Beiträge von CeBe

    Ach herrjeh, jetzt habe ich hier meinen psychologischen privaten Senf dazu gegeben. Ich hatte gar nicht gesehen, dass das einfach ein Musik-Blog ist. SORRY!

    Guten Morgen Brant

    ich habe mir gerade noch mal die remastered version aus 2010 von "Mother" angehört. Das ist sehr ungewöhnlich, von der Musik her. Er schreit ja buchstäblich. Er musste nach der Auflösung der Beatles sicher auch einen eigenen Stil zeigen, er war ja der Kreative bei ihnen.
    Ich wusste gar nichts über seine familiäre Situation, weil ich vorher immer nur die Band als Gruppe gesehen habe.

    Das Problem Mutter ist ja allgegenwärtig: Meine eigene z.B. hat mir zum 40.Geburtstag so eine Art Erinnerungsbuch geschrieben. Das fing an mit dem Satz: Du kannst Dir denken, dass wir über Deine Geburt nicht glücklich waren. So direkt nach dem Krieg und mit so großem Abstand noch ein drittes Kind zu kriegen, das war nicht gut für uns. Und Du warst wieder kein Junge. Schönes Geschenk, oder?

    Und mein Vater hatte so einen kleinen Plattenspieler, das war um 1960 herum. Da hat er einmal spät nachts, in einem Mietshaus mit dünnen Wänden, sehr betrunken und in voller Lautstärke (grauenhafter blechtönender Lautsprecher) "Als Büblein klein an der Mutterbrust" gespielt. Immer wieder, er war nicht zu bremsen und hat mitgesungen! Danach hat er den Teewagen, ein leichtes Möbelstück aus damaliger Zeit genommen und auf dem Tisch in Stücke zerschlagen. Also ging es ihm auch nicht gut.

    Seine Mutter hatte ein Gasthaus und hat zu viel getrunken...

    Soviel zum Mutterproblem.

    Jetzt muss ich schnell raus, sonst wird es schwierig!

    Lieben Gruß

    CeBe

    Ja, Bighara. Das ist m.E. ein Hauptgrund:Es geht einem nicht gut. Wahrscheinlich können viele, die als Jugendliche anfingen das nachvollziehen:

    Die innerfamiliäre Situation war unerträglich, starke negative Gefühle, viel Druck, innerer Schmerz und Leid bei der jugendlichen Bighara. Ich konnte meine Gefühle nicht adäquat regulieren und der Alkohol hat mir genau bei diesem Prozess geholfen.

    Dazu kommen dann die eigenen Persönlichkeitsmerkmale. Wer sensibel ist und eher eine unglückliche Grundstimmung hat, den erwischt es leichter, glaube ich. Ich habe die Menschen mit dem "dicken Fell" oft beneidet. Die haben nie den großen Weltschmerz gekriegt.

    Wobei ich dieses so betonte positive Denken manchmal zum K... finde! Und erstaunlich: In einem großen großen Land, wo nur positive thinking zählt, hat so gut wie jeder seinen Therapeuten. Die kommen auch nicht zurecht in ihrer Welt. Das muss dort ein richtiger Wirtschaftszweig sein!

    Aber wenn man sich alles zu Herzen nimmt und sich den Umständen ausgeliefert fühlt, was soll man als Jugendliche/r dann machen? Was für ein Jammer, was für eine vergeudete Lebenszeit und Kraft! Ich bin erst viel später da hinein gerutscht, aber ich hatte auch das Glück, früh aus dem Elternaus auszuziehen.

    Dazu kommen dann die vielen Jugendlichen, die trinken, weil sie zu einer Gruppe gehören wollen und sich diesem Gruppenzwang wieder nicht entziehen können. Die können die Folgen ja überhaupt nicht überschauen in ihrer Lebensphase. Da wird was angelegt, was das ganze Leben kaputtmachen kann.

    Aber auch bei Dir lese ich wieder die Familiensituation als Hauptgrund oder vielleicht auch nur als Auslöser heraus. Wie auch immer die Situation war, was auch immer ein Kind belasten kann.

    Dazu muss es aber auch in einem Menschen selbst angelegt sein. Denn das ist ja so, wie Sparkassen_Helga schreibt: Eines der Kinder entwickelt eine Sucht, die anderen nicht. Meine beiden Schwestern haben das Problem z.B.nicht. Aber mein Cousin mütterlicherseits. Dessen Familie war liebevoll und ganz anders als meine. Und der kann auch nicht mit meinem Trinkervater verwandt sein! Dessen Vater war Spiegeltrinker. Ah, und die Mutter hat immerzu "Doppelherz" getrunken und bis zu ihrem Tod mit 97 Jahren sehr gerne Sherry.... Wenn es auch genetisch bedingt ist bei mir, dann kommt es jedenfalls von zwei Seiten.

    Lassen wir mal die Wissenschaft sich weiter abrackern, obwohl uns das auch nicht hilft.

    Man weiß ja wohl schon länger, wie Kinder am besten aufwachsen sollten und was schlecht für sie ist. Trotzdem können oder sogar wollen es nicht alle Eltern so. Wenn man sich mal in früheren Jahrhunderten umschaut, war es gar nicht so viel besser. Es wurde nur nicht so kommuniziert.

    Was für ein Durcheinander!

    Trotzdem habe ich heute nicht mehr das Gefühl des Alleinseins. Niemals hätte ich mich so öffnen können wie ich es hier anonym tun kann. Danke an Euch alle!

    CeBe

    Hallo Helga, danke für Deinen Beitrag.

    Ich finde gut, dass sich hier gerade ein paar unterschiedliche Erfahrungen bzw. Meinungen zeigen. Die beiden verlinkten Artikel kann ich , zumindest auf mich bezogen, sehr gut nachvollziehen. Aber natürlich trifft das auf andere nicht unbedingt zu.

    Deshalb wollte ich meine Gedanken mit Euch teilen und um Eure bitten. Wissenschaftliche Artikel dazu lesen hilft mir auch.

    Meine Frage nach dem "Warum" wird sich nicht genau und schon gar nicht für alle gleich beantworten lassen. Ich suche nach Gründen und erkenne erst dann, wenn ich sie irgendwo lese, ob bzw. dass sie auf mich zutreffen.

    Der Satz von Kierkegaard: "Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts" passt für mich dazu. Um das rückwärts verstehen geht es mir zur Zeit, das vorwärts leben lerne ich dann vielleicht auch noch.

    Herzliche Grüße

    CeBe

    Guten Morgen, Paul!

