Hallo an alle,
ich lese hier jetzt auch schon ein paar Tage quer und vor allem die Trennungsgeschichten durch und auch die Antworten der jetzt "Trockenen" und ich erhoffe mir auch einen guten Rat der Erfahrenen, ehemals aber Nassen und vielleicht genauso "seltsam beeinflussten" (gedanklich).
Ich bin seit 10 Jahren mit einem Quartalstrinker zusammen, verheiratet und wir haben einen wunderbar schlauen kleinen Sohn von 8,5 Jahren..
Mein Vater ist trockener Alkoholiker, leider trotzdem depressiv oder in depressiven Phasen unterwegs, hochintelligent, hochsensibel und also "ein schwieriger Typ", der gerne mal die soziale Keule rausholt und alle an ihm Interessierten einfach verprellt. Meine Mutter ist (Sucht-)Therapeutin und seit 45 Jahren mit ihm zusammen - seit ich 6 Jahre alt bin ist er trocken und hatte nie einen Rückfall (soweit ich das mitbekommen habe aber Kinder bekommen ja so einiges mit..)...
Mein Mann ist ebenfalls Kind eines trockenen Alkoholikers, auch schon ewig trocken. Wobei die Eltern von ihm zwar dem Alkohol entsaagt haben aber dafür ess-fernseh- und arbeitssüchtig sind, das Fernsehen gucken lassen wir da mal aussen vor..
Mein Mann hat mit 14 oder 15 Jahren angefangen zu kiffen und etwas später kam der Alkohol dazu.. als ich ihn kennen lernte hatte er schon eine Entgiftung und eine 6-monatige Langzeittherapie in einer sehr guten Klinik mit Chefarztbehandlung hinter sich..die Nachsorgezeit lief wohl nicht so proper, da wurde er etwas "herumgereicht".
Seitdem war er auf mein Drängen hin, noch ein paar mal in einer Selbsthilfegruppe hier in der Gegend. Aber nur ein paar Mal.
Seit ein paar Jahren hat er in etwas mittelschwere Depressionen die auf das Anraten meiner Mutter, mit Fluoxetin 20mg behandelt wurden.. die hat er auch ein paar Jahre genommen, Psychotherapie gabs da nicht, nur ein kurzes Gespräch und ein Rezept.
Da mein Mann Quartalstrinker ist - wow das hat er heute auch zugegeben! - konnte er mich bisher immer vertrösten, er möchte was ändern, er besucht die Gruppe, es tut ihm leid, er hat doch schon so viel geschafft, früher war es doch viel schlimmer etc. pp.. und das bis heute. Die ganzen Stories die wir schon miteinander erlebt haben, zwei Bücher kann das füllen. Ich habe im Zorn nach Suff seine Zimmertür eingschlagen, eine Glastür. Er ist nach seinem Absturz im Krankenhaus in der Ausnüchterung gelandet, er hat bereits ein Auto aufgeknackt und das Handy oder Autoradio geklaut, weiss ich nicht mehr genau.. er hat beim vorletzten Suff 3 Stunden bei uns im Hausflur ausgenüchtert, bevor er aufstehen konnte...usw.
Er bekommt das alles ja nicht mit. Aber ich. Und ich kann nicht mehr. Ich erwarte noch schlimmeres. Irgendwann. Wenn er seine Arbeit verliert, das wäre eine Katastrophe. Fast das ganze Wochenende muss er schlafen, ist dem Kind gegenüber entweder so, dass er ihn nicht richtig ernst nimmt oder total autoritär, es schwankt so seltsam. Sein Vater war zu ihm sehr autoritär und wenig herzlich, kein Wunder als Soldat bei der NVA.
Heute endlich, war ich bei einer Suchtberatungsstelle, nach Jahren, vorher hatte ich sie mit ihm gemeinsam besucht aber er konnte immer klar machen, er geht in die Sauna und das tut ihm gut und sonst ginge es schon... kurz: es kam nicht an ihn ran.
Also ich hatte Glück, der Therapeut erinnerte sich an mich und er kennt ja seine Story schon und ihn auch und er meinte, es käme für meinen Mann nur in Frage einen 4-monatigen Klinikaufenthalt zu machen, mit Behandlung seiner Ess-Sucht, Alkohol-Sucht und seiner Depressionen, also auf mehreren Ebenen.
Ich habe das meinem Mann heute abend vorgelegt und er meinte: "Ich würde das gerne machen aber dann verliere ich meinen Job!"
Nach dem vorletzen Absturz hatte ich mir bereits eine Wohnung für mich und das Kind angeschaut und er meinte bei einer Trennung müsste er 800,00€ Unterhalt zahlen und damit könnte und wollte er nicht weiterleben.!" Manipulativ und drohend.
Er will sich - laut seiner Aussage - wieder eine Selbsthilfegruppe suchen "weil er uns nicht verlieren will" - das Problem ist nur, ich weiss nicht genau ob ich ihn noch haben will.
Allein mit Kind ist nicht gerade die Lebensform, von der ich immer geträumt habe.
Mein Mann hat durch die Futterei und die Depri und Stress mal eben in 10 Jahren über 30(!) Kilo zugenommen und von einem ehemals zugewandten und hilfsbereiten lieben Menschen ist nicht mehr so viel zu erkennen.
Ich weiss nicht ob er es ernst meint, ich weiss nicht ob ich ohne ihn "kann" und ich will dem Kind nicht die Familie auseinanderreissen oder den Papa nehmen. Ich weiss im Moment nicht recht weiter. Danke fürs Lesen dieses Elefantentextes... ;D