Hallo,
lange ist es her, dass ich hier geschrieben habe.... und ich wäre froh, wenn ich anderen Mut machen könnte, so wie Ihr mir damals.
Ich bin 45 Jahre alt und habe drei kleine Kinder.
Vor ca. 4 Jahren habe ich aus kompletter Überforderung mit dem Trinken angefangen. Ich war viel alleine mit den Kindern, pflegebedürftige Eltern nebenan, einfach alles zu viel. 2014 / 2015 habe ich es mit einer ambulanten Therapie versucht, das war aber zu wenig für mich. Vor ca. einem Jahr habe ich dann eine Langzeittherapie gemacht, und war auch guter Dinge. Es war nur sehr sehr schwierig, so lange von den Kindern getrennt zu sein , obwohl sie es ganz gut aufgenommen hatten. Ich hatte sehr Angst, nachhause mit all den Belastungen zu kommen, ich war immerhin fast 5 Monate weg und dort im geschützten Raum. In der Zwischenzeit hat mir meine Ehemann auch noch mitgeteilt, dass er für unsere Beziehung keine Zukunft mehr sieht, wir aber als Freunde versuchen sollten, die Kinder gemeinsam großzuziehen. Es war sehr schwer für mich zuhause, da ich mit der Distanziertheit meines Mannes nicht gut zurecht kam. Der Alltag überforderte mich auch wieder schnell, da noch viel mit meinen Eltern dazugekommen war und diverse Probleme mit meinen Geschwistern.
Ich hatte nach einigen Monaten einen Rückfall, den ich alleine wieder in den Griff bekommen hatte. Aber nach ein paar Wochen fing der Albtraum wieder an, ich dachte "nur ein bisschen" und konnte natürlich nicht wieder aufhören. Ich habe trotz allem die Kinder versorgen können, war also nie völlig betrunken, wenn sie noch wach waren. Beim 2. Mal jedoch weiß ich von den letzten beiden Abenden nicht mehr viel, habe aber meine Schwester zur Hilfe geholt. Ich habe ich mich gleich selbst eingewiesen..... ich bin nun seit ca. 7 Wochen in einer psychatrischen Klinik. Nach ein paar Tagen kam mein Mann überraschend vorbei und teilte mir mit, dass ich nicht mehr nachhause kommen sollte, ich sei eine zu große Gefahr für die Kinder. Für mich brach die Welt zusammen, ich bin seitdem in einer schweren Depression.
Ich habe mich daraufhin auch entschieden, noch mal in die Rehaklinik zu gehen um dort eine Auffangtherapie zu machen. Das startet nächste Woche, leider wurden nur 6 Wochen genehmigt.
Es gab nun mehrere Gespräche hier mit meiner Ärztin, der Therapeutin, der Sozialberaterin und meinem Mann, die alle sehr unschön waren. Er möchte, dass ich ausziehe und möchte vorübergehend das alleinige Sorgerecht. Ich habe auch schon mit einer Anwältin gesprochen, rechtsmäßig darf er mich natürlich nicht vor die Türe setzen, aber wir beide möchten nur ungern um das Sorgerecht streiten. Er war auch schon beim Jugendamt, vor allem wegen Familienhilfe.
Ich verstehe ihn komplett, er hat Angst um unsere Kinder. Er hat wirklich die Hölle hinter sich, hat mich unterstützt wo es ging. Ich verstehe, dass er nicht mehr kann.
Ich kann mich absolut in seine Lage versetzen. Aber trotz allem brauchen die Kinder auch mich, und zwar gesund und trocken. Daran werde ich massiv arbeiten und das Erlernte endlich umsetzen. Sie haben natürlich auch unter meinen Phasen gelitten und konnten oft nicht zuordnen, warum Mama komisch ist. Ich könnte auch damit leben, vorübergehend auszuziehen, aber ich kann mir ein Leben ohne meine Familie, ohne unser Zuhause nicht vorstellen, es tut so weh! Dazu muss ich noch erwähnen, dass unser Haus auf dem Hof meiner Eltern steht, dort bin ich aufgewachsen. Alleine kann ich das Haus nicht halten, finanziell ist es eh schon katastrophal, ich weiß auch nicht, wie wir noch eine Wohnung für mich finanzieren sollen bzw. er dann eine Kinderbetreuung zahlen muss ?
Es ist so aussichtslos....... ich habe das Gefühl, nie mehr glücklich sein zu können, es tut permanent nur weh. Meine Familie hat mich jedes Wochenende besucht, es war immer sehr schön, auch wenn mir das Herz dabei geblutet hat.
Mein Mann ist die Liebe meines Lebens, ich weiß auch nicht, wie es soweit kommen konnte. Er ist ein so besonderer, liebevoller Mensch, und nun verliere ich nicht nur ihn sondern auch meine Kinder. Er möchte mir die Kinder nicht wegnehmen, ich soll sie "ohne Alltagssorgen" haben können. Sie brauchen mich jedoch mehr.... Und ich werde es besser machen als in der Vergangenheit und Verantwortung für die Kinder und für mich übernehmen. Anscheinend musste erst alles richtig zusammenbrechen.
Danke für's Lesen, ich weiß einfach nicht mehr weiter.