Ist meine Frau schon abhängig?

  • Hallo ich bin neu hier und hoffe hierdurch auf Antworten. Es geht um meine Frau, die schon viele Jahre gelegentlich Alkohol trinkt. Das gelegentliche Trinken, hat mich am Anfang nicht gestört. Aber der Zeit hat es mehr und mehr zugenommen.
    Sie ist im Dezember 2017 an einer schweren Depression erkrankt und seit dem ist es mehr geworden mit dem Alkohol. Meiner Meinung nach viel zu viel. Es sind 3-4 Bier pro Tag am Abend und wenn da noch 2-3 Schnaps dazu. Lieg ich denn da falsch das es zuviel ist? Sie darauf anzusprechen endet meistens im Streit, da sie ja der Meinung ist das es nicht zuviel ist und ich sie so akzeptieren soll wie sie ist. Aber das fällt mir verdammt schwer. Irgendwo auch hilflos, weil ich ihr gern helfen würde, aber ich nicht weiß wie. Wie könnte ich ihr helfen? Würde mich über Antworten sehr freuen.

  • Guten Morgen.

    Was Du schreibst, hört sich nicht gerade danach an, als ob sie Dich darum bittet, ihr beim Trinken aufzuhören.

    Die Menge, die sie trinkt, ist nicht unbedingt gesund, aber ob sie abhängig ist, wird sie - und auch Du - erst wissen, wenn Sie jemals aufhören will. Abhängigkeit kann man nicht an der Menge festmachen. Es gibt Vieltrinker, die wollen das so, wobei es da noch um ganz andere Mengen gehen kann. Da hast Du überhaupt keine Möglichkeit, herauszufinden, ob sie abhängig ist und nicht aufhören könnte. Und auch keine Möglichkeit, sie gegen ihren Willen davon abzubringen - wenn sie abhängig wäre, dann sowieso nicht, vorher wäre sie Argumenten eventuell noch zugänglich.
    Aber Da Ihr ja offensichtlich schon darüber redet bzw. streitet, sind Deine Möglichkeiten weitgehend erschöpft. Wenn sie sich da nicht drauf einlässt, hast Du schlechte Aussichten.

    Es wird sie auch nicht gleich umbringen, erst mal nur die Risiken für diverse Erkrankungen erhöhen.
    Aber deswegen hört ja normalerweise niemand auf, jeder Raucher weiss was er tut. Den bringt man aber auch nicht dazu, aufzuhören, wenn er nicht will.
    So lange sie meint, dass ihr das gut tut, hast Du keine Chance dagegen anzukommen. Und was Du willst, spielt dabei keine Rolle.

    Helfen könntest Du ihr frühestens dann, wenn sie wirklich Hilfe haben will. Dann wärest Du aber immer noch ein Laie und als Angehöriger zu dicht dran, dann könntest Du sie nur dahingehend zu beeinflussen versuchen, dass sie sich extern Hilfe sucht.
    Scheint ja aber alles nicht der Fall zu sein, sie wehrt sich ja im Gegenteil gegen Deine Versuche. Und auch dann läge es noch in erster Linie an ihr, etwas gegen den Alkoholkonsum zu tun, denn wenn das nicht von ihr ausgeht, wird das sowieso nichts.

    Momentan bist ja auch Du derjenige, der eine Veränderung möchte, sie anscheinend ja nicht.
    Nicht sie hat das Problem mit ihrem trinken, sondern Du hast es.
    Im Prinzip ist es auch Dein Leben mit ihr, was Dir nicht gefällt, und nur an Deinem Leben kannst Du auch was ändern. Lass ihres bei ihr. Versuche es zu nehmen wie es ist, sie sagt Dir doch genau, was sie will.
    Für Dich bleibt nur, Deinen Standpunkt dazu zu finden und zu entscheiden, ob Du so mit ihr zusammenleben willst und ob Du Dich damit arrangieren kannst oder nicht. Alles andere ist Zeitverschwendung.

    Und auch wenn sie es einsehen würde, ist es nicht gesagt, dass Du da viel davon hättest, denn vielleicht würde sie dann trotzdem nicht aufhören können oder wollen oder noch 10 Jahre herumeiern oder so. Gibts ja alles.

    Vielleicht liest Du Dich hier ein bisschen durch den Angehörigenbereich, im Prinzip gings ja anderen schon ähnlich wie Dir.

    Gruß Susanne

  • Hallo Krissi,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol.

    Die Frage, die Du stellst, wurde hier im Forum und auch anderswo schon sehr häufig gestellt: Ist mein Partner / meine Partnerin bereits alkoholabhängig?

    Ich kann gut verstehen, dass man sich als Angehöriger diese Frage stellt und ich kann auch verstehen, dass man sich erhofft, irgendjemand könnte sie einem beantworten, idealerweise mit: nein, sie/er ist nicht abhängig, trinkt nur gerade ein wenig zu viel.

    Ich möchte Dir hier aber mal einen anderen Denkanstoss liefern. Ich behaupte jetzt einfach mal, es wird Dir gar nichts bringen zu wissen, ob Deine Frau nun süchtig ist oder einfach nur zu viel trinkt.

