• Hallo! Bin knapp über 50, seit 20 Jahren verheiratet (keine Kinder) und habe hier gefunden auf der Suche nach Hilfe für meinen Mann und auch für mich. Die Geschichte ist lang, versuche es aber kurz zu halten. Seit meinem 18/19 Lebensjahr hat meine Mutter getrunken, bis sie tragisch ums Leben gekommen ist. Mit der Vorbelastung habe ich meinen Mann geheiratet, der nichts getrunken hat. Leider hat sich das seit Ca. 6 Jahren geändert, hat schleichend angefangen, wurde immer schlimmer. Mein Mann hat harte Sachen getrunken und wurde betrunken streitsüchtig und aggressiv. Hat mich bedroht, ich hatte teilweise Angst gehabt. Es hat länger gedauert, aber letztendlich habe ich ihn vor ca. 3 Jahren verlassen. Vorher habe ich schon mal Zuflucht für 2-3 Tage bei meinem Vater gesucht. Zu dem Zeitpunkt hat mein Mann mir eröffnet, dass er Krebs hat (Prostata) und hat schon einen Eingriff hinter sich und wird noch bestrahlt. Dadrauf hin bin ich zurück, wollte ihn unterstützen, wollte zu seinen Bestrahlungen mit, zum Arzt mit usw. Das wollte er alles nicht. Später hieß es, die Werte haben sich verbessert, es sieht gut aus. Die Trinkerei und alles drum rum war aber wieder oder nach wie vor da. Irgendwann könnte ich nicht mehr und habe mir Wohnung gesucht und bin ausgezogen. Am Auszugstag hat er mir gesagt, dass er weiterhin Krebs hat und Metastasen in verschiedene Organe und der Arzt gibt ihm 3 Monate. Für mich ist die Welt zusammen gebrochen, bin trotzdem erstmal ausgezogen. Er hat dadrauf hin seine Arbeit geschmissen, hat nur in der Wohnung gesessen und wollte nur noch sterben. Ich habe ihn fast täglich besucht, habe versucht ihm zu helfen. Aber er hat sich nur noch darüber Gedanken gemacht, wie er am leichtesten stirbt. Lange Rede, kurzer Sinn: die Wohnung musste er aufgeben, war dann für 2-3 Wochen ohne Dach über dem Kopf, natürlich habe ich ihm wieder geholfen, letztendlich aufgenommen. Er hat sich berappelt, nicht getrunken, Arbeit gefunden. Was die Krankheit betrifft, so hatte er Schmerzen, mal mehr mal weniger. Zum Arzt wollte er nicht mehr gehen. Das ist jetzt fast 3 Jahre her, er lebt und trinkt wieder. Seine Arbeit hat er wieder gekündigt, weil sie ihn ausgenutzt haben. Ich weiß nicht mehr weiter. Er meint, er kriegt es in den Griff, ich soll ihm helfen, ihn unterstützen, aber ehrlich gesagt, ich bin überfordert, das Reden bringt nichts, ich habe das Gefühl, ich müsste jede Minute meine Aufmerksamkeit ihm schenken. Ehrlich gesagt, habe ich Zweifel, ob er bei seiner Krankheit mir gegenüber ehrlich war/ist. Ich habe nie irgendwelche Beweise gesehen, war nie beim Arzt. Es ist schwer mit ihm darüber zu reden, weil er sofort tödlich beleidigt ist, auch wenn ich noch so Samthandschuhe anziehe. Jetzt ist er sein 3 Wochen zu Hause, trinkt abends bis in die Nacht, bzw. Morgengrauen. Dann schläft er und bis ich von der Arbeit zurück bin, ist er wieder nüchtern. Ich bin aber so fertig mittlerweile, habe meine eigenen Wehwehchen, dass ich nichts mehr brauchen kann. Mache fast nichts mehr, könnte nur noch schlafen. Was für leben... Wie finde ich da wieder raus? kann ich meinem Mann überhaupt helfen? An der Stelle mache ich mal Pause....danke fürs lesen und Kommentare, Ratschläge und Meinungen. LG Einohr

  • Hallo, Einohr, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin so etwa in Deinem Alter, Alkoholiker und seit ein paar Jahren trocken.

