Aktuell keinen Kontakt zur alkoholkranken Mutter...

  • Hallo ihr Lieben :)

    Ich bin neu hier...ich bin 30 Jaher alt, verheiratet und hab 2 Kinder.
    Seit meiner Kindheit dreht sich immer wieder alles um den Alkohol. Früher wäre ich aber nie auf die Idee gekommen das da eine Krankheit mitspielt. Meine Eltern (bzw. mehr mein Vater) haben meist am Wochenende getrunken und dann gabs immer ärger ;( Meine Kindheit hatte somit schöne, aber auch sehr viele unschöne Seiten...teils auch traumatische...

    Zu meiner Mama hatte ich immer ein sehr enges Verhältnis...bis vor kurzem.
    2014 ist ihre Mutter und 2015 ihr Vater verstorben. Damit ging die Alkoholkrankheit bei ihr richtig los...das war ein schleichender Prozess...jetzt trinkt sie heimlich Schnaps, blockt jegliche Versuche ab mit ihr darüber zu reden. Hat Depressionen und will am besten gar nicht mehr leben... :(
    Die ganze Familie leidet darunter...sie ist nie wirklich extrem betrunken, aber man merkt es ihr eben an. Arbeiten geht sie auch (noch).
    Jetzt ist seit einer Woche Funktstille zu ihr...ich kann es nicht mehr ertragen...diese ständigen Lügen und Enttäuschungen. Ich bin nervlich echt am Ende. 24 Stunden drehen sich die Gedanken nur um die alkoholkranke Mutter...ich kann und will das nicht mehr. Weiß auch das es für mich das Beste so ist. Aber es fällt mir so verdammt schwer.
    Hab ihr letzte Woche geschrieben sie soll sich wieder melden wenn sie bereit für den Entzug ist..
    Mein Papa redet sich halt alles schön..bis er selbst was getrunken hat. Dann ist sein Leid darüber ja sooo groß >:(

    Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen?
    Hab versucht mich so kurz wie möglich zu halten :D
    Liebe Grüße :)

  • Ich muss dazu sagen, ich will sie auch am liebsten Momentan gar nicht sehen und hören...auch wenn mir das halt sehr schwer fällt. Am Donnerstag hat meine Oma Geburtstag, da ist sie ja dann auch da. Sellbst wenn sie sich da mal zusammenreist und nicht trinkt...mir graut es schon total vor diesem Tag ;(

  • Hallo Bianca,

    ich sag erst mal: Herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich bin Alkoholiker, werde bald 50 Jahre alt und trinke jetzt schon länger keinen Alkohol mehr. Ich wollte Dich einfach mal nur begrüßen, obwohl ich jetzt kein Angehöriger bin und damit auch keine ähnlichen Erfahrungen machen musste wie Du. Ich stand auf der anderen Seite, leider.

    Ich lese so viel Verzweiflung und auch Wut aus Deinen Zeilen. Mich trifft es auch immer wieder, wenn ich das Leid der Angehörigen lese. Weil ich ja weiß, dass ich selbst ebenfalls für sehr viel Leid gesorgt habe.

    Grundsätzlich kann ich Dir nur aus der Sicht eines Alkoholikers, oder sagen wir mal besser: individuell aus meiner Sicht sagen, dass Du wohl nicht viel erreichen kannst bei Deiner Mutter. Wenn sei trinken möchte, dann wird sie trinken. Ich finde es sehr wichtig und gut, wenn man einen Alkoholiker auf sein (Konsum)-Verhalten anspricht, ihm damit sozusagen einen Schupps gibt, einen Hinweis, dass man sieht, da läuft was schief. Und er/ sie dadurch die Möglichkeit bekommt, auch selbst nochmal darüber nach zu denken. Jedoch denke ich mal bzw. entnehme ich Deinen Zeilen, dass Du das bereits getan hast, wahrscheinlich schon mehrfach. Und darüber hinaus hat der Alkohol ja auch schon eine lange (Vor-)Geschichte in Deiner Familie.

    Ich glaube, das es bei der eigenen Mutter bzw. den Eltern nochmal viel schwieriger ist als bei einem Partner. Es sagt sich so leicht "abgrenzen, Kontakt abbrechen, auf sich selbst schauen usw.". Aber ich denke mir, die Mama ist halt die Mama und der Papa ist der Papa. Genauso denke ich, ist es wenn z. B. das eigenen Kind zum Alkohol greift und man es nicht mehr erreichen kann. Was ich damit sagen will ist, dass ich Deine Emotionen gut nachvollziehen kann, auch wenn ich selbst so etwas nicht erlebt habe.

    Hast Du schon mal darüber nachgedacht Dir vielleicht auch noch weitere Hilfe zu suchen. Also z. B. eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu besuchen? Dort finden sich dann Menschen, die wirklich genau wissen was Du gerade durch machst.

    Ich möchte meine Zeilen jetzt nicht künstlich in die Länge ziehen und ich hoffe, Du bekommst hier auch noch Antwort von anderen Betroffenen, die Ähnliches erlebt haben.

    Grundsätzlich möchte ich Dir noch sagen, dass Du für Dein Leben verantwortlich bist. Du bist nicht für das Leben Deiner Mutter verantwortlich. Du kannst also nur auf Dich schauen und das tust Du ja gerade in dem Du erst mal den Kontakt abgebrochen hast, weil Dich dieser zu sehr belastet hat. Leider ist es so, dass nur Deine Mutter allein etwas verändern könnte. Sollte sie das tun, weil sie z. B. in die Entgiftung geht, weil sie z. B. eine Therapie macht, dann kannst Du eine wertvolle Hilfe / Unterstützung / Motivatorin usw. sein. Aber halt auch nur dann.