    Aus Deinen Kommentaren zum Thema kann ich jetzt doch Deine Gründe für den Alkoholkonsum herauslesen. Ich hatte zunächst nur wahrgenommen, dass Du ziemlich verärgert über alles mögliche bist und wollte mich ganz aus der Diskussion hier herausnehmen. Es lag ein bisschen am Ton, der mir zugesetzt hat.

    Aber Du scheinst ja auch schlechte Erfahrungen zu haben. So wie die anderen hier, denke ich.

    Und klar, es ist auch deutlich zu spüren, dass es Dir gerade nicht gut geht. Wenn bei Dir Unzufriedenheit ein Auslöser ist, hoffe ich sehr, dass Du diese Klippe jetzt umschiffen kannst und keinen Rückfall riskierst.

    Dass ich geschrieben habe, dass ich zufrieden war, ist natürlich für Dich eher blöd zu lesen. Ich kenne das in anderen Zusammenhängen gut: Wenn ich mich mies fühle und das mal ausspreche (was entsprechend schwer fällt) und als Antwort zu hören bekomme: "Mir geht´s aber gut", könnte ich auch die Krätze kriegen.

    Deinen letzten Satz habe ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen, besonders auch das JA am Ende.

    "Dass nicht sein kann, was nicht sein darf" ist ja eine Redensart, die sagt, dass man eine Tatsache nicht anerkennen kann. Weil man sie ablehnt oder unerträglich findet. So ging es mir in den Tagen nach dem Tod meines Mannes.

    Und immer gefallen wollen, das war bei mir auch so, verbunden mit dem sicheren Gefühl, dass ich oder das, was ich tue keinem gefällt. Ziemlich verdreht, das alles. Aber so war es.

    Und keine Schwäche zeigen: "Gelobt sei, was hart macht", war so ein Spruch meiner Mutter. Auch nicht so toll, wenn man gerade krank ist als Kind oder sowas.

    Mein Beispiel: Ich trauere Tag und Nacht um den Verlust meines Mannes, der im März gestorben ist. Und "Dank" meiner Erziehung bleibt das in mir drin, ich weine irgendwie nach innen. Niemals vor anderen. Dann bekomme ich zu hören, wie gut ich das doch verkrafte. Dass ich zur Zeit lachen kann, findet mancher merkwürdig. Dabei ist auch das nur die Folge meiner Erziehung. Viel lieber würde ich mich hier auf den Marktplatz stellen und mein ganzes Elend herausschreien! Und so lasse ich es zu, dass vielleicht gedacht wird, ich wäre gar nicht traurig. So steckt jeder in diesem Korsett aus Elternhaus, Prägung, Genen und Umwelt drin. Du auch. Das soll keine Schulmeisterei sein, nur meine Meinung.

    Eine große Erfahrung für mich war und ist, dass kein einziger Mensch immer Glück hat im Leben. Und die heutige so oft beschworene "Resilienz" kann man auch nicht erzwingen.

    Aber ich lerne gerade auch, dass Menschen durch andere Menschen aufgefangen werden können. Durch Verständnis, und dass man offen über seine Probleme schreiben kann. Das ist schon die halbe Miete, meinst Du nicht?

    CeBe

    Also Paul, es ging mir um das Thema: Ursachen von Sucht. Zunächst habe ich mich auf den Link von Mojo bezogen, wo genau diese Frage aufgegriffen wird.

    Weiterhin fragte ich, wie Eure eigenen Erfahrungen sind- auch auf diesen Artikel bezogen.

    Und schließlich kam für mich eine sehr nachvollziehbare Antwort aus dem Link von AmSee, der oben aufrufbar ist.


    Das geht meiner Meinung nach etwas tiefer als es einfach die Sucht nach Glück, Zufriedenheit usw. ist. Ich bin gar nicht unglücklich oder unzufrieden gewesen und habe trotzdem mit dem Trinken angefangen. Mein Leben war ganz ok.

    Gerade deshalb ist mir ja das "Warum" wichtig. Und da ich hier im Forum schon viel gelernt habe und auch umsetzen kann, frage ich die Community nach Erfahrungen.

    Dass es mit der Familie zu tun hat, kann ich nachvollziehen und kann sogar meinen Frieden damit machen. Meine Eltern sind schon sehr lange tot und haben die Schäden an ihren Kindern mit Sicherheit nicht bewusst verursacht.

    Hallo Paul, was Du schreibst sehe ich auch so, aber nach dem Lesen der Seite, die AmSee oben verlinkt hat, fällt doch noch ganz viel mehr Licht auf das alles. Das mit dem Rattenexperiment ist schlüssig, aber auch das ist nur ein einziger Aspekt im ganzen Problem. In dem Artikel steht eben auch, dass es nicht nur chemisch abläuft, wenn man süchtig wird. Also was das Heroinwasser anrichtet bei den Ratten.

    Die anderen Süchte, z.B.Wetten, Spielen,Kaufen und wasweißich, die laufen ja nicht über von außen zugeführte Chemie ab.

    Und nein, ich gefalle mir nicht in meiner Opferrolle und ich will das alles ändern!

    LG CeBe

    Vielen lieben Dank AmSee für alles, was Du geschrieben hast. Ich habe bei Deinem Link zu Nacoa jetzt dass Infoblatt gelesen und bin völlig platt: Das ist wie ein Spiegel für mich. Die Auswirkungen von Suchtfamilien auf die bereits erwachsenen Kinder sind exakt meine.

    Nie habe ich früher darüber nachgedacht, warum ich bin wie ich bin. Fast alle Punkte bzw. dort beschriebenen Verhaltensweisen treffen auch auf mich zu. Man entspricht dann eben nicht dem Typ Mensch, der heute vorherrscht, weil man nichts für sich selber tun kann oder will. Beim Shoppen gehen bin ich nicht nur einmal mit irgendwelchem Kochgeschirr oder Bettwäsche heimgekommen statt mit Klamotten oder neuen Schuhen. Du lieber Himmel! "Irgendwie verkorkst", so habe ich mich gesehen, als eine Art 1b-Ware. Dabei war das alles nur in meinem eigenen Kopf, niemand hat sowas jemals zu mir gesagt. Aber Lob oder mal ein Kompliment annehmen ging auch nicht, das habe ich immer zurückgewiesen oder ins Lächerliche gezogen.

    Wenn man sich so verhält, wie in diesem Infoblatt beschrieben, ist man ja ziemlich nützlich für andere. Das wird mir gerade klar.

    Die große Frage wäre noch, ob dann wieder die Familien (Partner und Kinder) dieser erwachsenen Kinder darunter zu leiden haben in ihrem Leben. Wie sich das fortsetzt.

