Angst und Verzweiflung

  • Hallo zusammen!

    Ich bin neu hier und hoffe auf diesem Weg Hilfe zu bekommen bzw mit der Situation zurechtzukommen.

    Mein Mann hat ein Alkoholproblem. Er will sich das selbst aber natürlich nicht, oder nur sehr selten, eingestehen. Er trinkt regelmässig am Wochenende und auch immer seine ein oder zwei Bier nach der Arbeit. Jetzt habe ich herausgefunden, dass er auch des öfteren heimlich in der Garage trinkt! Ich habe mir das jetzt ein Jahr lang angeschaut und die üblichen Phasen durchgemacht - böse werden, schimpfen, ihm Hilfe anbieten, drohen usw Auch seine Schwester und sein Schwager haben schon mit ihm gesprochen. Es geht dann meistens für zwei, drei Wochen gut und dann kommt der nächste Absturz.

    Wir haben zwei Kinder, einer 6 Jahre alt und ein Baby. Das ist meine größte Sorge. Ständig lasse ich mir Ausreden einfallen warum der Papa nicht da ist. Bis vorgestern mein Großer meinte: Der ist sicher wieder im Wirtshaus... Da hat es mir die Augen geöffnet wie viel die Kinder mitbekommen... Ich hatte selbst einen Alkohol kranken Vater und leider in meiner Kindheit auch viel mitbekommen. Das hat mich natürlich sehr geprägt, weshalb ich auch in Bezug auf Alkohol"feine Haare" habe. Ich will nicht, dass meine Kinder irgendwann die selben Situationen durchstehen müssen wie ich damals!

    Mein Mann hat auch mittlerweile gesundheitliche Probleme, wobei er das ständige Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit usw auf eine Magen\Darm Reizung schiebt.

    Auch gesellschaftlich passiert gemeinsam nichts mehr. Er hat kein Interesse daran mit mir alleine Zeit zu verbringen. Wenn Freunde oder Verwandte da sind, spricht er meist fast kein Wort. Nur wenn er mit seinen Kollegen oder Freunden aus dem Verein unterwegs ist, kann er noch lachen. Aber auch nur wenn Alkohol dabei ist

    Meinen persönlichen Tiefpunkt hatte ich als ich gestern heimlich in sein Handy geschaut habe... So etwas habe ich noch nie gemacht, aber ich wusste einfach nicht mehr weiter. Natürlich hatte ich auch die Befürchtung, dass er vielleicht auch anderweitig sein Vergnügen sucht, da auch in diesem Punkt bei uns nichts mehr läuft. Das hat sich zwar nicht bestätigt(insgeheim war ich mir da auch sicher) aber dafür habe ich etliche Pornos gefunden. Im Grunde soll er da machen was er will, aber was mir Angst machte ist, dass er sein Handy des öfteren unserem Sohn zum Musik hören gibt. Unbeaufsichtigt. Wenn der das entdeckt hätte!

    Ich habe gestern noch einen Versuch gewagt und ihm einige Adressen und Artikel zu dem Thema rausgesucht. Aber er stellt total auf Durchzug, hat sich einfach den Fernseher angemacht obwohl für mich die Sache sehr ernst ist! So ernst, dass ich überlege zu gehen. Nur ist das nicht so leicht, mit zwei kleinen Kindern, neu gebautes Haus, finanziell usw Und ich will ja eigentlich auch gar nicht weg, denn ich liebe ihn nach wie vor. Aber ich kann mich und meine Kinder auch nicht kaputt machen lassen durch ihn!

    Das Schlimme sind auch die verschiedenen Typen des Rausches die er zeigt. Mal ist er reumütig, mal beleidigend, mal aggressiv, mal ignoriert er mich einfach, mal will er die Scheidung, mal liebt er mich über alles und zwei mal, und das hat mir die meiste Angst gemacht, wollte er sich was antun. Wie ernst er das meinte weiß ich nicht,ich traue es ihm eigentlich nicht zu. Es hat mir aber irrsinnige Angst gemacht! Jedesmal wenn er betrunken heimkommt, hoffe ich, dass er wenigstens den reumütigen oder ignorierenden Pegel hat.

