Beide Anfang 50, 1 Kind, 10, beide ganz gute Jobs, aber erheblich angestrengt.
Ich bin bei einer alkoholkranken Mutter aufgewachsen, sollte also einiges wissen. (Soviel vorweg: Ich stehe im Moment trotzdem völlig ratlos da.)
Beide trinken wir gerne und nicht wenig Alkohol. Ich selbst trinke am WE Alkohol und auch manchmal mehr, als ich vorher wollte.
Ich habe das seit einiger Zeit reduziert, unter der Woche weigehend zumindest null, es sei denn eine Feier oder so. Schlafqualität verbessert von schlecht auf mittelmäßig, was für mich eigentlich toll ist.
Es gibt nun immer mehr Streit um Alkohol. Sie macht mein "Programm" mehr oder weniger bocklos mit ... oder doch nicht? Jedenfalls finde ich sie häufiger trotz angeblichem Nix-Getrunken etwas lallig und redseelig. Spreche ich sie darauf an, krachts, sie habe nichts getrunken. Andererseits habe ich wg. meiner Kindheit und Jugend natürlich eine Macke damit, vielleicht also Falsch-Verdächtigung. Wenn sie nichts trinkt, wunderbar, andernfalls schläft sie abends ein und ist erstmal unerweckbar (weckt unangenehme Erinnerungen ...). Das ist aber auch so, wenn sie nur eher wenig getrunken hat. 2 x ist es mir passiert, dass sie, wenn ich sie denn wach gekriegt hatte, mindestens 10 min zwar motorisch wach war (also kein Torkeln), aber psychisch desorientiert war, z.B. im Hauswirtschaftsraum an den Rohren rumgefingert hat, aber etwas von Einwegflaschen umräumen erzählt hat. Sehr unheimlich. Übrigens schreibe ich diese Zeilen, während sie wieder mal vorzeitig eingeschlafen ist.
Jemand so etwas schon erlebt? Was ratet ihr als nächsten Schritt? Danke!
Ist sie alkoholkrank (oder spinne ich, oder ist es etwas anderes)?
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Hallo m1965,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.
Ich bin m1969, also noch Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt schon länger ohne Alkohol.
Ich möchte gleich mal dazu was sagen:
ZitatWas ratet ihr als nächsten Schritt?
Um diese Frage beantworten zu können fehlt mir das Wissen darüber, was Du eigentlich erreichen möchtest. Du schreibst ja, dass ihr beide, also auch Du, gerne Alkohol trinkt. Offensichtlich hattest Du aber irgendwie die Erkenntnis, dass Dein Konsum zu hoch sein könnte und steuerst deshalb dagegen. Und, wenn ich das richtig interpretiere, funktioniert das bei Dir auch. Bitte korrigiere mich, wenn ich da falsch liegen sollte. Du trinkst jetzt unter der Woche gar keinen Alkohol mehr und am Wochenende nach wie vor? Oder nur zu Feiern? Darf ich fragen, wie es Dir damit geht? Ich meine jetzt besonders bezogen auf Deine Psyche. Kannst Du problemlos verzichten oder ist es ein Kampf für Dich? Denkst Du ständig an Alkohol oder hast Du weiter kein Problem damit einfach nichts zu trinken?
Ich frage das nur, um ein wenig besser einschätzen zu können, in welcher Situation Du Dich bezogen auf eine Alkoholsucht befindest. Und dann wäre da für mich noch die ganz große Frage, was eigentlich Dein Plan ist: Willst Du weiterhin trinken, also im reduzierten Maße, sozusagen kontrolliert oder strebst Du eine komplette Abstinenz an?Das alles hat ja jetzt erst mal nichts mit Deiner Partnerin zu tun. Was Du von ihr so beschreibst klingt für mich natürlich auch nach einem ordentlichen Alkoholproblem. Aber ich kann natürlich nicht sagen, ob sie "nur" Missbrauch betreibt oder bereits alkoholsüchtig ist. Genausowenig kann ich das bei Dir einschätzen. Offensichtlich ist es aber bei Deiner Partnerin eher so, dass nicht so recht nachvollziehen kann, warum Du da jetzt so eine Nummer mit reduziertem Trinken abziehst und was das ganze eigentlich soll. Und während es bei Dir funktioniert und Du tatsächlich reduzierst, scheint Deine Partnerin heimlich weiter zu trinken. So zumindest Dein Verdacht, der nicht ganz unbegründet sein muss. Es würde schon ganz gut passen. Auch iihre Reaktion, dass sie dann hoch geht, wenn Du sie ansprichst, könnte eher dafür sprechen, dass Du den wunden Punkt genau getroffen hast.
