Weiss momentan nicht weiter

  • Hallo zusammen

    Ich bin mit meinem Latein am Ende und hoffe auf ein paar Ratschläge. Hier meine Geschichte:

    Mein Mann und ich sind seit 13 Jahren verheiratet. Getrunken hat er immer, mal mehr, mal weniger.
    Nach ca. 3 Jahren Ehe wurde mir klar, dass er Alkoholiker ist - ihm war es natürlich nicht klar. Die
    Ehe litt sehr darunter, aber ich hoffte immer, dass er sich nochmal fängt.

    Seit fast 3 Jahren ist er arbeitsunfähig (Rücken kaputt), seit 1 Jahr fast ununterbrochen entweder im Entzug oder
    in Suchtkliniken. Jetzt ist er das 3. Mal in den Entzug gekommen (freiwillig auf Anraten seiner Psychologin).

    Nervlich bin ich ziemlich am Ende. Für mich galt immer: Ehe hält in guten wie in schlechten Zeiten, ich habe ihn immer
    unterstützt, geholfen etc., aber nun kann und will ich aber auch nicht mehr.

    Nun steht die Entscheidung Scheidung oder Trennung bevor. Mir wurde bei einer Rechtsberatung gesagt, dass ich
    in beiden Fällen für seinen Unterhalt aufkommen muss. Das würde für mich bedeuten, die nächsten Jahre, evtl.
    sogar bis zum ,Ende', genauso wie er am Rande des Existenzminimum leben zu müssen. Er hat keinerlei Einkommen,
    der Antrag bei der IV (CH) läuft.


    Ich bin auf der einen Seite gerne bereit, ihn zu unterstützen. Aber was verdammt nochmal kann ich für seine Sucht?
    Er hat zudem auch noch als Ziel, mit dem Alkohol nicht aufzuhören sondern auf einen ,normalen' Konsum zu kommen.
    Es macht mich momentan traurig und wütend. Einen Anwalt kann ich mir nicht leisten.

    Zur Zeit ist er wieder in der Psychiatrie, in ca. 2 Wochen geht es wieder in die Suchtklinik. Kontakt haben wir
    gerade nicht. Brauchen wohl beide Abstand. Trotzdem fühle ich mich, als würde ich ihn im Stich lassen. Er muss
    auch aufgrund einer Psychose psychologisch behandelt werden.

    Soll ich trotzdem mit ihm den Kontakt halten? Will er ihn überhaupt? Wird mir das gut tun?

    Als wir uns vor 2 Tagen das letzte mal gesehen hatten und ich erfahren hatte, dass ich unterhaltspflichtig bin
    und für alle Kosten aufkommen muss, war ich am Boden. Seine Abschiedsworte: Man sieht sich.

    Das tut alles so weh. War jemand schon mal in der gleichen Situation?

    LG Seestern

  • Du musst nichts bezahlen. Keine Bange. Du darfst aber auch nichts unterschreiben.
    Lass dich nicht beirren. Institutionen versuchen das gerne einmal. Wenn er schon in einer Suchtklinik war um so besser für dich.
    Er führt seinen Konsum selbst herbei. Das ist ausschlaggebend. Sobald er in der Psychiaterie registriert ist als Abhängiger bist du raus aus der Geschichte.
    Du brauchst noch nicht mal das Trennungsjahr einhalten. Abhängige und Psychisch Kranke fallen unter die Härtefall Regelung bei Scheidungen. Es wird nur sein eigenes Vermögen herangezogen falls vorhanden.

  • Hallo und erste einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum!

    Kurz zu mir: Ich bin Ü50, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Und da ich in Deutschland lebe kenne ich mich mit dem schweizer Recht nicht so aus wie Blaumann vorgibt.
    Aber mit Anwälten bzw. Rechtsberatungen ist es oft wie mit Ärzten - eine 2. Meinung einholen kann nie schaden. Es gibt immer wieder jemanden, der sich besser auskennt als andere.

    Ansonsten hast Du ganz recht: Trennung wäre für Dich die einzige und beste Alternative - bevor Du auch noch kaputt gehst an der Belastung! Solange ER nichts ändern will, sondern nur seinen Konsum wieder auf ein "normales" Maß herunterzuschrauben (was ja wohl offensichtlich nicht mehr klappt, da er schon zu sehr in der Sucht gefangen ist) ... solange können sich alle auf den Kopf stellen, im Dreieck springen und sich selbst aufreiben - es wird sich auch nichts ändern.

