Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll

  • Hallo,
    ich bin Karin, Anfang 50 und es geht um meinen Bruder (Jahrgang 1964). Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, versuche mich kurz zu fassen.
    Mein Bruder ist - so lange ich denken kann - unzufrieden mit seinem Leben - und mittlerweile auch allein.
    Er hat schon seit Jahren eine Alkoholproblem, welches er vor 2 Jahren nicht mehr verstecken konnte, da er betrunken einen Verkehrsunfall hatte (zum Glück nur Blechschaden). Er hat dann einen Entzug gemacht (allein unter Betreuung seines Hausarztes) und war 3 Monate zur Therapie.
    Ich vermute schon lange, dass er nicht lange trocken geblieben ist und habe inzwischen auch die Gewissheit.
    Wir haben von seiner Seite her nur per 'WhatsApp Kontakt, obwohl er nicht weit weg wohnt. Manchmal treffe ich ihn bei meinen Eltern.
    Meine Eltern wissen seit 2 Wochen, dass er wieder trinkt (allerdings nicht von ihm). Meine Eltern sind 82 und meine Mama hat Krebs und sie leiden so furchtbar darunter. Mein Papa hatte ihm schon einen Brief geschrieben. Ich habe ihm das allerdings ausgeredet, weil mein Bruder gerade regelmäßig Kontakt zu ihnen, insbesondere zu meiner Mama hält und für sie ist das soooooo extrem wichtig. Es besteht die Gefahr, dass er sich wieder völlig zurück zieht.
    Es gab Zeiten, da hat er sich wochenlang nicht gemeldet und meine Eltern haben so gelitten.
    Mich hat das innerlich relativ hart ihm gegenüber gemacht, weil es mich so wütend macht, dass er meinen Eltern zusätzlich solchen Kummer bereitet und weil ich so viele Jahre um ihn gebangt habe, dass meine Energie da irgendwie auch am Ende war.
    Ich suche also von mir aus keinen großen Kontakt, allerdings habe ich immer zu Verfügung gestanden, wenn er mich brauchte und auch nur vorsichtig angefragt.
    Danke an alle, die bis hier gelesen haben, auch wenn es nur ein kurzer Abriss ist, der sicher noch viele Fragen offen lässt.
    Mein Bruder schreibt gerade mit meiner großen Tochter (22), weil er sie um einen Gefallen gebeten hat. Meine Tochter schickt mir die Nachrichten weiter, mal im nüchternen Zustand und mal völlig konfus.
    Eigentlich würde ich es gern wie die Affen machen, nichts hören, nichts sagen, nichts sehen -
    Er bewegt sich auf einer Abwärtsspirale, hat Probezeitende für einen neuen Job am 31.10.2019 und ich weiß nicht was und ob ich etwas machen soll.
    Treffen fällt von seiner Seite her aus, es gibt immer andere Ausreden.
    Soll ich ihm schreiben (Brief oder WhatsApp), dass ich es bedaure, dass er es nicht geschafft hat, aber ihm halt signalisieren, dass ich es weiß und ihm Hilfe anbieten? Oder soll ich so tun, als ob nichts wäre?
    Es ist mein Bruder und mir natürlich nicht egal, aber insbesondere habe ich Angst wegen meinen Eltern, ich weiß nicht wie sie das alles noch verkraften.
    Sorry für den langen Text und danke fürs Lesen.
    ratlose und traurige Grüße
    Karin

  • Hallo Karin
    Ich bin Thomas 43 Jahre alt und ziemlich neu hier
    Ich habe gerade deine Zeilen gelesen und leider viele paralellen zu mir entdeckt!
    Auch ich habe eine Schwester und auch ich hatte alle Ausreden parat mich nicht und mit keinem zu treffen ich schämte mich zu sehr dafür das Sie und auch andere wahrscheinlich genau wie Du Karin ihr Leben ziemlich gut im Griff haben ich wollte und gehöre eigentlich nicht in dieses Bild denn Erfolgreich Anfangs immer der Kleinere aber trotzdem der größere Bruder mit soi viel Erfahrung bei allem nur mit einem Problem das ich mir lange nicht bewusst war bzw zu lange habe ich mich selbst und alle anderen belogen Ich bin Alkoholiker und habe mir hier schon spitzen Erfahrungen und Tipps holen dürfen
    Der eigentliche Grund warum ich Antworten wollte ich habe es meinem engsten Umfeld vor 3 Tagen gesagt was los ist und bin sehr sehr froh darüber das es raus ist Wir sind eine Familie hat es geheißen und wie in guten so auch in schlechten Zeiten halten wir zusammen Unterstützung wäre von jedem da durch muss ich alleine so wie dein Bruder aber auch wenn es ein anfangs Unangenehmes Gespräch bei dir wird und bei mir war mir hätte es geholfen wenn meine Schwester den Anfang gemacht hätte und mir mit vernünftigen Worten Hilfe und Zuneigung angeboten hätte! Ich habe vor ca 50 Stunden nach intensiven Gesprächen mit Frau und Familie sogar etwas früher als vorher geplant begonnen mit meinem Projekt endlich von dem Teufelszeug weg zu kommen weil ich durch meine Schwester und Familie so viel Kraft bekommen habe und so erleichtert bin das es raus ist. Es war für mich Gott sei Dank keine Belehrung sondern ganz viel Verständnis Sorge und Hilfe Angebote das habe ich bekommen für meinen Mut und Ehrlichkeit zum Outing Wünsche euch alles alles Gute viel Kraft und zusammenhalt in dieser Sache es ist es Wert Alles Alles Liebe Dir und Deiner Familie ihr schafft Das und Wir auch! LG Thomas

  • Lieber Thomas, ich danke dir sehr für deine Antwort. Sie hat mir wirklich geholfen.
    Dir wünsche ich von Herzen, dass du es schaffst und dich nicht unterkriegen lässt.
    Alles alles Liebe für Dich.
    Liebe Grüße

  • Hallo Karin,
    bin auch neu hier im Forum aber fühle mich berufen, auf deine Frage zu antworten. Auch wen es abgedroschen klingt, du kannst deinem Bruder nur helfen, wenn er bereit ist, sich selber zu helfen. Nichts zu sagen, führt dazu, dass du das Problem verdrängst und es dich belastet, damit ist keinem geholfen. Auch wen es schwierig sein mag, sprich es an aber übernehme nicht die Verantwortung für das Verhalten deines Bruders. Du kannst ihn nicht zwingen mit dem Saufen aufzuhören, dass muß er selber wollen und erst dann kannst du ihm wirklich helfen. Sag ihm, dass du bereit bist ihm zu helfen wen er sich gegen die Sauferei entscheidet aber du dich nicht mit runterziehen lassen willst. Denk immer daran, du hast ein eigenes Leben mit eigenen Problemen. Man nennt das : "In Liebe loslassen!"
    Gruß Gudyo

  • Perfekt und ausgezeichnet auf dem Punkt gebracht Viel Erfolg mit der Strategie lg Thomas

  • Zitat

    Man nennt das : "In Liebe loslassen!"

    44.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!