Nur gelegentlich,....

  • Hallo zusammen,

    ich bin der Chris, mitte 30 und trinke mittlerweile recht selten Alkohol. Als Jugendlicher hatte ich beim Feiern öfters mal ein Blackout. Ich bin immer gut nach hause gekommen, konnte mich nur nicht immer erinnern wie. Die letzten Jahre trinke ich nur noch sehr selten. Nichtmal beim Essen ein Wein. Soweit so gut,....

    Mein Problem, ab und zu übertreibe ich es. Und dann passieren Dinge die ich nüchtern nicht machen würde und später zu tiefst bereue. Das kommt vielleicht einmal im Jahr vor. Die letzten Male war ich vor dem trinken auch schon gefrustet und schlecht drauf... Der Versuch den Frust zu vergessen und einen glücklichen/lustigen Abend zu genießen scheitert dann wie folgt:

    Bsp1: Weihnachtsfeier, danach noch mit ein paar Kollegen in eine Bar, mit einer fremden Frau rumknutschen, Ärger zuhause...

    Bsp2 Mit Freunden unterwegs, ich seile mich ab einem gewissen Pegel ab und dann passiert wieder irgendwas doofes...

    Wie gesagt, im täglichen Leben ist alles gut. Wenn wir bei Freunden sind trink ich nur zwei Bier. Überhaupt kein Problem, das reicht mir. Aber manchmal halt nicht...Und dann wirds immer bitter.... Ich kenne meine Grenze nicht und ab dem 5. Bier gibts kein Stop mehr. Immerhin trinke ich keinen Schnaps mehr. Seit dem gibts auch keine Blackouts mehr.

    Kann man es schaffen nur zwei Bier zu trinken? Oder ist das der falsche Weg? Das Problem ist ja auch, dass man sich mit jedem Bier schlauer fühlt, obwohl man dümmer wird.

    Grüße Chris

  • Hallo Chris!

    Willkommen hier im Forum!

    Dein Alkoholkonsum scheint noch im "gesellschaftlichen Rahmen" zu sein, aber Du machst Dir Gedanken. Das finde ich gut - es ist der erste Schritt.

    Bleibt es wirklich bei ca. einem Komplett-Besäufnis im Jahr? Für mich hört sich das etwas widersprüchlich an was Du schreibst.

    Was sagt Dein Umfeld zu Deinem Trinkverhalten?

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier.

    LG
    Caroline

  • Hi Caroline,

    was meinst Du mit wiedersprüchlich.
    Ich trinke ab und zu 2 Bierchen bei Freunden oder beim Grillen. Im großen und ganzen fühle ich mich dem Alkohol mittlerweile aber wenig hingezogen.

    Ab und zu wenn ich mit z.B. mit Freunden am Samstag Abend um die Häuser ziehe wird es schon mehr. Mein Umfeld würde nicht sagen, dass ich ein Problem habe. Ich wirke wohl auch betrunken meist noch recht klar. (was ich ja offensichtlich nicht bin)

    Natürlich mache ich mir Gedanken deswegen. Meine Beziehung seht gerade auf dem Spiel, weil ich einen Fehler wiederholt habe, der mir schon zwei Mal verziehen wurde. Ich habe Ihr schon zwei mal geschworen, dass sowas (also zuviel trinken & fremdknutschen) nicht mehr passiert. Ich schäme mich und es tut mir unendlich leid, da ich sie über alles liebe. Es bricht mir das Herz sie unglücklich zu sehen (vorallem wenn ich der Auslöser bin).
    Mit klarem Verstand hätte ich das alles nie gemacht.

    Gruß Chris

  • Guten Morgen Chris,

    willkommen hier im Forum!

    Ich fasse mal zusammen: Du trinkst mittlerweile recht selten Alkohol, aber wenn Du vielleicht einmal im Jahr mehr als Du verträgst trinkst, erleidest Du einen Kontrollverlust, wie man fachlich dazu sagt, wenn der Trinkende ab einem gewissen Alkoholpegel willentlich einfach nicht mehr aufhören kann.
    Dann machst Du Sachen, die Du nüchtern nie tun würdest, und die jetzt in Bezug auf Deine Partnerschaft Konsequenzen nach sich ziehen, sollten sie sich noch einmal wiederholen.

    Grundsätzlich, nach der klassischen Definition einer Sucht (nach IDC-10) erfüllst Du damit bestenfalls eines von 6 Kriterien. Nämlich eben den Kontrollverlust.
    Ich würde sagen: Problem erkannt – Problem beseitigt, indem Du bei dem einen Mal im Jahr, bei dem Du über die Stränge schlägst, einfach die Finger vom Alkohol lässt und so dann auch nicht in einen alkoholinduzierten Schlamassel kommst.

    Widersprüchlich ist in der Tat, dass Du bei „einem Mal im Jahr“ gleichzeitig von „ab und zu“, von einer Weihnachtsfeier und „wenn Du mit Freunden unterwegs bist“ (was doch hoffentlich öfters der Fall ist!), von „ab und zu, wenn Du mit Freunden Samstagabend um die Häuser ziehst“ und dann noch von mindestens 2 Fällen berichtest, in denen Du per se „fremdgegangen“ bist.

