trinkende Ehefrau / Mutter

  • Hallo zusammen,

    ich bin "neu" hier. Ich bin m, 35 und Vater zweier Kinder (5/3).

    Zur Geschichte:
    Meine Frau hat nach der Geburt unseres 2. Kindes und erfolgtem Abstillen vor ca. 2,5 Jahren angefangen Alkohol zu trinken. Anfangs noch relativ wenig (1 oder 2 Gläser Rotwein am Abend), mit der Zeit hat sich dies schleichend gesteigert. Nun mittlerweile ist Sie, Spiegeltrinkerin. Sie trinkt täglich, nahezu "Rund-um-die-Uhr", Prosecco. Hierzu ist zu sagen, dass Sie selten "Rotzedicht" ist, sondern Großteils relativ "normal" wirkt.

    Vor ca. einem Monat hat Sie es dann selbst eingesehen (und evtl. auch durch Druck von außen) dass es so nicht mehr weitergeht, und hat sich bei der Suchtberatung gemeldet. Mittlerweile sind 3 Termine vergangen. Zusätzlich war Sie letzte Woche in einer Motivationsgruppe von der Suchtberatung. Das sind die positiven Veränderungen.

    Ansonsten hat sich leider relativ wenig geändert. Ihr wurde in der Beratung gesagt, dass Sie die Trinkmenge, mit Zeit, Datum und Anlass aufschreiben soll. Anfangs tat sie dass auch noch. Seit mittlerweile einer Woche, vermute ich, dass Sie nichts mehr aufschreibt. Einen Einblick in Ihre Listen lässt Sie mir nicht zu ("Das ist persönlich"). Die Trinkmenge (mind. 2 Liter Prosecco o.ä. am Tag) hat sich nicht geändert, tendenziell eher gestiegen.

    Ich bin hin- und hergerissen. Ich weiß nicht wie ich weitermachen soll. Ich war mittlerweile auch schon 2 mal in der Suchtberatung für Angehörige. Thema Co-Abhängigkeit ist mir ein Begriff.

    Wenn ich Sie drauf anspreche, wird sofort abgeblockt und darauf hingewiesen, dass Sie Ihren Weg gehen möchte und Sie ja auch schon 3 mal in der Beratung war. Man solle doch das positive sehen, und Sie nicht in irgendeine Ecke reindrängen. Sie beschreibt "Ihren Weg" damit, dass Sie versuchen möchte die Trinkmenge zu reduzieren und die Zeitabstände zu vergrößern. Nach der letzten Sitzung bei der Suchtberatung hat sie wohl zugegeben, Ihr Ziel nicht erreicht zu haben. Daraufhin wurde Ihr die Motivationsgruppe empfohlen, zu der Sie dann auch hin ist.

    Könnt Ihr mir einen Rat geben wie ich mich weiter zu verhalten habe? Soll ich Ihr weiter Zeit geben?
    Ich habe ihr schon angedroht mich zu trennen, wenn Sich keine umgehende Änderung einstellt. Daraufhin ist Sie dann zur Suchtberatung, was für mich ein erster Schritt war. Was mich noch ein wenig davor zurückschreckt die Drohung zu erneuern, ist für mich die unklare Situation mit unseren Kindern. Ich werde Sie auf keinen Fall bei einer nassen Alkoholikerin lassen. Ich weiß nur nicht, ob dass das Jugendamt auch so sieht? Zudem lieben unsere Kinder, Mama wie auch Papa!. Sie würde eine Trennung extrem hart treffen.

    Vielen Dank für Eure Einschätzungen und Ratschläge!

  • Hallo Zuversicht,

    willkommen im Forum!

    Ich gehe davon aus, dass Du Deine Frau ebenso wie Deine Kinder liebst, und deswegen in erster Linie daran interessiert bist, wie Du, als Ehemann, Deine Frau zusätzlich zur Suchtberatung und ggf. Selbsthilfe- oder Motivationsgruppen zur Abstinenz motivieren kannst?
    Ganz spontan empfehle ich Dir dazu das Angehörigenprogramm CRAFT, das z. B. von der Caritas angeboten wird.

