Mutter ist Alkoholikerin

  • Hallo,

    erstmal möchte ich mich kurz vorstellen, bin weiblich und 32 Jahre alt. Bis vor einem Jahr habe ich mit meiner alkoholkranken Mutter zusammen in einer 2 Zimmer Wohnung gelebt. Ich habe für Sie alles gemanagt, ich war im Grunde genommen, die Mutter und sie die Tochter. Sie hat kaum etwas gemacht. Vor gut einem Jahr bin ich mit meinem Freund zusammen gezogen, über 200 Kilometer entfernt. Seitdem geht es mir richtig gut, kein ständiger Anblick mehr, einer betrunkenen Mutter, keinen Dreck mehr von ihr wegmachen, denn wenn sie getrunken hat, hat sie überall hin uriniert, gekotzt und alles durfte ich wegmachen, da es mich extrem gestört hat.
    Mein Mutter ist arbeitslos, hat eigentlich auch nicht wirklich Lust arbeiten zu gehen.

    Nach meinem Auszug hat sie unvermindert weiter getrunken, sie war dann privat putzen gegangen, hat da von den Leuten Alkohol getrunken, so kam es dann auch, dass sie immer öfters aufgrund aufgrund ihres alkoholisierten Zustandes Kontakt mit der Polizei hatte, oder Mitmieter im Haus haben die Notarzt verständigt, da sie meine Mutter schon länger nicht mehr gesehen haben bzw. es aus der Wohnung gestunken hat.
    Irgendwann hat sie dann den Entschluss gefasst, eine Entzugstherapie zu machen, diese hat sie dann für vier Monate absolviert. Seit über einen Monat ist sie jetzt wieder in ihrer alten Wohung und es geht einfach so weiter wie bisher auch. Sie bricht in fremde Keller im Mietshaus ein, um sich da Alkohol zu holen und trinkt und trinkt.
    Mich interessiert es ehrlich gesagt, relativ wenig, was sie macht, es kann mir egal sein, aber irgendwie ist es meine Mutter und man will ihr doch irgendwie helfen. Aber ich weiß nicht wie. Mein Freund sagt, brich den Kontakt ab, aber dies finde ich zu hart.
    Klar sie muss selbst aufwachen. Ich hatte nun schon die Idee, sie evtl. in der betreuten Wohnung für Alkoholiker unterzubringen. Aber ich weiß nicht, ob dies überhaupt gehen würde. Ich habe echt Angst, dass sie eines Tages aus der Wohnung fliegt und dann bei uns vor der Tür steht und bei uns bleiben möchte. Aber das geht nicht, dann würde meine Beziehung zu meinen Freund kaputt gehen. Sie würde dann bei uns hocken und trotzdem trinken.
    Sie war vorheriges Jahr für zwei Wochen bei uns, da sie sich den Fuß gebrochen hat und hatte es da noch nicht mal geschafft, die Finger vom Alkohol zu lassen. Wir selbst haben Alkohol da, für eine Feier, aber wir selbst trinken nichts. Wir hatten zwar den Alkohol in unserem Schlafzimmer eingeschlossen, aber bei irgendeiner Gelegenheit und wenn man auf Toilette war, ist sie da rein, hat sich den Alkohol umgefüllt und uns in die Flasche Wasser reingetan. Ganz ehrlich meine Mutter möchte ich gar nicht mehr bei mir haben. Im Grunde genommen trinkt sie seit ich 6, 7 Jahre alt war, hatte schon mal eine Entziehungskur, fing dann aber nach 2-3 Jahren wieder an zu trinken.

    Grüße

  • Hallo Josi,

    erst mal herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe schon seit mehreren Jahren ohne Alkohol.

    Du hast ja schon einiges mitgemacht, was die Alkoholsucht Deiner Mutter betrifft. Du kannst Dir also auch sicher nicht vorwerfen, dass Du sie einfach hättest "hängen" lassen. Wobei das Dein gutes Recht wäre bzw. ist, denn Deine Mutter ist für ihr Leben selbst verantwortlich. Genau wie Du für Deines verantwortlich bist.

    Zitat

    Mich interessiert es ehrlich gesagt, relativ wenig, was sie macht, es kann mir egal sein, aber irgendwie ist es meine Mutter und man will ihr doch irgendwie helfen


    Ich verstehe Dich da sehr gut. Die Mutter ist und bleibt die Mutter und es ist nicht so einfach zu sagen "mich interessiert das alles nicht". Es geht ja dabei auch um Gefühle und auch um Hoffnung, die man vielleicht noch hat.