    So, danke fürs "zuhören". Das hat sehr gut getan, mir mal mehr oder weniger alles von der Seele zu schreiben. Vielleicht hat ja der ein oder andere Tipps für mich. Auch über eigene Erfahrungen wäre ich dankbar, denn Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

  • Hallo Manou,

    erst mal: Herzlich willkommen bei uns im Forum!

    Ganz kurz zu mir: Männlich, Mitte 40, Alkoholiker und mittlerweile schon ein paar Jahre trocken.

    Deine Geschichte ist wieder eine von jenen, die mich besonders berühren. Denn genau wie bei mir damals sind Kinder mit im Spiel. Und Kinder bekommen viel mehr mit als man glaubt und sie verarbeiten das auch ganz anders als wir Erwachsene. Mein Sohn war schon im jugendlichen Alter, als meine Sucht so langsam in Fahrt kam, meine Tochter wuchs von klein an damit auf. Im Gegensatz zu Deinem Mann war ich allerdings ein kompletter heimlicher Trinker. D. h. ich hatte offiziell meist gar keinen Alkohol im Haus und ich habe immer sehr darauf geachtet, dass mich meine Kinder und auch meine Frau nicht mit der Flasche in der Hand sehen. Das gelang mir gut, trotz zum Schluss wirklich erheblicher Mengen an Alkohol (8 - 10 Bier pro Tag + oft noch ne' Flasche Wein waren es zum Schluss hin und das schon über einen längeren Zeitraum).

    Aber meine Kinder und auch meine Frau bemerkten natürlich meine Veränderung. Charakter und Wesen, Denkweisen und Verhalten - nicht mehr nachvollziehbar für meine Familie. Meine Tochter hat mich dann auch mal beim Trinken gesehen. Bei mir war's meinst im Schuppen im Garten, nicht die Garage. Ich habe das nicht bemerkt und sie hat es mir auch erst viel später erzählt, als ich bereits trocken war. Das hat sie jahrelang mit sich rumgeschleppt - und sie wusste von diesem Zeitpunkt an genau das ich ein Alkoholproblem habe. Meine kleine von mir über alles geliebte, damals 7 oder 8 jährige Tochter! Und hat mit niemanden, nicht mal ihrer eigenen Mama darüber gesprochen. Unfassbar schlimm ist das.

    Nun möchte ich Dir sagen, dass Du nichts an seinem Trinkverhalten ändern kannst. Vielleicht hast Du das ja auch schon selbst bemerkt, aber man will es ja nicht wahr haben. "Er muss doch einfach nur weniger trinken".... - so denken doch die meisten.... Du hast das nicht in der Hand. Ich wusste relativ lange, dass ich ein Alkoholproblem habe und ich wusste irgendwann auch genau, dass ich nicht nur mehr ein Problem habe sondern dass ich ein süchtiger Trinker bin. Das wurde mir dann schon mal bewusst, nämlich spätestens immer dann, wenn ich am morgen irgendwie die ganzen Flaschen vom Vorabend heimlich entsorgen musste. Das war dann auch immer der Moment wo ich mir gesagt habe: Heute trinkst Du aber nichts! Was aber natürlich zum Ende hin absolut nie mehr funktioniert hat denn ich war ja süchtig.

    Trotz dieser Erkenntnis, die ich am Anfang meiner "Karriere" lange nicht hatte, zum Schluss hin aber sehr wohl, war ich nicht in der Lage etwas dagegen zu tun. Trotz der großen Liebe meiner Kinder gegenüber, vor allem der Kinder gegenüber, konnte ich nicht aufhören. Insgeheim wusste ich aber, wohin meine Sauferei zwangsläufig führen muss. Meine Frau hatte zu einem ganz frühen Zeitpunkt meiner Sucht (da war ich mir dessen noch lange nicht bewusst) gesagt, ich würde ihrer Meinung nach etwas zu viel und zu regelmäßig trinken. Damals trank ich vielleicht mal ein - zwei Bier am Tag, meine sog. Feierabendbierchen waren das. Aber anstatt das zum Anlass zu nehmen einfach nichts mehr zu trinken, habe ich begonnen heimlich zu trinken. Konflikt mit der Frau beseitigt und trotzdem weiter trinken können. Schien mir damals eine ganz gute Lösung zu sein. Denn zwei Bier am Tag, also bitte, das ist doch ganz normal :o Das ging auch über sehr viele Jahre gut.