    In der Regel wird aufgrund der klassischen Beratung von Angehörigen trinkender Partner bei der immer noch bevorzugten Behandlung von Co-Abhängigkeit geraten, sich als Angehöriger abzugrenzen und die Verantwortung über das Trinkverhalten des Partners bei ihm zu belassen.
    Nun, auch die Behandlung und Beratung Angehöriger von suchtkranken Menschen ist genauso wenig stehen geblieben, wie die der betroffenen Alkoholiker.
    CRAFT geht neue Weg und ist inzwischen vielfach erprobt und erfolgreich, wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen. So eben, siehe oben, die Frage nach der erwünschten Zukunftsperspektive des Paares. (Es würde ja wenig Sinn machen einen gemeinsamen Motivationsweg zu beschreiten, wenn von vorneherein beabsichtigt ist, sich zu trennen!)

    Deiner Frau wurde bei der Suchtberatung wohl aufgrund ihrer eigenen Vorgaben, wie sie weiterhin mit ihrem Trinkverhalten umzugehen wünscht, geraten, es zunächst einmal mit KT (Kontrolliertem Trinken) zu versuchen.
    Dazu muss sie ein Trinktagebuch führen, das aber nicht nur die Trinkmenge, Art des Getränks und Uhrzeit enthält, sondern auch den Anlass und die zum Zeitpunkt des Trinkwunsches (Suchtdruck) vorhandene Befindlichkeit.
    Demzufolge ist es nachvollziehbar, dass sie Dir dieses Trinktagebuch nicht vorlegen möchte, weil sie u. U. auch Dich als Ursache für den Wunsch nach Alkohol aufgeschrieben hat. Schließlich – so liest es sich für mich – machst Du ja auch (verständlicherweise) Druck.

    Drohungen von Angehörigen bewirken i.d.R. eher das Gegenteil von dem, was damit erreicht werden soll. Häufige Drohungen ohne gleichzeitig konsequentes Handeln werden von den suchtkranken Partner nicht ernst genommen. Da Alkoholiker (Süchtige überhaupt) Weltmeister in der Manipulation anderer Menschen sind, entsteht durch Drohungen > scheinbares Eingehen > eventuell sogar über einen Zeitraum nahezu abstinent > aufgrund der scheinbaren Kompromissbereitschaft … usw. eine Spirale der gegenseitigen Illusion. „Man“ glaubt, man hofft, man versucht, man erwartet …

    Ich denke Du solltest Dir in erster Line selbst darüber klar werden, wie stark Dein Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft ist, und wie viel Du Dich in die Suchtkrankheit Deiner Frau einbringen willst.

  • Hallo Dietmar,

    vielen Dank für Deine Rückmeldung!


    Ich gehe davon aus, dass Du Deine Frau ebenso wie Deine Kinder liebst, und deswegen in erster Linie daran interessiert bist, wie Du, als Ehemann, Deine Frau zusätzlich zur Suchtberatung und ggf. Selbsthilfe- oder Motivationsgruppen zur Abstinenz motivieren kannst?


    Definitiv ja! Das CRAFT-Programm habe ich überflogen. Ich werde mich die nächsten Tage damit näher beschäftigen, bzw. informieren. 44.

    Ja das Trinktagebuch wurde mir von Ihr noch nicht gezeigt, eben mit dem deinem genannten Hinweis (Ursache). Ich habe halt den Eindruck (vielleicht mag er täuschen), dass Sie das Trinktagebuch nicht gewissenhaft führt und dadurch der Eindruck bei Ihr wie auch in der Beratung entsteht, dass Sie mit dem KT auf einem guten Weg ist, und sich dadurch kurz- bis mittelfristig nichts bewegt.

    Auch wenn ich meine Frau liebe, so möchte ich nicht dauerhaft mit einem nassen Alkoholiker zusammen leben. Und das möchte ich eben auch für meine Kinder! Grundsätzlich bin ich auch bereit meine Drohung umzusetzen, da ich glaube dass es langfristig für mich und meine Kinder besser ist. Die Frage ist für mich halt nur, wie lange ich es noch so laufen lasse, und hoffe dass Sie selber auf die Einsicht kommt.


    Ich denke Du solltest Dir in erster Line selbst darüber klar werden, wie stark Dein Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft ist, und wie viel Du Dich in die Suchtkrankheit Deiner Frau einbringen willst.

