von Außen her angeregt wird, jedoch nur etwas IN MIR berühren kann was dort (noch) vorhanden ist. So war es wohl in jener eingangs beschriebenen Situation auch. Ich sah mich mit etwas konfrontiert, auf das ich in dieser Situation leider nicht anders reagieren konnte als es nach außen hin abzuschmettern. Aber aus Allem kann man lernen.

    Ich selbst bin auch der Meinung, und schätze dieses Forum ja gerade aus diesem Grund so hoch, dass jeder hier im Sinne der absoluten Meinungsfreiheit schreiben soll!

    Mit Grüßen an Euch,
    LIS

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