    Es brauchte scheinbar diese Krise (mein Mann stirbt und ich trinke immer mehr), um endlich aktiv zu werden, in diese Selbsthilfegruppe zu gehen. Wenn ich nicht immer tiefer in die Alkoholfalle geraten wäre, wäre das weiter so geblieben! Gut, dass ich das erkannt habe und es wohl noch nicht zu spät für mich ist. Ich werde ernsthaft daran arbeiten.

    Liebe Grüße

    CeBe

    Hallo und guten Morgen!

    Mojo hat am 9.Juli 24 in der Linksammlung auf einen Artikel hingewiesen, dessen Thema mich gerade sehr beschäftigt, deshalb setze ich ihn hier mal rein (Das ist Dir hoffentlich recht, Mojo):

    https://www.lifeandlove.de/ursache-sucht/

    Viele von Euch haben sich bestimmt schon gefragt, warum ihnen das so passiert ist. Ich denke, es gibt ganz viele Ursachen dafür, und auch in diesem Artikel ist mir die Erklärung etwas zu einfach. Es geht hier aber um Sucht allgemein und nicht speziell um Alkohol, und genau das fand ich interessant. Ob das jetzt wissenschaftlich belastbar ist- keine Ahnung. Für mich selbst habe ich da Parallelen gefunden.

    Deshalb fasse ich jetzt mal mein eigenes "Heißes Eisen"an:

    Ich bin überzeugt davon, dass mein Alkoholismus irgendwie mit der Situation in meiner Familie zu tun hat. Als Kind wusste ich natürlich nicht, dass ein Trinker ein kranker Mensch ist. Mein Vater war Alkoholiker, angeblich seit seiner Studienzeit. Und ich hatte Angst vor ihm. Ich weiß auch aus eigenem Erleben, dass seine Mutter ebenfalls getrunken hat. Er war labil, würde ich heute sagen, extrem empfindlich und misstrauisch gegenüber allen Aussagen, die er nicht einordnen konnte, hat überall Kritik herausgehört ("Was meinst Du damit?"). Es gab immer Streit zwischen meinen Eltern, er hat gebrüllt und Türen zugeschlagen. Sogar in der Nacht Möbel zertrümmert, während ich nebenan im Bett lag und Angst hatte.

    Wir hatten damals einen sog. "Holzstall" für Feuerholz, da war eine Axt. Die habe ich versteckt, weil ich dachte, er tut meiner Mutter damit etwas an. Große Küchenmesser haben mir noch jahrzehntelang Angst gemacht.

    Aber mittlerweile ist mir etwas klar geworden: Er war ein schwacher und kranker Mensch, der die Kontrolle verloren hat, wenn Alkohol im Spiel war.

    Meine Mutter war einerseits co-abhängig, sie hat ihn ständig auf der Arbeit entschuldigt (er sei krank), so oft kann gar niemand krank sein. Sein Chef war gleichzeitig sein Schwager, der hat das gedeckt. Er war auch Stammtischbruder meines Vaters, Spiegeltrinker. Ich musste als 14-Jährige meinen Vater oft vom Stammtisch loseisen und dann mit ihm durch den ganzen Ort laufen nach Hause. An den so genannten Krankheitstagen wurde morgens Haferschleim gekocht, ich wusste damals nicht, warum.

    Andererseits aber hat meine Mutter ihn im Streit übelst beleidigt und niedergemacht. Heute weiß ich, dass sie die Stärkere war, außerdem ziemlich gefühllos. Mir gegenüber gab es nie etwas Liebevolles, z.B. mal in den Arm genommen zu werden oder getröstet. "In deinem Alter ist man nicht krank", "Gelobt sei, was hart macht", "Wenn du nicht sofort aufhörst zu heulen, gibts mit dem Kochlöffel", "Das ist nicht nötig, du bist groß genug", wenn ich mal -da war ich noch nicht in der Grundschule - abends zugedeckt werden wollte oder bei ihr auf dem Schoß sitzen.

    Ich habe mich auch ziemlich isoliert und hatte wenig Freundinnen. Das alleine sein in meinem Zimmer war für mich normal.

    Die Angst vor Liebesentzug oder überhaupt Ängste sind bei mir geblieben. Urvertrauen, oder das Gefühl, es könnte irgendwas gut gehen gab es nicht. Dabei ist nie irgendetwas richtig schiefgegangen in meinem Leben.

    Trotz des schlechten Beispiels in der Familie wurde ich alkoholabhängig. Oder gerade deswegen?

    Weshalb ich das hier so ausbreite? Wenn jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht hat und diese positiv verarbeiten konnte, würde ich mich über einen Kommentar sehr freuen. Es hat mit der Scham zu tun, die ich so gerne ablegen würde. Und mit dem Selbstwertgefühl, dass ich so gerne hätte. Wie automatisch denke und spreche ich es sogar aus (zu oft gehört als Kind?) "Dazu bin ich zu blöd" "Das kann ich sowieso nicht" "Ich bin vielleicht ein Kamel (ein Trampel, ein Schaf)". Solche Sachen, die bei anderen auf ziemliches Befremden stoßen.

    Also ich merke gerade beim Durchlesen, dass ich hier herumjammere. Aber der Grund für diesen Post ist ja, dass ich Leute mit ähnlichen Erfahrungen suche. Und diese müssen natürlich auch wissen, mit wem sie es zu tun haben. Deshalb lasse ich es stehen.

    Wie gesagt, erst jetzt fange ich an, darüber nachzudenken! Ich bin im letzten Lebensviertel, wie man so schön sagt (Wenn ich denn 100 würde). Und ICH BIN SEIT DREI WOCHEN ABSTINENT!

    Liebe Grüße

    CeBe

    Hallo AmSee, das ist eine schöne Geschichte! Sie passt gerade zu mir, wobei ich nicht sagen könnte, wem ich ähnele. Die Personen wechseln in meinem Kopf häufig, aber die Traurigkeit ist schon sehr im Vordergrund. Vielleicht kommt ja auch irgendwann der Trost vorbei oder der Mut?

    Hier sind ja noch viele andere Geschichten, sehe ich gerade. Da lese ich nachher mal rein.

    Liebe Grüße

    CeBe

    Hallo lecake und guten Morgen!

    Schön, dass Du hier bist! Ich selbst habe mich auch erst vor gut 2Wochen im Forum angemeldet und bin so froh über diesen Schritt. Weil wir ja beide "Neue" sind, hoffe ich sehr für Dich, dass Du es ebenso empfindest. Man kann sich ja vieles vornehmen gegen die Abhängigkeit, aber man wird es eher mit Hilfe von Menschen schaffen. Der Austausch hier ist sehr hilfreich, weil Du immer wieder auf ähnliche Probleme stößt und vor allem: weil Du nicht alleine damit fertig werden musst!