    Der Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft ist sehr groß! Ich möchte mich sehr gerne in die Suchtkrankheit meiner Frau einbringen, wenn Sie mich nur lassen würde...

    Herzlichen Dank!

  • Hallo Zuversicht,

    zuerst einmal gut das du hier im Forum vorbei schaust.

    Meine Gedanken zu deiner Situation sind so,
    wenn deine Frau das kontrollierte Trinken mit aufschreiben und Zielsetzung nicht umsetzten konnte, war der nächste Schritt für sie ja die Motivations Gruppe. In dieser geht es darum zu sehen wo der Weg hin geht.
    Diese ist ja Zeitlich begrenzt ca 2 bis 4 Monate und da muß sie sich für einen Weg entscheiden, entweder eine Ambulante Therapie, eine Stationäre Therapie oder einfach weiter zu trinken, auch kann eine Selbsthilfe Gruppe aufgesucht werden.
    Gespräche mit dem Suchtberater sollen dabei helfen.
    Ich will damit Sagen das die Zeit die du ihr geben könntest übersichtlich ist.
    Im günstigsten Fall wählt sie die Therapie.
    Auch ich hatte zwei kleine Kinder noch jünger als deine.
    Und meine Kinder waren ja schon ein starkes Argument zum trocken werden.
    Kinder brauchen ja mehr als Nahrung und Kleidung, ich wollte auch Emotional bei ihnen sein,was bei mir mit dem Alkohol nicht wirklich möglich war, mir war wichtig genug Alkohol zu konsumieren und das nahm einen großen Raum ein.
    Aber es braucht auch eine gewisse Zeit um sich mit dem Gedanken der Abstinenz anzufreunden und da gibt es Unterschiede.
    Ich habe damals auch eine Zeit rum experimenriert und einen Weg gesucht Moderat trinken zu können das ist normal,
    doch irgendwann habe ich begriffen das ich nicht zu den Menschen gehöre die mit dem Alkohol umgehen können. Das deine Frau freiwillig zur Sucht Beratung geht finde ich einen sehr hoffnungsvollen Weg.
    Ich kenne durch den Weg, den ich gegangen bin auch viele Positive Beispiele.


    Allerdings, wenn deine Frau nicht die Hilfe der Suchtberatung nutzt und es nicht schafft nüchtern zu leben, wirst du wohl nicht umhin kommen eine klare Entscheidung zu treffen.
    Manchmal braucht es auch den Druck von außen.

    Es Grüßt,
    die Birgit

  • Danke Birgit, das macht Mut!

    Die Zeitvorgabe von 2 bis 4 Monaten hilft mir auch weiter. Damit kann ich mich anfreunden.

    Was hat dich letztendlich dazu bewogen dem Alkohol ein Ende zu setzen? Ein einschneidendes Erlebnis? Mir wurde in der Angehörigen - Suchtberatung gesagt, dass die allermeisten alkoholkranken Menschen, erst ganz unten sein müssen und nachhaltig eine Veränderung herbeizuführen. Schön dass es, zumindest macht deine kurze Geschichte den Anschein, auch anders geht. Gibt es Deine ganze Geschichte hier irgendwo zum nachlesen? Würde mich sehr interessieren.

    Vielen Dank! Z.

  • Hallo Zuversicht,

    ich möchte Dir etwas Mut zusprechen. Ich bin selbst Alkoholiker und lebe nun schon länger ohne Alkohol. Ich finde es toll, dass für Anika ihre Kinder ein Grund waren, ein starker Grund waren, um mit dem Trinken aufzuhören. Das zeigt ja, dass Gründe von außen auch manchmal zum Ziel führen können.

    Es wird ja oft gesagt, dass der Alkoholiker unbedingt für sich selbst aufhören wollen muss. Das es nicht viel bringt, wenn er von "außen" dazu gezwungen wird. Und das stimmt grundsätzlich auch, aber nicht immer. Tatsächlich waren z. B. bei mir meine beiden von mir wirklich über alles geliebten Kinder nicht Grund genug, mit dem Trinken aufzuhören. Aber meine Trinkergeschichte ist auch eine ganz andere gewesen, als z. B. die von Anika oder auch die Deiner Frau. Es sieht oft auf den ersten Blick immer alles sehr ähnlich aus, ist jedoch im Detail höchstindividuell.