    Zitat

    Mein Freund sagt, brich den Kontakt ab, aber dies finde ich zu hart.


    Was so hart für Dich klingt könnte tatsächlich die richtige Entscheidung sein. Ich schreibe bewusst "könnte", denn ich maße mir nicht an das zu beurteilen. Die Frage ist aus meiner Sicht, wie stark die Sucht Deiner Mutter und Dein Kontakt zu ihr Dein eigenes Leben negativ beeinflusst. Dabei geht es jetzt aus meiner Sicht auch nicht darum, dass man ab und an mal negatives erlebt, was sicherlich noch zu verkraften wäre. Es geht aus meiner Sicht darum, in wieweit die Sucht Deiner Mutter Dich ernsthaft (psychisch) belastet. Und damit natürlich auch zu einer Belastung für Deine Beziehung wird oder werden kann.

    Es ist halt leider einfach so, dass Du Kontakt haben kannst soviel Du willst. Du wirst Deine Mutter nicht trocken legen. Ich denke diese Erfahrung hast Du auch schon gemacht. Egal was Du tust, was Du sagst, vorschlägst, etc. Sie wird deswegen nicht mit dem Trinken aufhören. Und nebenbei Dich aber immer weiter in den Sumpf hinein ziehen. Das ist erstens Mal sehr unfair und zweitens hochgefährlich für Dein eigenes Leben. Insofern könnte es tatsächlich sein, dass ein Kontaktabbruch das Richtige wäre. Vielleicht auch eine Regelung in Richtung "ich treffe Dich nur oder ich spreche/telefoniere nur mit dir wenn du nüchtern bist".

    Zitat

    Klar sie muss selbst aufwachen.


    Genau so ist es. Nun scheint es ja aber so zu sein, dass sie schon mehrere Versuche unternommen hat trocken zu werden. Sie hat es ja auch schon mal ein paar Jahre geschafft trocken zu leben. Aber scheinbar sieht sie im Alkohol immer noch mehr Vorteile als in einem Leben ohne... Da kannst Du nix machen. Entweder sie wacht tatsächlich noch mal richtig auf (was sicher passieren kann) oder aber trinkt bis zum bitteren Ende (was leider auch sehr häufig der Fall ist). Nur DU hast das nicht in der Hand und bist dafür auch nicht verantwortlich.

    Zitat

    Ich hatte nun schon die Idee, sie evtl. in der betreuten Wohnung für Alkoholiker unterzubringen.


    Ist sie denn bereits ein Betreuungsfall? Leider kenne ich bei diesem Thema nicht aus und kann deshalb auch nichts dazu sagen. Vielleicht wird Dir jemand anders hier dazu etwas berichten können.

    Zitat

    Ich habe echt Angst, dass sie eines Tages aus der Wohnung fliegt und dann bei uns vor der Tür steht und bei uns bleiben möchte.


    Sollte es so kommen und Du lässt das zu, dann kannst Du Dich von Deinem bisherigen Leben verabschieden. Das weißt Du ja, das ist überhaupt keine Option. Sie ist ein erwachsener Mensch und für sich verantwortlich. Sie muss also erst mal selbst schauen wo sie bleibt. Und solange sie nicht krank ist im Sinne von "pflegebedürftig" (da könnte dann evtl. das von Dir angesprochene Wohnheim eine Alternative sein) muss sie sich schon selbst um ihr Leben kümmern.

    Du bist wahrlich in keiner schönen Situation. Wie das leider immer ist, bei den Angehörigen und wie das auch bei meiner Familie war. Der Alkoholiker weiß überhaupt nicht was er seinem Umfeld eigentlich an tut. Und als ein solcher Alkoholiker (gott-sei-dank lange trocken) sage ich Dir: Du hast alles Recht auf ein eigenes, ein glückliches Leben. Lass es Dir nicht von einem Alkoholiker zerstören, auch nicht wenn es sich dabei um Deine Mutter handelt. Du hast ja auch nur dieses eine Leben.

    Ich wünsche Dir alles alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Josi,

    wenns um deine Mutter geht, kann ich leider nichts sagen. Da müßte sie schon selber kommen.
    Was dich betrifft als Angehörige scheint es mir, dass du auf dem rechten Wege bist. Klar schmerzt das, wenn man sieht wie die eigenen Mutter runterkommt. Aber offensichtlich kann sie nicht anders und die einzige die das ändern könnte, wenn sie wollte und könnte, ist sie selber.
    Ich finde es richtig, dass du dich schützen willst und den Kontakt so gering wie möglich hältst.

    Gruß

    Laurids

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