Kennengelernt haben wir uns Anfang Mai und sind seit ca. 4 Monaten ein Paar. Er ist Alkoholiker. Er hat es mir gestanden. Jeden Abend trinkt er. Ich bin ca. 3 Mal die Woche bei ihm und trinke mit (Nicht das harte was er trinkt, aber dennoch trinke ich mit). Er möchte aus seiner Sucht rauskommen. Er hat sich eine Frist gesetzt zum Ende des Monats und wenn er es nicht schaffen sollte, dann will er professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn ich bei ihm bin, ist er mal so mal so drauf. Zum Sex kommt es fast gar nicht mehr, da er Errektionsprobleme hat (bedingt durch den Alkohol). Aber er meinte das Gefühl, das er durch Alkohol hat, sei wichtiger als Sex für ihn. Wenn ich bei ihm bin, sitzen wir meist voneinander entfernt und hören Musik. Er ist da total in seiner eigenen Welt. Lässt mich zum Teil links liegen. Hört der Musik zu und ist wie in Trance. Ich weiss nicht, ob ich wirklich bis zum Ende des Monats warten soll, dass er damit aufhört und wenn er es nicht schafft, dann Hilfe in Anspruch nimmt. Oder was ich sonst machen soll. Ich habe ihn wirklich sehr lieb gewonnen und habe ihm auch versprochen ihn zu unterstützen. Aber ich bin jetzt schon am Ende meiner Kräfte und bin nicht mehr glücklich so wie es gerade läuft. Betrügen würde für mich auch nie in Frage kommen. Und verlassen auch nicht
Mein Partner ist Alkoholiker
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Malibu1976 -
12. September 2018 um 14:19
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Hallo Malibu,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.
Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin Ende 40, Alkoholiker, und lebe jetzt schon mehrere Jahre ohne Alkohol.
Ich will Dir einfach mal meine Gedanken zu dem was Du geschrieben hast da lassen. Was Du dann damit machst ist Deine Sache.
Also, Du hast vor kurzem einen Alkoholiker kennengelernt und ihr seid jetzt seit kurzem auch ein Paar. Ich nehme mal an, Du wusstest das nicht, als Du ihn kennen gelernt hast und Du hast es auch erst von ihm erfahren, nachdem Du ihn lieb gewonnen hattest. Nun sind 4 Monate (verstehe das bitte nicht falsch) noch keine allzu lange Zeit und nach 4 Monaten weiß man in der Regel von einem neuen Partner noch nicht so gaaaanz viel. Aber Du weißt bereits, dass Du nicht verlassen wirst (so jedenfalls Dein letzter Satz), dass Du ihn nicht betrügen wirst (da frage ich mich was das für einen Sinn hätte, wenn Du das tun würdest) und das Du ihn lieb gewonnen hast. Da stellt sich mir erst mal die Frage: ist "lieb gewonnen" für Dich das Gleiche wie LIEBE? Das würde mich tatsächlich interessieren, es könnte nämlich sein, dass Du ein Helfersyndrom hast und durchaus unbewusst nach Menschen suchst, denen Du helfen darfst. Hast Du sowas in der Vergangenheit schon bemerkt?
Wenn ich ehrlich bin, würde ich Dir zurufen: Nimm Deine Beine in die Hand und lauf so schnell Du kannst. Lass Dich bloß nicht mit einem nassen Alkoholiker ein und sei froh, dass Eure Beziehung erst so kurz andauert. Aber ich habe das Gefühl, dass das nicht das ist was Du hören möchtest und auch nicht das ist, was Du tun möchtest. Du möchtest ihm helfen.
Dazu kann ich sagen: Du kannst gar nichts machen. NICHTS. Wenn er aufhören möchte, dann soll er aufhören. Aber er handiert ja bereits mit Terminen. Das ist typisch für nasse Alkoholiker. "Bis Ende des Monats und dann....." Er sagt nicht: "ich gehe heute zum Arzt und spreche mit ihm und für morgen habe ich einen Termin bei der Suchtberatung ausgemacht und heute Abend gehe ich in eine Selbsthilfegruppe", nein, er sagt: "bist Ende des Monats probiere ich es selbst und wenn das nicht klappt, dann......" Naja, Du kannst ja einfach mal bis Ende des Monats warten und schauen was passiert.