    Was ich eigentlich sagen will: Nichts und niemand hätte mich mit gut zureden oder was auch immer vom trinken abbringen können. Und das ist kein Sonderfall der bei mir nur zu trifft, sondern das ist in der Regel immer so bei Alkoholikern. Diese Sucht ist so mächtig und so heimtückisch, das glaubt man als gesunder Mensch gar nicht. Und sie verändert den Süchtigen erheblich, er wird zum Lügner und Betrüger, er tut alles um trinken zu können.

    Was kannst Du also tun? Du kannst ihn zur Rede stellen und ein Ultimatum setzen. Entweder er unternimmt etwas gegen seine Sucht, was aber nicht darin bestehen kann, dass er irgendwas verspricht was er dann eh nicht halten kann. Sondern was bedeutet, dass er zur Suchtberatung geht, einen Arzt aufsucht, und eine Therapie beginnt - oder Du packst Deine Kinder und gehst. Leicht gesprochen, ich weiß!

    Wenn er etwas gegen seine Sucht unternehmen will, also aktiv mit Hilfe von außen, dann kannst Du ihm beistehen und ihn unterstützen, wenn Du das möchtest. Das kann sehr hilflreich für den Betroffenen sein. Wenn nicht, wenn er Dich abtropfen lässt, wenn er aggressiv wird, oder weinerlich Dir seine Liebe beteuert aber nichts unternimmt, dann solltest konsequent sein.

    Ein Leben mit einem nassen Alkoholiker ist kein Leben. Schon gar nicht für Kinder. Das sag ich Dir als Alkoholier der sich so für sein früheres Verhalten schämt und der es unendlich bedauert, dass er das nicht rückgängig machen kann und auch nicht mehr gut machen kann.

    Zitat

    Aber ich kann mich und meine Kinder auch nicht kaputt machen lassen durch ihn!

    Dieser Satz ist entscheidend. Danach solltest Du handeln!

    Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir!

    LG
    gerchla

  • Hallo gerchla, danke für deine Antwort!

    Was soll ich sagen? Deine Worte haben mich sehr berührt und mir auch noch mehr Angst gemacht. Denn du hast mir das bestätigt, was ich selbst eigentlich schon lange wusste...

    Ultimatum hab ich ihm schon öfter gestellt, aber nie wirklich durchgezogen. Mittlerweile bin ich natürlich mehr als unglaubwürdig für ihn. Es ist auch nicht so leicht einfach die Kindern zu nehmen und zu gehen zumal wir auf dem Land wohnen. Jeder kennt jeden, Wohnungen sind Mangelware, unsere Familien habe ich bis jetzt auch ziemlich rausgehalten. Dadurch würde alles "offiziell" werden. Und was sage ich den Kindern? Wo soll ich hin? Soll ich ihn bitten für eine Zeit zu gehen? So viele Fragen...

    Wie hat deinen Frau damals reagiert?

    Mir ist bewusst, dass mein Mann krank ist und die Bereitschaft sich helfen zu lassen von ihm kommen muss. Aber ich will auch um unsere Familie kämpfen

    LG Manou

  • Hallo Manou,

    ich wollte und möchte Dir keine Angst machen. Im Gegenteil. Du fragst nach meiner Frau. Hier der Rest der Geschichte:

    Als ich mich damals geoutet habe, als Trinker, als Alkoholiker, hat meine Frau es mir erst nicht geglaubt. Ich trank ja heimlich und ich war scheinbar sehr gut. Mir ist es bis heute aber ein Rätsel, dass sie es nicht gerochen hat. Ich muss gestunken haben wie ein Waldesel.

    Aber egal - ich zeigte ihr also meine Geheimvestecke, alle zu diesem Zeitpunkt voll mit Alkohol. Z. B. den Reserveradkasten unsere Autos - da befand sich schon lange kein Reseververad mehr drin - statt dessen aber mehrere Sixpacks an Bier. Im Brennholzlager im Garten hatte ich ebenfalls einen wunderbaren Hohlraum installiert - ebenfalls voll, in diesem Fall mit Weinflaschen. usw. usf.