    Viele Grüße

    CeBe

    Hallo Paul

    Da bin ich ganz bei Dir. Vielleicht habe ich mich schlecht ausgedrückt. Besonders Dein letzter Satz ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Wobei Verbote nicht grundsätzlich falsch sind, es kommt halt drauf an, welche. Den Heranwachsenden einfach nur Verbote hinknallen, ist natürlich Unsinn. Aber generell alles mögliche legalisieren, weil Verbote ja eh umgangen werden? Besonders dann, wenn die Substanz erwiesenermaßen schädlich ist? Es ist schon klar, man kann für alles Mittel und Wege finden, wenn man es haben will.

    Und ein bisschen was ist ja schon passiert von Gesetzes wegen: Die Kasse im Supermarkt piept, wenn Alkohol über den Scanner gezogen wird. Ich habe ein paarmal mitgekriegt, dass junge Leute den Perso vorzeigen mussten deswegen. Die Zigarettenautomaten funktionieren nicht mehr mit Bargeld und in den Geschäften sind die Glimmstengel hinter so einem Rollladen. Rauchverbot in Lokalen, Bahnhöfen, Flughäfen, Zügen. Früher habe ich beim Buchen von Flügen immer dazu sagen müssen, dass ich Nichtraucherplätze will. Da hatte ich aber schon aufgehört. Vorher wäre ich empört gewesen, irgendwo nicht rauchen zu dürfen! In Filmen waberten früher die Rauchschwaden herum, heute darf keine Zigarettenwerbung mehr sein. Leider wird in Filmen viel zu viel getrunken. Ständig haben die Schauspieler da Weingläser in der Hand, wenn sie sich unterhalten.

    Zigaretten sind sehr teuer geworden, manchmal geht sowas auch über den Preis.

    Ich weiß, das ist alles viel zu wenig. Aber ich weiß auch, dass wir selbst uns als Jugendliche komplett über unsere strenge Erziehung hinweggesetzt haben. Wir galten dann als "Gammler" "Hippies" " Langhaarige" und waren erst mit 21 volljährig. Für sogenannte gute Vorbilder hatten wir nur Hohn und Spott übrig. Großzügige Eltern anderer Jugendliche wurde verehrt und waren Vorbild.

    Alles, was passiert zur Zeit liegt natürlich in der Verantwortung der Erwachsenen, insbesondere der Eltern. Und es gibt einfach zu viele, die es sich leicht machen oder denen es egal ist, wenn sie ein schlechtes Vorbild sind. Wenn die vor nichts Respekt haben und nur ihr eigenes Wohl im Auge, was soll da rauskommen? Aber es gibt noch ganz viele andere Gründe, warum so manches schiefläuft.

    Wer in der Schule arbeitet, weiß, wie manipulierbar Jugendliche sind. Die seelische und geistige Entwicklung läuft nun mal so ab und wird auch durch die Beschleunigung heutzutage nicht schneller. Da bringt auch das größere Wissen heute nicht mehr Reife ins Hirn.

    Aufklärung und Warnung sind extrem wichtig, aber Jugendliche glauben leider oft ihren Altersgenossen mehr als den Erwachsenen. Sie suchen sich ihre Vorbilder selbst aus.

    Du schreibst, Du hast Drogenprävention in Schulen gemacht, das finde ich prima. Denn im normalen Lehrplan ist eigentlich viel zu wenig Platz für das, was heute nötig wäre: Drogenprävention, Medienkompetenz, Sozialkompetenz, Teamfähigkeit, Demokratieverständnis, Umweltbewusstsein, Sprachkompetenz, erste Hilfe und noch viel mehr. Und natürlich die Hauptfächer Deutsch, Mathe, Sprachen, Sachunterricht, Chemie, Physik, aber auch den musischen Bereich, und ganz viel Sport! Oh ja, und jedes Kind dort abholen, wo es steht. Und außerschulische Lernorte nicht vergessen, und Projekte. Das ist die Quadratur des Kreises, so viele Wochenstunden gibt es nicht!

    Jetzt hab ich es total überzogen, das hat ja mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun. War nur als Kommentar zum Kommentar gedacht. Ab und zu muss ich auch mal klugsch...!

    Herzlichen Gruß

    CeBe


    Du schreibst ja selbst, dass Du erst mit dem Trinken aufgehört hast, als Du begriffen hast..... Es ist wohl so: Wer sehr früh mit dem Alkohol anfängt, wird eher abhängig werden. Das Gehirn ist erst mit 21 Jahren ausgereift, und viele trinken schon mit 14.

    Anmerkung der Moderation: Ich habe die Diskussion, die sich im Nikotins News - Thread ergeben hat, in ein neues Thema ausgelagert. Grüße AmSee


    Wir haben früher kräftig geraucht. Ich besonders viel, und zwar immerzu, auch im Auto. Unser Hund, der immer mitgefahren ist, bekam als er älter wurde ein Lungenemphysem. Er ist fast erstickt an seinem Husten und der Tierarzt fragte als Erstes: "Rauchen Sie?". Kinder waren auch meistens dabei, man kannte den Begriff "Sekundärrauchen"noch nicht.

    Was mir gerade auch durch den Kopf geht: Ich halte die Freigabe von Cannabis für einen riesengroßen Fehler! Die Ziele, den illegalen Markt einzudämmen, Qualität zu gewährleisten, Jugendschutz, Prävention? Klingt ja alles gut, aber funktioniert es? Ich halte das für pure Augenwischerei und von Leuten erarbeitet und beschlossen, die entweder wenig Sachkenntnis haben (Einstiegsdroge) oder sehr naiv sind. Realitätsfremd.

    Und wer bitte soll den Anbau und die Mengen kontrollieren?

    Man raucht das Zeug doch, oder? Die Reihenfolge erst Tabak, dann Cannabis ist unwichtig, finde ich.

    In den Niederlanden z.B., wo man Cannabis schon lange problemlos kaufen kann, ist das Drogenproblem in keinster Weise kleiner geworden. Es hat also durchaus noch viel weitreichendere Folgen als das Rauchen an sich. Die Schäden, besonders bei Jugendlichen sind immens. Was wird den jungen Gehirnen denn noch alles zugemutet. Und wenn es heißt "erlaubt", dann wird es wohl nicht so gefährlich sein....? Das ist wie mit manchen Naturheilmitteln oder mit rezeptfreien Medikamenten.

    Hallo Brant, hab vielen Dank für Deine offene Antwort.