    Warum, wirst Du Dich jetzt vielleicht fragen. Wäre doch toll, wenn Du wüsstest, dass sie "nur" Missbrauch betreibt und noch nicht süchtig ist.

    Aber entscheidend ist doch, dass Deine Frau nichts verändern WILL. Sie will trinken, für Sie ist es gut so wie es ist. Du hast sie angesprochen, sie hat Deine Argumente nicht zählen lassen. Warum auch immer sie das tut, aber sie will es so. So wie es jetzt gerade ist. Wäre sie nicht süchtig, hätte es nur einen Vorteil: Würde sie aufhören wollen, dann könnte sie es. Zumindest würde es ihr deutlich einfacher gelingen als einem Süchtigen. Und sie könnte vielleicht auch irgendwann mal wieder ab und an ein Glas trinken. Also ganz normal einfach, wie das die meisten Menschen können.

    Das Problem ist nur: Sie will es nicht. Vielleicht weil sie es nicht kann, weil sich die Sucht schon manifestiert hat, vielleicht auch "nur", weil sie sich ein Leben ohne das Zeug nicht vorstellen kann, weil ihr der Alkohol das gibt was sie sonst vermisst, weil er Mängel kompensiert, weil er Probleme wenigstens temporär vergessen hilft. Du weißt es nicht und Du kannst ihr Verhalten aber ganz offensichtlich auch nicht verändern.

    Und genau so ist es eben auch. Gegen ihren Willen geht gar nichts. Auch bei Süchtigen ist das absolut entscheidende Element der eigene Wunsch mit dem Trinken aufhören zu wollen. Erst dann hat er überhaupt eine Chance es zu schaffen. Wenn er nicht will, dann kann nichts und niemand ihn zwingen. Und ich sage mal: Das gilt für Menschen, die den Alkohol missbrauchen (und das tut Deine Frau ganz sicher) genauso. Der Übergang zur "richtigen" Sucht ist dann vorprogrammiert, er ist die logische Konsequenz. Nur: Du kannst so oder so nichts tun, außer vielleicht eines:

    Nämlich Dich um Dich selbst kümmern und Deine eigenen Regeln aufzustellen. Deine Grenzen festzulegen, wie weit Du bereit bist das alles mitzumachen. Und das solltest Du ihr gegenüber dann auch kommunizieren. Und dann wirst Du sehen, wieviel ihr die Beziehung zu Dir wert ist, wie stark der Alkohol ihr Leben schon im Griff hat. Die letzte Konsequenz ist ja dann auch immer eine Trennung, ich weiß nicht wie weit Du da schon bist. Aber in vielen Partnerschaften mit einem alkoholkranken Partner ist es für den gesunden Teil die einzige Möglichkeit, wieder in ein lebenswertes Leben zurück zu finden.

    Manchmal aber ist dieser Schritt oder auch die Ankündigung dieses Schrittes dann für den alkoholkranken Partner die Initialzündung, das eigene Verhalten vielleicht doch mal richtig zu hinterfragen. Ich kenne einige, die den Absprung aus der Sucht durch die Androhung bzw. auch Umsetzung einer Trennung durch den Partner geschafft haben. Leider gibt es aber auch viele Beispiele, wo das gar nichts gebracht hat.

    Entscheidend ist also nur, was Du möchtest. Du kannst nur auf Dich schauen und Deine Entscheidungen so treffen, dass es Dir damit gut geht. Wenn Deine Entscheidung ist, dass Du weiterhin auf unbestimmte Zeit mit Deiner trinkenden Frau zusammen leben möchtest, dann ist das so. Wenn Du das für Dich arrangieren kannst, wenn Du einigermaßen gut damit leben kannst, dann ist das so. Wenn das kein Weg für Dich ist, dann wirst Du einen anderen Weg gehen müssen. Wichtig ist nur, dass Du verstehst, dass Du keinen Einfluss auf Deine Frau hast. Sie entscheidet selbst über ihr Leben. Und wenn sie bereits süchtig sein sollte, dann sind all ihr Denken und ihr Verhalten vom Alkohol und der Sucht geprägt.

    Dir bleibt also im Grunde wirklich nichts anderes, als Dich auf Dich zu konzentrieren. Deinen Standpunkt klar zu machen, Deine Grenzen zu ziehen und bei Überschreiten der selbigen auch Deine Konsequenzen zu ziehen.

    Das klingt bestimmt alles ganz hart. Ich schreibe das aber nicht um hier irgendwie besonders schlau daher zu kommen oder um irgendwas zu dramatisieren. Ich schreibe es einfach aus meinen eigenen Erfahrungen als Alkoholiker heraus. Und im Grunde ist es genau das selbe, was Du auch schon von Susanne gehört hast.

    Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg für Dich finden kannst. Und Deiner Frau wünsche ich, dass sie wach wird und erkennt, in welch gefährlichen Situation sie sich befindet. Alles alles Gute für Dich.

    LG
    Gerchla

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