    Abgesehen davon kann ich Dir nur raten, eine Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe zu suchen und zu besuchen. Nicht nur, dass Dir die Menschen mit ihren Erfahrungen helfen können - bestimmt hat auch mindestens Eine/r die gleichen/ähnliche Erfahrungen mit Trennung und Unterhalt gemacht. Das wäre dann schon die 3. Meinung ;)

    ICH kann Dir nur raten - Zieh es durch und trenn Dich! Auch wenn Du zahlen müssen solltest - Du wirst ruhiger leben. Es ist so ähnlich wie mit einer Privat-Insolvenz (die ich selbst gerade selbst durchmache): auch wenn man etwas weniger Geld zur Verfügung hat, aber man braucht sich nicht mehr um den ganzen Trouble mit den Krediten bzw. den ständigen Abstürzen Deines Mannes beschäftigen. Man lebt einfach ruhiger und kann sich wieder um sich selbst kümmern.

    Und solltet ihr Kind/er haben - dann erst recht!

    Ich wünsch Dir jedenfall jede Menge Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Seestern,

    zum Rechtlichen, bzw. dazu, dass sich hier in diesem Forum vermutlich schwer jemand finden lässt, der sich mit den Schweizer Gesetzen auskennt, hat Dir Greenfox schon geschrieben. Zudem wurdest Du ja von der IV beraten. Es wird also schon seine Richtigkeit haben.

    Du kannst weder etwas für die Sucht Deines Mannes, noch solltest Du Dich überhaupt in diese Ecke von ihm drängen lassen.
    Eins der vielen Zeichen von Sucht ist, dass Betroffene, solange sie keine Einsicht in ihr süchtiges Verhalten haben, die Schuld immer außerhalb ihrer eigenen Person suchen und in Wirklichkeit nicht bereit sind ihre Eigenverantwortung zu übernehmen.
    Ich schreibe sogar: Hüte Dich davor!
    Such mal im I-net nach Co-Abhängigkeit!!

    Ich selbst kenne einen ähnlichen Fall, wie den Euren.
    Mein Onkel war schwer alkoholabhängig und hat trotz mehrmaliger Langzeittherapie, vielen Entgiftungen usw. nie aufgehört zu trinken.
    Die Ärzte sagten irgendwann einmal: Höchstens noch 3 Jahre, dann ist verstirbt er.
    Aufgrund dessen hat sich meine Tante nie scheiden lassen, weil sie immer damit rechnete, im Fall seines Todes Witwenrente zu erhalten.

    Das Resultat: Er hat noch über 30 Jahre gelebt. Sie waren zwar getrennt, aber die ganze Zeit verheiratet.
    Im Verlauf reichte seine Erwerbsunfähigkeitsrente nicht mehr, beide zu versorgen, sodass sie auf Unterstützung vom Amt angewiesen war.
    Ich schreibe "war", weil als er dann "endlich" starb, folgte sie ihm binnen eines Jahres nach.

    Unabhängig von der finanziellen Versorgung geht es ja auch um Deine Leben, und darum, wie Du es in Zukunft gestalten willst.
    An der Seite eines alkoholabhängigen, uneinsichtigen Alkoholikers wird das sehr, sehr schwer. Vermutlich, wenn Du nicht völlig abstumpfst, wirst Du ebenfalls krank werden, sei es psychosomatisch u.a.

    Indem Du ihn, wie auch immer unterstützt, machst Du in Wirklichkeit das, was Co-Abhängige tun: Sie verlängern unbewusst die Leideszeit des nassen Alkoholikers und verhindern, dass er Einsicht in seine Krankheit bekommt.

    Jetzt, nachdem zumindest für Dich, alle Fakten auf dem Tisch liegen, solltest Du Dir selbst der wichtigste Mensch in Deinem Leben sein.
    Das ist gesunder Egoismus und verhindert Deine krankhaften Verstrickungen in sein Problem.

  • Vielen Dank euch allen für eure Worte. Das bekräftigt mich in meinem Vorhaben, meinen eigenen Weg zu gehen.

