mein Mann alkoholabhängig

  • Bin neu hier!
    Ich bin 47 Jahre alt, kenne meinen Mann seit ich 14 war, bin mit ihm seit 18 Jahren verheiratet und habe inzwischen auch eine 9jährige Tochter, die wir beider sehr lieben.
    Schon wo ich meinen Mann kennengelernt habe, konnte er keine Feier ohne Alkohol auskommen. Nun, da ich aber froh war und es immernoch bin, überhaupt jemanden gefunden zu haben, der mich mag und liebt so wie ich bin und ich nicht alleine sein will, ließ ich mich trotzdem auf ihn ein, auch trotz Warnung meiner Mutter. Wenn er nüchtern ist, habe ich ihn auch noch immer sehr lieb und verstehe mich prima mit ihm. Jedoch wenn er was trinkt, was er so 2 - 3 x die Woche macht, wird er jetzt er jetzt immer aggressiver. Ich spreche eigentlich ganz normal mit ihm und er schreit mich ohne Grund an. Ich reagierte dann darauf sehr empfindlich und fange dann an zu heulen und schreie dann auch automatisch zurück, dann wir er noch verrückter und schreit noch lauter. 5 Minuten später tut er so, als ob alles ganz normal ist und er streitet ab, daß er mich angeschrien hat. Ich bin mit dieser Situation völlig überfordert und weiß nicht wie ich reagieren soll.
    Kann mir bitte jemand einen Rat geben, was ich tun soll!?

  • Hallo, Trixiline, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin Ü50, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken und engagiere mich ebenfalls seit Jahren in der Selbsthilfe.
    Die von Dir geschilderte Situation ist mir also nicht neu, sondern im Gegenteil sehr geläufig.

    Kann mir bitte jemand einen Rat geben, was ich tun soll!?

    Ich vermute ganz stark, dass Du diesen Rat schon kennst und von uns nur eine Bestätigung brauchst/willst ...

    Das Verhalten Deines Mannes ist leider typisch für einen Alkoholabhängigen. Vermutlich wird er auch nicht "nur" 2-3 Mal pro Woche trinken, sondern öfter/täglich.

    Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen sowie der vielen, vielen Gespräche, die ich mit ebenfalls Betroffenen geführt habe, kann ich Dir nur raten, Dich mit Eurer Tochter von ihm zu trennen und Dich nur noch um Dich und das Mädel zu kümmern.
    Du kannst ihm nicht helfen, indem Du ihm versuchst alles recht zu machen. Unabhängig davon, dass das nie gelingen wird (egal, ob abhängig oder nicht ;) ), geht es ihm lediglich darum, in Ruhe seiner Sucht nachgehen zu können.
    Die beste Hilfe ist die Nicht-Hilfe. Lass ihn alleine, bevor er mit seinem Verhalten Dich und Deine/Eure Tochter runterzieht und kaputt macht. EVENTUELL wäre ein Verlassen für ihn ja auch ein Impuls/Anlass, ernsthaft etwas gegen seine Sucht zu tun - vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

    Schau doch auch mal in unsere Linksammlung - da wirst Du sehr viele hilfreiche weiterführende Links zum Thema finden. Z. Bsp. hier oder hier.

    Hier im Forum gibt es auch Angehörige, die in der selben Position wie Du sind bzw. waren. Sie werden Dir auch von ihren Erfahrungen berichten und Tipps geben können. Ansonsten rate ich Dir wirklich, mal eine Suchtberatung aufzusuchen und sich mit den Menschen dort zu unterhalten. Denn eine Suchtberatung (die übrigens anonym ist!) ist auch für Angehörige da!

    Denk egoistisch - an Dich und Deine Tochter!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (24. März 2018 um 12:56)

  • Nein, das hat mir leider noch niemand gesagt und ich bin sehr schockiert über Deine Antwort! Ich glaube, es kriegt gar keiner aus unserem Bekannten- und Familienkreis mit, wie schlimm mein Mann eigentlich werden kann. Außer seiner Mutter fast jeden Samstag kommt gar keiner zu uns (liegt aber bestimmt nicht an meinem Mann, sondern weil alle ihren eigenen Sorgen haben). Keiner weiß, wie extrem er sein kann und ich rede auch nicht mit anderen darüber! Dennoch, lieber Greenfox, ist mir diese Ehe sehr sehr wichtig. Das hört sich jetzt vielleicht komisch und kindlich an, aber ich bin der festen Meinung, daß ich nie wieder jemanden finden werde, der mich so liebt und akzeptiert, wie mein Mann, mit all meinen Macken! Ohne ihn gehe ich erst recht zu Grunde. Meine Tochter wäre tod unglücklich, denn sie liebt ihn auch sehr doll! Sie würde sich wahrscheinlich auch zum Negativen ändern. Du siehst also, das ist nicht so einfach für mich und meine Tochter! Ich bin sehr empfindlich und emotional. Ich bin außerdem noch Geschäftsführerin einer Firma, die bald zu Grunde geht. Da bin ich phsychisch schon genug belastet. Verstehst Du das!?

  • Dennoch, lieber Greenfox, ist mir diese Ehe sehr sehr wichtig. Das hört sich jetzt vielleicht komisch und kindlich an, aber ich bin der festen Meinung, daß ich nie wieder jemanden finden werde, der mich so liebt und akzeptiert, wie mein Mann, mit all meinen Macken! Ohne ihn gehe ich erst recht zu Grunde.

