Vorstellung Fortsetzung

  • Sorry, war noch nicht fertig.Ich fasse mich kurz.Unser Leben sieht nun so aus.Mein Mann sitzt auf dem Sofa und beschäftigt sich den ganzen Tag mit der Fernbedienung des Fernsehers. Immer dabei ist sein Bier.Manches mal bis zu zehn Flaschen am Tag.Ab und zu geht er mit unserem Hund Gassi. Essen tut er so gut wie garnichts außer mal ein Keks, eine Orange oder Tütenweise Gummibärchen und nimmt nun an Gewicht ab.Es ist mir ein Rätsel wie man nur von Bier leben kann.Ich führe den Haushalt und kümmere mich um alles.Auch um den Einkauf einschließlich seinem Bier, da ich einen Führerschein und Auto besitze.Ändern möchte oder kann er sein Leben nicht mehr.Ich ziehe mich nun immer mehr zurück um erstens ihm nicht den ganzen Tag zuschauen zu müssen beim Bier trinken und zweitens um Ruhe vor dem Fernseher zu haben mit diesen täglichen immer wiederkehrenden nervenden Serien zu haben.Ich gehe raus mit dem Hund oder in ein anderes Zimmer. Seit einigen Tagen merke ich auch wie sein Gedächtnis manchmal aussetzt oder er Dinge verwechselt die er schon hundertmal gemacht hat.Ich weiß nicht wie lange das noch so geht und ich wünschte mir ein anderes Leben als dieses .

  • Hallo cherie, :)

    ich stieß eben auf Deinen Faden und möchte gern kurz etwas dazu sagen.
    Zwar bin ich nicht Ehefrau eines Alkoholikers sondern Tochter aus alkohol-
    süchtigem Elternhaus. (Beide mittlerweile trocken, aber ohne Therapie.)

    Als ersten Schritt, um für Dich selbst mehr Freiraum (im Denken) zu be-
    kommen, wäre es gut, Dich mit der Funktionsweise von Sucht auseinander-
    zusetzen.

    Du schreibst z.B.:


    Ich führe den Haushalt und kümmere mich um alles.Auch um den Einkauf einschließlich seinem Bier,
    da ich einen Führerschein und Auto besitze.Ändern möchte oder kann er sein Leben nicht mehr.

    Solange Du die Sucht Deines Mannes unterstützt, indem Du ihm das Bier
    besorgst, wird sich an seiner Abhängigkeit nichts ändern (können). Er muss
    auch nicht aktiv werden, der Nachschub ist ja durch Deine Anpassung gesichert.

    Hilfreich, um nicht in derselben Sucht-Routine zu versinken, sind eigene
    Aktivitäten, wie Du sie schon für Dich wählst 44. :


    Ich ziehe mich nun immer mehr zurück um erstens ihm nicht den ganzen Tag
    zuschauen zu müssen beim Bier trinken und zweitens um Ruhe vor dem Fernseher
    zu haben mit diesen täglichen immer wiederkehrenden nervenden Serien zu haben.
    Ich gehe raus mit dem Hund oder in ein anderes Zimmer.

    Als Angehörige von Suchtkranken sind wir nicht für eine Verhaltensänderung des
    Süchtigen zuständig, wir könnten egal mit wieviel Willenskraft tatsächlich gar nichts
    ausrichten. Nicht ohne den beteiligten Willen des Süchtigen selbst. Er muss wollen!

    Bis dahin tust Du Dir ganz bestimmt Gutes, indem Du eigene Initiativen, Freunde
    und Hobbies pflegst. - Es sei denn, Dir ist die verbleibende Schnittmenge mit Deinem
    Ehemann zu klein und Du überlässt ihn seinem eigenen Weg, bis er ihn ändern will.
    Das hätte nichts mit fehlender Loyalität zu tun. Die setzt einen wachen Willen und
    eine Freiwilligkeit in beiden Parteien voraus. Durch Sucht und ihre Begleiterscheinung
    für die Angehörigen (Anpassung bzw. hilfloses Abwarten) ist der sogenannte Wille
    nicht wirklich frei. Außer ich oder Du als Angehörige wählen Abstand und eigenen
    Raum, um auch vom Mit-Tragen der Alkoholsucht zu fasten.

    Es ist auch für uns Angehörige harte Arbeit, alle falsch eingespielten Muster im Dunst-
    kreis der Sucht überhaupt zu erkennen, und sie danach schrittweise wieder zu verlernen.

    Du wirst bestimmt noch hilfreiche Erfahrungsberichte aus beiden Lagern bekommen,
    Alkoholiker wie Angehörige. :)

    Ich wünsche Dir einfach Mut und Kraft für alles, was Du in DEINEM Lenben noch an
    schönen Dingen erleben willst!