Natürlich ist guter Rat teuer. Ganz ehrlich will ich sagen, dass ich denke, dass Du Dir selbst erst mal im Klaren sein musst, wo Du eigentlich hin willst. Wenn Du reduziert weiter trinken möchtest und das auch kannst, weil Du noch nicht süchtig bist, dann "bietest" Du natürlich Deiner Partnerin weiterhin eine alkoholische Plattform. Sie kann dann mit Dir trinken, soll halt auch reduzieren. Wenn sie das aber nicht mehr kann (oder will) weil sie z. B. bereist süchtig ist, dann liegt darin natürlich ein enormes Konfliktpotenzial. Wo ich auch keine einfache Lösung sehe.
Ich mach mal einen Vorschlag: Um heraus zu finden wo ihr beide eigentlch steht, wäre es doch mal eine gute Idee, einfach mal einen längeren Zeitraum gar nichts mehr zu trinken. Nehmt Euch doch beide mal vor, sagen wir mal 2 Monate keinen Tropfen Alkohol zu trinken. Das ist dann eine ganz klare Regelung. Und dann auch ohne Ausnahmen (Feier, etc.).
Und dann schaut Ihr mal, was da so passiert bzw. ob ihr es beide schafft oder z. B. nur Du. Oder auch beide nicht. Danach, so glaube ich, seit Ihr erst mal ein Stück weiter was Eure aktuelle Situation in Bezug auf den Alkohol betrifft. Und könnt anschließend neue Entscheidungen treffen. Wenn Ihr beide kein Alkoholproblem habt, dann wird das für Euch gar kein Problem sein. Jeder "normale" Mensch kann ohne weiteres mal 2 Monate auf Alkohol verzichten ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Es wäre ein guter Test um heraus zu finden was eigentlich Sache ist.
Wichtig wäre mir in diesem Zusammenhang noch der Hinweis auf die Gefährlichkeit eines kalten Entzugs. Sollte also jemand von Euch bemerken, dass es zu Nebenwirkungen kommt weil er nicht trinkt, dann würde ich lieber wieder oder weiter trinken als die Gefahr eines kalten Entzugs mit den im schlimmsten Fall sogar tödlichen Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen. Ideal wäre es, das ganze von Anfang an ärztlich begleitet zu unternehmen. Das wollte ich einfach noch sagen, weil ich es für sehr wichtig halte.
Ansonsten kann ich nichts weiter sagen. Ich wünsche Dir / Euch auf jeden Fall, dass Ihr einen (gemeinsamen) Weg findet. Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum.
LG
gerchla -
Lieber Gerchla,
vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort, die ich sehr hilfreich finde.
Eins vorweg zum letzten Absatz: Ich meine, dass ich keinerlei Entzugssymptome habe und auch nie hatte. Meine Frau hat immer höchstens 4 Tage Alkohl-Pause (Mo. - Do.), auch da habe ich bisher nichts dergleichen bemerkt.
Tja, was möchte ich erreichen? Für mich würde ich allgemein gerne das dumpfe Gefühl heraufziehenden Unheils loswerden.
