Rehabilitation Dauer und worauf ist zu achten

  • Guten Morgen Bine,

    also, das liest sich für mich sehr gut. Ein wenig fühle ich mich an meine damalige Situation erinnert. Ich schrieb ja schon häufig, was bei damals "abgelaufen" ist. Was ich damals als ganz stark empfunden habe, war dieses Gefühl zu wissen, dass ich nicht mehr trinken möchte. Und das ich bereit bin alles dafür zu tun um das zu schaffen. Ich hatte eine große Zuversicht, die ich z. B. auch durch meine ganzen Aktivitäten gewonnen habe. Mit Aktivitäten meine ich, dass ich richtig aktiv wurde was die Bekämpfung meiner Sucht betraf. SHG war eine, Psychologe war eine andere, mich Outen und mich z. B. mit meinem besten Freund intensivst austauschen wieder eine andere. Und dann natürlich der Mönch.

    Für mich war es entscheidend, dass ich all diese Dinge gemacht habe. Dann sie halfen mir, meinen Weg zu finden. Immer und immer wieder konnte ich korrigieren, begann langsam mehr und mehr zu verstehen.

    Ich denke, ganz wichtig ist, dass man über die Aufarbeitung lernt /erkennt, wie sich die Sucht in einem manifestieren konnte. Um so genau diese Trigger künftig auszuschließen bzw. sollten sie mal auftreten, sie "beherrschen" zu können.

    Am Ende dieses langen Prozesses steht meiner Meinung nach dann das Ziel ein (wirklich!) zufriedenes Leben (gerne auch ein glückliches Leben) zu führen. Denn ich glaube, wenn man es schafft mit seinem Leben zufrieden zu sein, also so richtig zufrieden, dann fällt der Grund Alkohol trinken zu wollen weg. Das ist m. E. ein lebenslanger Prozess der nie endet und der viel Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber erfordert. Denn, so ein Leben ist eben ein Leben. Und zwar mit allen Unwägbarkeiten - positive wie auch negative. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich immer wieder mal an einen Punkt komme, wo ich eine Entscheidung für mein weiteres Leben treffen muss - mal eine eher kleine, manchmal auch eine große. Und genau hier geht darum auf sich zu achten, Prioritäten zu setzen, im Gleichgewicht zu bleiben.

    Denn, worüber man sich natürlich immer im Klaren sein muss: Nur weil man es jetzt geschafft hat vom Alkohol weg zu kommen, packt einem das Leben nicht in Watte. Es passiert alles so, wie es passieren soll. Die alkoholbedingt selbst herbeigeführten Katastrophen fallen natürlich weg. Mit anderen negativen Einschlägen müssen wir umgehen wie jeder andere Mensch auch. Und genau da halte ich es für besonders wichtig darauf zu achten, immer im Gleichgewicht zu bleiben. Und ich glaube wirklich, dass wir gerade durch unsere Sucht hier sogar eine spezielle Chance haben.

    Nämlich die Chance, ein besonderes Bewusstsein zu entwickeln, das gestärkt wird durch die oft sehr sehr tiefgründigen und negativen Erfahrungen / Erlebnisse die wir während unserer nassen Zeit gemacht haben.

    Und was ich noch sagen möchte: Es sind nicht immer die großen Einschläge im Leben, die am gefährlichsten sind. Ich halte "ein sich aus den Augen verlieren", das Einschleichen einer "irgendwie ist alles blöd und ich weiß nicht warum"-Stimmung (weil eigentlich gehts mir doch gut) für oft viel gefährlicher! Große negative Ereignisse, wie z. B. der Tod eines lieben Menschen, kann man aufarbeiten, ggf. auch mit Hilfe von außen - eine "eigentlich passt doch alles und trotzdem fehlt mir was" Stimmung hingegen ist viel schwerer zu greifen. Da muss man sich schon sehr gut kennen und sich sehr intensiv mit sich selbst auseinander setzten.

    Ok, jetzt bin ich leicht ins Philosophische abgeglitten ;D

    Ich habe mich jedenfalls sehr über Deine Rückmeldung gefreut. Bleib dran! Arbeite auf, auch wenn's manchmal weh tut. Jedoch lernst Du dabei auch ganz viel über Dich selbst und es kann sehr sehr erfüllend und spannend sein. Und, wann immer Dir danach ist, teile Deine Erfahrungen hier mit uns. Und wenn Du uns brauchst, dann weißt Du ja wo wir sind.

    LG
    gerchla


  • Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich werde meine Therapie (Psychologin) weiterhin besuchen.
    ...
    Das einzige was sich in den vergangenen Tagen geändert hat, ist meine Einstellung zum Trinken...
    ...
    Aber ich brauche Hilfe und die nehme ich mir auch. Vielleicht reicht das Ambulante auch nicht, aber ich habe im Moment den Mut und die Zuversicht den Weg so weiter zu gehen...

    So hatte ich Dich auch verstanden.
    Und ich freue mich - für Dich 44. :D

    Und wie Dietmar schon schrieb:

    Ich habe aber nicht mehr die Erwartung, dass sie mich "heilt", ich habe verstanden, dass nur ich selbst das kann.

    Das ist so ziemlich die wichtigste Erkenntnis, die am Anfang des Weges liegt (nach der Erkenntnis, dass man ein Alkoholproblem hat/Alkoholiker*in ist): Es gibt keinen Knopf, keine Pille, keine Salbe, keine Kur, die die Sucht in den Mülleimer der Geschichte schiebt. Wir müssen selbst, aktiv, etwas dagegen tun! (Siehe auch das Zitat in meinem Nachsatz ;) ).

    Und dafür wünsche ich Dir auch weiterhin viel Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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