    Ansonsten wird es m. E. darum gehen, dass Du mit Deiner Entscheidung gut leben kannst, dass Du Dich damit wohl fühlst und dass Dein Leben möglichst wenig von der Sucht Deiner Mutter / Eltern (ich denke Dein Vater trinkt auch zu viel, oder?) belastet wird. Ganz belastungsfrei wird es, so denke ich, nie werden können (es sei denn natürlich, Deine Mutter überrwindet ihre Sucht). Aber wenn Du Deinen (einen) Weg findest einigermaßen damit umgehen und leben zu können, Dich dann doch abgrenzen zu können, dann hast Du sehr viel gewonnen.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir und einen guten und hilfreichen Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Danke für deine Antwort :) Ich persönlich finde es toll auch mal die andere Seite zu hören 44.

    Ja das Trinkverhalten meines Vaters ist definitiv auch nicht normal. Er trinkt halt nicht täglich. Hin und wieder wenns ihm zu viel wird wohl...Früher war es viel schlimmer bei ihm. Dagegen ist es jetzt fast harmlos.

    Ja ich habe jetzt 4 Jahre versucht ihr zu helfen...habe zwischenzeitlich selbst eine Therapie gemacht um das nervlich irgendwie durchzustehen. Ich war so quasi ihr letzter Strohhalm an dem sie hing. Sie sagte immer ohne mich wüsste sie nicht was sie machen würde. Sie weiß auch genau das ich ohne wenn und aber sofort an ihrer Seite wäre wenn sie sie endlich den ersten Schritt machen würde. Aber ich glaub nicht daran das sie etwas ändern wird. Sie sagt ja selber sie hat noch keine Einsicht.
    Mein Problem war und ist dieses blöde Mitleid..sie ist halt meine Mama. Oder war es...mittlerweile verlieren wir total die Verbindung zueinander durch den Alkohol. So langsam begreife ich aber das sie mir einfach nicht gut tut. Es dreht sich seit ich denken kann alles um diesen scheiss Alkohol, von klein auf. Jetzt bin ich 30 und es hat sich immernoch nichts daran geändert. ;(
    Ich hab das Gefühl ich kann das einfach nicht mehr...ich hab ihr wirklich mehrfach gesagt das ich den Kontakt auf das Minumum beschränken werden wenn sie sich nicht helfen lässt. Und an dem Punkt bin ich jetzt auch. Ich kann mir diese ständigen Lügen einfach nicht mehr anhören..im Moment wäre es mir echt am liebsten wenn ich sie erstmal gar nicht sehen müsste. Aber wie gesagt, Donnerstag der Geburtstag meiner Oma und Ende April haben meine Eltern beide Geburtstag..ich weiß gar nicht wie ich mich richtig verhalten soll jetzt. Gratuliere ich nur telefonisch...fahr ich nur zum Geburtstag von meinem Papa? Dieses ewige Schauspiel der doch so tollen Familie nach außen die ja keine Probleme hat macht mich wahnsinnig. Immer wird alles unter den Tisch gekehrt und bloß nicht darüber reden...

    Versteht mich nicht falsch...ich hatte teilweise schon solche Gedanken das ich mir dachte...(wenn sie nicht mehr da wäre dann hätte dieses ganze Leid endlich ein Ende)... ;( Überhaupt soweit zu denken...damit hatte ich echt lange zu kämpfen...die ganze Familie (das Familienleben - was keins mehr ist) leidet darunter und es geht immer und immer so weiter...ohne ein Ende.

    Ich hab auch schonmal überlegt in eine Gruppe für Angehörige zu gehen, denke das werde ich auch tun. Werd mich mal über die Angebote hier in der Nähe informieren.

  • Hallo Bianca2019,

    Zitat von “Bianca2019“

    Ich bin nervlich echt am Ende. 24 Stunden drehen sich die Gedanken nur um die alkoholkranke Mutter...ich kann und will das nicht mehr.


    Da hat die Verstrickung in Sucht Deiner Mutter einen Schwergrad erreicht, den man sonst (fast) nur von süchtigen Alkoholikern kennt: Wenn sich 24 Std/Tag alles nur um die alkoholkranke Mutter dreht, dann brauchst Du dringend Hilfe!

    Es würde jetzt keinen Sinn machen, mit Dir hier über die Sucht Deiner Mutter zu schreiben.
    Aber es macht jetzt in Deiner aktuellen Situation Sinn, wenn Du Dich nach Möglichkeit schnell an eine Suchtberatung für Angehörige von Suchtkranken wendest!
    Alternativ und/oder begleitend wäre der Besuch in einer Angehörigen-Selbsthilfegruppe zu empfehlen, damit Du Dir auch mal die ganze Last von der Seele reden kannst. Außerdem triffst Du dort auf Angehörige, die das, was Du jetzt durcherlebst, auch schon durcherlebt haben.

    Völlig falsch wäre jetzt, wenn Du glauben würdest, Du könntest in Deiner Verfassung Deiner Mutter dabei helfen, etwas gegen ihre Sucht zu tun.
    Aber Du kannst jetzt etwas für Dich tun!

    Erfahrungen in und bei dieser Problematik findest Du hier im Forum reichlich!

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