    Und so sind es eben oft auch die Wege heraus aus der Sucht. Es stimmt schon, am erfolgsbersprechendsten sind sicher die klassischen Wege: Der Alkoholiker sieht ein, dass ein Alkoholiker ist, das tut er, weil er seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht hat und so nicht mehr weiter leben möchte. Er beschließt seine Sucht zu bekämpfen, geht zum Arzt, entgiftet, macht eine Therapie und kümmert sich anschließend sorgsam um sein neues trockenes Leben.

    Das ist eine Variante, die so, wenn es funktioniert, sehr gut funktioniert und es ist ein Weg, den viele erfolgreich gegangen sind. Aber es gibt eben auch viele andere. Die auch erfolgreich waren, die z. B. über Druck von außen widerwillig etwas gegen die Sucht unternommen haben und erst dadruch bemerkt haben, in welcher Lage sie eigentlich sind. Um dann plötzlich festzustellen: Ja ich will da jetzt wirklich raus! Und was den persönlichen Tiefpunkt betrifft: wie der Name schon sagt ist der auch sehr individuell. Beim einen ist es der Führerscheinverlust, beim anderen der Verlust des Arbeitsplatzes, ein nächster muss in der Gosse aufwachen und ganz ganz viele erreichen diesen Punkt nie und trinken einfach bis es irgendwann mal vorbei ist.

    Das Verlassen werden durch einen Partner kann so ein Tiefpunkt sein aber es ist auch Drück von außen. Ich denke, Du hast schon sehr gute Anregungen bekommen, wie Du mit Deiner Situation weiter umgehen kannst. Ich finde es sehr gut, dass Du so klar bist. Dass Du Deiner Frau beistehen willst, es nicht einfach hinwirfst, jedoch auch weißt, dass Du notfalls die Reißleine ziehen wirst. Um Dich und natürlich auch Deine Kinder zu schützen. Ich finde Du verhälst Dich hier sehr sehr fair Deiner Frau gegenüber!

    Ich wünsche Dir, ich wünsche Euch nur das beste. Ich hoffe, Deine Frau kommt in die Spur und ihr könnt bald Euer leben zusammen mit Euren Kindern lebenswert leben!

    LG
    gerchla

  • Hallo Zuversicht,

    Zitat

    Mir wurde in der Angehörigen - Suchtberatung gesagt, dass die allermeisten alkoholkranken Menschen, erst ganz unten sein müssen und nachhaltig eine Veränderung herbeizuführen.


    Damit war „der persönliche Tiefpunkt“ eines Betroffenen gemeint, der – weil eben sehr persönlich – höchst individuelles Niveau haben kann.
    Beim Einen reicht es, wenn er aufgrund einer Trunkenheitsfahrt seinen Führerschein abgenommen bekommt, und er geht aktiv gegen seine Sucht vor.
    Ein anderer muss tatsächlich alles verlieren und unter der Brücke landen. Und bei nicht wenigen reicht selbst das noch nicht aus, um sie zum aktiven Handeln zu bewegen.

    So ist es möglich, dass dieser Tiefpunkt für Deine Frau dann erreicht ist, wenn sie aufgrund Deines konsequenten Handelns feststellt, dass Du es ernst meinst und sie im Zweifelsfall tatsächlich verlassen würdest.
    Deine Chancen, so denke ich, stehen gut, dass sie aufgrund Eurer 2 Kinder, aber sicher auch aufgrund der vielen gemeinsamen Jahre in der Partnerschaft und den dementsprechenden Errungenschaften (die ja sonst alle weg wären), eine Einsicht in ihre Sucht bekommt.

    Den Anfang hat sie gemacht, jetzt „zappelt“ sie noch im Netz und sucht gegen die bekanntermaßen in dem Moment fast unglaubliche Vorstellung, nie wieder Alkohol trinken zu dürfen (um trocken bleiben zu können), einen Ausweg (z. B. mittel KT) zu finden.
    Ich möchte Dir einfach auch dazuschreiben, dass in der Sucht trotz all der Hilfsangebote, der Prävention und den Warnungen von Betroffenen, vor allem die Eigenerfahrung die Betroffenen weitergebracht haben.
    So kommt es, dass manche mehrere „Anläufe“ brauchen, bis es mit der Abstinent klappt. Manche probieren über das KT, monatelanger Abstinenz um dann wieder „einmal richtig“ zuschlagen zu können, bis hin zu jahrelanger Abstinenz und dem Irrglauben, ein moderater Alkoholkonsum wäre dann wieder möglich, mit ihrer Sucht klarzukommen.