Bei Feiern, im Urlaub, oder einfach mal so würde ich gerne mal Alkohol trinken. Aber in der Tat, wie Du schreibst, erschien mir mein / unser Konsum zu hoch. Aktuell vermisse den Aperitif oder den Rotwein am Abend, aber nicht so schlimm, kein Kampf also. Eigentlich aber möchte ich insgesamt tatsächlich nicht total abstinent sein.Meine Frau konnte / kann meine Reduktions-Agenda einerseits nicht nachvollziehen, hat aber indirekt schon eingestanden, dass unser Konsum nicht in Ordnung war, indem sie inzwischen nur noch am WE Alkohol zu sich nimmt. Das auch nur für einige Zeit ebenfalls zu lassen, ist überhaupt keine Option für sie, 100% abgeschmettert.
Das bedeutet für mich, unter der Woche argwöhnisch beäugeln, ob sie angedüdelt wirkt, und am WE zuzusehen, wie sie langsam müder und müder wird und dann quasi unerweckbar einschläft. Ich verstehe trotz meiner Kindheits- und Jugenderfahrungen einfach nicht, wie jemand dabei selbst für sich nicht sieht, dass bei ihm etwas nicht stimmt!Du schriebst "Wenn Du reduziert weiter trinken möchtest ... "bietest" Du natürlich Deiner Partnerin weiterhin eine alkoholische Plattform ... ein enormes Konfliktpotenzial." Dazu kann ich sagen, dass es mir nix machen würde, zuhause (mit ihr) nichts zu trinken. Aber wie gesagt, steht das bei ihr ja nicht zur Debatte.
Ohne Ausnahme 2 Monate wirklich gar nichts trinken, finde ich eigentlich einen ganz guten Dreh, mal sehen.Jedenfalls vielen Dank nochmal.
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Hallo m1965,
ich will Dir mal noch ein paar Gedanken von mir mitteilen. Und zwar dazu:
ZitatFür mich würde ich allgemein gerne das dumpfe Gefühl heraufziehenden Unheils loswerden.
Kann ich gut nachvollziehen. Mir scheint, bei Dir gibt es zwei Dinge, die da relevant sind: einmal Dein eigenes Trinkverhalten. D. h. die Angst Du könntest in die Sucht abrutschen. Mein Gefühl ist, jedoch wirklich nur ein Gefühl, dass Du zwar missbräuchlich trinkst (getrunken hast) jedoch scheinbar noch gut in der Lage bist es zu steuern. Das würde bedeuten,dass Du (noch) nicht süchtig bist. D. h. auch, dass Du zu einem "normalen" Trinkverhalten zurück finden kannst. Sicher besteht immer die (erhöhte) Gefahr, dass Du Deinen Konsum wieder steigerst (weil gelernt ist gelernt), wenn Du jedoch konsequent bist und bleibst, dann wirst Du es kontrollieren können. Weil Du eben nicht süchtig bist. Ich möchte nochmal sagen, dass ich das natürlich alles nicht sicher sagen kann. Aber so wie Du Dich beschreibst scheinst Du noch rechtzeitig aufgewacht zu sein.Und dann natürlich noch die andere Seite, von der Unheil aufziehen könnte. Deine Frau. Hier schreibst Du ja folgendes:
ZitatMeine Frau konnte / kann meine Reduktions-Agenda einerseits nicht nachvollziehen, hat aber indirekt schon eingestanden, dass unser Konsum nicht in Ordnung war, indem sie inzwischen nur noch am WE Alkohol zu sich nimmt. Das auch nur für einige Zeit ebenfalls zu lassen, ist überhaupt keine Option für sie, 100% abgeschmettert.