    Als sie das alles sah, brach sie zusammen. Vielleicht hatte sie es ja geahnt aber weggedrückt, gehofft ... Das könnte schon sein - aber jetzt war es raus. Die folgenden Stunden waren einfach nur schlimm und ich verließ irgendwann das Haus und ging in eine Wohnung die mir zur Verfügung stand. Ich kam auch nachts nicht nach hause - obwohl sie darum bat. Tags drauf ging ich zu den AA und begann darüber nachzudenken, wie mein Leben jetzt eigentlich weiter verlaufen sollte. Ich wusste nur eines ganz sicher: Ich wollte nie mehr trinken! Nie wieder Alkohol - das wusste ich - sonst erst mal nichts.....

    Ich ging tagsüber "nach Hause", es war elend, es war schlimm. Da waren ja noch meine Kinder.... Ich liebte meine Kinder (tue ich natürlich immer noch ;) ) Meine Frau wollte Antworten, ich hatte keine. Ich war ein Häufchen Elend, dass sich selbstbemitleidete und nix wusste, außer dass es nie mehr trinken würde.... Zum Schlafen ging ich in die Wohnung - ich konnte nicht mehr mit meiner Frau zusammen sein. Ich vermisste aber meine Kinder wie verrückt, wusste aber, dass ich wieder trinken würde, wenn ich zurück gehen würde....

    Ich begann mir einen "Plan" zu machen - zumindest ein Plänchen. Ich machte Termine mit Suchtberatung, mit Psychologen aus. Ich kontaktierte einen Mönch, den ich Jahre vorher mal getroffen hatte und verabredete mich mit ihm. Das alles ging nicht von heute auf morgen. Wochenlanges warten auf Termine usw. Ich blieb in dieser Zeit getrennt von meiner Familie - nichts mehr zu trinken viel mir nicht schwer - ich hatte doch so viel mit mir selbst zu tun.

    Über die Wochen und Monate, die ich wie im Nebel verbrachte, wurde mir klar, dass ich mich trennen muss, von meiner Frau. Das passierte dann auch und es war die Hölle. Sie war keine schlechte Frau, kein böser Mensch oder so. Im Gegenteil - sie hätte es trotz meiner Lügen usw. gerne noch mit mir probiert..... Sie konnte ja auch gar nichts dafür, sie konnte nichts dafür, dass wir uns durch meine Sauferei über die Jahre hinweg verloren hatten... Diese Entscheidung zu treffen, das war für mich unbeschreiblich schwer. Zweifel, immer wieder Zweifel ob das richtig ist, was ich mache. Dieses Leiden dann zu erleben, meiner Kinder und auch meiner Ex-Frau....

    Die folgenden Wochen und Monate verbrachte ich mit aufarbeiten. Besagter Mönch half mir dabei enorm - dafür nahm ich gerne immer wieder die lange Anfahrt in das Kloster in Kauf. Auch den Urlaub, den ich dafür nehmen musste. Die Gespräche mit diesem Menschen waren im Nachhinein das beste was mir passieren konnte. Nicht das wir uns jetzt falsch verstehen: Ich war kein Gläubiger Mensch, und das spürte er wohl auch. Es ging bei diesen Gesprächen nicht etwa um Gott oder Glauben. Es ging um mein Leben und um das, was ich eigentlich will, mit dem Restleben, das mir jetzt noch zur Verfügung stand. Und es ging auch um ganz alltägliche Situationen, z. B. um ein anstehendes Gespräch mit meiner Ex-Frau, vor dem ich Angst hatte und nicht wusste wie ich es angehen sollte usw. Er hat mir gelernt, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, was ich aber über die Jahre des Trinkens komplett verloren hatte. Nämlich um das ehrlich sein. Immer ehrlich sein und immer sagen was man selbst möchte. Ich konnte das nicht mehr - ich war nicht in der Lage einen Konflikt auszuhalten oder zu sagen: Das möchte ich nicht! Einerseits hatte ich in den langen Jahren des Trinkens immer lieber irgendwas vorgelogen, als mich auseinander zu setzen und andererseits hatte ich nach dem Aufhören so ein schlechtes Gewissen, dass ich auch wieder bereit war alles zu tun. Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte.