Ich tippe auf NIX und würde mich sehr freuen, wenn ich mich irre.Euer Zusammensein, das Du so beschreibst und da geht es mir jetzt ausdrücklich nicht um den (fehlenden) Sex, den ich perönlichich in einer guten Beziehung zwar für sehr schön erachte, der jedoch aus meiner Sicht nicht das entscheidende Element einer funktionierenden Beziehung sein darf, klingt für mich grauenvoll. Ihr sitzt rum, jeder in seiner Ecke, er hört Musik, säuft sich nebenher die Hucke voll und das war's dann, oder wie muss ich mir das vorstellen? Was gibt Dir das? Stellst Du Dir so eine Beziehung vor und wie hast Du ihn denn da "lieb gewinnen" können? Also ich meine das jetzt weder böse noch provizierend, ich VERSTEHE es nur einfach nicht. Es sein denn, Du hast jemanden gesucht, dem Du helfen kannst. Da kannst Du Dich sicher austoben, allerdings wahrscheinlich ohne Erfog. Wobei, darauf würde es dann wahrscheinlich auch gar nicht ankommen...
ZitatIch weiss nicht, ob ich wirklich bis zum Ende des Monats warten soll, dass er damit aufhört
Nachdem Du für Dich ausgeschlossen hast ihn zu verlassen frage ich mich, was Du sonst tun willst, außer zu warten? Was hast Du den für Alternativen? Du kannst warten und hoffen, dass er es entweder alleine schafft (über die Chancen dass das eintrifft sage ich mal nix) oder dass er es nicht schafft und dann professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, falls ihm dann nicht irgendwas anderes einfällt. Ansonsten könntest Du ihm ein Ultimatum stellen, z. B. das er sofort etwas unternehmen soll, weil sonst.... Ja was sonst? Trennen willst Du Dich nicht, was willst Du also machen. Warten halt, sonst geht ja nix.Und fallst Du denkst, Du könntest ihn mit reden, bitten, flehen, drohen etc. zu irgendwas bewegen, vergiss es. An einen süchtigen nassen Alkoholiker kommt man so gar nicht ran. Der kann nur was ändern wenn er das selbst will.
Zitatund wenn er es nicht schafft, dann Hilfe in Anspruch nimmt.
und was meinst Du eingentlich damit? "wenn er es nicht schafft".... Erst mal muss doch mal was machen, etwas unternehmen. Ob er es nicht schafft weiß er doch erst, wenn er es wenigstens versucht hat. Ich hoffe nicht, dass er so leichtsinnig ist und einfach nix mehr trinkt. Denn dann macht er einen kalten Entzug, der kann tödlich enden. Also er muss doch zumindest unter äztlicher Aufsicht entziehen und danach kann er ja mal versuchen ohne Hilfe klar zu kommen. Was völliger Schwachsinn ist, weil es so viele gute Hilfsangebote gibt und die Chancen es ohne zu schaffen einfach mega gering sind. Die Frage ist doch ob er überhaupt was tun will. Oder ob das alles nicht nur das typische Alki blabla ist. Immer das Gleiche, blablabla und nix passiert. Daran hindern etwas zu tun kann ihn doch nur, dass er es nicht will, weil er weiter saufen will. Mit Dir hat er ja jetzt sogar eine ganz praktische Co-Abhängige an seiner Seite, die ihn nicht fallen lässt, eine Trennung sogar ausschließt und ihr eigenes Leben nach seiner Sucht ausrichtet. Super, besser kannst doch gar nicht sein. Da hat er ja einen 6er im Lotto gemacht.Ich weiß nicht ob das bei dir ankommt, aber ich kann Dir nur raten: Kümmere Dich um Dein eigenes Leben. Lass ihm seines. Du weißt ja nicht mal wer er ist, Du hast ihn ja als nassen Alki kennengelernt. Der Mensch, der da dahinter steckt, wenn er denn jemals trocken werden sollte, den kennst Du ja gar nicht. Das kann und wird wahrscheinlich ein ganz anderer sein. Du wirst an ihm Deine gesamte Energie verbraten können und wirst dabei selbst krank, selbst abhängig. Er ist vom Alkohol abhängig und Du von ihm, von seinem Wohlbefinden. Und dabei kannst Du für ihn überhaupt nichts tun, er wird wegen Dir nicht mit dem Trinken aufhören.
Sollte er tatsächlich aufhören, ich meine damit nicht nur mal eine Zeit lang nichts trinken sondern richtig in eine Klinik gehen etc. dann kannst Du Dir ja überlegen, ob Du ihn unterstützen möchtest. Sei Dir aber drüber im Klaren, dass es einerseits eine hohe sehr hohe Rückfallquote gibt und dass Du andererseits wenn er es schafft, einen veränderten, anderen Menschen vorfinden wirst.
Also, lies doch bitte auch mal bei den anderen Anghörigen, falls Du das nicht getan hast. Die Geschichten ähneln sich, die Lösungen um wieder auf die Beine zu kommen auch.
Ich wünsche Dir nur das Beste! Und natürlich auch einen guten Austausch hier im Forum.
LG
gerchla
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