    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich jemand, der vorgeblich so selten und einmalig in seinem Leben Probleme durch Alkoholkonsum bekommt, sich hilfesuchend an ein spezielles Alkoholikerforum wendet.
    Weil ganz sicher gibt es kein Heilmittel oder einen bahnbrechenden Tipp, wie Du mit Deinem Kontrollverlust nach Alkoholkonsum umgehen könntest, außer eben den, die Finger davon zu lassen.

  • Ah ok. Natürlich bin ich öfters als einmal im Jahr unterwegs. Es artet ja nicht immer aus. Es gibt durchaus Abende, an denen ich "viel" trinke und keinen Blödsinn mache.
    Rückblickend kann ich aber von mindestens fünf Mal in den letzten 8 Jahren behaupten, dass ich diesen Abend gerne aus meiner Vita streichen würde. 3 Mal Fremdgeknutscht, was alles andere als förderlich für die Beziehung ist und einmal was geklaut, erwischt worden und einmal

    Ich frage mich halt, ob man es schaffen kann zu sagen, "Ich trinke nur heute nichts" und zuhause beim Essen halt schon mal ein Bier oder Wein... Oder denkt man dann unterwegs, naja, "ich hab mich ja im Griff, eins kann ich trinken", dann schmeckts; man trinkt zwei, drei vier und baut wieder mist....

    Oder ist die bessere Lösung zu sagen: "Ich habe ein Problem mit Alkohol, ich sollte garnichts trinken." Also niemehr. Das zu schaffen ist bestimmt nicht leicht... Zumal in meinem Fall ja nichts gegen ab und zu ein Bierchen im Park oder am Abend spricht....

  • Hallo Chris!

    Kontrolliertes Trinken... da gibt es inzwischen Literatur zu, aber die Praxis zeigt, dass das auf Dauer bei den wenigsten klappt die einen gewissen Punkt überschritten haben. Auch müssen sich "Normalos" keinen Kopf über Kontrolle machen. Wenn man an diesem Punkt ist, ist es meiner Meinung nach oft schon kritisch.

    Mein Eindruck ist, das Du Deinen Alkoholkonsum noch "verniedlichst". Z. B. benutzt Du die Formulierung: "Bierchen" und auf Nachfrage ist Dein Konsum dann doch höher. Ich finde in Deutschland wird der Konsum von Alkohol von vielen zu locker gesehen. Er gehört in D zum kulturellen Erbe und man wird eher schief angesehen, wenn man gar nichts trinkt, oder aber im Gegenteil in die Sucht abrutscht. Schade, da gibt es viel Unwissen und mangelnde Toleranz.

    Mach doch mal eine längere Pause (z. B. 1-3 Monate). Dann wirst Du sehen was passiert - sowohl mit Deinem Wohlbefinden als auch möglichem Saufdruck.

    Ein Versuch ist es wert und bringt Dir mehr Klarheit.

    LG
    Caroline

  • Bisschen kompliziert gedacht, oder Chris?

    Ich versuch es Dir mal anders näher zu bringen:

    Angenommen Du bist i.d.R. ein guter, disziplinierter Autofahrer, der sich stets an die Verkehrsregeln hält.
    Nun hast Du festgestellt, dass Du immer dann, wenn Du auf einer ganz bestimmten Autobahn unterwegs bist, auf der kein Tempolimit gilt, vom „Rennfieber“ gepackt wirst, und dann nahezu immer Deinen Wagen komplett zu Schrott fährst oder ggf. auch andere gefährdest.
    Natürlich mit den entsprechenden Konsequenzen. Und aktuell wird Dir behördlich angedroht, dass man Deinen Führerschein einziehen möchte, weil man bezweifelt, dass bei Dir die Disziplin fehlt, die Dich befähigt Kraftfahrzeuge zu fahren.

    Was würdest Du in diesem Fall machen?
    Ganz aufs das Auto verzichten? Nur auf dieser Autobahn nicht mehr unterwegs sein? Nur noch Landstraßen fahren? Dich angesichts der angedrohten Konsequenzen strikt selbst disziplinieren?

    Zur Problematik bzgl. des Kontrollverlustes im Fall von Sucht (hier Alkoholismus):
    Kontrollverlust tritt dann ein, wenn ein Betroffener den festen Vorsatz hat, z. B. an diesem Abend kein, oder bestenfalls 1 - 2 Bierchen zu trinken.
    Nach diesen 1-2 Bierchen fangen die Wirkmechanismen der Sucht an zu greifen, in anderen Worten: Der eigene Wille ist nicht mehr aufrechtzuerhalten und die Kontrollfähigkeit bricht zusammen. Aus 1-2 Bierchen werden dann 5, 7 oder mehr ...