    Co-Abhängigkeit - ja, das trifft wohl auf mich zu. Ich habe mich jahrelang um alles gekümmert, ja, ihn auch gedeckt.
    Wollte er morgens betrunken fahren (LKW-Fahrer), habe ich ihn krank gemeldet. Was hätte ich machen sollen? Sein Chef
    hätte nichts bemerkt und er hätte vielleicht einen Unfall mit schweren Folgen produziert. Er hat aus lauter Verzweiflung,
    dass er nichts zum Unterhalt beitragen kann, zig Tausende Franken an der Börse verloren. Und ja, ich zahle alles ab.
    Dazu bin ich nunmal als Ehefrau verpflichtet. Und Ehefrau zahlt brav und schaut, dass weiterhin alles irgendwie im Lot bleibt.

    Oder wenn er (habe ich oft hinterher erfahren), schon mit einer Flasche Schnaps intus noch mit dem Auto rumgefahren ist.
    Wie oft habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich ihn nicht anzeige, bevor was passiert. Aber wovon hätte ich die Strafe
    bezahlen sollen? Das alles will ich nicht mehr. Ich will nicht mehr für ihn gerade stehen, ihn schützen. Ich will, ich will, ich will...
    dass es endlich aufhört.

    Leider Gottes finden die Co-Treffen bei mir in der Gegend nur 1x im Monat statt. Versuche jedoch, den nächsten Termin wahrzunehmen.
    Familie habe ich nicht mehr. Ich muss also alles mit mir selber ausmachen. Arbeitsmässig bin ich jeden Tag fast 12 Stunden ausser Haus, komme nach Hause,
    esse, grüble, schlafe. Am Wochenende bin ich einfach nur noch ausgelaugt.

    Ich verfluche momentan Gott und die Welt, bin einfach nur sauer und enttäuscht. Nein, nicht wirklich auf ihn. Es ist und bleibt
    eine verdammte Krankheit, die ich aber einfach nicht greifen kann. Ich kann es nicht verstehen, wie eine Sucht einen Menschen
    so vereinnehmen kann, dass er für alles blind und taub wird, seine Gefühle abstumpfen lassen kann.

    Fühle mich schuldig, wenn ich mit einem befreiendem Gefühl an eine Zukunft ohne ihn denke. Nach dem Motto, er säuft sich
    irgendwann tot und ich stand ihm nicht zur Seite. Aber verdammt nochmal, das ist nicht meine Aufgabe im Leben.

    Vielleicht tue ich ihm Unrecht, aber ich habe auch das Gefühl, dass es ihm zur Zeit ganz recht ist, dass ich zukünftig für ihn
    zahlen darf und er sich ,zurücklehnen' kann. Mag sein, dass er es zur Zeit auch als Befreiung empfindet, dass die Trennung resp.
    Scheidung naht. nixweiss0

    Sicherlich ist es auch eine Überlegung, sich nur zu trennen, um gegenseitig irgendwann von der Rente zu profitieren. Aber
    das kann wirklich auch nicht der Weg sein, zumal ich hoffe, dass wir beide ein hohes Alter erreichen.

    Wahrscheinlich habe ich nur zu grosse Angst vor der Veränderung in meinem Leben.
    Wieder von Vorne anfangen zu müssen. Meine Träume, die ich eigentlich noch verwirklichen wollte, finanziell
    gar nicht mehr möglich sein werden. Das macht mich WÜTEND >:(. Gut, ihm wird es auch nicht möglich sein.
    Klingt egoistisch? Ja, mag sein, aber die Wut tut gut.

    Wir haben beide immer hart gearbeitet, waren schuldenfrei, haben uns eine wunderschöne Wohnung (Miete) eingerichtet - worfür?????
    Diese Wohnung ist mein Rückzugsort, meine Oase - futsch?! Die eisernen Reserven - futsch.

    Ich denke gerade, hey, in einem halben Jahr ist das Schlimmste vorbei. Aber ist es das wirklich? Die Scheidung werden wir wohl Ende Oktober
    einreichen, haben vorher noch einen Termin bei einer weiteren Beratungsstelle.

