Hallo bin neu hier und hoffe auf ein Tipps mit meiner Alkoholabhängigen Mutter

  • Hallo Zusammen :)

    Ich bin neu hier und habe einige Probleme mit meiner Mutter. Ein paar kleine informieren vor ab.
    Ich bin 23 Jahre alt, mache gerade eine schulische Weiterbildung und wohne in meiner Wohnung über meiner Mama. Ich habe noch zwei geschwister.

    Meine Mutter ist seid ich ungefähr 8 oder 9 Jahre alt bin Alkoholabhängig. Das war ein Grund für die Scheidung meiner Eltern.
    Damals war ich 15 Jahre alt und wollte bei meiner Mama bleiben, die meine Hilfe brauchte. Das dachte meine Schwester (3 Jahre älter als ich) und ich damals.
    Sie war von jetzt auf gleich trocken und musste allein für 2 Kinder sorgen, da mein Vater kaum unterhalt gezahlt hat.
    Das Verhältnis zu meinem Vater ist seid dem überhaupt nicht mehr vorhanden.
    Meine Mutter war ungefähr 5 Jahre trocken (soweit ich es mit bekommen habe). Dann begann es von neuem. Meine Schwester bekam körperliche Beschwerden. Für meine Mutter war das ein Grund das trinken wieder anzufangen, da sie mit dem "Stress" nicht umgehen konnte. ..
    Seid dem gibt es gute Phasen und schlechte. Ungefähr seid 1 jahr trinkt sie regelmäßig. Jeden Abend und jedes Wochenende. Wir haben (meine Schwester, meiner Mutter ihr freund, mein Bruder und ich) geredet. Versucht ihr auf zuzeigen das wir da für sie sind. Allerdings wurde es eher noch schlimmer. ICh hatte das schlimmste Weihnachten überhaupt. Einen Bruder der aus der Wohnung von der Mutter seines Kindes raus geschmissen wurde und eine Mutter die Dauer betrunken war. Betrunken wird dem eigentlich nicht gerecht. Rotze voll war sie....
    Seid dem hat es sich nur leicht etwas geändert. Meine Mama trinkt sich in den Schlaf und geht am nächsten Morgen arbeiten als wäre nichts gewesen. Wie schafft man das? Sie is kaum verkatert. ..
    Früher haben wir meiner Mutter ein Alibi gegeben wenn jemand Verdacht geschöpft hat, aber damit ist jetzt schluss.
    Habe versuch keine vorwürfe ihr gegenüber zu machen was mir auch gut gelungen ist. Ich kann ihr aber auch nicht zeigen das ihr "verhalten" ok ist. ICh mein damit nicht noch sagen ist okay. SIndern habe es versucht ihr zu zeigen, am Tag danach, das ixh ihr Verhalten nixht toll finde. Habe nur noch das nötigste geredet. Wir haben jetzt schon gefühlt alles durch. Wie kann ich ihr "helfen"? Wie kann ich sie unterstützen ohne zu drängen.
    Ihr zu zeigen, dass ich meine Mama wiederhaben will.

    Tut mir leid das der Text etwas lang geworden ist. Habe mich bemüht ihn kurz zu halten.

    Vielen lieben Dank schon mal im voraus

  • Guten Morgen Laura,

    willkommen im Forum!

    Du hast für Dein Alter schon viel Wichtiges, wie Angehörige sich gegenüber Suchtkranken verhalten sollten, begriffen.
    Die große Gefahr für Angehörige besteht darin, dass sie selbst krank werden: Das nennt man dann Co-Abhängigkeit. Diese macht in erster Linie zwar die Psyche krank, aber es können auch psychosomatische Krankheitssymptome auftreten.
    Um dagegen etwas zu tun, ist es genau wie bei den Suchtkranken notwendig, sich Hilfe von außen zu holen.

    Die Suchtberatungsstellen, wie z. B. die von der Caritas, nennt sich Psychosoziale Suchtberatungsstelle für Suchtkranke und Angehörige.
    Als Angehöriger „meint man viel gut“ – was aber tatsächlich die Sucht des Suchtkranken nur fördert.
    Prinzipiell kann man sagen, dass niemand einem suchtkranken Mensch helfen kann, wenn der diese Hilfe nicht selbst aktiv möchte. Dazu muss sein inneres Bedürfnis, die Sucht zum Stillstand bringen zu wollen, sehr stark sein.

    Zum nicht mehr Alkohol trinken, kannst Du Deine Mutter nicht drängen. Das würde nichts nützen. Genauso wenig wie ihre eventuelle Alkoholverstecke zu suchen und/oder den Alkohol wegleeren. Ein suchtkranker Mensch findet tausend Tricks, wie er gegen alle Widerstände trotzdem an seinen Stoff kommt.