    Nein, dass Du eine lockere Einstellung bzw. Schreibstil zur Problematik hast, kann ich überhaupt nicht erkennen. Dass Dein Leben wieder in die so genannten "geordneten Bahnen" gekommen ist, freut mich sehr.

    Niemals, wenn ich Deine Beiträge und Deine eloquente Ausdrucksweise gelesen habe, hätte ich gedacht, dass Du auf der Straße gelebt hast! Wenn Alkoholabhängigkeit dazu führt, ist es ja doppelt schlimm.

    Ich verstehe jetzt auch, warum Du mir den Tipp mit dem Buch von Thomas Steiger gegeben hast. Ich habe es mir gebraucht gekauft und lese es zur Zeit. Es ist erschütternd und beschreibt alles ganz schonungslos. 5 lange Jahre!

    Du schreibst in einem anderen Beitrag, dass Du zu Beginn Deines Ausstiegs aus dem Suff viel gelesen hast darüber. Ich habe das auch so gemacht und tu es immer noch. Es hilft mir ungemein, mich ständig mit dem Thema zu beschäftigen. Das muss richtig bei mir im Gehirn verdrahtet werden, damit das Wissen um die Gefahr jederzeit abrufbar ist. Leute, die nicht gut lesen können oder es auch nicht wollen, haben diese Hilfe nicht.

    Hoffentlich hast Du in Deiner Zeit als Obdachloser nicht solche Dinge erleben müssen! So viel Gewalt und Elend, besonders auch zwischen den Betroffenen. Alkohol und Elend scheinen jede Empathie und jede Fairness anderen gegenüber zu zerstören.

    Das Buch geht mir ziemlich an die Nieren, auch weil seine Eltern offensichtlich nichts mehr von ihm wissen wollten. Ich bin erst ungefähr in der Mitte, d.h. sehr gespannt, wie er es geschafft hat, da wieder heraus zu kommen. Worüber ich sehr staune, ist sein Lebenswille.

    Es gibt - so denke ich - kaum Kommunikation zwischen den "normalen" ( bewusst in Anführungszeichen) Menschen und den durch das Netz gefallenen.

    Ich muss mir da an die eigene Nase fassen: Wir haben hier im Ort einen Mann, der offensichtlich keinen festen Wohnsitz hat. Ob er irgendwo eine Platz zum Schlafen hat, weiß ich nicht. Er ist zwar nicht schmutzig oder so, aber er hält sich immer im Freien auf und hat seine ganze Habe in großen Tragetaschen am Fahrrad hängen.

    Jahrelang saß er auf einem liegenden Baum auf einem Parkplatz in unserer Nähe, immer waren Leute bei ihm zum Reden. Fast jeden Tag sind wir ihm begegnet auf Wegen, die von den Autobahn- Raststätten/Parkplätzen kommen. Mit Säcken voller Pfandflaschen aus den Mülleimern dort. Außer guten Tag und hallo haben wir nichts zu ihm gesagt, da waren Berührungsängste auf unserer Seite.

    Irgendwann habe ich dann mal irgendwelchen Smalltalk angefangen, weil er quasi in die gleiche Richtung wie wir ging und ich, naja, irgendwas sagen wollte. Und daraus wurde ein langer Monolog, in dem er auf alles und Jeden geschimpft hat. Die Politik, die Stadtverwaltung, wo überall Geld zum Fenster rausgeschmissen wird, die Ausländer. Er wurde immer lauter dabei. Also, das Gespräch war unangenehm, wenn auch aus seiner Sicht nachvollziehbar. Danach war wieder nur noch hallo und guten Tag. So wird es wohl auch bleiben, denn ich lebe alleine und will nicht mal, dass er mitkriegt, wo ich wohne. In seinem Revier nämlich.

    Dabei schafft er sich auch kleine Annehmlichkeiten. Er saß früher oft vor einer Bäckereifiliale und trank Kaffee, jetzt macht er das in einem Cafe in der Ortsmitte. Da liest er auch die Zeitung. Scheinbar kommt er ganz gut zurecht mit seiner Situation. Er hatte auch immer die zum Wetter passende Kleidung, die war ganz deutlich von der Kleiderkammer.

    Tja, warum schreibe ich das alles. Dieser Mann hat uns sehr beschäftigt im Kopf, aber wir haben absolut nichts für ihn getan. Aus Bedenken, er würde sich irgendwie an uns hängen? Wir wollten ihm auch kein Geld geben, er sollte uns nicht anbetteln oder dann auf uns schimpfen. Der Wald und die Wege dort sollten für uns schön bleiben.... Betrunken schien er nie, obwohl er auch öfter mal mit einem Bier auf der Bank saß.

    Obwohl ich über die Umstände nichts weiß, denke ich: Er ist ein bedauernswerter Mensch, der mir aber leider eher unsympathisch ist. Ich will keinen Kontakt, womit sich hier mal wieder der Kreis schließt.

    Ich wünsche Dir, dass Du nie wieder in solche Verhältnisse gerätst!

    Liebe Grüße von CeBe

    AmSee, doch noch kurz etwas aus dem Nähkästchen: Ich habe eine Freundin, die macht Quilts. Künstlerisch, wirklich toll, sie ist in so einer Gruppe. Sie verwenden Stoffreste, aber auch ganz alte Stoffe, die sie einfärben vor dem Verarbeiten. Sie sagt, sie bekommt überall bei alten Leuten Tisch- und Bettwäsche geschenkt aus deren Aussteuer. Die wollen das loswerden, es wird ja eh nicht benutzt. Aus Leinen und teilweise mit ganz edler Spitze dran. Oft wie neu. Die Quilts dann sind nicht zum Zudecken gedacht sondern eher als Bilder für die Wand. Aber soo schön! Und das geht auch ohne Spezialmaschine.

    AmSee, danke für Deine Antwort!

    Jetzt habe ich alles wieder gelöscht, was ich Dir gerade geschrieben hatte: Upcycling-Ideen, die wirklich nichts in diesem Forum zu suchen haben. Dabei ist mein alter Humor endlich wieder durchgebrochen, das witzige Schreiben geht noch!

    Ich hatte aber auch so gute Laune, weil heute schon Tag 8 ist und es mir gar nichts ausgemacht hat, beim Einkaufen durch die Weinabteilung zu gehen. So langsam kann ich mir vorstellen, ohne Alkohol zu leben.

    Wenn ich mir klar mache, dass das eine Droge ist, brauche ich gar nicht groß nachzudenken. Drogen nehme ich nicht.