    Sorry, aber ich bin außer (trockener) Alkoholiker auch noch seit über 30 Jahren Polizist C:-). Und in dieser Zeit habe ich oft genug (hauptsächlich) Frauen gesehen, die von ihren besoffenen Partnern verprügelt und auch nichtkörperlich tyrannisiert wurden. Wir haben die Männer dann aus der Wohnung geholt, den Frauen Tipps und Adressen gegeben ... Das Ende vom Lied war, dass wir oft genug bereits am nächsten oder übernächsten Tag dann wieder dort auf der Matte standen/stehen mussten, da die Frauen ihre Männer wieder in die Wohnung gelassen haben - mit genau Deiner Begründung (Er liebt mich doch und hat mir versprochen, dass es nie wieder vorkommt, er sich ändert blablabla).

    Also: Nein, ich verstehe das nicht!
    Meinst Du nicht, dass Du Deine Probleme mit der Firma besser in den Griff kriegst, wenn Du nicht noch Dein häusliches Problem hättest??

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    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Trixiline,

    auch von mir willkommen im Forum!

    Zitat

    Verstehst Du das!?

    Schreibst Du an Greenfox.
    Ich möchte Dir darauf antworten. Ja, ich verstehe Dich. Weil ich, wie Greenfox auch, nicht wenige Angehörige und Co-Abhängige kennen, die dasselbe durchleben, wie Du.
    Aber es geht dabei nicht darum, dass wir verstehen. Es geht darum, dass Du nicht verstehst, bzw. nicht wahrhaben möchtest, wie die Realität – nämlich hier bei Deinem Mann die Sucht – funktioniert.

    Alles, was Dir Greenfox sagen wollte: Wenn ein Alkoholiker nicht von sich aus seine Sucht zum Stillstand bringen möchte und alles Notwendige dazu tut, wie die Hilfen, die ihm angeboten werden anzunehmen, aktiv an sich und seinem Weg in eine Abstinenz zu arbeiten, und vieles mehr, dann ist der Leidensweg – Deiner, aber auch seiner – vorgezeichnet.
    (Es sei denn, Dein Mann wäre die eine berühmte Ausnahme unter Millionen.)

    Alkoholismus verursacht eine Wesensveränderung. Bislang, mit vielen Jahren Erfahrung, habe ich noch keinen Alkoholiker kennengelernt, der sich parallel zu seiner aktiven Sucht positiv verändert hätte. Was ich erlebt habe, dass ich mich von einige ehemaligen, sogar teils richtig guten Freunden, die in ihrer nassen Sucht geblieben sind, trennen musste. Weil sie nicht mehr die Menschen waren, die ich kennengelernt hatte.
    Bei manchen steigert sich das soweit zum Negativen, dass die psychischen Veränderungen – und psychischen Begleiterkrankungen, wie Alkoholpsychosen, Eifersuchtswahn, Paranoia, u.v.a.m. so steigerte, dass sie in die Geschlossenen Psychiatrien eingewiesen werden mussten.
    Andere wiederum landeten buchstäblich „unter der Brücke“, weil sie alles ruinierten. Ihre Gesundheit sowieso, aber auch ihre Arbeitsverhältnisse, ihre finanziellen Verhältnisse, - und vor allem ihre Familien. Ihre Frauen und ihre Kinder.

    Alle Warnungen im Vorfeld der völligen Katastrophe wurde von den Angehörigen, meist Frauen, in den Wind geschlagen. Immer unter dem Verweis „der Liebe“. Immer mit den Argumenten „wenn ich ihn verlasse, dann geht er unter“, oft auch mit „wenn ich gehe, bringt er sich um“, oder „aber meine Kinder brauchen ihren Vater“.

    Schau, tatsächlich ist es ja so, dass Deine Aussage „Ich glaube, es kriegt gar keiner aus unserem Bekannten- und Familienkreis mit, wie schlimm mein Mann eigentlich werden kann.“ darauf beruht, dass Du – völlig co-abhängig – ihn und seine Sucht deckst und versteckst.
    Du bist, so leid es mit tut, dies so sagen zu müssen, nichts weiter als in der vollen Blüte der Co-Abhängigkeit (draufklicken!)
    Kein Einzelfall, keine Ausnahme, sondern eine, von geschätzten 8 – 10 Millionen.

    Da wir, Greenfox genauso wie ich, die ganze Tragweite dieser Krankheit (Co-Abhängigkeit ist eine Krankheit, genauso wie Alkoholismus), aber auch durch eigenes Erleben mit unserer Suchtgeschichte Alkoholismus bestens kennen, und schon sehr viele Verläufe, oft leider sehr traurige, viele kaputten Familien und Frauen kennengelernt haben, und da Du uns hier um Rat gefragt hast, gebührt es der Respekt und die Achtung vor diesen Krankheiten, dass wir Dir die Wahrheit schreiben. Alles andere wäre verantwortungslos und fahrlässig.

    Am besten wäre, Du würdest in eine Suchtberatung gehen und Dein Anliegen dort schildern. Dann erhältst Du sozusagen von anerkannter fachlicher Seite eine Meinung dazu. Und dann kannst Du ja vergleichen, was wir Dir hier schreiben, und was die dort zu Dir sagen.

    Ich wünsche Dir die Weisheit, die richtigen Entscheidungen für Deine Tochter und Dich zu treffen! Für Deinen Mann kannst Du keine treffen – das muss er ganz alleine für sich tun!

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