Vorstellung

  • Hallo miteinander,

    ich hatte mich vor längerer Zeit hier im Forum angemeldet , ich bin 52 Jahre alt und Alkoholikerin. Ich habe bereits 2 Langzeittherapien in den Jahren 2015 und 2016 gemacht und bin nicht vom Alkohol losgekommen. Ich habe für mich erkannt, dass ich mich zuerst aus einer Beziehung lösen musste, denn in dieser Beziehung war ich nicht ich selbst. Ich habe mich immer mehr zurück genommen und mich selbst verloren. Beide Langzeittherapien habe ich kurz vor Ende nach Konflikten mit diesem Mann abgebrochen und wieder getrunken. Ich bin trotzdem in der Beziehung geblieben, fühlte mich abhängig und nicht in der Lage allein zu leben. Ich hatte meine Heimat wegen diesem Mann verlassen und wohnte in seinem Haus.
    Immerhin habe ich es vor zwei Jahren geschafft, mir eine eigene Wohnung zu suchen, hielt es aber nie lange aus und ging zurück.
    Vor ca. zweieinhalb Monaten habe ich mich nun endlich getrennt und möchte nun auch vom Alkohol loskommen.
    Ich besuche seit 3 Wochen wieder meine Selbsthilfegruppe.

    Liebe Grüße, RoseG

  • Hallo Rose,

    ist ja jetzt ein Jahr her, dass Du hier geschrieben hast.
    Du schreibst heute:

    Zitat

    Ich habe für mich erkannt, dass ich mich zuerst aus einer Beziehung lösen musste, denn in dieser Beziehung war ich nicht ich selbst. Ich habe mich immer mehr zurück genommen und mich selbst verloren.

    Als ich jetzt noch Mal nachgelesen habe, was Du vor einem Jahr über Dich berichtet hast, da musste ich denken: „Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Wahrheit und Lösung des persönlichen Problems längst schon in der betreffenden Person selbst liegt und sie es nur nicht umsetzen kann.“

    Zitat

    habe eine stationäre Therapie mit anschließender ambulanten Therapie gemacht und war dann sieben Jahre trocken.

    Da weißt Du, wie Trockenheit funktionieren kann. Also nichts, das Dich erschrecken müsste.

    Zitat

    Ich hatte große Angst vor der Veränderung.

    Da fällt mir ganz spontan eine Widmung an eine Tochter ein:
    Eine der größten Schwierigkeiten bei der Selbstveränderung liegt darin begründet, daß viele Menschen, die sich in ungünstigen Situationen befinden, paradoxerweise dazu neigen, den Ist-Zustand gegenüber der Veränderung zu bevorzugen. Der Grund dafür liegt nicht etwa - wie so oft gesagt wird - in der Bequemlichkeit. Im Gegenteil, es ist oft beeindruckend, wieviel Energie Menschen aufbringen, um einen Zustand beizubehalten, unter dem sie leiden. Das Neue, Unbekannte ängstigt, lieber bleibt man beim alten Zustand, auch wenn dieser noch so belastend ist - aber er ist zumindest vertraut.
    (http://www.airport1.de)

    Zitat

    Wenn ich dann längere Zeit nicht getrunken habe, stellte ich fest, dass ich in der Beziehung nicht glücklich bin ...

    aber die Situation mit uns in seinem Haus und teilweise auch seine Persönlichkeit (ich fühlte mich häufig ausgesaugt) erschwerten es für mich abstinent zu leben.

    Für mich ist es heute keine Frage mehr von Optionen: Alles, was meine Trockenheit gefährdet, ist keine Option mehr. Weil – das schreibst Du im Anschluss gleich – Alles, was meine Trockenheit gefährdet mir Alles nimmt, was ich für ein zufriedenes Leben benötige.

    Zitat

    Im August letzten Jahres habe ich dann eine Arbeit gefunden, die ich sehr liebe. Da ich es aber weiterhin nicht schaffte, trocken zu leben, wurde mir klar, dass ich mir eine eigene Wohnung suchen muss, da ich sonst meine Arbeit verliere.

    Zitat

    Ich habe mich gestern erstmal um mich selbst gekümmert, meine Sachen aus dem Koffer geräumt und mir gesundes Essen und Trinken gekauft. Zunächst dachte ich, ich kann gar nicht essen, aber das änderte sich im Laufe des Tages. Dazu gab es Gemüsesaft und Wasser, wenig Kaffee.

    Als ich mich abends schlafen legte, war ich zufrieden.