    Liebe Grüße
    Wolfsfrau


  • Hallo, cherie, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und nun schon einige Jahre trocken.

    Dein Mann hat also schon immer getrunken und war schon 2x zu einer Entziehung ... Und zur Zeit? Trinkt er (wieder) ? Oder ist er (zur Zeit) trocken und bräuchte Deiner Meinung nach Unterstützung? Oder trinkt er wieder und DU brauchst endlich mal Unterstützung?
    Welche Erwartungen hast Du an uns und wie können wir Dir helfen?

    Immer raus mit Deinen Fragen und Problemen - wir beissen nicht! Oder nur selten ;)

    Gruß
    Greenfox

    Ich habe mal den ersten Teil Deiner Vorstellung geschlossen und meine Begrüßung daraus hierher kopiert in der Hoffnung, dass Du für eine Antwort nicht einen 3. Thread eröffnest ;)
    Du brauchst nicht immer einen neuen Thread eröffnen, sondern kannst den Button unten rechts "Antwort" nutzen - denn nur dann wird es auch ein "Gesprächsfaden" ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Cherie,

    willkommen im Forum!

    Alkoholismus im Alter, eskalierend mit Beginn des Ruhestandes, ist leider sehr häufig in der Generation 60+ anzutreffen.
    Du bist, als davon betroffene Angehörige eines trinkenden Ehemannes, also nicht alleine.

    Ich weiß nun nichts darüber, inwiefern Du, als angehörige Ehefrau, in die bereits erfolgten Entgiftungen mit eingebunden warst, und ob Du also schon die für Angehörige notwendigen Informationen über die Sucht, vor allem aber über Co-Abhängigkeit erhalten hast?

    Es ist egal, ob Dein Mann „nur Bier“ trinkt, oder zu härteren Sachen greift. Ausschlaggebend für die Schädigungen an Körper und Psyche ist allein die Menge an Reinalkohol, die in den Getränken enthalten ist. Die ist bei Bier so beträchtlich, dass Fachleute raten, ein gesunder Mann sollte nicht mehr als 0,6 l Bier (etwas mehr als eine Flasche) als gerade noch nicht schädigende Menge maximal pro Tag konsumieren – wenn er in der Woche mindestens 2 komplett alkoholfreie Tage einlegt.

    Ihr habt 40 Jahre gemeinsam verbracht und „immer alles zusammen durchgestanden“, schreibst Du. Nun scheint es so, als hätte sich Dein Weggefährte aus dieser Weggemeinschaft verabschiedet – zumindest vorübergehend.
    Da kann viel Ursachen haben, genauso wie seine Flucht in den Alkohol. Sucht ist immer ein Art Flucht vor der Realität, die Betroffene meinen nur mittels des Suchtmittels, hier mit Alkohol, ertragen zu können.
    Die Nebenwirkungen und Symptome, die Du jetzt bei ihm beobachtest, sind eigentlich die traurige Regel: inaktive, stumpfsinnige Beschäftigung (mit Fernseher), soziale Verwahrlosung, keine oder wenig gesunde Ernährung, Verkümmerung der Muskeln, und rauschbedingte Apathie u.v.a.m.

    Wolfsfrau hat Dir schon einiges Wichtiges zu Dir, und in welche Falle Du nicht tappen solltest geschrieben. Du meinst es gut, und besorgst im „seinen Stoff“, aber damit verlängerst Du letztlich nur seine „Leidenszeit“ und seinen Alkoholismus. Solange der Süchtige ein co-abhängiges Unterstützerumfeld hat, ist er nicht gezwungen etwas gegen seine Sucht zu tun. Er kann in Ruhe trinken, wird versorgt, muss sich um nichts kümmern, und seine Angehörigen halten sein gewohntes Zuhause aufrecht.
    Erst wenn niemand mehr da ist, der ihn in seiner Sucht unterstützt, ist er gezwungen über Alternativen nachzudenken.

    Die Caritas, aber auch andere Suchtberatungen bieten Beratungsgespräche für ältere Betroffene und Angehörige an, und unterstützen Dich auch bei einem möglichen Absprung, bevor Du mit in die Sucht Deines Mannes gerissen wirst.
    In vielen Regionen gibt es separate Selbsthilfegruppen für Senioren 60+, in denen Du Dich mit anderen Betroffenen über Deine Sorgen und Nöte austauschen kannst.

    Ich bin übrigens selbst 60+, und da ich als trockener Alkoholiker abstinent lebe, steht mir die Welt buchstäblich offen, und ich habe noch sehr viel Pläne, bzw. bin dabei vieles, was ich früher nicht machen konnte, jetzt zu realisieren.

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