Ich weiß so langsam nicht mehr weiter...

  • Guten Morgen,
    ich habe seit gut 2,5 Jahren eine feste Beziehung mit einem alkoholkranken Mann.
    Alles in allem war es bisher eine überwiegend positive Beziehung.
    Anfang des Jahres (März/April), ging er für 3 Wochen in eine Entgiftung, mit anschließender 2wöchigen ambulanten Therapie.
    Sein Alkohol Konsum war normalerweise 12 Flaschen Bier und noch einige kleine (Vodka/Whisky) und das quasi mind. dreimal in der Woche.
    Er nutzte meist die Zeit zum Trinken, wenn ich arbeiten war oder anderweitig beschäftigt war.
    Wir haben getrennte Wohnungen .
    Es war jetzt häufiger so, dass er totalen Kontrollverlust hatte. Z.b. habe ich ihn nach der Arbeit in seinem Auto, vor der Wohnung eines Freundes (in seinem Wohnort), total besinnungslos gefunden.
    Er konnte kaum noch laufen und ich habe ihn mit Ach und Krach in mein Auto bugsiert und ihn dann nach Hause gefahren und ins Bett gebracht. Nebenbei gesagt, in dieser Nacht hatte es stark gefroren... nicht auszudenken, was alles passieren hätte können.
    Als er den Entschluss gefasst hatte eine Therapie zu machen, war ich natürlich sehr froh und gab ihm alle Unterstützung.
    Das ganze war darauf ausgelegt, dass er im Anschluss eine LZT Therapie machen sollte. Allerdings will er das jetzt nicht mehr und sein Trinkverhalten ist annähernd wieder wie vorher.
    Am Montag war ich gegen Abend bei ihm und er war total betrunken. Er lag im Bett und als ich nach ihm geschaut habe, bemerkte ich, dass er Verletzungen an den Händen und Unterarmen hatte.
    Es kristallisierte sich dann heraus, dass er gestürzt war.
    Davon schien er nichts mehr zu wissen.
    Es folgten die ewigen Liebesbeschwörungen und gleichzeitig machte er sich selbst nieder, was ich denn mit einem"Tuppes"wie ihm wolle, ich solle doch gehen.
    Nun ja das Ende vom Lied war, dass er ziemlich aggressiv und zum Schluss auch handgreiflich mir gegenüber geworden ist.
    Ich bin dann gegangen und habe seit dem nichts mehr von ihm gehört.
    Ich weiß nicht so richtig, wie ich damit umgehen soll/kann.
    Klar...so ein Verhalten ist ein No-Go.
    Auf eine Entschuldigung werde ich vermutlich vergebens warten.
    Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch Sinn macht mit uns.
    Moment bin ich relativ gefasst, habe aber totales Herzeleid wegen ihm und der ganzen Situation.
    Dieser scheiss Alkohol.
    Ich habe heute einen Termin bei der Suchtberatung (als Angehörige).
    Ich weiß nicht mehr weiter.
    LG

  • Hallo Mia, ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich habe das 10 Jahre mitgemacht. Es gab auch öfters mal schöne Zeiten aber im Vergleich zu den Problemen nur kurz. Bis auf die Handgreiflichkeiten war alles dabei.

    Der Termin bei der Suchtberatung ist ein guter erster Schritt. Frag auch mal nach Selbsthilfegruppen für Angehörige und belese Dich mal über Co-Abhängigkeit.

    Wie ich bei Dir rauslesen kann ist Dein Freund nicht einsichtig was seine Sucht betrifft. Das kann Jahre dauern. Bei manchen nie.

    Es folgten die ewigen Liebesbeschwörungen und gleichzeitig machte er sich selbst nieder, was ich denn mit einem"Tuppes"wie ihm wolle, ich solle doch gehen.


    Das hat gewirkt oder? Hast großes Mitgefühl zu ihm entwickelt oder? Der arme arme. Ich muss ihm helfen. Und vll den gedanken weil ich ihn ausgeschimpft habe das er sich noch schlechter fühlt? Erkennst Du Dich da wieder?
    Ich will damit nicht unterstellen das die das mit Absicht machen. Wirklich nicht. Sie haben wirklich alle in diesem Zustand ein sehr sehr Schwaches Selbstwertgefühl. Aber wir, sind nicht dafür verantwortlich diesen Selbstwert aufzupuschen oder mit unserer tiefen Liebe und Unterstützung zu heilen. Das können nur sie selbst. Wenn sie sich Hilfe suchen.

    Es ist Emotion ein Mount Everest den Du da vor Dir hast. Du must Dich unbedingt schützen und versuchen Dich abzugrenzen. Er muss sich helfen lassen. Anders gehts nicht.

  • Hallo Mia69w,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schade, dass Du Grund hast hier zu schreiben, schön dass Du den Mut hattest es zu tun.

    Ganz kurz zu mir. Alkoholiker, 50 Jahre, trinke schon lange nicht mehr.

    Meine Gedanken zu Deinen Zeilen:
    Rücke Dein eigenes Leben, Deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund. Es darf nicht wichtig für Dich sein, was Dein alkoholkranker Partner macht, wie er sein Leben gestaltet, ob er trinkt oder nicht. Ob er seine Versprechen hält oder bricht. Wichtig ist nur, wie Du dich damit fühlst, wie es Dir damit geht und was es mit Dir macht.

    So wie Du schreibst, ist das alles sehr schlimm für Dich und es belastet Dein Leben ganz enorm. Dein ganzes Wohlbefinden ist im Eimer, Deine Gedanken drehen sich um seine Sucht und wie es ihm geht und Du selbst kannst Dein Leben, Deine Wünsche, Deine Bedürfnisse nicht mehr so gestalten wie es für Dich gut wäre, wie Du es eigentlich möchtest.

    Aus meiner Sicht solltest Du also Konsequenzen ziehen. Wenn Du (noch) nicht Co-Abhängig bist, wird Dir das auch gelingen. Du solltest also den Zustand Deiner persönlichen Zufriedenheit anstreben. Und wenn das bedeutet, dass Du keinen trinkenden Alkoholiker mehr um Dich haben willst, dann solltest Du entsprechend auch handeln. Und zwar ohne darauf zu achten, wie es ihm damit geht. Denn es geht hier ja um DICH.

    Er, wie ich Dir als ehemals trinkender Alkoholiker versichern darf, hat es selbst in der Hand. Und er ist sogar der EINZIGE der es in der Hand hat. Will sagen, nur er allein kann seine Situation verändern, wenn er denn möchte. Ja, er ist krank, so wie ich auch. Aber er ist auch verantwortlich für seine Krankheit, so wie ich auch. Niemand anders als ich selbst war es, der zur Flasche griff, niemand hat mir das Zeug mit Gewallt eingeflösst, keiner hat mich gezwungen immer weiter und immer mehr zu trinken. Ich alleine wollte das so.

    So ist es auch bei ihm. Und sag mir: ist es fair das er damit auch Dein Leben kaputt macht? Mit seinem kann er ja machen was er will, aber Deines gehört nur DIR.

    Das waren meine Gedanken.

    Alles Gute wünsche ich Dir und eine guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

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