    Ich empfehle Dir, wenn Du wirklich Deiner Mutter in ihrer Sucht, besonders aber Dir selbst (und Deinen Geschwistern) helfen möchtest, dass Du zunächst in eine Suchtberatung gehst und in einem persönlichen, auf Wunsch auch anonymen Gespräch Eure Situation schilderst.
    Ggf. wird man Dir anbieten einige Gespräche zu führen, damit Du vor allem Deine eigenen Rolle als Co-Abhängige verstehen lernst, und lernst, wie Du damit gesund umgehen kannst, bzw. wieder aus dieser Rolle herauskommst.
    Das schwerste bei Co-Abhängigen, so erlebe ich es immer wieder, ist, dass sie sich unglaublich schwer tun, zu erkennen, dass sie im Zusammenspiel mit der Sucht ihres Partners genauso „krank“ geworden sind, wie der Partner selbst.
    Eines gilt auf jeden Fall: Die Genesung der Co-Abhängigen benötigt genauso viel Zeit, wie die des Suchtkranken!

  • Ganz merkwürdig ist es, wie Alkoholiker und deren Angehörige in so einer Art von Wechselbeziehung leben: Einer säuft, alle anderen versuchen, das klein zu reden oder zu verstecken. Und immer wieder aufs Neue und immer mit der Einstellung, dass man es ja gut meint.
    Ich denke auch, dass es gut ist, wenn du Rat bei einer Suchtberatungsstelle suchen würdest.
    Was ich konkret sagen kann ist, dass man den Trinkenden nicht hilft indem man sie ihre Sucht verniedlicht oder sie verstecken hilft. Was willst du in deinem und für dein Leben? Finde das raus und dann tue es. Ich wette dazu gehört nicht, einer Alkoholikerin den Alltag auf die eigenen Kosten zu ermöglichen.

    Laurids

  • Hallo Laura,

    ich bin Alkoholiker, nun aber schon mehrere Jahre trocken. Ich schreibe dir also aus der Sicht eines ehemaligen Trinkers, nicht aus der Sicht eines Angehörigen.

    Es ist tragisch und sehr traurig, was Alkoholiker ihren Partnern / Kindern / Anghörigen durch ihre Sucht zumuten und antun. Ich nehme mich da selbst nicht aus, denn auch bei mir lebten neben meiner Frau noch zwei Kinder im Haushalt. Und obwohl ich heimlich trank, litten sie alle an meiner Sucht. In anderer Weise als sie das getan hätten wenn ich "öffentlich" getrunken hätte, aber das macht es nicht besser.

    Ich kann Dir sagen, dass mich niemand vom Trinken hätte abhalten können. Nicht mal die Liebe zu meinen Kinder war in der Lage mich vom Trinken abzuhalten. Und jetzt sage mir: Was ist stärker als die Liebe zu den eigenen Kindern? Nichts? - doch, die Sucht!

    Nur ich selbst war es, der, wenn er ab und an mal der Meinung war jetzt müsste mal was geschehen, kurzzeitig mit dem Trinken aufhören konnte. Was dann eben zu mehr oder weniger langen Trinkpausen geführt hat, die ich mir sozusagen selbst verschrieben hatte. Von Dauer konnte das aber nicht sein, denn dazu waren all diese Versuche viel zu oberflächlich, ohne Tiefgang, ohne Bewusstsein über das tatsächliche Ausmaß meiner Sucht, ohne Wissen über meine Krankheit.

    Es ist einfach so: Wenn jemand trinken will, dann trinkt er. Egal was ihm von außen eingeflüsstert wird. Bei mir hat dann der häufigere Hinweis auf mein Trinkverhalten ("meinst du nicht du trinkst etwas zu viel und etwas zu regelmäßig") dazu geführt, dass ich auf heimliches Trinken umgestiegen bin. Dann müsste mir das nicht mehr anhören. Auf die Idee, ich könnte ja ganz aufhören, bin ich natürlich auch gekommen.... Und habe dann eine Trinkpause eingelegt - aber: ich war schon süchtig und deshalb fing ich natürlich wieder an. Jetzt dann halt heimlich und so hatte ich viele viele Jahre meine Ruhe vor einer nörgelnden Frau oder sonstwelchen Menschen die meinten, mein Trinkverhalten kritisiern zu müssen.

    Das ich darüber komplett abgerutscht bin und langsam zu einem Schatten meiner selbst wurde, habe ich nicht mehr wahr nehmen können. Die Mechnismen der Sucht hatten mich voll im Griff.

    Was ich damit sagen will: Du hast leider nur eine Nebenrolle, oder eher eine Statistenrolle in diesem schrecklichen Spiel. Deine Mama wird oder kann nur dann aufhören zu trinken, wenn sie das selbst möchte. Dann stehen ihr auch zahlreiche Hilfsangebote zur Seite. Nur muss sie das halt auch wollen.