    Als ich Deine Geschichte las, kam in mir ein Verdacht auf. Und dann kam ich doch tatsächlich an die Stelle, die mir diesen Verdacht zwar nicht bestätigte, aber verstärkte:

    Ehrlich gesagt, habe ich Zweifel, ob er bei seiner Krankheit mir gegenüber ehrlich war/ist. Ich habe nie irgendwelche Beweise gesehen, war nie beim Arzt.

    Alkoholiker sind Meister im manipulieren und Geschichten/Begründungen erfinden.
    Wenn Du hier unsere Geschichten liest, wirst Du einige ähnliche finden. A geht es schlecht und deswegen MUSS er trinken - und wenn B ihm nicht dabei hilft, dass er/sie weitertrinken kann, ist natürlich B alleine Schuld, wenn A komplett abstürzt/stirbt/die Wohnung/Arbeit verliert ... (beliebig erweiterbar).

    Du hattest schon das Richtige getan, als Du ausgezogen bist, um Dich zu schützen. Aber leider hast Du Dich wieder "einlullen" lassen.
    Wichtig ist - finde ich - dass Du Dir Hilfe suchst: z.Bsp. eine reale Selbsthilfegruppe für Angehörige (die dasselbe/Ähnliches durchgemacht haben oder noch machen wie Du) oder eine Suchtberatungsstelle..
    Schau doch mal in unsere Linksammlung, da findest Du viele nützliche, weiterführende Links. Wie z.Bsp. hier oder hier.

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft und einen guten Austausch hier!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox, danke für die Begrüßung und die ehrliche Meinung. Ich vermute selber, dass die Krankheit ein Vorwand war.....ich wusste es aber nicht sicher und konnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, ihn ganz alleine damit zu lassen. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, wie sich Hilfe zu suchen. Ich hoffe, ich kann ihn ebenfalls dazu bewegen, sich auch Hilfe zu suchen. Ich kann ihm nicht helfen, ich könnte ihn nur unterstützen wenn er sich selber bewegt.

  • Ich hoffe, ich kann ihn ebenfalls dazu bewegen, sich auch Hilfe zu suchen. Ich kann ihm nicht helfen, ich könnte ihn nur unterstützen wenn er sich selber bewegt.

    Das ist sehr, sehr wichtig: ER muss etwas machen, nicht DU! ER ist verantwortlich, nicht DU!
    Allerdings gehört auch dazu, dass Du ihn aus Deiner Wohnung setzt - denn es ist DEINE Wohnung, DEIN Rückzugsort. Denn solange er weiter bei Dir wohnt, wird er Dich manipulieren (zumindest es versuchen) - und Dein Refugium ist futsch, Du hast keinen Rückzugsort mehr.

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  • Das ist schon richtig. Er muss selber was tun.
    Was den Rausschmiss aus der Wohnung betrifft: im Moment hat er keinen Job, kein Geld....wenn er mir böse will, muss ich dann noch Unterhalt an ihn bezahlen....ich sitze momentan in der Falle, habe ich das Gefühl.
    Ich war zu leichtgläubig und bin schwach geworden, jetzt ist die Situation für mich fast aussichtslos. Oder würde einer von euch jemand ohne Mittel praktisch auf die Straße setzen?

  • Oder würde einer von euch jemand ohne Mittel praktisch auf die Straße setzen?

    Aus HEUTIGER Sicht - JA!

    Aber ich empfehle Dir, mal zu einer Suchtberatung zu gehen und Dich dort beraten lassen. Denn so eine Beratungsstelle ist nicht nur für die Betroffenen da, sondern auch für die Angehörigen.

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  • Das mache ich, informiere mich gerade durch die Links Vorschläge, vielen Dank.

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