    Wenn ich mich erinnere, dass ich vor kurzer Zeit noch ständig Wein gekauft habe. Die Verpackungen der 5Liter-Schläuche waren ja leicht zu entsorgen. Aber zuletzt dann die vielen leeren Flaschen, die ich einzeln weggebracht habe! Einmal sogar zu einem dieser grünen Briekastenmülleimer neben einer Bank im Wald. Da kam eine Joggerin und ich habe mich ganz schnell und harmlos guckend auf diese Bank gesetzt. Vielleicht hat die sogar gesehen, was ich da reingesteckt habe. Und am Parkplatz hier hab ich das auch getan. Und habe gemerkt, dass jemand dann zu diesem Mülleimer ging und reingegriffen hat. Im selben Moment hab ich mich erwischt gefühlt und zu Hause gegoogelt, wie hoch die Geldstrafen sind, wenn man Altglas in einen öffentlichen Mülleimer steckt. Nach einer Nacht mit wenig Schlaf kam mir dann die Idee, dass das sicher nur ein Flaschensammler war. Keiner, der mich mit dem Handy fotografiert und das Bild an die Stadt geschickt hat. Ich sehe jetzt, was für eine Angst und Scham ich ständig hatte, wie merkwürdig ich mich da verhalten habe.

    Noch mal zu Wilhelm Schmid (mit dem ich übrigens nicht verwandt bin): Das erste der kleinen Bücher (Insel Verlag), die ich gelesen habe, hieß "Den Tod überleben -Vom Umgang mit dem Unfassbaren", das hat mich stark beeindruckt und getröstet. Ich bin wirklich ein sachlicher und realistischer Mensch und habe keinen Zugang zu Mystik oder Esoterik, und gerade deshalb hat mir seine Theorie eingeleuchtet. Er sagt, dass das Leben, die Person aus Energie besteht. Die Nervenzellen im Gehirn arbeiten schließlich auch mit elektrischen Impulsen. Naja, und Energie kann nicht verschwinden, das ist ein Naturgesetz. Sie verlässt den Körper, wenn man stirbt, aber sie verschwindet nicht. Es ist noch irgendetwas in irgendeiner Form da. Nichts mit Wiedergeburt wie im Buddhismus, das wäre ja schrecklich. Nein, einfach Energie, die bleibt. Das ist ein guter Gedanke, finde ich.

    Jetzt bist Du durch, hast meine langen Schreibereien wieder mal geschafft.

    Sei ganz herzlich gegrüßt von CeBe

    Hallo AmSee

    es gibt wirklich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten bei Dir und mir. Sowohl in den Denkweisen als auch in dem, was Du so tust.

    Meinem Empfinden vertraue ich erst seit ganz kurzer Zeit. Vorher habe ich einfach gemacht, was man von mir erwartet hat. Keine eigenen Ansprüche anmelden. Ich wollte es anderen immer ganz gerne recht machen, nett sein sozusagen. Aber warum sollte ich unter Menschen gehen, wenn ich mich zur Zeit dabei unwohl fühle?

    Merk- und Konzentrationsfähigkeit werden sich wieder bessern, davon bin ich überzeugt. Die letzten beiden Jahre waren halt sehr belastend, sie bestanden eigentlich nur aus Chemotherapie -ohne Erfolg. Dann Immun-Therapie- ohne Erfolg. Dann eine sog. Bewaffnete Antikörpertherapie- ohne Erfolg. Jedes Mal mit neuer Hoffnung und dann Enttäuschung, wenn die Metastasen mehr und größer geworden waren. Es gab auch eigentlich keine Therapiepausen außer mal fast drei Wochen, als wir beide Corona hatten. Am Ende dann die Pflege hier zu Hause und das Sterben. Das alles war schon hart und hat mich auch an meine Grenzen gebracht. Da habe ich gut funktioniert und alles an Zuwendung und Liebe gegeben. Mein Gehirntraining bestand da eher aus der Koordination von Terminen und dem Verstehen von Arztberichten.

    Ich glaube, wenn eine Beziehung gut und eng war, und wenn man bis zum letzten Atemzug zusammen war, dann kann man das hinterher eher akzeptieren. Trotzdem brauche ich jetzt Zeit, um alleine klar zu kommen. Ich war ja noch nie im Leben alleine. Dazu kommt dann noch der Entzug, den ich um jeden Preis schaffen will. Das ist alles schwierig.

    Es gibt da einen sogenannten Lebenskunst-Philosophen, Wilhelm Schmid. Sagt Dir der was? Von ihm habe ich sehr gute Gedanken gelesen in Bezug auf das Leben, aber auch auf den Tod. Er hat neben Fachbüchern auch mehrere kleine Büchlein herausgegeben, die für mich sehr tröstlich waren. Gerade lese ich nebenher wieder eines: "Gelassenheit- Was wir gewinnen, wenn wir älter werden" Sehr schön. Der Mann ist mir hoch sympathisch, es gibt auch Vorträge von ihm auf Youtube. Aber Du brauchst Dich mit dieser Thematik ja glücklicherweise noch nicht auseinandersetzen. Du hast noch viel Zeit, hoffe ich.

    Gute und schlechte Tage sind OK, das finde ich auch.

    Was mir zu Hobbies gerade einfällt: Ich hatte viele im Laufe des Lebens. Die typischen Zeitgeist-Sachen waren auch dabei, wie Malen und Töpfern und Seidenmalerei. Das alles war vor Jahrzehnten. Reisen und Fotografieren dann in der feinen Lebensmitte. Und am Ende Brot backen und Kochen. Ganz pragmatisch und sehr nützlich. Und es bleiben nicht lauter selbst gefertigte Dinge übrig, die irgendwo herumliegen oder verstaut werden müssen... Mein Mann hat jedes gute Essen fotografiert, das waren am Ende über 600 Fotos! Die sind digital und nehmen keinen Platz weg.

    Witzig finde ich auch die Nähmaschinen-Geschichte. Wobei der Weg bei mir eher umgekehrt war: Von der alten Singer zum Treten über eine der anfänglichen klobigen elektrischen zu einer kleinen und sehr simpel zu bedienenden neuen. Wenn man bedenkt, dass ich so lange alle, wirklich alle Kleidung für die Familie selbst genäht habe! Das war irgendwann zu Ende, die Zeit und die Motivation haben gefehlt. Aus den vielen Stoffresten konnte ich zu Beginn der Pandemie aber schöne Masken nähen.

    Na sowas, jetzt habe ich direkt einen Brief geschrieben! Der gehört ja eigentlich nicht ins Thema, aber das macht nichts. Ist ja auch eine Vorstellung. Ich schick ihn einfach ab.

