Mutter ist alkoholkrank?

  • Hallo,

    ich stelle mich zunächst einmal vor, ich bin 22 Jahre alt und lebe mit meinem Verlobten und unserem kleinen Sohn bei meinen Eltern in der oberen Etage in einer kleinen Wohnung.

    Meine Eltern sind seit 33 Jahren ein Paar und seit 23 Jahren verheiratet. Anfang 2014 kam heraus das mein Vater ein Verhältnis hat und ab da ging es bergan mit meiner Mutter. Sie trank zu der Zeit extrem viel und mir fiel es erst im Nachhinein auf. Ich War zu der Zeit um ehrlich zu sein zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich stand kurz vor dem Abitur und mein Zuhause brach auseinander. Ich trank selbst viel zu der Zeit um den Schmerz zu betäuben und dann erfuhr ich das ich schwanger bin; das war
    meine Rettung. Ich konzentrierte mich komplett auf das Baby und ließ die Probleme meiner Eltern außer Acht.
    Ende 2014 kam mein Sohn zur Welt und im Februar 2015 kam es zum Streit zwischen meinem Partner und meiner Mutter wegen ihres AlkoholKonsums. Und ab da beobachtete ich das Ganze auch und es ist wirklich erschreckend. Sie trinkt soweit ich es weiß Bier und Wein, mein Verlobter meint auch Härteres aber das habe ich noch nicht gesehen. Ich habe bisher nur Wein und Bier mitbekommen. Sie trinkt abends versteckt. Ich suche zwar; aber finde nicht immer alles; zum Beispiel har sie sich am Freitag 2 Flaschen Wein mitgebracht - ich finde aber heute nur noch eine volle Flasche die andere ist weg. Ich bin überfordert; hatte mir aber überlegt Sie darauf anzusprechen.
    Angesprochen habe ich sie bereis und ihr geschildert, dass ich mir einfach Sorgen mache. Sie versprach weniger zu trinken - im Nachhinein glaube ich; dass sie es nur versteckter tut oder wartet bis ich fest schlafe.
    Mich macht das Ganze total fertig; ich bin schlecht gelaunt; keife meinen Partner und meinen Sohn an und habe das Gefühl damit nicht fertig zu werden.
    Gestern stritten mein Verlobter und ich uns wieder und irgendwie brach alles aus mir heraus.
    Ich fühle mich so schuldig und ausgelaugt. Ich weiß eigentlich; dass ich meiner Mutter nicht mehr helfen kann - aber gerade das tut mir so weh. Ich möchte aber auch mein Leben noch leben und studieren und ausziehen; mein Partner und ich suchen ein Haus und mit Glück klappt es bald andererseits habe ich das Gefühl, dass es dann komplett bergab mit ihr geht. Ich fühle mich so verantwortlich für sie.

    Wie gehich denn am besten mit ihr um ?

  • Hallo

    Erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.

    Das ist keine einfache Situation, in der du steckst. Vielleicht hilft es dir, wenn du bei einer Beratungsstelle für Angehörige (Co-Alkoholiker) vorbeigehst und dort 1:1 darüber reden kannst. Wenn es dich so sehr belastet, würde ich mir an deiner Stelle hilfe holen.

    Ich War zu der Zeit um ehrlich zu sein zu sehr mit mir selbst beschäftigt.
    Ich möchte aber auch mein Leben noch leben und studieren und ausziehen; mein Partner und ich suchen ein Haus und mit Glück klappt es bald

    Du brauchst doch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du mit mit deinem Leben beschäftigt bist?! So muss es doch gehen im Leben, und deine Mutter ist sicher froh und glücklich, dass du dein Abi hast, und jetzt bereits eine kleine Familie. Du bist nicht verantwortlich für ihr Leben, und ihr wär das vermutlich auch nicht recht wenn du dich verantwortlich fühlst.

    Ich finde es gut, dass du das Thema offen angesprochen hast. Und ihrer Reaktion nach ist ihr durchaus bewusst, dass sie zuviel Trinkt. Sonst hätte sie kaum gesagt, sie möchte es reduzieren. Allerdings finde ich, es ist ein schmaler Grat zwischen Hilfe anbieten und zuviel Einmischen:

    zum Beispiel har sie sich am Freitag 2 Flaschen Wein mitgebracht - ich finde aber heute nur noch eine volle Flasche die andere ist weg

    Ehrlich gesagt halte ich nichts davon, wenn du deine Mutter so kontrollierst. Ändert sich dadurch etwas an der Situation, oder hilft das ihr? Als Mutter würde ich es auch befremdlich finden, wenn sich der junge Verlobte meiner Tochter in meine persönlichen Dinge einmischen würde. Auch wenn er vielleicht recht hat. Aber es gibt trotz allem einen Unterschied zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholismus. Wo deine Mutter genau steht, weiss nur sie.