Das hört sich jetzt nicht so toll an. In Kombination mit dem was Du sonst noch so geschrieben hast über ihr Verhalten hört sich das gar nicht gut an. Es könnte also sein, dass sie bereits süchtig ist. Dann ist es leider so, dass nur noch absolute Abstinez aus dieser Spirale herausführen könnte. Also so, wie das z. B. bei mir auch der Fall war. Dazu allerdings müsste Deine Frau das auch wollen. Also von sich aus. Sie müsste erst mal sagen: Ja ich habe ein großes Problem, ja ich habe es nicht mehr unter kontrolle und ja, ich will daran etwas ändern, ich möchte nicht mehr trinken.Was ich bisher lese hört sich ganz anders an. Es könnte sein, es vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Deine Frau den Weg geht, den ich auch gegangen bin. Sie beginnt heimlich zu trinken. Du baust Druck auf, sie will oder kann Deinen Weg nicht mitgehen, sie wählt den Weg des heimlichen Trinkens. Warum auch immer. Ich tat es damals um Ruhe zu haben. Da bei mir aber die Grundvoraussetzugen ganz anders waren als bei Dir und Deiner Frau hatte ich dann auch wirklich Ruhe. D. h. bei mir hat niemand vermutet das ich heimlich trinken könnte. Und so konnte ich viele viele Jahre trinkend verbringen und bin dabei immer tiefer hinein gerutscht.
Bei Dir liegt hier jetzt natürlich ziemlich viel Zündstoff. Denn Du weißt ja was Sache ist, Du weißt wie der Hase läuft. Ich möchte Dir auch sagen, dass es auch für Dich nicht gesund ist, wenn Du Deine Frau permanent misstrauisch beäugst und vielleicht sogar überwachst. Mit dem Ziel heraus zu finden ob sie jetzt etwas getrunken hat oder nicht. Ich meine, überlege doch mal, wohin soll das denn führen bzw. was soll das denn letztlich bringen?
Es wird Dir /Euch nichts anderes als Zoff bringen. Denn wenn sie trinken will, dann will sie trinken. Und das ist übrigens auch ihr gutes Recht. Sie bestimmt nur über ihr Leben. So wie Du über Deines. Was ich sagen will ist: Du kannst Deinen Weg gehen, Du kannst z. B. zukünftig während der Woche auf Alkohol verzichten und z. B. nur noch auf Feiern mal was trinken. Das wäre dann sozusagen ein relativ normales Trinkverhalten. Das kannst Du alles so machen, sofern Du tatsächlich nicht süchtig bist (siehe oben). Deine Frau jedoch kann das nicht (sofern sie süchtig ist) oder sie will es nicht.
Und jetzt?
Jetzt ist guter Rat teuer.
Ich versuch's trotzdem mal. Versuch doch mal die 2-Monate ohne Alkohol Geschichte zu realisieren. Vielleicht lässt sie sich ja doch darauf ein. Ich vermute aber, dass sie das nicht möchte oder aber den Ausweg des heimlichen Trinkens wählt.
Dann bliebe Dir die Option, Dein "Ding" durchzuziehen. Dazu würde ich Dir dann ehrlich gesagt auch raten. Wenn Dir das alles so gelingt wie Du es planst und Du das über einen langen Zeitraum problemlos so hinbekommst, dann hast "Deine Baustelle" erst mal weg. Aber Du hast dann wahrscheinlich eine Alkoholikerin als Frau. Und hier braucht es dann wiederum einen anderen Plan. Du hast ja schon angekündigt, dass Du z. B. zuhause nichts mehr trinken würdest um sie sozusagen zu unterstützen in ihrer Abstinenz. Das ist natürlich sehr hilfreich, jedoch müsste sie ja erst mal nichts mehr trinken wollen. Aktuell sieht das ja alles ganz anders aus bei Euch.Es ist für mich also wirklich sehr schwer hier irgendwas zu raten. Ich würde aber immer sagen, dass man erst mal bei sich selbst anfangen sollte. Erst mal um sich selbst kümmern und mit sich selbst ins Reine kommen. Und dann ergeben sich die "anderen Sachen" oft von alleine. So sind jedenfalls meine Erfahrungen. Was Du tust, dass hast Du selbst in der Hand. Was Deine Frau macht, das liegt nicht in Deiner Hand. Dafür ist sie verantwortlich.
Ich wünsche Dir auf jedenfall alles alles Gute.
LG
gerchla
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