Hallo liebe Forenmitglieder,
da ich es als alleinerziehende Mama leider nie zu den Angehörigentreffen in meiner Region schaffe, schreibe ich hier meine Geschichte auf. An sich hat mir das Mitlesen hier, auch von Betroffenen, schon sehr geholfen, Muster zu erkennen.
Ich traf meinen Partner Ende 2015. Alles rosarot, keinerlei Anzeichen von Sucht. Ich kam in eine Mutter-Kind-Kur, da schrieb er mir schon, er sei polytox. Ich habe, weil ich damit noch nie in Berührung kam, angenommen es handle sich um irgendeine Krankheit. Warnzeichen ignoriert.
Es folgen mitten in der Verliebtheit unendlich viele schwere Alkoholabstürze. Mein Ex-Freund trinkt nicht jeden Tag, aber wenn, dann bis zum Koma. Lag auch schon mehrere Male im Klinikum. Das war für mich superschlimm und erschreckend, aber ich schaffte den kompletten Absprung einfach nicht. Muss noch dazu sagen, dass wohl auch verstärkt Amphetamine im Spiel waren. Gesehen habe ich es nie. Nach eigener Aussage ist es "nur noch das Saufen".
Im Juni 2016 folgte eine Entgiftung mit anschließender Betreuung in einer therapeutischen WG. In dieser Zeit habe ich ihn oft besucht, und hatte Hoffnung, er ist auf einem guten Weg. Im September 2016 war er bei mir zu Besuch, nach einem großen Streit die Trennung. 5 Monate keinen Kontakt mehr. Ich fing an mich aufzurappeln, zu reflektieren und nach vorn zu schauen. Im März steht er plötzlich vor meiner Tür. Lügt mich an, er hätte in der WG eine Schlägerei gehabt. Dabei war mir sofort klar, dass er wieder rückfällig ist. Ich konnte ihn nicht wegschicken, mir ging es zu schlecht damit. Also nahm ich ihn auf. Im April zweite Entgiftung in einer Fachklinik. Auch hier wieder endlose Hoffnung. Dann im Juli, wieder nach abgebrochener Therapie, der Totalabsturz mit Beleidigungen im Chat und ich blöde Kuh lasse ihn aber wieder rein. Hier war der richtige Zeitpunkt STOP zu sagen und mich und meinen Sohn zu beschützen.
In der Zeit seit er wieder bei mir lebte, kam es zu mindestens 5 Rückfällen. Meines Erachtens viel zu viel, wenn man 14 Monate Therapie durch hat. Er war der Meinung, es reicht, zweimal wöchentlich zu den AAs zu gehen. Inzwischen macht er auch eine Umschulung und sieht seine Tochter wieder regelmäßig. Muss man ihm zugute halten, aber mit jeglichen Kleinigkeiten im Alltag komplett überfordert.
Letzte Woche dann der Showdown. Mir ging es sehr schlecht, weil mein Vater einen Unfall hatte. Der Herr sagt, er will für mich da sein. Und betrinkt sich im Laufe des Abends dermaßen, kam morgens sternhagelvoll an und kapierte gar nichts mehr. Das war es für mich endgültig.
Mich macht dieses Hin und Her ohne dauerhafte Veränderung zum Trockenbleiben kaputt.
Auch, wenn es vielleicht nicht nachvollziehbar ist, ich habe ihn in den ganzen Monaten, auch mit der Sucht, geliebt, zu ihm gehalten.
Für mich ist jetzt aber eine Belastungsgrenze erreicht, die nicht mehr überschritten werden darf. Ich bin Mama und habe eine Vollzeittätigkeit. Emotionale Stabilität ist mir am wichtigsten.
Insgesamt betrachtet ist die Geschichte, seine Geschichte, mehr als traurig. Vater Trinker, 20 Jahre Drogenkonsum, beruflicher und finanzieller Abstieg. Das alles habe ich lange weggeschoben, weil die Liebe so enorm war.
Das einzige war mir nun hilft, ist Abstand, und Zeit.
Ich würde mich über Meinungen sehr freuen und bedanke mich im Voraus!
skygirl07