Bighara , inzwischen hab ich mir die ersten beiden Folgen deines Podcasts angehört und deinen Hintergrund, den ich ja bislang nicht kannte, näher kennengelernt.
Feedback dazu geben möchte ich dir dazu nicht, dazu müsste ich ins Detail gehen, was mir aber sehr schwer fällt. Außerdem vermischt sich da für mich gefühlt etwas. Das eine ist der Podcast, mit seinen jeweiligen Inhalten und vielleicht auch Intentionen, das andere bist du hier, mit der ich direkt auf ein Teilen deinerseits mit meinen eigenen Erfahrungen antworten kann.
Was ich recht gut kann, ist direkten Bezug auf Aussagen in einem Text nehmen. Das andere ist für mich komplizierter und kostet mich viel Zeit und Energie.
Kurz und gut, ich hab dich und deinen persönlichen Hintergrund durch das Anhören etwas näher kennengelernt und dabei sind natürlich eigene Erfahrungen und Gedanken hochgekommen.
Innerer Kritiker, wer ist das eigentlich, wozu ist der überhaupt da, ist für mich ein großes und wichtiges Thema gewesen.
Heute weiß ich, woraus sich der speist bzw. aus welchen Aussagen und Wertvorstellungen er sich entwickelt hat.
In meinem sogenannten Inneren Team hat er zusammen mit dem sogenannten Inneren Antreiber den Großteil meines Lebens die Führung übernommen, mich zu Höchstleistungen angetrieben, nach einem bestimmten Bild geformt.
Und die beiden waren gnadenlos.
In gewisser Weise waren sie aber auch mein Schutz, denn im Grunde war mein Leben von einer ständigen Grund-Unsicherheit geprägt.
Das sogenannte Urvertrauen habe ich von zuhause leider nicht mitbekommen, weil ich eben in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen bin.
Andere Innere Anteile sind da deutlich zu kurz gekommen, zum Verstummen gebracht worden, völlig hinten runter gefallen.
Doch die sind ja auch da. Hab zwar mal gelesen, dass Innere Anteile auch von anderen Inneren Anteilen getötet werden können, aber so schlimm scheint es bei mir nicht gekommen zu sein.
Ich hab mich gefragt, wer von diesen Anteilen bei dir erst unter Alkoholeinfluss eine Chance rauszukommen gehabt haben mag. Musst du mir hier übrigens nicht beantworten, wenn du das nicht möchtest oder gar nicht in deine Richtung geht.
Neben diesem Modell der sogenannten Inneren Teams habe ich in den letzten zwei Jahren in der Psychotherapie (tiefenpsychologisch fundiert/ Traumatherapie/ EMDR/ Ego-State-Therapie) noch das Modell der sogenannten Ego-States kennengelernt. Das komplettiert für mich das Bild meines traumatisierten Ichs.
Ich habe gelernt, dass mein sogenanntes erwachsenes Ich nicht mit meinem sogenannten Inneren Kritiker gleichzusetzen ist. Im Grunde ist es noch was ganz anderes, aber ein Teil von mir, der in gewisser Weise völlig überfordert und auch verkümmert war.
Erst, als es mir mit Hilfe der Therapie, Übungen in Achtsamkeit und Selbstfürsorge, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit gelang, diesen Anteil, dieses Erwachsenene Ich aufzubauen und zu stärken, war er in der Lage, sich dem Inneren Kritiker zu stellen, ggf. in die Schranken zu weisen, aber auch seine eigentliche Aufgabe zu erkennen und zu kommunizieren.
Heute ist dieser Anteil, mein erwachsenes Gegenwarts-Ich, in der Lage, sich um meine verletzten Inneren Kinder und Teenager zu kümmern.
Und ja, da sind einige tiefe Verletzungen vorhanden. Die Angst und das Dissoziieren, von dem du in der zweiten Folge erzählt hast, hat mich an eigene entsprechende Erfahrungen erinnert. Bei mir zuhause war‘s zwar anders als bei dir, aber so unähnlich sind meine eigenen Erfahrungen den deinen nicht.
Im Vordergrund steht bei mir bzw. meinen erwachsenen, fürsorglichen Gegenwarts-Ich inzwischen nicht mehr die Kontrolle. Das, was da ist, was ich bin, fühlt sich an, wie etwas, was ich von erwachsenen, fürsorglichen, selbstbewussten, gesunden Eltern erwarten würde.
Ich schicke das jetzt erstmal ab. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen….