Liebe Grüsse aus Wien!

Heute bin ich wieder mal mit Brummschädel aufgewacht und hasse mich dafür... Ich hatte jahrelang ein Alkoholproblem, teils bedingt durch einen Mörderjob und familiäre Umstände. Ich bin dann ausgestiegen, hab den Job sausen lassen und habe von einer Sekunde auf die andere nichts mehr getrunken. Zwei Jahre hab ich durchgehalten, ohne Umfaller. Seit ein paar Monaten häufen sie sich aber leider und ich bin völlig verzweifelt. War schon in Selbsthilfegruppen, mein Verlobter ist trockener Alkoholiker - und ich habe wahnsinnige Angst, dass ich ihn damit kaputtmache. Er ist Deutscher und die Liebe meines Lebens. Ich verdächtige mich, dass ich jetzt trinke, weil es "mir zu gut geht" - und weil ich mich offenbar dafür bestrafen will. Stephan hat wahnsinnige Angst um mich - wir führen eine Fernbeziehung - in drei Tagen kommt er auf 1 Monat nach Wien und es ist gut, wenn ich überwacht werde. Wir müssen eine Lösung finden, ich hab Panik, dass ich wieder so hineinrassle wie vor ein paar Jahre, wo ich schon in der Früh nicht mehr nüchtern war. Derzeit ist das Verlangen nach Alkohol stark - neun von zehn Mal schaffe ich es, dagegen anzukämpfen (bin schon im Aufzug, um Nachschub zu holen - und fahre ohne Alkohol wieder hoch. Bin stolz auf mich. Zwei Stunden später bin ich dann nicht mehr stark...)

Hallo Greenfox,
danke für Deine Antwort und die netten Begrüssungsworte. Fühl mich gleich etwas besser... Vor meinem Freund hab ich keine Geheimnisse, ich habe jeden Ausrutscher "gestanden". Bei uns ist natürlich erschwerend, dass wir nicht in derselben Stadt wohnen und er vor Sorge um mich fast vergeht. Er leidet ausserdem an einer rezidivierenden Depression (hatte aber in den letzten drei Jahren, seitdem wir zusammen sind, keine schwere Episode) - und ich hab jetzt natürlich Angst, dass ich ihn da hineintreibe. Heute habe ich lange gezögert, ob ich den gestrigen Tag beichten soll - es ist immer eine Gratwanderung - womit schade ich ihm mehr? Er ist im Moment psychisch sehr stabil, aber ich kann aus eigener Erfahrung (drei Burn Outs) sagen, dass sich das von einer Sekunde auf die andere ändern kann. Ich war bei zwei Selbsthilfegruppen - aber die für mich richtige habe ich bis dato noch nicht gefunden. In meiner Ehrlichkeit habe ich erzählt, dass ich schon ab und zu mal ein Bier trinken möchte - Bier war für mich immer Genuss, da hab ich noch nie über die Stränge geschlagen. Man ging sofort auf mich los und betonte, dass das einzige Ziel vollkommene Abstinenz wäre und dass ich fehl am Platz sei... Habe ich zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, dass ich die nächsten drei Tage überstehe, bis Stephan kommt - in seiner Gegenwart trinke ich generell nicht. Es ist ein gutes Gefühl, von ihm Rückendeckung zu bekommen und dass das Thema "Trennung" kein Thema für ihn ist. Aber natürlich belaste ich ihn mit meinen Episoden - und er ist eh so ein Drama King. Ich muss eine Strategie für mich finden, dass ich Hände dauerhaft vom Alkohol lasse.