    Natürlich kannst und solltest Du mir ihr sprechen. Deinen Standpunkt klar machen und ihr auch gerne anbieten, dass Du sie unterstützen wirst und für sie da sein wirst, wenn sie z. B. in Therapie geht, also aktiv etwas gegen ihre Krankheit unternimmt. Du solltest aber auch klar machen, dass Du für sie, wenn sie sich im alkoholisierten Zustand befindet, nicht da sein kannst und willst. Denn Du musst Dich und Dein eigenes Leben schützen. Dafür bist Du verantwortlich - für Dein Leben. Du bist nicht für das Leben Deiner Mama verantwortlich. Das ist nur sie selbst und sie ist ein erwachsender Mensch der selbst entscheiden kann, ob er die legale Droge Alkohol weiter konsumieren will oder nicht.

    Leider ist das so....

    LG
    gerchla

  • Vielen lieben dank für alle Kommentare.

    Ganz besonders für dich Gerchla.
    In letzter Zeit verstehe ich immer mehr meine "Rolle" in dieser Geschichte.
    Dank deinem Beitrag verstehe ich meine Mutter etwas besser.
    Leider ist es in letzter Zeit noch schlimmer geworden.
    Sie ist auch nicht zur Arbeit. ..
    Ich versuche es nicht so sehr an mich heran zu lassen und sie einfach machen zu lassen.
    Ein bisschen hilft es. Sie geht zwar gleich weg wenn sie mich sieht, aber ixh merke das sie es nur tut, weil sie weiß das sie nicht anders kann und sich deswegen schämt.
    Wir haben ihr alle schon gesagt, dass wir ihr helfen egal wie, wir sind für sie da.
    Aber sie kann die Hilfe noch nicht annehmen.

    Ich habe auch bald einen Termin bei einer Suchtberatung für Angehörige und hoffe das es mir damit etwas besser geht.

    Vielen lieben dank wirklich!

  • Guten Morgen Laura,

    Zitat

    Leider ist es in letzter Zeit noch schlimmer geworden.
    Sie ist auch nicht zur Arbeit. ..

    Leider ist das der Verlauf dieser Sucht. Es geht stetig Berg ab und wird immer schlimmer. Wobei es eine Phase gibt, die kann bei manchen viele viele Jahre andauern, wo der Süchtige scheinbar "alles im Griff" hat. Er trinkt zu viel, er trinkt regelmäßig aber er ist kaum auffällig. Das ist eigentlich die Masse der funktionierenden Alkoholiker. Ich schätze, dass ich bestimmt 10 Jahre so verbracht habe. Bevor es dann stetig immer noch mehr wurde und ich begann richtig die Kontrolle zu verlieren. Was dann eben auch zu Ausfällen geführt hat. Abgesagte Termine, krank schreiben lassen und kompletter Rückzug aus meinem sozialen Umfeld. Da war dann für mich nichts mehr zu machen, ich konnte nicht mal mehr einen Tag auf Alkohol verzichten, ich musste auch trinken wenn ich krank war, z. B. Fieber hatte und ich musste natürlich auch schon morgens damit beginnen. So habe ich dann nochmal ca. 2 Jahre verbracht, wo es enorm schwer für mich war, die Sucht weiterhin zu verbergen. In dieser Zeit begann dann auch ein beschleunigter körperlicher Verfall meinerseits....

    Wie gesagt, was Du beschreibst von Deiner Mama... Ich kann es alles nachvollziehen, leider. Achte Du auf Dich, viel mehr wirst Du nicht tun können. Aber wenn Du das tust, dann tust Du sehr viel und es ist sehr wichtig, dass Du Dich nicht auch mit hineinreißen lässt in diesen Suchtkreislauf. Natürlch geht es nicht spurlos an Dir vorüber, es ist ja Deine Mama. Das wäre ja unmenschlich wenn es so wäre. Du musst nur darauf achten wie viel Platz es in Deinen Leben einnimmt. Und das sollte nicht so viel sein, dass Du Dein eigenes Leben davon dominieren lässt.

    Zitat

    Ich habe auch bald einen Termin bei einer Suchtberatung für Angehörige und hoffe das es mir damit etwas besser geht.

    Das finde ich ganz prima. Da kannst Du Dich austauschen. Und Du wirst sicher schnell merken, ob das das Richtige für Dich ist oder nicht. Es ist auf jeden Fall gut, dass Du es ausprobierst!

    Ich wünsche Dir alles alles Gute.

    LG
    gerchla

  • Hallo Laura,

    Zitat

    Ich habe auch bald einen Termin bei einer Suchtberatung für Angehörige und hoffe das es mir damit etwas besser geht.

    Toll, dass Du Nägel mit Köpfen machst und für Dich sorgst!
    Mehr wirst Du m. E. momentan nicht tun können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!