    Ich denke, dass es einfach wichtig ist, Betroffenen Optionen aufzuzeigen, auch wenn sie mal abgestürzt sind, oder einer ihrer Selbstversuche (wieder) kläglich gescheitert ist.
    Die Sucht ist nichts, bei dem man einen Schalter umlegen, und sie beiseite legen kann. Sie ist aktiv enorm einschneidend und eingreifend in sämtliche Lebensbereiche eines Betroffenen, und sie lässt sich auch nur stoppen, wenn einschneidend und aktiv etwas gegen sie unternommen wird.

  • Hallo Zuversicht,


    Meine Kinder waren noch ganz klein, 5 Monate und gut 2 Jahre als ich anfing mir Gedanken zu machen, über meine eigene Kindheit, und die Zukunft meiner Kinder.
    Mir wurde klar das meine Eltern bewusst oder unbewusst, mir als Kind vieles nicht geben konnten, weil sie einfach zu sehr mit ihrer eigenen Sucht beschäftigt waren.

    Zu dieser Zeit war ich noch kräftig am trinken, spürte aber deutlich, was es für mich als Kind bedeutet hat, bei süchtigen Eltern aufzuwachsen.
    Da hatte ich echt ein Dilemma, der Alkohol und andere Drogen waren aus meinem Leben nicht mehr weg zu denken, allerdings wurde ich auch den Gedanken nicht mehr los, das ich meinen Kinder eine solche Kindheit, wie ich sie ertragen musste, auf keinen Fall antun werde.
    Sie sollten die gleichen Chancen haben, wie Kinder aus gesunden Familien.
    Das wollte ich, das war aber erst mal nur ein Wunsch.
    Glaub mir, ich habe deutlich gespürt das mein Trinken schlimme Folgen für die Kinder haben wird, aber ich brauchte auch einige Monate bis ich meinen Wunsch in die Tat umsetzen konnte.
    Ich brauchte diese Zeit um auszuprobieren, ob ich nicht doch moderat Alkohol trinken kann.
    Der Gedanke, oder besser die Erkenntnis das ich nie wieder kontrolliert konsumieren kann, war anfangs schwer verdaulich.
    Dafür war mein Rumgeeiere gut.
    Ähnliches tut ja auch gerade deine Frau.
    Vielleicht ja auch mit Absprache des Sucht Beraters, aber das weiß ich natürlich nicht so genau.
    Ich hatte keine genaue Vorstellung, wie ich das umsetzten könnte.
    Mein Mann trank ja auch, aber dachte viel weniger über all das nach, was mich so Gedanklich um trieb.
    Der erste Versuch ging so, ich trank keinen Alkohol mehr und kiffte dafür täglich.
    War unzufrieden stellte fest das es ohne nicht ging und trank dann wieder.
    Dann kiffte ich morgens und trank Abends mein Bier, es war eine richtige Suche und ein ausprobieren.


    Nun war ich nicht mehr besoffen, dafür war ich breit geraucht und leicht entspannt.
    Mir wurde schnell klar, das war keine Lösung sondern nur Sucht Verlagerung,
    wollte ich doch Emotional bei meinen Kindern sein, ihnen vorleben wie ein Leben ohne Sucht Mittel geht.
    Aber in mir war kein Plan, wie so etwas gehen könnte.
    Was da war, das war mein Wille, diesen beiden kleinen Kindern, die Möglichkeit zu geben nicht süchtig zu werden.

    Noch mehrere Male wechselte die die Sucht Stoffe Alkohol, Drogen oder Tabletten, ich war da sehr flexibel,
    aber ohne eines dieser Hilfsmittel, erschien mir mein Leben unmöglich.

    Als mir klar wurde wie wenig Rüstzeug ich im Gepäck hatte, suchte ich mir in meiner Not Hilfe.
    Mein Weg führte mich zu Suchthilfe bei der Caritas.
    Auch hatte ich Sorge wegen der Kinder, wie gehen sie bei offizieller Stelle damit um???
    Mir wurde klar das ich keine andere Wahl hatte, entweder weiter saufen oder Hilfe annehmen.
    Zuerst einmal, bei mir wollte niemand in irgend einer Form bezüglich der Kinder eingreifen.
    Im Gegenteil ich kam ja aus freien Stücken mit dem Wunsch nach Veränderung.