    Diese Zufriedenheit aufrecht zu erhalten schaffst Du offenbar nicht, wenn Du in Lebenszu- und Umständen lebst, die Dich unglücklich machen.
    Die Lösung kennst Du. Die Frage ist doch jetzt nur: Was ist Dir wichtiger? Deine Gesundheit und Deine Existenz – oder eine unbefriedigende Partnerschaft, die Dich immer wieder zurück in die Sucht treibt?

  • Hallo Dietmar,

    lieben Dank für deine Antwort!
    Ja es stimmt, ich wusste um die Lösung schon lange. Jetzt lebe ich seit 10 Wochen in meiner Wohnung und obwohl mir das Alleinsein sehr schwer fällt weiß ich, dass die Trennung das einzig Richtige war und trotz aller schwierigen Gefühlszustände bleibe ich dabei.
    Nur so habe ich die Chance trocken zu werden und auch zu bleiben. Das ist jetzt meine oberste Priorität und mein Herzenswunsch.
    In den letzten Wochen habe ich immer häufiger getrunken, habe mein Alleinsein und meine Ziellosigkeit wegtrinken wollen. Nun möchte ich so gerne trocken werden, daher habe ich mich hier wieder gemeldet. Ich wünsche mir Kontakt mit Menschen, die mein Problem selbst kennen. Ich bin auch froh, wieder zur Selbsthilfegruppe zu gehen, aber die findet nur einmal die Woche statt.

    Liebe Grüße, RoseG

  • Hallo RoseG,

    Glückwunsch, dass Du von dem Mann weggekommen bist, zumal es nicht einfach ist seinen Willen zu behaupten, wenn man zugedröhnt ist und sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet, das wäre schon nüchtern schwierig,
    deshalb Hut ab vor Deiner Leistung.
    Und weiterhin viel Willensstärke und viel Selbstbewusstsein und Selbstwert.
    lieben Gruss

  • Dankeschön e-qual,

    es ist tatsächlich ein schwerer Weg, zumal ich eine "Kopfentscheidung" getroffen habe. Es dauert, bis mein Herz hinterkommt, es waren ja noch viele Gefühle für diesen Mann vorhanden. Aber nachdem ich nun 4 Jahre keinen entscheidenden Schritt weiter gekommen bin, wusste ich, dass ich erst trocken werden kann, wenn ich mich trenne.

    Daher habe ich jetzt auch viel Hoffnung, denn der erste wichtige Schritt ist geschafft.

    Dir auch alles Liebe, RoseG

  • Auch von mir ein :welcome: zurück im Forum und auch Respekt, dass Du den doch großen Schritt der Trennung geschafft hast 44.
    Jetzt "brauchst" Du nicht noch an/für andere denken und kannst Dich ganz alleine um DICH kümmern.
    Und das andere "alleine" ist zum Einen nur eine Frage der Gewöhnung, zum Anderen eine Frage des Umgangs damit. Ich habe seit einem Jahr auch die Scheidung hinter mir und natürlich war es nach der Trennung erstmal ein besch...eidenes Gefühl, nach so vielen Jahren wieder alleine zu wohnen, "alleine" zu sein und die Kinder nur alle 2 Wochen zu sehen. Mittlerweile habe ich mich aber auch an diesen Zustand "gewöhnt" und mache Sachen, die ich vorher nicht gemacht habe bzw hätte machen können: mal wieder in ein schönes Klassik- oder Orgel-Konzert gehen oder auch einfach nur mal den Sonntag vergammeln ;D

    Schön, dass Du wieder zur SHG gehst - auch wenn diese nur einmal pro Woche ist. Aber Du scheinst Dich dort "wohl" zu fühlen. Und vielleicht ergeben sich ja dort Kontakte für gemeinsame Freizeitgestaltungen (das ist jetzt ohne Hintergedanken gemeint).

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    auch dir ein herzliches Dankeschön!
    Eure Ermutigungen tun mir sehr gut. Ich habe einiges im Forum gelesen und auch das hilft mir sehr.

    Es ist tatsächlich so, dass ich seit der Trennung wieder offener bin und Neues wage oder auch langjährig bestehende Freundschaften wieder pflege. So hat mich eine Freundin besucht, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und wir hatten einen wunderbaren Tag. Anschließend habe ich getrunken!
    Ich besuche seit der Trennung wieder regelmäßig eine christliche Gemeinde, singe im Musikteam mit und besuche auch andere Veranstaltungen dort, ich genieße das alles sehr, aber wenn ich dann nach Hause gehe, trinke ich oft. Es ist so paradox, da ich richtig Schönes erlebe und dann trotzdem trinke. Ich habe noch nicht heraus gefunden, warum ich das tue.
    So möchte ich nicht mehr mit mir umgehen! Ich habe mich nicht getrennt, um jetzt mein Leben mit Alkohol kaputt zu machen.

    Liebe Grüße, RoseG

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