    Deine Mutter ist eine erwachsene Frau, so wie du jetzt auch. Sie hat dich schon grossgezogen und einiges an Lebenserfahrung. Du fragst, wie du am besten mit ihr umgehst: Einfach ganz normal.. ich würd sie nicht kontrollieren. Du hast ihr ja bereits gesagt, dass du dich um sie sorgst. Aber etwas ändern kann schlussendlich nur sie - wenn sie das möchte. Für mich ist die Frage drängender, wie gehst du damit um, damit du deine Nerven und deine Kraft auf deine eigene kleine Familie verwenden kannst - denn da wirst du gebraucht.

    Alles Gute und Lg
    Mira

  • Hallo,


    Wie gehich denn am besten mit ihr um ?

    Ich bin selbst erwachsenes Kind aus suchtgestörter Familie. Mit dem Leugnen
    (sowohl der Sucht meiner Mutter, als auch ihrer Eheprobleme) bin ich also schon
    aufgewachsen.

    Leugnen als Strategie, nichs verändern zu müssen, die Realität nicht zu berühren,
    bleibt eine endlos-Schleife, in der alle auf der Strecke bleiben. Der Süchtige (falls
    Deine Mutter das bereits ist) bleibt in der Illusion hängen, "alles nicht so schlimm",
    Du als angehörige Tochter bleibst im Tabu ihres Leugnens gefangen, nichts "sagen"
    zu dürfen. Die Heimlichkeit Deiner Mutter wird so zu Deiner. Das musst Du so nicht
    mitmachen, es ist unnatürlich und widerspricht Deiner Gabe, zu fühlen, was IST.

    Den Hinweis von Mira finde ich am besten, Dir selbst Beratung zu holen, um ein
    besseres Gefühl dafür zu bekommen, womit Du es da zu tun hast, und an welcher
    Stelle Du Dich innerlich vom Problem Deiner Mutter abtrennen musst, wenn Du nicht
    selbst im Kraftverlust stecken bleiben willst. (Ohne dass das für irgendwas gut wäre.)

    Ich habe in vielen Jahren aus meiner ersten Frage (wie Deine) die dahinter liegende
    ausgebuddelt: "Wie gehe ich mit mir um, wenn ich MEINE Wahrheit weiter leugne?"
    (Nicht gut, das steht mal fest. Und es braucht viel Mut, da auch wieder auszusteigen.)

    Greif' Dir jede Hilfe, die Du dafür bekommen kannst, das wünsche ich Dir. :)

    Liebe Grüße,
    Wolfsfrau

  • Hallo Lillimausi77,

    Deine Situationsbeschreibung erinnert mich an mein Verhalten meiner Frau gegenüber: Möglichst engmaschige Kontrolle des Alkoholverbrauchs. Das nützt aber überhaupt nichts. Es erzeugt nur eine Art Hassgefühle im Kontrollierten was zu weiteren Spannungen führt.
    Wichtig sind klare Ansagen - keine Drohungen - welche aber in meinem Fall nur im alkoholfreien Zustand übermittelt werden konnten.

    Zitat

    Sie versprach weniger zu trinken

    war ein übliches Mittel drohende Konsequenzen abzuwenden.

    Aus meiner Sicht ist aber am wichtigsten die eigene kleine Familie zu schützen. Ihr Sohn braucht zum Aufwachsen Geborgenheit. Sobald Sie sich mit Ihrem Verlobten aufreiben wegen den Trinkgewohnheiten Ihrer Mutter geht Kraft für Ihren Sohn verloren. Lassen Sie das nicht zu. Suchen Sie Hilfe, oder lassen Sie Ihren Verlobten Hilfe suchen oder am Besten zusammen die Hilfe organisieren.
    Wünsche Euch viel Kraft
    techfreak

    Einmal editiert, zuletzt von techfreak (5. September 2016 um 14:31)

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