    Und um so mehr ich mir meine Wut und Verzweiflung von der Seele schreibe - um so mehr bin ich davon überzeugt, dass es nur
    die Scheidung geben kann. Schei... auf den Unterhalt. Und Gott sei Dank haben wir keine Kinder!!!

    Ich werde auch erstmal keinen Kontakt zu ihn suchen. Tut zwar weh, aber irgendwas hält mich auch ab, ihn zu fragen, wie es ihm
    geht. Das schlechte Gewissen deswegen, weil ich ihn nicht frage, schiebe ich zur Seite.

    Und schon ist aber der traurige Gedanke wieder da, die traurigen Erinnerungen: Wie er verzweifelt in der Küche sass und geweint hat,
    weil er den beschiss... Schnaps nicht trinken will, aber die Sucht ihn dazu zwingt. Wie er immer öfter davon sprach, sich das Leben
    zu nehmen, weil es ja keinen Sinn mehr hat. Seine Verzweiflung brach mir fast das Herz.
    Oder wie ich fast 2 Jahre täglich nach Hause gekommen bin und in Panik ausgebrochen bin,
    wenn der Schlüssel steckte und ich nicht in die Wohnung kam. Hat er sich was angetan? Schläft er nur?
    Von den Lügen und Beleidungen will ich gar nicht erst anfangen. Sie waren einfach nur unsagbar schmerzhaft.

    Und als ich ihn mal brauchte, war er betrunken...

    Und falls dies jemand liest, der gerade im Anfang einer Beziehung steckt und jetzt schon merkt: Hey, das kenne ich doch irgendwie...
    Lauft, lauft so schnell ihr könnt.

    So, und bevor ich noch vor lauter Wut gemein werde, höre ich auf zu schreiben.

    Sorry, wenn ihr meine bösen Worte lesen musst, aber es tat gut.

    Nochmals vielen Dank für eure Worte, die ich mir sicherlich zu Herzen nehmen werde.

    LG
    Seestern

  • Hallo, Seestern!

    Mach Dir keine Sorgen darum, wie Deine bitteren Worte hier ankommen. So ein Forum ist, genau wie eine reale SHG (diese ist eigentlich noch besser dazu geeignet), u.a. auch dazu da, dass man sich mal seine Sorgen und seinen Frust von der Seele reden/schreiben kann. Denn auch dadurch kann man jemandem helfen - zuhören, trösten. Oder auch in den Ar... treten und zu sagen "Beweg Dich! Tu etwas! Von alleine passiert nix!". Auf jeden Fall erleichtert es ersteinmal ungemein.

    Oder wenn er (habe ich oft hinterher erfahren), schon mit einer Flasche Schnaps intus noch mit dem Auto rumgefahren ist.
    Wie oft habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich ihn nicht anzeige, bevor was passiert. Aber wovon hätte ich die Strafe
    bezahlen sollen?

    Das ist in meinen Augen schon wieder coabhängiges Denken: Ich vermute mal, dass es in der Schweiz wie hier in D so ist, dass eine Strafe nur derjenige bezahlen muss, den sie auch betrifft. Und nicht unter die "Unterhaltspflichten" gehört. Und wenn der-/diejenige die Strafe nicht bezahlt - na, dann bekommt er/sie zeitweilig ein hübsches Einzelzimmer ohne Aussicht. Und nicht der Ehepartner.

    Ich kann Dir nur raten, Dich von solchen "Verantwortungsgefühlen" freizumachen und Dir eine eigene Wohnung zu suchen. JETZT, unabhängig davon, wann eine Scheidung offiziell durch ist. Und dann lass ihn machen - er ist erwachsen. Und wenn er nichts in seinem Leben ändern will, dann will er nicht. Aber Du kannst etwas in Deinem Leben ändern.
    Und wegen irgendwelchen Zahlungen: Lass Dich beraten und zahle nur, was Du MUSST (gesetzlich, gerichtlich angeordnet). Strafen o.ä. gehören bestimmt NICHT dazu.

    Zitat

    Fühle mich schuldig, wenn ich mit einem befreiendem Gefühl an eine Zukunft ohne ihn denke. Nach dem Motto, er säuft sich irgendwann tot und ich stand ihm nicht zur Seite.

    Als Außenstehender kann man soetwas leicht sagen, aber später wirst auch Du es nicht nur logisch/rational so sehen (das tust Du höchstwahrscheinlich schon jetzt), sondern auch emotional:

    DU kannst nichts dafür, wenn ER sich für solch ein Leben entscheidet! Es ist alleine SEINE Entscheidung!

    Dann lass ihn - und kümmere Dich um DICH! Wenn Du mal genau hinschaust: Deine Pflänzchen "Selbstwertgefühl", "Selbstachtung" sind schon relativ mickrig, Deine Batterie ist auch nicht gerade voll. DARUM musst Du Dich kümmern!


    LG
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox

    Danke für deine Worte. Habe mir den Text heute zig mal durchgelesen, denn heute ist so ein Tag, wo ich nur noch traurig bin.

    Ich glaube, ich schreibe mir gleich die wichtigsten Sätze heraus und klebe mir diese an den Badezimmerspiegel. Zum Glück
    ist morgen Montag ich kann mich durch die Arbeit ablenken. Hoffentlich ist der ganze Spuk bald vorbei.

    LG & schönen Abend
    Seestern

  • Also, auch ich bin der Meinung, dass du nichts bezahlen musst. Ich finde es echt sehr traurig so etwas zu lesen. Und wie man so uneinsichtlich sein kann irgendwie. Du hast dir nichts vorzuwerfen! Hast ihn immer unterstützt, Hut ab! Denk jetzt mal an Dich auch du bist wichtig.

  • Hallo, maripol, und Willkommen im Forum!

    Ich finde es echt sehr traurig so etwas zu lesen. Und wie man so uneinsichtlich sein kann irgendwie.

    Es wäre schön, wenn Du Dich kurz vorstellen könntest (im Bereich "Vorstellungen"). Ich vermute mal, dass Du eine Angehörige bist und nicht viel über Sucht weisst.
    Ja, es ist traurig, dass Süchtige in solchen Dingen ziemlich uneinsichtig sein können. Was heisst "können" - sind.
    Aber: das gehört leider auch zum Krankheitsbild "Sucht/Abhängigkeit".

    Gruß
    Greenfox

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  • Update

    Hallo zusammen. Ein wenig hat sich mittlerweile getan:

    Ich habe mir jetzt einen Beratungstermin bei einem Rechtsanwalt geben lassen, der findet nächste Woche statt.
    Im telefonischem Vorgespräch konnte mir der Anwalt zumindest schonmal sagen, dass ich für seine Kreditkarte nicht haftbar zu machen bin.
    Habe erstmal aufgeatmet, denn: Seit knapp 4 Tagen ist mein Mann wieder online an der Börse zugange und hat die Kreditkarte in der kurzen
    Zeit fast um 800 CHF belastet.

    Mit meiner Geduld ist es jetzt definitiv zu Ende. Konten sind getrennt, ich habe die Rückzahlungen an die Kreditkartengesellschaft per sofort eingestellt,
    dafür muss er aufkommen. Alle weiteren Rechnungen (Krankenkasse etc) werde ich natürlich noch weiter zahlen. Auch einen gewissen
    Teil an ,Unterhalt' auf sein Konto.

    Ich werde mich ohne ,wenn und aber' scheiden lassen und werde die Unterhaltszahlung (wenn es dazu kommt) dann eben hinnehmen.

    Ab Dienstag bin ich bei den Alanon-Treffen dabei und hoffe, dass ich durch diese Gruppe lerne, mit der psychischen Belastung umzugehen.
    Denn ich merke: Auch wenn er zur Zeit nicht zu Hause ist - ich habe immer noch ein ständiges Panikgefühl, was alles passieren kann. Auch
    das schlechte Gewissen werde ich nicht los (weil ich z.B. einen Anwaltstermin habe und er davon nichts weiss). Ausserdem habe ich jetzt
    schon Angst vor der Zeit, in der wir zusammen unter einem Dach leben werden, bis er oder wir beide eine neue Wohnung hat/haben.

    Am kommenden Freitag haben wir beide zusammen noch einen Termin zur Beratung (Hilfsstelle) bezüglich Trennung oder Scheidung.
    Dann werde ich ihm auch sagen, dass ich bei einem Anwalt war.