    Ich musste also erst mal wieder lernen wie Leben eigentlich geht. Wie Verantwortung übernehmen eigentlich geht. Woche um Woche, Monat um Monat.... vergingen. Ich begann wieder glücklich zu werden - ich fand eine neue Partnerin (mittlerweile Frau inkl. einer wunderbaren kleinen Tochter). Bei all dem vergaß ich aber nicht meine Sucht und eigenes Ich. Ich wollte mich ja weiter entwickeln und ich wollte vor allem (und will) nie mehr zu dem Punkt kommen wo ich damals war.

    Die Beziehung zu meiner Ex-Frau begann sich zu normalisieren... langsam gewann ich Vertrauen zurück. Irgendwann glaubte sie mir, dass ich nichts mehr trank. Meine Tochter durfte wieder mit mir Auto fahren.... Kleine Schritte.... Ich habe meine Ex-Frau immer unterstützt so gut ich konnte (und tue es noch), erst mal finanziell was ich als selbstverständlich erachte, dann aber auch in anderen Dingen. Über die Zeit hat sie gemerkt: Ich kann mich auf ihn verlassen - das ist dieses Vertrauen zurück gewinnen, das ich vorhin gemeint habe. Ich glaube das war für sie enorm wichtig. Denn sie stand vor den Trümmern ihres Lebens! Und plötzlich auch vor dem finanziellen Chaos! Hätte ich z. B. nur das gezahlt was ihr offiziell zustünde, hätte sie als Alleinerziehnde echt ein finanziell mießes Leben führen müssen. Und letztlich auch meine Tochter, die ja noch zur Schule geht. Das wollte ich auf keinen Fall und ich denke, das bin ich ihr und meiner Tochter auch schuldig. Ich kann es nicht mehr gut machen aber ich kann jetzt so sein, wie es möchte. Weil ich jetzt wieder Herr über meine Sinne bin und nicht mehr vom Alk gelenkt werde.

    Nun ist es heute so, dass wir uns sehr gut verstehen. Wenn ich meine Ex-Frau besuche, z. B. um meine Tochter zu sehen, dann trinken wir Kaffee zusammen, wir tauschen uns aus. Wenn sie mal was außer der Reihe braucht, hat sie keine Angst mehr mit mir zu reden. Über unsere Kinder tauschen wir uns aus und manchmal rufe ich sie auch einfach nur an um ihr ein schönes Wochenende zu wünschen oder um sie zu fragen wie es ihr geht. Sie hat einen Job gefunden, arbeitet so gut es ihr möglich ist und darüber hinaus weiß sie, das ich auch noch da bin. Es geht ihr heute besser als in den letzten Jahren unserer Ehe, wo sie nicht wusste was eigentlich los ist. Das sagt sie selbst, nicht ich. Wir können übrigens auch wieder zusammen lachen.....

    Liebe Manou, ich weiß das das alles nicht einfach ist. Im Gegenteil - es ist wahrscheinlich die Herausforderung Deines Lebens. Aber denke an Deine Kinder und denke an Dein eigenes Leben. Und glaube mir, es geht immer weiter. Ich habe in der Zeit nach meinem Ausstieg die ersten Monate damit verbracht nur von Tag zu Tag zu leben. Der Blick in die weitere Zukunft - wie alles mal werden soll oder wie es weiter gehen soll, der hätte wahrscheinlich scheitern lassen. Ich wollte das nicht. Ich habe wichtige Termine gemacht, das ist klar. Die lagen in der Zukunkf. Ansonsten habe ich heute gelebt, immer heute. Und war am nächsten Tag glücklich, dass ich mein Leben geändert hatte. Diese ganzen Ängste die es ja gab, die Trennung z. B. von meinen Kindern, die Angst, wie das finanziell alles zu schaffen ist, der Unterhalt und eine eigene Wohnung dazu usw. das hat sich alles irgendwie ergeben. Nie hätte ich gedacht, das es mal so kommt wie es jetzt ist! Nie!