    Habe damals meine Sorgen diesbezüglich auch angesprochen.
    Ja die Not trieb mich zur Caritas Suchtberatung, ich besuchte die Orientierungs Gruppe, heute nennt sich diese glaube ich Motivations Gruppe für drei Monate und machte im Anschluss daran eine anderthalb jährige Ambulante Therapie.
    Und ja in der Orientierungs Gruppe wurde noch keine Abstinenz verlangt, die war dann aber Voraussetzung für das beginnen einer Ambulanten Therapie.
    Auch wird heute in der Suchtberatung niemandem mehr gesagt, höhren sie auf zu trinken, es dauert vielleicht etwas länger bis die Entscheidung zur Abstinenz getroffen wird, ist dann aber selbst entschieden und erarbeitet.
    Das war die Voraussetzung, das ich dann in der Therapie mich mit allen Dingen auseinander gesetzt habe, wo vorher irgendein Suchtmittel Entspannung versprach.
    Umsetzen und ausprobieren konnte ich mich dann, im Kindergarte in der Schule, mit anderen Eltern und in vielen anderen Situationen. Und in der Therapie reflektieren, da hatte ich ja als Mutter mit kleinen Kindern viele Möglichkeiten.
    Das auseinander setzen mit Problemen und gute Lösungen finden, konnte ich dann zum Glück in allen weiteren Jahre einsetzten.
    Natürlich stehen mit Kindern viele Entscheidungen an, es wird Mut und Zuversicht gebraucht, dieses wäre Unmöglich wenn ich weiter getrunken hätte.
    Ich war mehr als Zufrieden, mit der Suchthilfe.
    Zu denen konnte ich immer wieder kommen, wenn mein Plan nicht ausreichte.
    Mein Mann und ich waren auch Jahre später einige male in der Erziehungsberatung, weil wie unsicher waren.
    Ein ganz normales Leben eben.

    Auch mein Mann machte kurze Zeit nach mir, die Ambulante Therapie und trug so auch seinen Teil in die Familie bei.

    Mit Hilfe dieser Therapie schaffte ich es 22 Jahre ohne Sucht Mittel zu leben, diese Nüchternheit war das Fundament für meine Kinder und mich.


    Meine Kinder sind nun 23 und 25 Jahre alt, es hat sich gelohnt ihnen zu zeigen, wie Leben geht.
    Unsere Sucht, vielmehr das daraus enstanden Leben und mein sich, nüchtern mit den Dingen des Alltages auseinander setzten zu können, hat unsere Kinder nur Positiv geprägt.


    Ich war dann 22 Jahre trocken, hatte dann einen Rückfall im letzten Jahr, habe es nun zum Glück wieder geschafft trocken zu werden.

    Soviel erst mal von mir.
    Es Grüßt,
    die Birgit

  • Hallo Birgit,

    wow, was für eine Geschichte. Vielen Dank, das ganze macht echt Mut, dass sich meine Situation und die Situation für meine Kinder auch verbessern kann.

    Dietmar und Gerchla,

    auch an Euch vielen Dank für die aufmunternden Worte! Das tut gut!

    Ich werde meiner Frau nun die nötige Zeit geben "um im Netz zu zappeln". Ich hoffe, sie findet den richtigen Weg heraus.

  • Guten Morgen Zuversicht,

    Zitat

    Ich werde meiner Frau nun die nötige Zeit geben ...

    Das wird alleine nicht reichen, um zu erreichen, was Du erreichen willst.
    Bei Alkoholikern sagt man "nur das Glas stehen lassen, wird nicht reichen, um stabil und zufrieden trocken bleiben zu können".
    Bei Angehörigen ist es nicht anders: Nur abwarten und zuschauen, wird Dich nicht dahin bringen, wo Du eigentlich hin willst.

  • Guten Morgen Dietmar,

    ich werde nicht tatenlos rumsitzen und nichts tun, das ist für mich selbstverständlich. Ich werde mich, wie gesagt über das CRAFT - Programm informieren. Nur sehe ich hier das Problem, dass meine Frau zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewillt sein wird, hier zusammen mit mir, aktiv daran zu arbeiten.