    Wir haben zur Zeit überhaupt keinen Kontakt. Von meiner Seite aus will ich momentan keinen Kontakt, damit ich ihn nicht mit
    meiner momentan Wut konfrontiere, da er auch durch die Depressionen manchmal Suizidgedanken mit sich trägt. Warum er keinen Kontakt sucht - keine Ahnung. Wahrscheinlich braucht auch er seine Ruhe.

    Leider hält sich auch die Familie schön raus. Hoffe innerlich, dass mich mal jemand anruft und nachfragt, wie es so geht... Leider keine Anrufe.

    Eine Sache quält mich momentan:

    Soll ich ihn noch dieses Wochenende anrufen und ihm sagen, dass ich weiss, dass er wieder an der Börse ist und dass ich die
    Kreditkarte nicht mehr versuche auszugleichen? Ich hadere, denn ich weiss nicht, was mein Anruf dann noch weiter Negatives bei ihm auslöst...

    Vielen Dank für's Lesen
    Seestern

  • Hallo, Seestern!

    Schön, dass Du "Nägel mit Köpfen" machst! 44.

    ICH würde es ihm nicht spezifisch sagen, dass Du die Kreditkarte nicht mehr ausgleichst, sondern ganz allgemein "Ab sofort kannst Du den von Dir verzapften Mist - egal welchen - selbst bereinigen!"

    Hast Du nicht die Möglichkeit, bei einer Freundin o.ä. unterzukommen, bis Du eine Wohnung gefunden hast??
    Hierzu können Dir übrigens auch die Leute von Al-Anon vermutlich Tipps geben. Denn Du bist nicht die Erste, die soetwas durchmacht - leider.
    Und in der Gruppe wirst Du vermutlich auch die seelische Unterstützung bekommen, die Du von der Familie erwartest.
    Denn dieses "Raushalten" liegt vermutlich nur daran, dass sie mit der Situation überfordert sind und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Und ehe sie einem von Euch auf dier Füße treten, halten sie sich eben raus - und lassen Euch damit beide im Regen stehen.

    Und bezüglich dem "Unterhalt" und der Krankenkasse (??) oder anderen Zahlungen würde ich den Rechtsanwalt eingehend befragen. Wie gesagt - von schweizer Recht habe ich Null Ahnung.

    Ich hadere, denn ich weiss nicht, was mein Anruf dann noch weiter Negatives bei ihm auslöst...

    Vielleicht wiederhole ich mich, aber: Du bist nicht für SEINE Entscheidungen verantwortlich! Genauso wenig, wie er für Deine zuständig ist.
    Also solltest Du Dich nicht um seine möglichen Befindlichkeiten kümmern - sondern um Deine!!

    Mach weiter so!

    Gruß
    Greenfox

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  • Hallo Seestern!

    Es wurden schon viele gute Dinge geschrieben, weitere Ratschläge kann ich Dir auch nicht geben - außer ein Feedback: Du ziehst das strukturiert durch, das finde ich sehr wichtig und gut für Dich.

    Viel Kraft wünsche ich Dir für die nächste Zeit.

    Lieben Gruß
    Caroline

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Das wird wohl so sein, dass die Familie überfordert ist. Ist ok, hoffe ja nur, dass sie sich wenigstens mal bei ihm meldet.

    Bei Freunden oder so kann ich nicht unterschlüpfen. Aber ganz ehrlich: Ich bin momentan sowieso in Kampfstimmung und möchte
    diese Wohnung, wenn möglich, behalten. Nur, wenn es durch evtl. zukommende Unterhaltszahlungen dazu kommt werde ich ausziehen.

    Ich werde mir noch die wichtigsten Fragen für den RA-Termin notieren, damit ich weiss, was auf mich zukommt. Dann
    weiss ich auch, ob und zu wann ich/wir die Wohnung hier kündigen müssten.

    Werde ihm schreiben, dass für seine KKarte aufkommen muss.

    Gebe euch nächstes Wochenende ein kleines Update, wie die Termine verlaufen sind.

    Schönen Sonntag & nochmals vielen Dank für eure Unterstützung.

    Seestern

  • Na dann: 44.

    Das Du Dir die Fragen für den RA aufschreibst ist super.
    Und mit der Wohnung - recht hast Du! Warum sollst Du ausziehen, wenn Du eh alles zahlst!?

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und Kraft!

    Gruß
    Greenfox

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