    Ich bin wirklich sehr sehr glücklich, mit meinem Leben, mit meiner jetztigen Frau. Hätte mir das jemand vor 5 Jahren gesagt - kein Wort hätte ich geglaubt. Hätte ich mir all diese Gedanken im Vorfeld so gemacht, ich hätte mein Leben nicht verändert - Weil ich gedacht hätte, dass das ja nicht funktionieren wird. Was wäre dann also passiert? Ich wäre geblieben, ich würde wahrscheinlich noch oder wieder trinken, da bin ich sehr sicher. Vielleicht hätte ich mich auch schon tot gesoffen, wer weiß. Was ich aber weiß ist, dass sich nichts groß geändert hätte. Meine Frau wäre unglücklich, ich wäre unglücklich und meine Tochter und mein Sohn warscheinlich auch.

    Liebe Manou, kämpfe um Deine Familie aber überlege Dir gut, welche Rolle Dein trinkender Mann dabei spielt. Ich würde sagen, aus eigener Erfahrung: Stehe zu ihm, wenn er bereit ist sich helfen zu lassen. Wenn nicht: Schütze Dich und Deine Kinder.

    LG
    gerchla

  • Hallo Manou,
    eine andere Geschichte...
    Ich hatte eine ähnliche Situation...Haus, Kinder und eine liebe Frau... es fing ganz harmlos an mit zB wir müssen mal reden...bei mir innerlich "Schock", denn ich wusste genau worum es ging...
    bei den vielen Versuchen mit mir zu reden habe ich innerlich abgeschaltet und das Gespräch irgendwie über mich ergehen lassen... manchmal hab ich überhaupt nicht mehr geantwortet bzw habe einfach das Zimmer verlassen und dachte ...na erstmal überstanden... (was sind Männer doch Begriffsstutzig... aber meine Frau ließ mich nicht in Ruhe, sagte auch immer dass sie mich wirklich liebt...meine Gedanken dazu: na dann ist ja alles in Ordnung... mach ich halt mal ne Pause... oder trinke kontrolliert ... so vergingen die Jahre (einige Zeit auch trocken) doch die Situation änderte sich nicht bzw es wurde schlimmer...
    dann kam das Gespräch, welches ich unter Alkohol führte, das mein Leben verändert hat...
    irgendwie brachte mich meine Frau dazu wirklich zuzuhören, sie erklärte mir die Situation aus ihrer Sicht...zB was ich gerade meinen lieben Kindern antue... ich war total streng sehr laut und vor allem für die Kinder unberechenbar... denn abends war ich der liebe betrunkene Vater und morgens völlig unbeherrscht... ich fing dann automatisch an die Kinder so zu erziehen wie ich es früher erlebt habe (und das war wirklich schlimm) meine Frau sagte mir, dass sie das nicht länger zulassen kann im Interesse der Kinder und für sie war es auch nicht mehr aushaltbar...also ich wurde schon auch vor die Wahl gestellt
    im nachhinein weiß ich, dass ich besonderes Glück gehabt habe, da die Meisten es erst verstehen, wenn es zu spät ist
    Dieses Verständnis... aber noch mehr meine Frau haben mich dazu veranlasst mich wirklich um meine Sucht zu kümmern... das war auch das erste mal wo ich es nicht nur versucht habe, sondern ich wußte ich änder das...
    besser kann ich das nicht beschreiben
    Lieben Gruß
    Jasper

  • Hallo Jasper!

    Vielen Dank, auch deine Sicht der Dinge hat mir einiges klar gemacht. Ich sehe in mir deine Frau.

    Nur dass ich das "Glück"habe, dass mein Mann zu den Kindern immer fair ist. Sie haben ihn auch noch nie wirklich betrunken erlebt, da er zumindest soviel Anstand besitzt, dass er erst nach Hause kommt wenn sie schlafen. Wir hatten nur ein oder zweimal die Situation wo sie es mitbekommen hätten, da bin ich aber mit ihnen zu meinen Eltern gefahren. Natürlich wieder mit Ausrede, dass der Papa krank ist und ein wenig schlafen muss...

    Mein Mann kommt jeden Moment von der Arbeit. Ich hoffe, wir finden dann eine Gesprächs Basis. Morgen mehr...

    Danke euch einstweilen! Ihr habt mir über den Tag geholfen!

    Liebe Grüsse, Manou

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