    Zudem bittet mich meine Frau, auch um etwas "Normalität". Ich denke, das ist auch wichtig. Für uns beide.

    Ich denke, es wird noch etwas Zeit brauchen, damit meine Frau die richtigen Schritte gehen kann. Diese Zeit möchte ich Ihr geben! Zugleich werde ich auch für Sie da sein, wenn Sie (hoffentlich irgendwann) auch meine Hilfe zuläst.

    Außerdem werde ich in unregelmäßigen Abständen, Termine bei Suchtberatung für Angehörige für mich aus machen. Das hilft mir auch immer weiter.

    Zusätzliche Anregungen sind gerne gesehen. ;)

  • Hallo Zuversicht,

    Zitat

    ich werde nicht tatenlos rumsitzen und nichts tun, das ist für mich selbstverständlich.

    Das ist nicht selbstverständlich, eher sogar die Ausnahme, dass Angehörige – auch in ihrem eigenen Interesse! – sich kümmern!

    Zitat

    Ich werde mich, wie gesagt über das CRAFT - Programm informieren. Nur sehe ich hier das Problem, dass meine Frau zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewillt sein wird, hier zusammen mit mir, aktiv daran zu arbeiten.

    Lies Dich in CRAFT mal ein, dann wirst Du sehen, dass es genau darum geht: Die trinkenden Partner zu motivieren, dass sie zumindest ihre Trinkmenge reduzieren, im günstigsten Fall sogar ganz mit Trinken aufhören. Ohne „Druck“ oder vorgehaltenem Zeigefinger.
    Anders als in den reinen Modellen zur Co-Abhängigkeit, wo es in erster Linie darum geht, dass die Angehörigen ihre Verantwortung für sich übernehmen, und die Verantwortlichkeiten des trinkenden Partners abgeben (bzw. gar nicht übernehmen), und ihre Partner alleine ihren Weg suchen und finden lassen (müssen), geht CRAFT von einem gemeinsamen, motivierenden Weg aus.

    Meiner Meinung nach gibt es genauso viele individuelle Wege, wie Angehörige mit der Problematik umgehen können, wie es für die betroffenen Alkoholiker Wege gibt, die Sucht stoppen zu können.
    Dazu ist grundlegend wichtig, die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen miteinander zu klären. (Siehe die Bereitschaft, die ich schon angesprochen habe.)

    Zitat

    Ich denke, es wird noch etwas Zeit brauchen, damit meine Frau die richtigen Schritte gehen kann. Diese Zeit möchte ich Ihr geben! Zugleich werde ich auch für Sie da sein, wenn Sie (hoffentlich irgendwann) auch meine Hilfe zulässt.

    Absolut der richtige Ansatz! Mit Zwang und allein durch Androhung von Konsequenzen erreicht man letztlich nichts. Deine Frau würde dann auch, im Fall, dass sie Dir zuliebe (vorübergehend) mit dem Konsumieren aufhört, nicht sehr lange trocken bleiben können. Es muss von innen herauskommen und ein sehr starker Wunsch sein, der dann auch im Fall von auftretendem Suchtdruck (für den kein Betroffener etwas kann oder falsch gemacht hat) kritische Situationen überwinden lässt.
    Schön, wenn man dabei dann einen Partner an der Seite hat, der nicht nur Verständnis aufbringt, sondern darüber hinaus sich sogar auskennt!

    Zitat

    Außerdem werde ich in unregelmäßigen Abständen, Termine bei Suchtberatung für Angehörige für mich ausmachen. Das hilft mir auch immer weiter.

    Das ist sehr empfehlenswert! In diesen Gesprächen geht es um Dich und um Deine Belastungen und Probleme in der Situation.

    Normalerweise würde ich an dieser Stelle auch einmal zum Besuch einer reinen Angehörigen-Selbsthilfegruppe raten. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Du da nicht unbedingt an der richtigen Stelle bist. Dein Engagement in der Sache und die intellektuelle Art und Weise, wie Du mit der Problematik als Angehöriger umgehst, ist schon beträchtlich anders, wie es meist bei Angehörigen der Fall sein dürfte.

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