    Ist jemand - per Definintion - bereits an der Alkoholabhängigkeit erkrankt, dann gibt es zwar durchaus seltene Fälle, in denen (z. B. über Kurse) kontrolliertes Trinken gelernt werden kann. Aber das ist - logischerweise, weil ja die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Kontrolle abhanden gekommen ist - sehr, sehr anstrengend und erfordert ungeheure Energie.
    Wenn dieser Kontrollverlust, wie bei Dir, nur in wenigen selten Fällen im Verlauf eines Jahres eintritt, könnte man sagen: So what?
    Aber ganz so einfach ist das nicht: Angenommen es kommen ein paar ungünstige Situationen zusammen, die Dich veranlassen könnten, dann doch mehrmalig und öfter zum Alkohol zu greifen, dann wärst Du aufgrund des Kontrollverlustes in sehr großer Gefahr direkt in die Sucht zu rutschen.
    Auch, weil Du so wenig wie die meisten später vom Alkoholismus Betroffenen im Voraus weißt, ob Du nicht eine latente Suchtveranlagung in Dir trägst.


  • Kontrolliertes Trinken... da gibt es inzwischen Literatur zu, aber die Praxis zeigt, dass das auf Dauer bei den wenigsten klappt die einen gewissen Punkt überschritten haben. Auch müssen sich "Normalos" keinen Kopf über Kontrolle machen. Wenn man an diesem Punkt ist, ist es meiner Meinung nach oft schon kritisch.

    Das dachte ich mir schon, dass kontrolliertes trinken nicht klappt.... Hab ich ja quasi selbst gemerkt :-/



    Mach doch mal eine längere Pause (z. B. 1-3 Monate). Dann wirst Du sehen was passiert - sowohl mit Deinem Wohlbefinden als auch möglichem Saufdruck.

    1-3 Monate garnichts trinken ist kein Problem, denn das ist ja auch öfters der Fall. Ich vermisse es nicht

    Problem ist ja dann nur wenn die Weihnachtsfeier kommt, oder ein Kumpel Geburtstag hat und man ins Kneipenviertel geht o.Ä.



    Ganz aufs das Auto verzichten? Nur auf dieser Autobahn nicht mehr unterwegs sein? Nur noch Landstraßen fahren? Dich angesichts der angedrohten Konsequenzen strikt selbst disziplinieren?


    Wenn dieser Kontrollverlust, wie bei Dir, nur in wenigen selten Fällen im Verlauf eines Jahres eintritt, könnte man sagen: So what?
    Aber ganz so einfach ist das nicht: Angenommen es kommen ein paar ungünstige Situationen zusammen, die Dich veranlassen könnten, dann doch mehrmalig und öfter zum Alkohol zu greifen, dann wärst Du aufgrund des Kontrollverlustes in sehr großer Gefahr direkt in die Sucht zu rutschen.
    Auch, weil Du so wenig wie die meisten später vom Alkoholismus Betroffenen im Voraus weißt, ob Du nicht eine latente Suchtveranlagung in Dir trägst.


    Im Autobahn-beispiel würde ich sagen, dass ich die Autobahn meiden müsste. Denn die selbstdiziplin klappt ja in diesem Falle nicht.
    (Wobei das schwer nachzuvollziehen ist, bei meinem untermotorisierten Kleinwagen und dem täglichen Stau in dem ich stecke :) )

    Im Alkoholbeispiel
    "So what" könnte ich ja nur dann sagen, wenn ich nicht ständig irgendeinen Blödsinn machen würde.
    Es gibt ja genug Leute, die schonmal einen vollrausch hatten, oder auch schon mehrmalls, die trotzdem ihr Leben im Griff haben. Die haben dann halt einen Tag Kater und der Drops ist gelutscht.
    Ich muss halt nach meinem Rausch drei Wochen auf die Couch und habe Angst, dass meine Beziehung auseinander bricht.... (salopp gesagt)


    Danke für Eure Denkanstöße!!!

  • Ich muss halt nach meinem Rausch drei Wochen auf die Couch und habe Angst, dass meine Beziehung auseinander bricht.... (salopp gesagt)

    Dann hilft wohl nur sich zu entscheiden...

    Wie man in vielen Lebensläufen sehen kann: es kann noch viel schlimmer kommen als eine kaputte Beziehung zu einem geliebten Menschen.

    Alles gute Dir!

    LG
    Caroline

  • Zitat

    Ich muss halt nach meinem Rausch drei Wochen auf die Couch und habe Angst, dass meine Beziehung auseinander bricht.... (salopp gesagt)

    Ich schließe mich Caroline an.
    Es ist ja auch irgendwie dann ein deutliches Signal, was Dir wichtiger ist: Der Rausch oder die Beziehung ...

  • Guten Tag, Chrisly,

    ich bin sicher, dass es nicht auf die Menge des Alkohol ankommt den einer trinkt, noch wie oft er das tut.
    Ich denke auch, dass kein anderer Mensch über einen anderen sagen kann, er ist ein Alkoholiker. Unglücklicherweise muß man das selbst herausfinden. Allerdings kommt mit das, was du schildest auf mich selbst bezogen sehr bekannt vor. Und ich bin Alkoholiker.

    Gruß

    Laurids

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