    Danke Dir fürs Lesen und liebe Grüße

    CeBe

    Guten Morgen Helga und Scrat!

    Danke an Euch für die schnelle Antwort.

    Helga, so ein paar Sachen aus Deinen Vorschlägen liebe ich und mache ich. Z.B lesen, Musik hören und Nordic Walking schon immer. Letzteres natürlich erst, seit es das gibt, aber seitdem täglich. Vorher zusammen mit meinem Mann, aber jetzt alleine. Es ist sehr einfach, da unser Haus am Waldrand liegt und man "hinten raus" gehen kann. So einen Monat nach seinem Tod habe ich im April wieder damit angefangen (ich wäre sonst durchgedreht hier) und bin mit Pfefferspray in der Hosentasche und viel Angst losgegangen...

    Eine Sprache oder ein Instrument lernen traue ich mir nicht zu in meinem Alter. Ich bin ja angeblich sprachbegabt, was Aussprache und Gefühl für Sprachen betrifft. Aber leider kann ich mir überhaupt keine Vokabeln mehr merken. Das ärgert mich schrecklich, ist jedoch mit fast 76 normal, glaube ich. Das Volkshochschulprogramm von unserem Landkreis habe ich mir schon geholt und das Angebot ist wirklich gigantisch! Trotzdem, es sperrt sich zur Zeit alles, alles in mir, ich will am liebsten nur in meinen 4 Wänden sein. Das liegt mit daran, dass die Trauer um meinen Mann von Tag zu Tag mehr wird. Anders kann ich es nicht erklären. Ich habe auch die beiden obligatorischen Wochenenden mit alten Freunden abgesagt. Beide Gruppen meinten, es würde mir gut tun, aber ich kann es nicht. Es sind sozusagen mehrere Baustellen gleichzeitig, zumal bei diesen Treffen auch Alkohol getrunken wird. Da bin ich mit Bewegung in der Natur besser dran, so wie Du beim Golfen.

    Ich bin so froh, dass ich den Alkoholausstieg begonnen habe!

    Und Scrat: Du bist schon weiter als ich (dreimal so lange, oh je!) und klingst sehr zufrieden, Glückwunsch! Auch Helga spricht von erst mal 3 Wochen. Das ist jetzt mein Nahziel, vielleicht wird es dann leichter. Dein Helfer, Bewegung in der Natur, ist auch für mich wesentlich! Wobei ich keine Musik im Ohr habe, aber das ist halt Gewohnheit bei Euch Jüngeren. Musik ist für mich hier zu Hause, wo sie zur Zeit leider verkümmert. Das kommt wieder. Wenn ich mich kultiviert fühlen will, ist es Klassik. Wenn es unter die Haut gehen soll, ist es Rock. Das mag komisch klingen, wenn es von einem alten Menschen kommt, ist aber Fakt. Ich hatte das große Glück eines guten Mutter-Tochter-Verhältnisses. Die (Tochter) hat mich gut versorgt mit neuen Impulsen, denn in unserem Bekanntenkreis war nicht so viel los damit. Mein Mann und ich waren leider schon zu alt, als es mit den riesigen Open Airs anfing. Ich wäre bei Queen und in Wacken gewesen, und nicht nur dort. Mit Sicherheit! Da ich in der Beatles-Zeit aufgewachsen bin, wurde schon damals ein Grundstein gelegt für die Musikrichtung. Wir haben alles durchlebt, was aus Großbritannien und den USA kam. Das ist absolut verinnerlicht und ich habe sogar eines der alten Stücke bei der Beisetzung der Urne meines Mannes im Wald gespielt (nicht ich natürlich, aber gestreamt).

    Also, macht´s gut und habt einen schönen Sonntag.

    CeBe

    Hallo, wie habt Ihr denn die erste Zeit nach dem Ausstieg erlebt? Es wird wohl bei jedem etwas anders sein, aber trotzdem gibt es sicher auch Gemeinsamkeiten. Ich habe für mich entdeckt, dass Ablenkung am besten ist. Etwas tun, bloß nicht herumsitzen und nachdenken. Mir helfen schon Haushaltstätigkeiten, oder das Haus verlassen und eine halbe Stunde gehen. Meine Konzentrationsfähigkeit ist im Moment nicht gut, also erledige ich besser zur Zeit keinen wichtigen Papierkram. Zahlendreher z.B.machen sich nicht so besonders bei Banküberweisungen...

    Für mich ist heute Tag 6 ohne Alkohol, also noch der totale Anfang. Das Haus ist komplett Alk-frei. Die vielen "guten, schönen und teuren" Gläser kann ich jetzt nicht weggeben, das bringe ich nicht fertig. Und wenn ich im Forum lese, wie lange viele schon nüchtern sind, denke ich spontan gleichzeitig: Das möchte ich auch und: Das schaffe ich nie. Diese Mitglieder bewundere ich sehr!

    Meine Gefühle sind eigentlich positiv (aber wieso nur "eigentlich"?). Den vermeintlichen Trost in der augenblicklichen Misere gibt es nicht mehr. Das ist toll und schwierig gleichzeitig. In den ersten vier Tagen war es schlimm, ich war noch nie so nervös und auch so ungeschickt. Ständig ist mir etwas aus der Hand gefallen, ich hatte kalte Füße mit Wollsocken und habe zu viel gegessen. Bei Kontakten mit Leuten am Telefon habe ich denen das Ohr blutig gequatscht, ohne Grund. Es hat sich alles irgendwie anders und fremd angefühlt.

    Aber allein, dass ich jetzt nachmittags nüchtern das Haus verlassen kann und nicht ganz alleine mit dem Weißwein hier herumsitze, das ist schön.

    Eine ganz erstaunliche Erfahrung: Durch das ständige Lesen im Forum und auch in Büchern zum Thema habe ich schon eine gewisse Abneigung entwickelt. In einem ziemlich seichten Buch (Roman, leichte Lektüre für die Nacht) habe ich es kritisch gesehen, dass jemand ein Glas Whisky trinkt. Sowas wäre mir vorher nicht aufgefallen. Und in einem Film im TV empfand ich es als unsympathisch und unangenehm, dass die Frauen dort ständig mit einem Weinglas in der Hand da saßen. Und tranken natürlich. Kein Gefühl von Neid bei mir!

    Ob das gerade mal nur ein Selbstschutz ist, oder ob ich tatsächlich schon umdenken kann? Nach so kurzer Zeit? Da traue ich mir nicht so ganz über den Weg, denn wir haben früher ja auch jedes Jahr die 7 Wochen Alkohol-Fasten gemacht. Ich will aber trocken werden und mich nicht auf die Zeit nach den 7 Wochen freuen, so wie früher. Das ist schon etwas anderes.

    Also, es würde mich sehr interessieren, wie es bei Euch war. Wo waren die Versuchungen? Was hat Euch dann geholfen, wenn eine Situation schwierig wurde?

    Außerdem bin ich gespannt, ob ich das jetzt richtig gemacht habe. Ich habe ja noch keinerlei Erfahrung mit dem Schreiben im Forum. Gleich werde ich sehen, ob dieses Thema dort erscheint, wo ich es haben will.

    In der Hoffnung auf Antworten liebe Grüße

    CeBe

    Hallo an Euch beide, Helga(die ganz anders heißt) und Am See

    Ja, Eure Tips sind gut für mich, weil fast alle umsetzbar. Ich will mal drauf eingehen, weil ich es großartig finde, dass sich andere Menschen um mich bemühen.

    @Helga

    Tee: In der ganz schlimmen Zeit um den Krebstod meines Mannes herum (Er war bis zum Ende zu Hause und das war gut so. ), habe ich von unserer Tochter schöne Kräutertees bekommen, auch für etwas entspanntere Nächte. Die kaufe ich heute noch, weil Schwarztee und natürlich Kaffee in diesen Mengen gar nicht gehen. Eistee mit Zitrone im Sommer, das auch. Minze: Wunderbar, die gibts hier beim Türken in Riesensträußen. Muss ich holen. Ein Problem ist höchstens, dass ich einen wirklich extremen Flüssigkeitsbedarf habe. Drei Liter am Tag ist mein Minimum, keiner versteht das. Gesund ist so viel auch nicht. Ärztlich ist das abgeklärt, da gibt es keinen Grund. Ich habe ganz einfach immer Durst und kann drei Gläser Wasser hintereinander reinschütten. So kam es natürlich sehr einfach dazu, den Wein genauso zu trinken.

    Yoga ist, glaube ich, nichts für mich. Ich habe vor langer Zeit das mal angefangen, aber es ging nicht an mich.

    Du hast recht, ich rede nicht über mein Problem mit irgendwelchen Leuten. Heute vormittag war ich auf so einem turnusmäßigen Treffen, da hat eine wegen ihres Geburtstags Sekt ausgegeben. Da mich alle kannten als die, die ihn pur trinkt und nicht mit O-Saft, haben sie ganz seltsam geguckt, als ich "nur O-Saft" wollte. Ich habe gesagt, dass ich jetzt mal die ausgefallene Fastenzeit nachhole. Das haben wir ja jedes Jahr mit Alkohol gemacht. Naja, es gab dann diese Kommentare wie: Das finde ich sehr gut. Da höre ich sofort raus, warum die das sagen. Bin etwas überempfindlich gerade.

    Streng zu mir selbst: Ja, ich weiß das. Das hat Gründe, die mit der Erziehung zu tun habe. Der eine verinnerlicht, was er als Kind ständig gesagt bekommt. Der andere kann sich irgendwann in ein besseres Selbstwertgefühl retten. Ich konnte es nicht, ich habe alles geglaubt. Aber das ist eine andere Geschichte.

    In unserem Freundeskreis wurde gar nicht so viel getrunken, da war ich fast die einzige. Den Aufpasser von außen brauchte ich nur hier zu Hause, und den hatte ich auch. Und weil der nicht mehr da ist, ist es ja auch so aus dem Ruder gelaufen.

    Aber jetzt habe ich Euch!

    @Am See

    Danke auch Dir, dass Du Dir so viel Zeit für mich genommen hast! Und dass Du so offen über Deine MS schreibst. Ich weiß von Bekannten mit der Krankheit, wie völlig unterschiedlich sie verläuft und wie unberechenbar sie ist. Eine Klassenkameradin meiner Tochter hatte den Mut, trotzdem ein Kind zu kriegen und lebt seither ohne Schübe. Ihre Mutter hat mir das erzählt, aber es soll angeblich "niemand wissen".

    Wie unmöglich, dass sogar solche Erkrankungen scheinbar stigmatisiert sind. Da kann man ja wirklich nicht von Selbstverschuldung sprechen. Irgendwo ganz oben schriebst Du, glaub ich, auch mal von Depressionen. Diese hatte ich auch, das wurde mit Medikamenten gut behandelt. Aber auch da wird schief geguckt, wenn man darüber spricht. Das ist lange her, heute weiß man mehr darüber. Der Begriff wird aber jetzt auch oft ganz falsch gebraucht.

    Übrigens, ein weiterer Bekannter hat seine MS komplett unter Kontrolle bekommen durch ein sehr strenges Ernährungsprogramm. Das hat er in einer Schulung in Großbritannien gelernt, es ist vegan und auch da noch einmal besonders. Anders hätte sein Krebs (Das kommt hier noch dazu) nicht behandelt werden können und er wäre längst gestorben. Nein, es geht ihm gut. Aber ich denke mal, Du hast sowieso alle Kenntnis, die man als Betroffene haben kann.

    ....und wenn Du Dich im Wald mal zum Ausruhen hinsetzen musst, dann sind da zwar keine Bänke, dafür aber liegende Baumstämme. Man muss ja nehmen, was man kriegt.... Das soll aber kein Witz sein. Ich finde Dich sehr tapfer, toll!

    Ja, schöne Klänge tun gut. Klangschalenmusik, oder diese Entspannungsmusik, deren Takt dem Herzschlag entspricht. Da habe ich ja noch massenhaft CDs von früher mal, die muss ich raussuchen und wieder hören. Vor lauter spotify hatte ich ganz vergessen, dass da massenhaft schöne CDs sind. Meeresrauschen hab ich auch. Also das ist ein guter Denkanstoß von Dir. Und sogar die Jakobson CD mit der progressiven Muskelentspannung ist im Regal.

    Das fand ich damals machbar für mich, für Meditation war ich zu zappelig. Auch Autogenes Training ging nicht, ich habe für beides Kurse gemacht. Jacobson hat geklappt, weil ich da selbst aktiv was machen konnte. Aber die volle Version dauerte sehr lang, da hat dann doch wieder die Geduld gefehlt.

    Oben habe ich ja geschrieben, wie furchtbar viel Flüssigkeit ich trinke. Immer schon. Wenn das gegen den Druck hilft (Wenn er kommt, noch bin ich ja nur stolz auf mich), wird halt noch mehr reingegluckert. Ich habe mir im Supermarkt solche Sirups gekauft, damit das viele Wasser ein bisschen Geschmack bekommt.

    Also, nochmals danke an Euch und liebe Grüße

    CeBe